"Kinder – Träume – Zukunft" (Erhard Großmann): Unterschied zwischen den Versionen
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''Kinder – Träume – Zukunft'' ist ein Wandbild von 1973,<ref>Aus bildrechtlichen Gründen | |||
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Version vom 9. Juli 2024, 12:38 Uhr
Kinder – Träume – Zukunft ist ein Wandbild von 1973,[1] das sich in der heutigen Ziolkowskistraße in Neubrandenburg befindet (Maleschka, 195). Das vom in Dresden geborenen Maler und Grafiker Erhard Großmann (1936–2023) erschaffene Werk hat ein Gesamtmaß von 6m×15m und setzt sich aus einzelnen Meißner Fliesen mit Unterglasurmalereien zusammen (Maleschka 2019, 195). Der Titel des Wandbildes nennt den Traum als zentralen Begriff, sodass die einzelnen in der bildenden Kunst der DDR gängigen Motive in diesen bildthematischen Kontext rücken. Die Motive beziehen sich ferner auf gängige Vorstellungen der damaligen Zeit, denen zugleich als ,Visionen‘ etwas Traumhaftes inne wohnt.
Zum Künstler
In den 1950er Jahren absolvierte Großmann erst eine Lehre als Farblithograf, bevor er 1953 ein Kunststudium begann (Eisold, 283). Zunächst erfolgte dies für drei Jahre an der Arbeiter- und Bauernfakultät für Bildende Kunst in Dresden, anschließend besuchte er bis 1961 die Hochschule für Bildende Künste Dresden und wurde dort von Erich Fraaß (1893–1974)[2] und Rudolf Bergander (1909–1970)[3] ausgebildet. Ab 1961 war der Maler und Grafiker Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und freischaffend tätig. Er ließ sich im selben Jahr im Bezirk Neubrandenburg nieder. Dort arbeitete er in den 1960er Jahren in verschiedenen Institutionen und Positionen (z.B. ab 1965 als Zirkelleiter im Haus der Kultur und Bildung Neubrandenburg oder als Mitarbeiter im Zentrum Bildende Kunst Neubrandenburg (1969–1972)). Zum Entstehungszeitpunkt des Wandbildes war er in Neubrandenburg abermals freischaffender Künstler[4].
Werkbeschreibung
Das Wandbild weist kompositorische Merkmale des Komplex- bzw. Simultanbildes auf und ist motivisch in drei sich überlappende Teilbereiche unterteilt. Simultanbilder bieten die Möglichkeit gleichzeitig stattfindende Handlungen im Bild künstlerisch zu visualisieren. Als kompositorisches Mittel zur Traumdarstellung taucht das Simultanbild in der Kunst seit dem 16. Jahrhundert auf (Ruby, 82f.). Zumeist ist eine schlafende Person dargestellt, in deren Trauminhalt die Betrachtenden blicken können. In der Kunst in der DDR wurde das Simultan- bzw. Komplexbild ab den 1960er Jahren aufgegriffen (Philipp, 14f.). Es zeichnet sich z.B. durch Aufhebung der Naturgesetze, Alltagswahrnehmungen sowie von Raum- und Zeitgefügen aus (Philipp, 14f.; Lang, 114) und trat bildthematisch völlig unabhängig des Traumkontextes in Erscheinung (Lang, 114). Die Komposition und die damit einhergehenden Merkmale legen eine Auslegung des Wandbildes als Traumbild nahe. Sie können nämlich mitunter eine traumhafte Bildwirkung entfalten (Kreuzer, 357–359; 504–507; 682–684), weshalb in der Analyse Aspekte traumhaften Erzählens Berücksichtigung finden. Des Weiteren suggeriert der Titel den Eindruck einer kausalen bzw. temporalen Abfolge, die von der Anordnung der Einzelmotive im Wandbild allerdings nicht bedient wird.
Am linken Bildrand von Kinder – Träume – Zukunft präsentiert sich ein nacktes Paar. Sowohl Mann als auch Frau scheinen auf dem kleineren Baum, der sich hinter ihnen befindet, zu sitzen. Auch wenn die Frau den Betrachtenden entgegenblickt und sie sich teilweise mit ihren Extremitäten bedeckt, zeigt sie durch ihre Körperhaltung (ihre rechte Hand ist hinter den Kopf gelegt) einen offenen Umgang mit der eigenen Nacktheit. Daher ist ihre Pose, gerade auch im Balanceakt auf dem Baum und dem Blickkontakt zu den Betrachtenden, von einer leichten Laszivität geprägt. Die Frau ist außerdem mit ihrem Oberkörper zur Brust des Mannes geneigt. Der Mann hingegen richtet seinen Blick auf eine weiße Taube, die oberhalb der Frau angeordnet ist. Diesen Vogel versucht der Mann gerade mit seiner rechten Hand zu ergreifen. Umrahmt wird die Szene von einer Kreisform, die in den nächsten Teilbereich weiterleitet. Das rahmende Kreiselement kehrt zudem in den anderen beiden Bereichen des Wandbildes wieder und bildet die kompositorische Grundlage für das mittlere Motiv. Die geometrische Form verbindet für die Gesamtaussage des Werkes also die autonomen Einzelmotive miteinander.
In der Mitte sind drei Kindergestalten zu einer gemeinsamen Halbfigur zusammengefasst und bilden eine Art Trinität. Hierbei variieren aber Mimik, Handlung und Gestik der einzelnen Kinderdarstellungen, die sich denselben Oberkörper teilen. Das linke Gesicht in Dreiviertelprofil hat gesenkte Augenlider und blickt zu Boden. Hierbei ist ein halbdurchsichtiger Arm diesem Gesicht vorgelagert, während die Hand bereits an die Stirn des mittleren Kindes in Frontalperspektive reicht. Im Zusammenspiel des linken Gesichtes und der stützenden Armhaltung werden jedoch Erinnerungen an den Melancholie-Gestus wachgerufen (Jacobs, 145). D.h. wir haben eine Figur vorliegen, die in sich selbst versunken ist, sinniert und imaginiert. In Bezug auf den Bildtitel kann das Kind daher als Tagträumender ausgelegt werden, wodurch die umliegenden Motive Traumbilder sind. Eine weitere Hand, die sich aufgrund der Positionierung eher der mittleren Kinder-Figur zuordnen lässt, hält ein aufgeschlagenes Buch, dessen Umschlagsbild geometrische Formen aufweist. Das rechte Kind im Seitenprofil blickt ernst nach rechts oben. Hinter diesem Gesicht und ungefähr auf der Höhe der Lippenpartie zeichnet sich eine Schulter ab. Dieser Partie mit den Augen weiter folgend, gelangt der Blick zum unteren Bildrand. Dort ist eine linke Hand zu sehen, die in Schreibhaltung einen Zirkel fasst.
Im rechten Teilbereich schwebt mit ausgestreckten Armen und angewinkelten Beinen ein Kosmonaut, während unter ihm ein Ikarus mit nur einem Flügel zum kraftvollen Absprung diagonal nach oben anzusetzen scheint. Interessanterweise leitet die rechte Hand des Ikarus den Blick der Betrachtenden wieder zurück auf den gehaltenen Zirkel des benachbarten Kinder-Porträts.
Das Wandbild ist in einem gedämpften Farbe-an-sich-Kontrast und in Kalt-Warm-Kontrasten gehalten. Hierbei dominieren vor allem Rot-, Blau- und Gelbtöne die Darstellung, wobei das Gelb bisweilen eine Neigung ins Orange aufzeigt. Die Figuren werden zudem durch dunklere Umrisslinien hervorgehoben und verstärken die Wirkung des Kontrastes.
Werkprozess
Im Jahr 1973 erschien in der Zeitschrift Bildende Kunst (1953–1990)[5] ein Beitrag von Christine Oswald, in dem fünf Kompositionsentwürfe von Kinder – Träume – Zukunft abgebildet sind (Oswald, 591). Anhand dessen lässt sich der Werkprozess partiell nachvollziehen. Nach Oswalds Schilderungen und auch Dietmar Eisolds Lexikoneintrag zum Künstler zu schließen, dürften nämlich die Vorarbeiten etwas umfangreicher gewesen sein, als es die getroffene Bildauswahl in der Zeitschrift aufzeigt (Oswald, 593; Eisold, 283)[6]. Dennoch ermöglichen die Abbildungen in der Bildende Kunst erste Einblicke in die künstlerischen Entwicklungsabschnitte. Für den Traumkontext dabei besonders interessant ist, dass sich durch die Veränderung eines Motivs die im Bild eröffnete Traumerzählung gewandelt hat. Ursprünglich war auf der linken Seite in einer Baumkrone ein kleines, liegendes Paar geplant. In der dritten abgedruckten Abbildung wird dabei ersichtlich, dass die den Betrachtenden zugewendete Frauenfigur ihren Kopf in die linke Hand stützt, während sich der Mann hinter ihr in Rückenlage befindet und das Haupt in seine hinter dem Kopf verschränkten Händen bettet. Beide scheinen geschlossene Lider zu haben und greifen somit Schlafgesten auf. Zwar sind die Kinder bereits zentral positioniert, von größerem Format und daher bedeutungsperspektivisch schwerer gewichtet, allerdings rücken durch die Schlafenden weitere mögliche Träumende ins Bild, auf die die einzelnen umliegenden Szenen hätten bezogen werden können. Ferner thematisiert das schlafende Paar den Nachttraum, sodass sich eine Deutung des Bildes als Traum-im-Traum-Darstellung eröffnet. Der dargestellte Traum findet demnach über einen längeren Zeitraum hinweg statt. Die dritte Abbildung in der Bildende Kunst war nämlich kompositorisch in die drei Teilbereiche Nachttraum, Tagtraum/Gegenwart, Traum- bzw. Zukunftsvision unterteilt.
Mit der zusehenden Reduzierung von Details und Figurationen im Werkprozess tritt die Dreiergruppe der Kinderfiguren deutlicher hervor. Demnach beziehen sich im Endprodukt die umliegenden Traumsequenzen ausschließlich auf die kindliche Gruppe. Auch wenn im Bildtitel der generalisierende Traumbegriff noch auftaucht und die Komposition des Simultanbildes Anwendung findet, so umfasst das letztendliche Kunstwerk die Imaginationen, das Tagträumen, die Gegenwart und Zukunftsvisionen. Bei Letzteren handelt es sich aber nicht um realitätsferne bzw. prophetische Vorstellungen, sondern Geschehnisse, die planbar, kontrollierbar und tatsächlich erreichbar sind (Hofer, 209). Davon zeugt auch folgende Aussage Oswalds:
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Aufgrund der Eigenschaften des Untergrundmaterials musste Großmann für den Farbauftrag Schablonen und einen Zerstäuber nutzen (Maleschka, 195, Prehn). Das Gebäude in der heutigen Ziolkowskistraße war 1973 eine Schülergaststätte im Wohngebietszentrum Oststadt (Maleschka, 195; Schulz, 30). Das gesamte Wohngebiet wurde dabei innerhalb von drei Bauabschnitten (1970/1980) realisiert und umfasste nicht nur Einrichtungen zur Bildung und Betreuung von Kindern (z.B. Schulen), sondern bot auch Raum für sportliche Aktivitäten (Sporthallen) sowie für die eigene Versorgung (Kaufhallen und Gaststätten) (Schulz, 30). Die Schülergaststätte, deren Eingangsseite Kinder – Träume – Zukunft ziert, befand sich in der Nähe der Schuleinrichtungen. Bei dem Wandbild handelt es sich zudem um eine Auftragsarbeit, die der Künstler 1968/69 erhielt (Maleschka, 195; Oswald, 592; Prehn). Das Werk wurde an einem politischen, bedeutsamen Datum, dem Tag der Republik (07.10.1973), eingeweiht (Prehn, Maleschka, 195).
Hintergrundinformationen zur Gattung
Baubezogene Kunst[7] in der DDR hatte keinen rein dekorativen Charakter, sondern war aus Sicht der Auftraggebenden oftmals mit bestimmten Aufgaben verbunden: Sie sollten politische Kontexte aufgreifen, Zuversicht ausstrahlen und ein idealisiertes Gesellschaftsbild nachzeichnen (Topfstedt, 22). Hierbei sollten die „idealisierte[n] Gesellschaftsbilder […] vom optimistischen Lebensgefühl einer von Grund auf neu zu entwickelnden sozialistischen Menschengemeinschaft getragen werden“ (Topfstedt, 22). Jener Optimismus inkludierte also die Möglichkeiten, die mit sozialistischen Neustrukturierungen in der Gesellschaft einher gehen. Zu berücksichtigen ist jedoch, in welcher Dekade die Kunstwerke entstanden, da sich bei dieser Gattung im Laufe der Zeit ein Wandel hinsichtlich der Gestaltungsmöglichkeiten abzeichnete (Topfstedt, 23–26). D.h. aber nicht, dass die damit von der SED angedachte Funktion baubezogener Kunst als ideologisches Erziehungsmittel grundsätzlich ad acta gelegt war. Die Auswahl der Bildthemen und die Prüfung ihrer künstlerischen Umsetzung unterlag nämlich auch Kontrollverfahren. Der Kunsthistoriker Thomas Topfstedt (*1947–2021) konstatiert zu Beginn seiner Ausführungen dennoch, dass „die Inhalte vo[m] gesellschaftlichen Auftraggeber in der Regel vorgegeben [waren], doch konnte niemand dem ausführenden Künstler die Entscheidung darüber abnehmen, wie er diese Vorgaben in seinem Werk umsetzen wollte“ (Topfstedt, 22). Es bedarf folglich einer differenzierten und kritischen Betrachtung zwischen der jeweiligen künstlerischen Darstellung, ihrem Entstehungszeitraum und der generellen Aufgabe, die an baubezogene Kunst herangetragen worden ist. Jener gattungsspezifische Kontext ist also für die nachfolgende objektive Entschlüsselung und Interpretation des Traumbezuges von Kinder – Träume – Zukunft zu berücksichtigen.
Ikonographie: Analyse und Bezug auf Traumkontexte
Paar im Paradies
Großmann nimmt in seinem Wandbild Bezug auf die tradierte Adam und Eva-Motivik in der Bildenden Kunst – und zwar auf Darstellungen des Garten Edens – und wandelt sie ab. Der aktive Part der beiden Figuren mit idealtypischen Körperbildern ist der Mann, der nach der Taube und somit dem Symbol des Friedens greift. Auf der offiziellen Webseite von Neubrandenburg findet sich eine positive Auslegung, die im weiteren Deutungsrahmen der Zusammenstellungen der Einzelmotive begründet liegt. Demnach verkörpere das Paar im Paradies „das ursprüngliche Sein [sowie] das Streben nach Glück und Selbstverwirklichung“ (Prehn).
In der DDR entstanden aber laut der Kunsthistorikerin Ulrike Bestgen ab 1975 zahlreiche Aktdarstellungen von Mann und Frau, die durch Bezug zu Adam und Eva sowohl geschlechtliche Rollenbilder, Idealvorstellungen als auch die Gleichberechtigung in der DDR[8] kritisch beleuchten konnten (Bestgen, 322–327). Mit Adam und Eva konnte ferner das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft hinterfragt werden, dennoch war auch eine positive Wertung möglich (o.A., 09 Alter Adam, neue Eva). Somit ist ein mehrdeutiges Gesellschaftsbild mit Hilfe der Motivik gegeben. Es ist daher danach zu fragen, in welcher Form Großmanns Werk, das früher als Bestgens Zeitrahmen datiert ist, an die verschiedenen Lesarten anknüpft. Auffällig ist, dass sich im Paar ein Spiel zwischen Aktivität und Passivität wiederfindet. Friedlich sitzen beide nebeneinander und sind in ihrer idealisierten Nacktheit durchaus gleichgestellt (Bestgen, 323). Aber derjenige, der sich aktiv für den Frieden einsetzt also nach Glück strebt und die Ziele, Sehnsüchte und Wünsche zu realisieren sucht, ist der Mann, während die Frau angesichts seiner Handlungen unbeteiligter wirkt. Allerdings ist sie diejenige, die den Betrachtenden entgegenblickt und dadurch die Kommunikation mit der Gesellschaft sucht. Der Mann scheint hingegen bedeutungsperspektivisch größer gehalten zu sein als der weibliche Gegenpart. Außerdem suchen die Figuren zwar gegenseitige körperliche Nähe, interagieren aber nicht wirklich miteinander. Auch herrscht zwischen ihnen keine sexuelle Spannung, was einerseits eine Referenz zur Situation des Paares im Garten Eden darstellt, andererseits die Paarbeziehungen in der DDR idealisiert und ihnen einen unschuldigen Charakter zuweist (Bestgen, 322). In der Darstellung des sozialistischen und idyllischen Paradieses ist daher eher eine positive Lesart intendiert. Eine negative Lesart hingegen ist höchstens in äußerst subtiler Weise in der Aktivität und Passivität der Figuren und dem Bruch mit der Lebensrealität vertreten. Ungeachtet der Lesart ist das Paar kompositorischer Bestandteil der Tagträume der dargestellten Kinder.
Kosmonaut
Das Motiv des Kosmonauten hat sich in der DDR in den 1960er Jahren etabliert (Hofer, 205f.) und bis 1989 Darstellungsentwicklungen und Abwandlungen erfahren (ebd., 206–215; Schaber). Zudem hängt das Motiv mit der Geschichte der Weltraumeroberung zusammen (Hofer, 205f.). Am 12. April 1961 glückte Juri Gagarin der erste bemannte Raumflug. Angesichts fehlender Bildmaterialien konzentrierten sich aber die Propaganda und die Medien auf den Kosmonauten, infolgedessen sich ein Personenkult entwickelte: „In Gagarin symbolisierte sich der russische Fortschritt, sein Triumph besiegelte die russische Überlegenheit über die amerikanische Weltraumbehörde, ja mehr noch: die Erfolge im Weltall galten in der sozialistischen Propaganda als Vorzeichen des Sieges über den ideologischen Feind“ (Hofer, 206).
Der Kosmonaut in Kinder – Träume – Zukunft weist aber kein eindeutiges Konterfei Juri Gagarins auf, weshalb in den Publikationen lediglich von einem Kosmonauten gesprochen wird (Maleschka, 195; Oswald, 594; Prehn). Dennoch kann der Kosmonaut angesichts der Motivgeschichte und abhängig vom Entstehungszeitpunkt sowie von der künstlerischen Umsetzung in der Bildenden Kunst in der DDR Technikbegeisterung (Hofer, 206), Kontrollierbarkeit von Natur und Technik (Schaber, 251), die Erfüllung von ehemals unmöglich erscheinenden, gesetzten Zielen (Oswald, 594; Prehn), aktuellen Zukunftsmöglichkeiten (Prehn) sowie den sozialistischen ,Traum‘ vom neuen Menschen symbolisieren (Hofer, 206, Schaber, 251f.).[9] Im Kerngedanken kann der neue Mensch dabei durch seine Handlungen Fortschritte und eine stetig bessere Gesellschaft erreichen, wobei letzteres durch den Kommunismus bereits realisiert wurde (Hofer, 206). Oder wie der Evangelische Theologe und Sozialethiker Gottfried Küenzlen (*1945) zu Beginn seiner Übersichtsschau über die Ideengeschichte vom Christentum bis in die Kritik der Moderne pointiert: „Der ,Alte Adam‘ soll vom Neuen Menschen überwunden werden“ (Küenzlen, 4). In diesem Sinne ist die Setzung vom Paar im Paradies und vom Kosmonauten an den beiden gegenüberliegenden Bildrändern kohärent, zeigt sie doch, dass stetige Weiterentwicklungen zum Ausbau des sozialistischen Paradieses angestrebt werden und positiv zu bewerten sind. Da das historische Ereignis 1961 stattfand, zeigt das Wandbild ferner die Realisierung bzw. den Erfüllungsmoment einer ehemaligen ,Vision‘ auf – und dass auch andere sich bewahrheiten werden. Kosmonaut und Ikarus sind ferner in der Darstellung nicht zufällig dicht zueinander gesetzt, da sie in einem inneren Sinnzusammenhang zueinanderstehen.
Ikarus
Darstellungen von Ikarus waren ebenso wie der Kosmonaut in der Bildenden Kunst in der DDR eng verknüpft mit der Raumfahrtgeschichte (Schaber). Es handelt sich zudem um ein weit verbreitetes Motiv, das abhängig von der Inszenierung ambige und paradoxe Deutungsperspektiven aufweisen kann (Arlt, 77–84; Schaber, 253–285). Ausführungen des Publizisten, Schriftstellers sowie Kunstwissenschaftlers und -kritikers Peter Arlt (*1943) zu Folge trat Ikarus ab etwa 1955 in der Kunst in der DDR auf, gewann über die Jahre hin an Bedeutung, erreichte zunehmend einen höheren Verbreitungsgrad und fand seinen Höhepunkt 1980 (Arlt, 76). Arlt stellt hierbei zwischen Mitte der 1960er Jahren und 1977 ein Auftauchen kritischer Versionen in der Bildenden Kunst fest (ebd., 78). Bei positiver Konnotation drückt Ikarus beispielsweise einen ungehinderten Glauben an technischen Fortschritt und Zukunftsoptimismus aus (Schaber, 253–285). In der negativen Variante (z.B. durch eine stürzende Figur) kann es Bedenken bzw. Kritik daran äußern, ob eine Verbesserung gesellschaftlicher und materieller Faktoren durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt möglich ist. Oder es wird genutzt, um mit Ikarus lediglich die (bestehenden) Widersprüche in der Gesellschaft aufzuzeigen. Mit dem Aufgreifen der Ikarus-Motivik und seiner Verbindung mit der Raumfahrt in der Bildenden Kunst wurde zudem das historische Ereignis von 1961 in einen mythologischen Kontext verlagert (Schaber, 287). Mit Ikarus und dem Kosmonauten liegt also eine Doppelung eines ähnlichen Sinninhaltes vor.
Anhand der fünf Kompositionsentwürfe in der Bildende Kunst ist zu erkennen, dass Ikarus erst ab dem dritten Blatt auftaucht – und als eindeutig abstürzende Figur gezeigt wird (Oswald, 594). Die Ikarus-Motivik bei Kinder – Träume – Zukunft ist folglich ambig angelegt worden. Im vollendeten Wandbild weist er trotz seiner aufgerichteten Position nur einen Flügel auf, wodurch sein bevorstehender Absturz künstlerisch impliziert ist und der Fortschrittglaube, der Technikglaube sowie der optimistische Blick in die Zukunft gerade im Zusammenspiel mit dem Kosmonauten eine kritische Hinterfragung erfahren. Oswald betont bei der Motiventwicklung von Ikarus aber dessen Kampfeswillen, der in der Skizze zum Ausdruck käme:
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Weitere mögliche Deutungsperspektiven benennt sie allerdings nicht. Im Moment des Umgreifens der Flügel-Halterung durch Ikarus mit seiner linken Hand ist die Faust-Symbolik im Wandbild erhalten geblieben. Darin kann eine politische Bedeutungsebene gesehen werden, da die Faust ein Symbol der kommunistischen Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts war (Korff/Drost, 117). Aus dieser Perspektive ist es durchaus ein kämpferischer, starker Ikarus, der den Betrachtenden begegnet. Möglicherweise kommt entgegen der kritischen Note und der aufgezeigten Ambivalenzen, die sich in Großmanns Darstellung von Ikarus verbergen, auch folgende Lesart in Frage: Trotz eines drohenden Misserfolgs müssen für den weiteren Fortschritt und Erfüllung weiterer ,Träume/Visionen‘ auch Risiken eingegangen werden (Schaber, 284).[10] Obwohl mit dem Kosmonauten und Ikarus keine neuen Zukunftsvisionen im Bild tatsächlich generiert werden, wird mit den geschichtlichen und mythologischen Rückgriffen die Möglichkeit des Erreichens von zukunftsbezogenen Zielen aufgezeigt. Bei Zukunftsträumen ist es dabei typisch, dass sich das Neue der Zukunft erst durch Tradiertes offenbart bzw. es benötigt jene Rückgriffe, um zu definieren, was überhaupt Zukunft ist. Dieser Aspekt findet sich auch im Wandbild wieder.
Kinderporträts
Die unterschiedliche Handlung und die Gestik der einzelnen Kinderdarstellungen können auch als ein künstlerischer Versuch verstanden werden, mehrere Bewegungsabläufe eines Kindes im Wandbild umzusetzen. Da sich aber die Physiognomien der jeweiligen Kinderdarstellungen doch stark unterscheiden und in der rechten Bildhälfte mit dem Kosmonauten sowie Ikarus zwei Symbole vorliegen, die Fortschrittsglauben und Zukunftsoptimismus ausdrücken können, deuten die Blickrichtungen der drei Kinder auf die Zeitebenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin. Entsprechend des Bildtitels sind die Kinder also die Tagträumenden, die eine Zukunft imaginieren. D.h. aber auch, dass Kinder aktiv an der Zukunftsgestaltung und Erfüllung bzw. weiteren Bestehen der ,Träume‘ (=idyllisches, sozialistisches Paradies, technischer Fortschritt usw.) mitwirken, was den kämpferischen Ausdruck des dritten Kindes im Seitenprofil erklären kann. Nicht ohne Grund zeigt die Hand des Ikarus auch auf einen Zirkel, der von Kinderhand geführt wird. Allerdings irritiert die einseitige blaue Schattierung unterhalb des linken Auges des mittleren Kindes und ruft Assoziationen mit einer Träne hervor. Ob diese emotionale Reaktion durch positive oder negative Gefühle ausgelöst wird, verbleibt aber offen, denn die Mimik des Kindes ist bemüht neutral. Es ist folglich ein widersprüchlicher Blick, der in die Gegenwart gerichtet ist und darlegt, dass die im Wandbild dargestellten ,Träume‘ nicht immer ohne Leiden erreicht werden.
Zirkel
Auch dieser Gegenstand ist mehrdeutig aufgeladen. Es wird dadurch die politische Symbolik des Staatswappens der DDR aufgegriffen (o. A., DDR-Museum). Hierbei stand das Symbol für die soziale Schicht der Akademiker bzw. für die Intelligenz (ebd.), was wiederum einen örtlichen Bezug des Wandbildes zum ehemaligen Schulbildungszentrum herstellt. Gleichzeitig erfährt mit dem mathematischen Instrument die Bildkonstruktion der Träume (Komplexbild) eine unmittelbare Rationalisierung. Zugespitzt kann auch von einer bildimmanenten Dekonstruktion des Traumbildes bzw. der Imaginationen in seine geometrischen Grundformen gesprochen werden. Eine Dekonstruktion, die bereits durch die materialbedingte Rasterung der Bildfläche vertreten ist und zugleich biometrisches Wissen verdeutlicht. Hierbei schwingt auch teilweise der Ansatz der Beherrschbarkeit von Natur und Technik in all seinen Facetten durch den Menschen mit.
Fazit
Das Wandbild Kinder – Träume – Zukunft reagiert mit den Darstellungen der Kinderporträts auf die damalige unmittelbare räumliche Nähe zum Schulbildungszentrum. Damit sind die bereits im Bildtitel genannten Kinder nicht nur zentrale Protagonisten, sondern auch wesentliche Adressaten des Wandbildes. Ausgehend von der im Artikel von Oswald abgebildeten Aufnahme der Schülergaststätte und des Gehweges in der Zeitschrift Bildenden Kunst, ist jedoch zu beachten, dass prinzipiell Personen aller Altersgruppen die Straße und somit das Wandbild zugänglich war (Oswald, 594).
Auf den ersten Blick wirkt das Bild idyllisch und weist eine optimistische Haltung gegenüber der Zukunft auf, was durch die fröhliche Farbpalette unterstrichen wird. Somit werden partielle Funktionen baubezogener Kunst (Zuversicht, ideales Gesellschaftsbild durch das Paar im Paradies) vordergründig bedient, bei näherer Auseinandersetzung entlarvt das Bild aber durchaus alternative Deutungsvarianten. Zwar kann Ambiguität ein medienübergreifender Aspekt traumhaften Erzählens seins (Kreuzer, 159, 366, 386f., 461f., 494f., 536, 637), sie tritt aber auch unabhängig von einem Traumkontext in der Kunst aus der DDR auf. Damit ist beispielsweise die Verwendung von Metaphern sowie Allegorien und deren Mehrdeutigkeit gemeint. Ein gutes Exempel stellt hierbei das bereits besprochene Motiv des Ikarus dar, der bildthematisch auch völlig unabhängig von Traumaspekten in der Bildenden Kunst in der DDR auftaucht. Dabei ist die Ikarus Figur aufgrund der mythologischen Erzählung und dem Absturz der Figur von vorneherein ambig aufgeladen, um damit einen (unerschütterlichen) Fortschrittsglauben zu veranschaulichen (Arlt, 76–84).
Der Traum-Aspekt des Bildes wird nicht nur durch den Titel vorgegeben, sondern wird durch die Komposition des Komplexbildes, die Überschreitung von Raum- und Zeitgefügen sowie der Durchbrechung von Alltagswahrnehmungen (Überlappungen der Gliedmaßen und Gestaltung der Kindertrinität) unterstrichen. Die einzelnen Motive, beziehen sich ferner auf damals gängige ,Visionen‘ bzw. Vorstellungen. Ferner ist die Zukunft, die sich im Wandbild zeigt, letztendlich eine Zukunft, die als solche partiell bereits eingetreten ist (Kosmonaut). Diese Rückgriffe werden jedoch genutzt, um einerseits Vergangenheit und Gegenwart zu definieren (Kinderporträts) und andererseits Optimismus für das Kommende auszudrücken.
Weblinks
- Prehn, Burkhard: Denkmal des Monats. Mai: Wandbild Kinder Träume Zukunft. 25.04.2018; online (12.2.2024).
Forschungsliteratur
- Anon.: 09 Alter Adam, Neue Eva. In: Bildatlas: Kunst in der DDR. Virtueller Rundgang [durch die Ausstellung: Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR - neu gesehen]. Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. 2012; online (12.2.2024).
- Anon.: Dioramen: Hammer, Zirkel, Ährenkranz. 26.2.2018; online (12.2.2024).
- Arlt, Peter: Ikarus' Abschied und Willkommen. Zum mythologischen Hauptthema in der bildenden Kunst der DDR. In: Rehberg/Holler/Kaiser 2012, 75–85.
- Bestgen, Ulrike: „Alter Adam“ und „neue Eva“, Tradierte Rollenzuweisungen auf dem Prüfstand, In: Rehberg/Holler/Kaiser 2012, 319–331.
- Eisold, Dietmar (Hg.): Lexikon Künstler in der DDR. Berlin: Verl. Neues Leben 2010.
- Hofer, Sigrid: Kosmonaut Ikarus. Weltall, Erde, Mensch – Die planbare Zukunft als bildnerische Projektion. In: Rehberg/Holler/Kaiser 2012, 205–215.
- Jacobs, Helmut C.: Der Schlaf der Vernunft. Goyas Capricho 43 in Bildkunst, Literatur und Musik. Basel: Schwabe 2006.
- Korff, Gottfried/Harry Drost: History of Symbols as Social History? Ten Preliminary Notes on the Image and Sign Systems of Social Movements in Germany. In: International Review of Social History 38 (1993), 105–125.
- Kreuzer, Stefanie: Traum und Erzählen in Literatur, Film und Kunst. Paderborn: Fink 2014.
- Küenzlen, Gottfried: Der alte Traum vom Neuen Menschen. Ideengeschichtliche Perspektiven. In: Anne Seibring (Hg.): Der Neue Mensch; Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament 66 (2016) 37/38, 4–9.
- Lang, Lothar: Malerei und Graphik in Ostdeutschland. Leipzig: Faber & Faber 2002.
- Littke, Anna: Rolle der Frau – gleichberechtigt versus doppelbelastet. In: Kunst in der DDR. Themenanregungen [2012?]; online (12.2.2024).
- Oswald, Christine: Kinder – Träume – Zukunft. Gedanken zu einem Wandbild in Neubrandenburg von Erhard Großmann. In: Bildende Kunst 12 (1973), 591–594.
- Neumüllers, Marie (Hg.): Kunst am Bau als Erbe des geteilten Deutschlands. Zum Umgang mit architekturbezogener Kunst der DDR. 2. Werkstattgespräch zu Kunst am Bau, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Bönen: Kettler 2008.
- Philipp, Michael: Dürfen Kommunisten träumen? Die Galerie im Palast der Republik. Eine Dokumentation. Museum Barberini, Potsdam 29.10.2017–21.05.2018. München: Prestel 2017.
- Rehberg, Karl-Siegbert/Wolfgang Holler/Paul Kaiser (Hg.): Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen. Begleitband zur Ausstellung im Neuen Museum Weimar [19.10.2012 bis 3.2.2013]. Köln: König 2012.
- Ruby, Sigrid: Traum und Wirklichkeit in der bildenden Kunst. Modi einer Unterscheidung, In: Patricia Oster-Stierle/Janett Reinstädtler (Hg.): Traumwelten. Interferenzen zwischen Text, Bild, Musik, Film und Wissenschaft. Paderborn: Fink 2017, 79–108 (= Traum–Wissen–Erzählen, Bd. 1).
- Schaber, Elisabeth: Das rote Weltall. Bildnarrative der Raumfahrt in der visuellen Kultur in der DDR. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2021.
- Scharnhorst, Anke/Bernd-Rainer Barth: Bergander, Rudolf, In: Helmut Müller-Enbergs (Hg.), Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Berlin: Links 2010; online (12.2.2024).
- Schulz, Joachim (Hg.): Architekturführer Neubrandenburg. Stadt und Umgebung. Berlin: Verlag für Bauwesen 1991.
- Maleschka, Martin (Hg.): Baubezogene Kunst DDR. Kunst im öffentlichen Raum 1950 bis 1990. Berlin: DOM publishers 2019.
- Topfstedt, Thomas: Baubezogene Kunst in der DDR, In: Maleschka 2019, 22–27.
- Vierneisel, Beatrice: Wechselbäder einer Verbandszeitschrift: Die Bildende Kunst. In: Simone Barck/Martina Langermann/Siegfried Lokatis (Hg.): Zwischen »Mosaik« und »Einheit«. Zeitschriften in der DDR. Berlin: Links 1999, 276–288.
Anmerkungen
- ↑ Aus bildrechtlichen Gründen kann statt einer Abbildung nur auf einen Weblinks verwiesen werden; siehe unter Weblinks.
- ↑ Der Maler und Grafiker war 1947–1958 als Dozent und Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden tätig, wobei er dort erst 1953 Professor wurde (Eisold, 216).
- ↑ Ab 1949 dozierte der Maler an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und wurde dort zwei Jahre später Professor (Scharnhorst/Barth). An derselben Institution hatte er zudem im Zeitraum von 1953–1958 und 1964/65 die Stelle als Rektor inne.
- ↑ Für weiterführende Informationen zum Künstler (Eisold, 283).
- ↑ Für weiterführende Informationen zur Zeitschrift (Vierneisel, 276–288).
- ↑ Der Standort der Entwürfe konnte nicht ermittelt und für die Untersuchung berücksichtigt werden. Die Datierungen der Entwurfsskizzen bei Oswald sind nicht mit den Angaben im Lexikoneintrag des Kunsthistorikers und Publizisten Dietmar Eisold (*1947–2017) stimmig. Bei Eisold findet sich sowohl der Vermerk zu einer Skizze von 1969 als auch zu farbigen Entwürfen von 1972. In Oswalds Beitrag hingegen werden die abgebildeten fünf Kompositionsentwürfe auf 1969/71 datiert (Oswald, 591; Eisold, 283).
- ↑ Es handelt sich hierbei um eine Bezeichnung, die sich ab den 1960er Jahren etablierte und auch beispielsweise freistehende Bildwerke im öffentlichen Raum inkludierte (Topfstedt, 22f.). Zuvor wurde noch der Terminus Kunst am Bau genutzt.
- ↑ Die Gleichberechtigung wurde politisch propagiert und stützte sich argumentativ auf die berufliche Tätigkeit von Frauen in den sozialistischen Staaten. Dabei war es ökonomisch unabdingbar gewesen zusätzliche Arbeitskräfte einzubinden. Im Privatbereich hingegen wurden oftmals alte Rollenbilder aufrecht gehalten, sodass Frauen neben ihrer Berufstätigkeit zusätzlich allein die Haushaltsführung und Familienbetreuung bewältigten. Die Propaganda stand hierbei also oftmals im Widerspruch zur Lebensrealität (Bestgen, 319f.; Littke).
- ↑ Für weiterführende Informationen zur Ideengeschichte des Neuen Menschen (Küenzlen, 4–9).
- ↑ Schaber stellt nach ihrer Analyse der kritischen Ikarus-Variationen der Künstler Bernhard Heisig (*1925–2011) und Wolfgang Mattheuer (*1927–2004) diese gemeinsame Deutungsperspektive fest (Schaber, 268–284). Es lässt sich beim Werk von Großmann als weitere mögliche Deutungsperspektive nicht ausschließen.
Zitiervorschlag für diesen Artikel: Rhein, Jacqueline: "Kinder – Träume – Zukunft". In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs "Europäische Traumkulturen", 2024; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22Kinder_%E2%80%93_Tr%C3%A4ume_%E2%80%93_Zukunft%22_(Erhard_Gro%C3%9Fmann). |