"A Day in the Life" (The Beatles): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:The_Beatles_1967a.jpg|thumb|right|The Beatles 1967 (Magical Mystery Tour); von links nach rechts:  Ringo Starr, George Harrison, John Lennon, Paul McCartney]]
[[Datei:The_Beatles_1967a.jpg|thumb|right|319x217px|The Beatles 1967 (Magical Mystery Tour); von links nach rechts:  Ringo Starr, George Harrison, John Lennon, Paul McCartney]]
[[Datei:The_Beatles_Daily_Mail.jpg|thumb|right|Ausriss ''Daily Mail'', 17.1.1967]]
[[Datei:The_Beatles_Daily_Mail.jpg|thumb|right|249x316px|Ausriss <em>Daily Mail</em>, 17.1.1967]]
''A Day in the Life'' (dt. etwa: ein Tag im Leben, 1967) ist das dreizehnte und letzte Lied des Albums ''Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band'' der britischen Musikgruppe The Beatles. Als Verfasser registriert sind „Lennon/McCartney“. Der zweite Teil des Stückes führt in einen instrumentalen Traum hinein, ist aber selbst auch schon als Erwachen inszeniert. Zudem gibt es weitere Verweise auf Träumen bzw. traumähnliche Rauschzustände.
''A Day in the Life'' (dt. etwa: ein Tag im Leben, 1967) ist das dreizehnte und letzte Lied des Albums ''Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band'' der britischen Musikgruppe The Beatles. Als Verfasser registriert sind „Lennon/McCartney“. Der zweite Teil des Stückes führt in einen instrumentalen Traum hinein, ist aber selbst auch schon als Erwachen inszeniert. Zudem gibt es weitere Verweise auf Träumen bzw. traumähnliche Rauschzustände.




==Autoren==
==Autoren==
The Beatles (1960–1970), seit 1962 bestehend aus John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr, waren eine der populärsten Musikgruppen der Welt. Nach Ursprüngen im Rock’n’Roll und Beat in den frühen 1960er Jahren wandten sie sich zunehmend experimentelleren Musikformen zu. ''Sgt. Pepper'' gilt als eines der ersten Konzeptalben – obgleich eigentlich kein einheitliches Konzept vorlag (vgl. Gaar 2017, 115, 119) –, das aufwändig mit moderner Aufnahmetechnik produziert wurde und aufgrund seiner Komplexität kaum noch für Live-Auftritte geeignet war. Als Autoren der Mehrheit der Stücke sowohl in textlicher wie musikalischer Hinsicht fungierten John Lennon (1940–1980) und Paul McCartney (geb. 1942) als „Lennon/McCartney“. Gerade ''Sgt. Pepper'' muss aber als ein Gemeinschaftsprojekt im erweiterten Sinne betrachtet werden, da es sehr viele Mitwirkende im Studio gab. Alle Musiker begannen nach der Auflösung der Band Solokarrieren. John Lennon war bis zu seiner Ermordung 1980 auch in der Friedensbewegung aktiv; Paul McCartney und Ringo Starr, die überlebenden Mitglieder, treten immer noch erfolgreich auf.
The Beatles (1960–1970), seit 1962 bestehend aus John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr, waren eine der populärsten Musikgruppen der Welt. Nach Ursprüngen im Rock’n’Roll und Beat in den frühen 1960er Jahren wandten sie sich zunehmend experimentelleren Musikformen zu. ''Sgt. Pepper'' gilt als eines der ersten Konzeptalben – obgleich eigentlich kein einheitliches Konzept vorlag (vgl. Gaar 2017, 115, 119) –, das aufwändig mit moderner Aufnahmetechnik produziert wurde und aufgrund seiner Komplexität kaum noch für Live-Auftritte geeignet war. Als Autoren der Mehrheit der Stücke sowohl in textlicher wie musikalischer Hinsicht fungierten John Lennon (1940–1980) und Paul McCartney (geb. 1942) als „Lennon/McCartney“. Gerade ''Sgt. Pepper'' muss aber als ein Gemeinschaftsprojekt im erweiterten Sinne betrachtet werden, da es sehr viele Mitwirkende im Studio gab. Alle Musiker begannen nach der Auflösung der Band Solokarrieren. John Lennon war bis zu seiner Ermordung 1980 auch in der Friedensbewegung aktiv; Paul McCartney und Ringo Starr, die überlebenden Mitglieder, treten immer noch erfolgreich auf.




==Zur Entstehungsgeschichte==
==Zur Entstehungsgeschichte==
Lennon schrieb den A-Teil des Songs – mit Ausnahme der Zeile „I’d love to turn you on“, die von McCartney stammt –, der dann mit einem parallel von McCartney entwickelten B-Teil kombiniert wurde (vgl. Gaar 2017, 108). Die Aufnahmen fanden im Januar und Februar 1967 statt, wobei die Session am 10. Februar als eine Art „Happening“ mit geladenen prominenten Gästen in den Abbey Road Studios inszeniert wurde (vgl. Gaar 2017, 110), und involvierten u.a. ein vierzigköpfiges klassisches Orchester sowie diverse aufnahmetechnische Experimente unter der Federführung von George Martin, darunter ungewöhnliche Tonabnahmeverfahren, vielfältige Verfremdungseffekte und der extensive Einsatz von Geräuschen. Als letztes Lied nimmt ''A Day in the Life'' zudem eine Sonderstellung ein, indem es außerhalb des ‚Rahmens‘ steht, den das Einleitungsstück „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, mit Jahrmarkts- und Zirkusreferenzen ein Thema des Albums aufrufend, und seine Reprise als zwölftes und damit vorletztes Lied bildet. Durch Ausblenden geht es in ''A Day in the Life'' über, was aber je nach Ausgabe, Kanal (Mono vs. Stereo) und Land unterschiedlich ausfällt (vgl. Gaar 2017, 130).
Lennon schrieb den A-Teil des Songs – mit Ausnahme der Zeile „I’d love to turn you on“, die von McCartney stammt –, der dann mit einem parallel von McCartney entwickelten B-Teil kombiniert wurde (vgl. Gaar 2017, 108). Die Aufnahmen fanden im Januar und Februar 1967 statt, wobei die Session am 10. Februar als eine Art „Happening“ mit geladenen prominenten Gästen in den Abbey Road Studios inszeniert wurde (vgl. Gaar 2017, 110), und involvierten u.a. ein vierzigköpfiges klassisches Orchester sowie diverse aufnahmetechnische Experimente unter der Federführung von George Martin, darunter ungewöhnliche Tonabnahmeverfahren, vielfältige Verfremdungseffekte und der extensive Einsatz von Geräuschen. Als letztes Lied nimmt ''A Day in the Life'' zudem eine Sonderstellung ein, indem es außerhalb des ‚Rahmens‘ steht, den das Einleitungsstück „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, mit Jahrmarkts- und Zirkusreferenzen ein Thema des Albums aufrufend, und seine Reprise als zwölftes und damit vorletztes Lied bildet. Durch Ausblenden geht es in ''A Day in the Life'' über, was aber je nach Ausgabe, Kanal (Mono vs. Stereo) und Land unterschiedlich ausfällt (vgl. Gaar 2017, 130).




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: Found my way upstairs and had a smoke
: Found my way upstairs and had a smoke
: And somebody spoke/ and I went into a dream (The Beatles 1967, 3)
: And somebody spoke/ and I went into a dream (The Beatles 1967, 3)
Zudem verwendet McCartney ein strikteres Reimschema als Lennon im A-Teil, aab(b)cdde(e)f, fast eine Art Schweifreim, wenn man die beiden Binnenzäsuren berücksichtigt, die ebenso zum ‚atemlosen‘ Eindruck beitragen, der akustisch u.a. durch ein eingeblendetes Hechelgeräusch verstärkt wird; auch die – in Metrikterminologie – annähernd anapästisch gesungenen Verse fügen sich dazu. Das Ich erwacht, steht auf, trinkt eine Tasse Kaffee und bemerkt dann, dass es sich beeilen muss, um den Bus noch zu erreichen. Am Zielort, wahrscheinlich der Arbeitsstelle, raucht es, nimmt noch das Gespräch eines Anderen wahr und scheint dann in einen Traum abzugleiten. Was es raucht (Marihuana?) und um welche Art von Traum es sich handelt, wird nicht erläutert, eignet sich aber zur Interpretation. Auffällig auch die Abwärtsbewegung in der ersten Hälfte („fell out of bed“, „found my way downstairs“), der eine Aufwärtsbewegung in der zweiten Hälfte gegenübersteht („found my way upstairs“), die dann im anschließenden Instrumentalteil eine Entsprechung findet, sowie das ‚tastende‘ Vorgehen des Ichs, ausgedrückt durch die dreimalige Verwendung von „found“. Der Tagesablauf scheint als typisch erzählt und kann als eine Parodie und Überzeichnung bürgerlichen Alltags gelesen werden (so auch Wicke 2014, iii) – oder eines langweiligen Schultages, wie es McCartney beschrieb (vgl. Gaar 2017, 108) –, aus dem der Traum eine Ausbruchsmöglichkeit bietet.
Zudem verwendet McCartney ein strikteres Reimschema als Lennon im A-Teil, aab(b)cdde(e)f, fast eine Art Schweifreim, wenn man die beiden Binnenzäsuren berücksichtigt, die ebenso zum ‚atemlosen‘ Eindruck beitragen, der akustisch u.a. durch ein eingeblendetes Hechelgeräusch verstärkt wird; auch die – in Metrikterminologie – annähernd anapästisch gesungenen Verse fügen sich dazu. Das Ich erwacht, steht auf, trinkt eine Tasse Kaffee und bemerkt dann, dass es sich beeilen muss, um den Bus noch zu erreichen. Am Zielort, wahrscheinlich der Arbeitsstelle, raucht es, nimmt noch das Gespräch eines Anderen wahr und scheint dann in einen Traum abzugleiten. Was es raucht (Marihuana?) und um welche Art von Traum es sich handelt, wird nicht erläutert, eignet sich aber zur Interpretation. Auffällig auch die Abwärtsbewegung in der ersten Hälfte („fell out of bed“, „found my way downstairs“), der eine Aufwärtsbewegung in der zweiten Hälfte gegenübersteht („found my way upstairs“), die dann im anschließenden Instrumentalteil eine Entsprechung findet, sowie das ‚tastende‘ Vorgehen des Ichs, ausgedrückt durch die dreimalige Verwendung von „found“. Der Tagesablauf scheint als typisch erzählt und kann als eine Parodie und Überzeichnung bürgerlichen Alltags gelesen werden (so auch Wicke 2014, iii) – oder eines langweiligen Schultages, wie es McCartney beschrieb (vgl. Gaar 2017, 108) –, aus dem der Traum eine Ausbruchsmöglichkeit bietet.


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A - A - a - B - b - a2 - [c]
A - A - a - B - b - a2 - [c]




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Bei genauerem Hinsehen sind die im A-Teil rezipierten Zeitungsmeldungen alles andere als banal: Ist das „he blew his mind out in a car“ (1) nun eine Referenz auf den Unfall des Guiness-Erben Tara Browne, wie gemeinhin angenommen, oder eine weitere Drogenreferenz, wie Paul McCartney einmal nahelegte („I was imagining a politician bombed out on drugs“, zitiert nach Miles in Garr 2017, 108) – immerhin heißt es nicht ‚he blew his brains out‘ (dazu Bünting 2017)? Der in 2 referierte Film ist eine schwarze Komödie über den Krieg. Zumindest die ersten beiden Strophen beschäftigen sich also mit dem Tod, wozu Lennons ‚gespenstische‘ Stimme passt, die durch den parallelen Einsatz von E-Moll unterstrichen wird (vgl. Pollack 1996, Melody and Harmony), sowie die sarkastische Stellung des Ichs zu den Geschehnissen. Musikalisch wird das Ende des Songs, zugleich das Ende des Albums, gerne mal mit dem Ende der Welt (Bünting 2017: „Götterdämmerungskatastrophen“) umschrieben. Doch zugleich ist die ‚Explosion‘ auch eine Erlösung und Auflösung der zuvor entstandenen dissonanten Spannungen in einem harmonischen E-Dur-Schlussakkord, was geradezu sinfonisch anmutet (Bünting 2017 denkt gar an Beethoven) – oder aber eine Parodie darauf ist: „that ready-made classical cliché of a final E-Major chord“ nennt es Pollack (1996, Outro). Im Hinblick auf das Traumthema kann das Ende die Deutung bestärken, dass Traum bzw. Rausch eine Erlösung von den Katastrophen des Lebens bieten kann. Man könnte auch den letzten instrumentalen Teil a2 mit der erst Spannung erzeugenden und diese dann auflösenden Musikgestaltung als Beschreibung eines Rausches selbst lesen (oder wahlweise sexuell, siehe ‚turn you on‘).
Bei genauerem Hinsehen sind die im A-Teil rezipierten Zeitungsmeldungen alles andere als banal: Ist das „he blew his mind out in a car“ (1) nun eine Referenz auf den Unfall des Guiness-Erben Tara Browne, wie gemeinhin angenommen, oder eine weitere Drogenreferenz, wie Paul McCartney einmal nahelegte („I was imagining a politician bombed out on drugs“, zitiert nach Miles in Garr 2017, 108) – immerhin heißt es nicht ‚he blew his brains out‘ (dazu Bünting 2017)? Der in 2 referierte Film ist eine schwarze Komödie über den Krieg. Zumindest die ersten beiden Strophen beschäftigen sich also mit dem Tod, wozu Lennons ‚gespenstische‘ Stimme passt, die durch den parallelen Einsatz von E-Moll unterstrichen wird (vgl. Pollack 1996, Melody and Harmony), sowie die sarkastische Stellung des Ichs zu den Geschehnissen. Musikalisch wird das Ende des Songs, zugleich das Ende des Albums, gerne mal mit dem Ende der Welt (Bünting 2017: „Götterdämmerungskatastrophen“) umschrieben. Doch zugleich ist die ‚Explosion‘ auch eine Erlösung und Auflösung der zuvor entstandenen dissonanten Spannungen in einem harmonischen E-Dur-Schlussakkord, was geradezu sinfonisch anmutet (Bünting 2017 denkt gar an Beethoven) – oder aber eine Parodie darauf ist: „that ready-made classical cliché of a final E-Major chord“ nennt es Pollack (1996, Outro). Im Hinblick auf das Traumthema kann das Ende die Deutung bestärken, dass Traum bzw. Rausch eine Erlösung von den Katastrophen des Lebens bieten kann. Man könnte auch den letzten instrumentalen Teil a2 mit der erst Spannung erzeugenden und diese dann auflösenden Musikgestaltung als Beschreibung eines Rausches selbst lesen (oder wahlweise sexuell, siehe ‚turn you on‘).




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Eine Sonderstellung nimmt das Musikvideo zu ''A Day in the Life'' ein. Es wurde 1995 als Teil der ''Anthology'' veröffentlicht und ist seit 2015 auch auf dem offiziellen Youtube-Kanal der Beatles zu sehen.<ref>Ich danke meinen Kolleg*innen und besonders Sophia Mehrbrey für die Anregung zur näheren Beschäftigung mit dem Video.</ref> Im Rhythmus der Musik sind collagenartig Aufnahmen montiert, die teils abstrakter Natur sind (verschwommene bewegte Lichter, überbelichtete Filmbilder, extreme Nahaufnahmen), mehrheitlich aber von der Aufnahmesession zu ''A Day in the Life'' stammen. In Analogie zur inhärenten Steigerung des Musikstücks, besonders erkennbar in den Orchesterpartien, nehmen auch die Surrealität der Aufnahmen sowie die Schnittfrequenz zu. Schließlich (ab Instrumentalteil a) sind die klassischen Musiker im Studio mit clownesken Nasen und übergroßen Brillen zu sehen. Jeweils sind parallel zu ihren Gesangspartien John Lennon bzw. Paul McCartney im Bild. Es handelt sich zudem um assoziative Montagen, wenn z.B. die extreme Nahaufnahme eines Auges (vgl. 00:51) gezeigt wird, die an die berühmte Aufnahme zu Beginn von [http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22Un_chien_andalou%22_(Luis_Bu%C3%B1uel)| Un chien andalou] erinnert, während Lennon von „notice“ singt, bei dem Stichwort „lights“ Scheinwerfer zu sehen sind (00:54-56), bei „film“ ein Mann mit einer Super-8-Kamera (01:12-21) oder dem hörbaren Hecheln im B-Teil das Bild eines sich kratzenden Studiogastes gegenübergestellt wird (02:35); bei „Woke up“ wackelt eine Panoramaaufnahme des House of Parliament analog zum klingelnden Wecker (02:18-21); bei „War“ sind Super-8-Aufnahmen von Kindern mit Spielgewehren sowie der englischen Polizei zu sehen (01:18-25), was fast gesellschaftskritisch anmutet. Zu den Traumreferenzen parallel werden entrückte oder rauchende Personen gezeigt (z.B. 01:39, 01:51). Auf die ‚Explosion‘ des Endes folgt eine längere Weißblende, wie sie geradezu zur filmischen Konvention geworden ist (04:20), das Nachklingen des Schlussakkords wird von Aufnahmen in Zeitlupengeschwindigkeit begleitet. Durch die Collagetechnik spiegelt das Video die Machart des Liedes selbst, durch die rhythmisierten Schnitte seine Musikalität, durch die zunehmend surrealen Einstellungen seine Rezeption, zugleich aber auch eine für Traumdarstellungen typische zunehmende Wunderbarkeit zum Aufwachen hin. Die Aufnahmen aus der Entstehungszeit bilden zudem eine Metareferenz auf die Produktion des Stückes. In diesem Licht betrachtet ist das Video doch etwas mehr als „ein bloßer Zusammenschnitt“ (Wicke 2014, iv).
Eine Sonderstellung nimmt das Musikvideo zu ''A Day in the Life'' ein. Es wurde 1995 als Teil der ''Anthology'' veröffentlicht und ist seit 2015 auch auf dem offiziellen Youtube-Kanal der Beatles zu sehen.<ref>Ich danke meinen Kolleg*innen und besonders Sophia Mehrbrey für die Anregung zur näheren Beschäftigung mit dem Video.</ref> Im Rhythmus der Musik sind collagenartig Aufnahmen montiert, die teils abstrakter Natur sind (verschwommene bewegte Lichter, überbelichtete Filmbilder, extreme Nahaufnahmen), mehrheitlich aber von der Aufnahmesession zu ''A Day in the Life'' stammen. In Analogie zur inhärenten Steigerung des Musikstücks, besonders erkennbar in den Orchesterpartien, nehmen auch die Surrealität der Aufnahmen sowie die Schnittfrequenz zu. Schließlich (ab Instrumentalteil a) sind die klassischen Musiker im Studio mit clownesken Nasen und übergroßen Brillen zu sehen. Jeweils sind parallel zu ihren Gesangspartien John Lennon bzw. Paul McCartney im Bild. Es handelt sich zudem um assoziative Montagen, wenn z.B. die extreme Nahaufnahme eines Auges (vgl. 00:51) gezeigt wird, die an die berühmte Aufnahme zu Beginn von [http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22Un_chien_andalou%22_(Luis_Bu%C3%B1uel)| Un chien andalou] erinnert, während Lennon von „notice“ singt, bei dem Stichwort „lights“ Scheinwerfer zu sehen sind (00:54-56), bei „film“ ein Mann mit einer Super-8-Kamera (01:12-21) oder dem hörbaren Hecheln im B-Teil das Bild eines sich kratzenden Studiogastes gegenübergestellt wird (02:35); bei „Woke up“ wackelt eine Panoramaaufnahme des House of Parliament analog zum klingelnden Wecker (02:18-21); bei „War“ sind Super-8-Aufnahmen von Kindern mit Spielgewehren sowie der englischen Polizei zu sehen (01:18-25), was fast gesellschaftskritisch anmutet. Zu den Traumreferenzen parallel werden entrückte oder rauchende Personen gezeigt (z.B. 01:39, 01:51). Auf die ‚Explosion‘ des Endes folgt eine längere Weißblende, wie sie geradezu zur filmischen Konvention geworden ist (04:20), das Nachklingen des Schlussakkords wird von Aufnahmen in Zeitlupengeschwindigkeit begleitet. Durch die Collagetechnik spiegelt das Video die Machart des Liedes selbst, durch die rhythmisierten Schnitte seine Musikalität, durch die zunehmend surrealen Einstellungen seine Rezeption, zugleich aber auch eine für Traumdarstellungen typische zunehmende Wunderbarkeit zum Aufwachen hin. Die Aufnahmen aus der Entstehungszeit bilden zudem eine Metareferenz auf die Produktion des Stückes. In diesem Licht betrachtet ist das Video doch etwas mehr als „ein bloßer Zusammenschnitt“ (Wicke 2014, iv).




==Einordnung==
==Einordnung==
Gewiss mag die Analyse der Darstellung von Träumen durch rein instrumentale Musik problematisch sein, im Fall dieses Popsongs kann sich die Analyse allerdings auf den Kontext des Textes stützen. So tritt ein Muster zu Tage: Den auffallend nüchternen und dem Titel (‚Ein Tag im Leben‘) entsprechenden, auf Zeitungsmeldungen basierenden Reflexionen mit möglicherweise medienkritischem Unterton (A-Teil) und der iterativen Routinebeschreibung (B-Teil) stehen aufwändig instrumentierte Übergangspartien gegenüber, die jeweils auf ein traumbezogenes Stichwort folgen. Interpretatorisch kann in ihnen eine Entgrenzung des Geistes durch Tagtraum oder Rauschzustand erkannt werden, wodurch unterschiedliche Wahrnehmungsebenen gestaltet sind. Damit nimmt der Traum eine basale Entlastungsfunktion von der Nüchternheit des Alltags ein, wie sie für viele Traumdarstellungen kennzeichnend ist, erhält allerdings ‚ohne Worte‘ zugleich eine herausgehobene Stellung. So zeigt sich ''A Day in the Life'' als Zeitdokument der späten 1960er Jahre mit ihrer Affinität für Experimente auch mit Rauschmitteln, die sich in anderen Stücken aus 1967 (z.B. Jefferson Airplanes ''White Rabbit'') mit mitunter deutlichen (Traum-)Referenzen besonders auf Lewis Carrolls ''Alice''-Werke sowie anderen Stücken der Beatles (vgl. dazu auf demselben Beatles-Album auch ''Lucy in the Sky With Diamonds''; u.a. Gaar 2017, 123) gleichfalls ausdrückt. Zugleich beschreibt ''A Day in the Life'' aber auch den überzeitlichen Konflikt zwischen oftmals banalem, ggf. unglücklichem Alltag und dem Wunsch des Ausbrechens, den unter Umständen nur der Traum erfüllen kann.
Gewiss mag die Analyse der Darstellung von Träumen durch rein instrumentale Musik problematisch sein, im Fall dieses Popsongs kann sich die Analyse allerdings auf den Kontext des Textes stützen. So tritt ein Muster zu Tage: Den auffallend nüchternen und dem Titel (‚Ein Tag im Leben‘) entsprechenden, auf Zeitungsmeldungen basierenden Reflexionen mit möglicherweise medienkritischem Unterton (A-Teil) und der iterativen Routinebeschreibung (B-Teil) stehen aufwändig instrumentierte Übergangspartien gegenüber, die jeweils auf ein traumbezogenes Stichwort folgen. Interpretatorisch kann in ihnen eine Entgrenzung des Geistes durch Tagtraum oder Rauschzustand erkannt werden, wodurch unterschiedliche Wahrnehmungsebenen gestaltet sind. Damit nimmt der Traum eine basale Entlastungsfunktion von der Nüchternheit des Alltags ein, wie sie für viele Traumdarstellungen kennzeichnend ist, erhält allerdings ‚ohne Worte‘ zugleich eine herausgehobene Stellung. So zeigt sich ''A Day in the Life'' als Zeitdokument der späten 1960er Jahre mit ihrer Affinität für Experimente auch mit Rauschmitteln, die sich in anderen Stücken aus 1967 (z.B. Jefferson Airplanes ''White Rabbit'') mit mitunter deutlichen (Traum-)Referenzen besonders auf Lewis Carrolls ''Alice''-Werke sowie anderen Stücken der Beatles (vgl. dazu auf demselben Beatles-Album auch ''Lucy in the Sky With Diamonds''; u.a. Gaar 2017, 123) gleichfalls ausdrückt. Zugleich beschreibt ''A Day in the Life'' aber auch den überzeitlichen Konflikt zwischen oftmals banalem, ggf. unglücklichem Alltag und dem Wunsch des Ausbrechens, den unter Umständen nur der Traum erfüllen kann.




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** The Beatles in Mono, remastered 2009
** The Beatles in Mono, remastered 2009
** Jubiläumsausgabe 2017 mit Outtakes der Aufnahmesessions
** Jubiläumsausgabe 2017 mit Outtakes der Aufnahmesessions
*Liedtext: The Beatles – A Day in the Life. In: Genius.com n.d.; https://genius.com/The-beatles-a-day-in-the-life-lyrics.
* Liedtext: The Beatles – A Day in the Life. In: Genius.com n.d.; https://genius.com/The-beatles-a-day-in-the-life-lyrics.
* Videoclip: A Day in the Life. Sgt. Peppers 50th Anniversary Super Deluxe boxset; https://www.youtube.com/watch?v=usNsCeOV4GM.  
* Videoclip: A Day in the Life. Sgt. Peppers 50th Anniversary Super Deluxe boxset; https://www.youtube.com/watch?v=usNsCeOV4GM.


===Weitere zitierte Songs===
===Weitere zitierte Songs===
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* McInnerney, Mike/Bill DeMain/Gillian G. Gaar: Sergeant Pepper at Fifty. The Mood, the Look, the Sound, the Legacy of the Beatles’ Great Masterpiece. London: Omnibus 2017.
* McInnerney, Mike/Bill DeMain/Gillian G. Gaar: Sergeant Pepper at Fifty. The Mood, the Look, the Sound, the Legacy of the Beatles’ Great Masterpiece. London: Omnibus 2017.
* Pollack, Allan W.: Notes on the „Reprise“ and „A Day in the Life“. In: Soundscapes. Journal on Media Culture (1996), n.p.; http://www.icce.rug.nl/~soundscapes/DATABASES/AWP/aditl.shtml#q2.
* Pollack, Allan W.: Notes on the „Reprise“ and „A Day in the Life“. In: Soundscapes. Journal on Media Culture (1996), n.p.; http://www.icce.rug.nl/~soundscapes/DATABASES/AWP/aditl.shtml#q2.
* Runtagh, Jordan: Beatles' ''Sgt. Pepper'' at 50. The Doomed Socialite Behind ''A Day in the Life''. In: RollingStone 31.5.1017; https://www.rollingstone.com/music/music-features/beatles-sgt-pepper-at-50-the-doomed-socialite-behind-a-day-in-the-life-120953/.
* Runtagh, Jordan: Beatles' ''Sgt. Pepper'' at 50. The Doomed Socialite Behind ''A Day in the Life''. In: RollingStone 31.5.1017; https://www.rollingstone.com/music/music-features/beatles-sgt-pepper-at-50-the-doomed-socialite-behind-a-day-in-the-life-120953/.
* Schleich, Markus: Von Himmelsstürmern und Höllenfahrern. Literarische Stoffe in der Popularmusik. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019.
* Schleich, Markus: Von Himmelsstürmern und Höllenfahrern. Literarische Stoffe in der Popularmusik. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019.
* Wicke, Peter: The Beatles. A Day in the Life 1967. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs, 2014; http://songlexikon.de/songs/adayinthelife/ .
* Wicke, Peter: The Beatles. A Day in the Life 1967. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs, 2014; http://songlexikon.de/songs/adayinthelife/ .
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