"Reisende auf einem Bein" (Herta Müller): Unterschied zwischen den Versionen
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Ähnlich wie Calvino verknüpft Herta Müller das Stadtmotiv mit der exponierten weiblichen Körperlichkeit, gleichzeitig wird der Text aber als Fiktion entlarvt: „Ich weiß, es ist nur Einbildung, nur Schwindel […]. Ja, alles nur Schwindel, sagte Steffen zur Irene. Weshalb glaubst Du daran. Das ist erfunden, und Du glaubst daran“ (RB 164). Im Gegensatz zur Alptraumhaftigkeit der ersten beiden Träume bietet hier die Fiktion jedoch ein erlösendes poetisches Potential. Der Traum wird zu einem Ort der Imagination, der die gleichzeitige Anwesenheit von Männern aus Irenes Leben ermöglicht. Auffallend sind die narrativ-reflexiven Passagen und der lustbesetzte humoreske Stil, der mit dem beklemmenden Grundton des übrigen Textes kontrastiert: „Wer von euch beiden ist denn die Attrappe“ (RB 165). Wer als Subjekt und wer als Objekt des Begehrens fungiert, verbleibt ebenfalls in der Uneindeutigkeit: „Zwischen Mond und Schatten hatte das Gesicht, das Irene küßte eine bläuliche Farbe“ (ebd.). In dieser ambigen Konstruktion kann Irene grammatikalisch sowohl eine Subjekt- als auch eine Akkusativposition besetzen. Die Farbe ‚bläulich‘ repräsentiert im Gesamtgefüge des Traumes die Treue. Irene reagiert auf das männliche Treueverlangen „Du sollst Augen haben nur für mich“ (RB 165) mit Verdruss: „Das macht müde“ (ebd.). Während Calvino den weiblichen Körper in die Stadtarchitektonik projiziert und damit vergegenständlicht, erlangt das Weibliche bei Herta Müller Subjekthaftigkeit und Körperlichkeit. Irenes letzter Traum wird vom weiblichen Begehren dominiert, auch wenn sich diese Demaskierung der männlich konstruierten Weiblichkeit nur im imaginierten Raum des Traumes ereignet und daher eine weibliche Wunschprojektion bleibt. | Ähnlich wie Calvino verknüpft Herta Müller das Stadtmotiv mit der exponierten weiblichen Körperlichkeit, gleichzeitig wird der Text aber als Fiktion entlarvt: „Ich weiß, es ist nur Einbildung, nur Schwindel […]. Ja, alles nur Schwindel, sagte Steffen zur Irene. Weshalb glaubst Du daran. Das ist erfunden, und Du glaubst daran“ (RB 164). Im Gegensatz zur Alptraumhaftigkeit der ersten beiden Träume bietet hier die Fiktion jedoch ein erlösendes poetisches Potential. Der Traum wird zu einem Ort der Imagination, der die gleichzeitige Anwesenheit von Männern aus Irenes Leben ermöglicht. Auffallend sind die narrativ-reflexiven Passagen und der lustbesetzte humoreske Stil, der mit dem beklemmenden Grundton des übrigen Textes kontrastiert: „Wer von euch beiden ist denn die Attrappe“ (RB 165). Wer als Subjekt und wer als Objekt des Begehrens fungiert, verbleibt ebenfalls in der Uneindeutigkeit: „Zwischen Mond und Schatten hatte das Gesicht, das Irene küßte eine bläuliche Farbe“ (ebd.). In dieser ambigen Konstruktion kann Irene grammatikalisch sowohl eine Subjekt- als auch eine Akkusativposition besetzen. Die Farbe ‚bläulich‘ repräsentiert im Gesamtgefüge des Traumes die Treue. Irene reagiert auf das männliche Treueverlangen „Du sollst Augen haben nur für mich“ (RB 165) mit Verdruss: „Das macht müde“ (ebd.). Während Calvino den weiblichen Körper in die Stadtarchitektonik projiziert und damit vergegenständlicht, erlangt das Weibliche bei Herta Müller Subjekthaftigkeit und Körperlichkeit. Irenes letzter Traum wird vom weiblichen Begehren dominiert, auch wenn sich diese Demaskierung der männlich konstruierten Weiblichkeit nur im imaginierten Raum des Traumes ereignet und daher eine weibliche Wunschprojektion bleibt. | ||
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