"Resto qui" (Marco Balzano): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Februar 2022, 21:23 Uhr
, 22. Februar 2022→Handlung
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Die Handlung des Romans ist in der Südtiroler Region Graun/Curon angesiedelt, die über Jahrzehnte hinweg starken politischen und kulturellen Veränderungen unterworfen war und dabei zum Schauplatz eines der wohl bemerkenswertesten menschlichen Eingriffe in die Alpenlandschaft wurde. Mit einem Fokus auf die Lehrerin und Ich-Erzählerin Trina beschreibt der Text die Geschichte einer Grauner Familie, ihre Erlebnisse während des zweiten Weltkriegs, sowie ihren erfolglosen Kampf gegen die Flutung mehrerer Dörfer im Reschengebiet zur Konstruktion eines Stausees. Rund um dieses Bauprojekt, das erstmals 1911 beschlossen, schlussendlich jedoch erst 1950 umgesetzt wurde, umspannt die Erzählung mehrere Jahrzehnte, beginnend mit Trinas Ausbildung zur Lehrerin im damaligen deutschsprachigen Teil Südtirols. Die Situation ändert sich drastisch als 1922 die Mitglieder der faschistischen Partei den Marsch auf Bozen organisieren, der in einer radikalen Unterdrückung der deutschen Subkultur in Südtirol resultiert. Diese Italianisierung zwingt die Bevölkerung, eine neue Sprache zu lernen, sich an ein anderes bürokratisches System zu gewöhnen und sich mit neuen Traditionen vertraut zu machen ( | Die Handlung des Romans ist in der Südtiroler Region Graun/Curon angesiedelt, die über Jahrzehnte hinweg starken politischen und kulturellen Veränderungen unterworfen war und dabei zum Schauplatz eines der wohl bemerkenswertesten menschlichen Eingriffe in die Alpenlandschaft wurde. Mit einem Fokus auf die Lehrerin und Ich-Erzählerin Trina beschreibt der Text die Geschichte einer Grauner Familie, ihre Erlebnisse während des zweiten Weltkriegs, sowie ihren erfolglosen Kampf gegen die Flutung mehrerer Dörfer im Reschengebiet zur Konstruktion eines Stausees. Rund um dieses Bauprojekt, das erstmals 1911 beschlossen, schlussendlich jedoch erst 1950 umgesetzt wurde, umspannt die Erzählung mehrere Jahrzehnte, beginnend mit Trinas Ausbildung zur Lehrerin im damaligen deutschsprachigen Teil Südtirols. Die Situation ändert sich drastisch, als 1922 die Mitglieder der faschistischen Partei den Marsch auf Bozen organisieren, der in einer radikalen Unterdrückung der deutschen Subkultur in Südtirol resultiert. Diese Italianisierung zwingt die Bevölkerung, eine neue Sprache zu lernen, sich an ein anderes bürokratisches System zu gewöhnen und sich mit neuen Traditionen vertraut zu machen (Beyer/Plewnia 2019; Riel 2001, 18 f.). Von einem Tag auf den anderen wird das kulturelle Gedächtnis einer ganzen Region ausgelöscht. Die Bevölkerung wird zum Spielball geopolitischer Interessen: Deutsch wird als Unterrichtssprache in den Schulen abgeschafft, und Trina ist gezwungen, ihre Schüler:innen fortan nur noch an geheimen Orten zu unterrichten. Der junge Bauer Erich, Trinas zukünftiger Ehemann, führt im Untergrund einen erbitterten Kampf gegen die italienischen Unterdrücker und deren Plan, das Dorf zu fluten. | ||
Wenige Jahre später wird die radikale Assimilationspolitik durch den „Stahlpakt“ („Patto d’Acciaio“) gekippt – ein im Mai 1939 unterzeichnetes Abkommen zwischen dem faschistischen Italien und dem Dritten Reich, das der Italianisierung ein Ende setzt und Südtirol nun wieder ins Deutsche Reich eingliedert. So sehen sich die Bewohner der Alpendörfer um Graun und Reschen einmal mehr einem faschistischen Regime ausgeliefert. Um der allgemeinen Mobilmachung zu entkommen, beschließt Erich, gemeinsam mit seiner Frau Trina den heimatlichen Hof zu verlassen und in die unwegsamen Hochalpen zu fliehen. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehren sie in ihr, nun wieder italienisches, Heimatdorf zurück. Ab 1946 werden die Bauarbeiten am geplanten Stausee wieder aufgenommen. Nach Jahren des Widerstands sehen sich Trina und Erich dazu gezwungen, ihren Hof erneut zu verlassen und in Neu-Graun von vorne zu beginnen. Während sich der Staudamm wirtschaftlich nicht gerechnet hat, ist der einsam aus dem Wasser ragende Kirchturm als letztes Relikt der überfluteten Dörfer schnell zu einer Touristenattraktion geworden, die den Aufhänger für Balzanos Roman bildet. | Wenige Jahre später wird die radikale Assimilationspolitik durch den „Stahlpakt“ („Patto d’Acciaio“) gekippt – ein im Mai 1939 unterzeichnetes Abkommen zwischen dem faschistischen Italien und dem Dritten Reich, das der Italianisierung ein Ende setzt und Südtirol nun wieder ins Deutsche Reich eingliedert. So sehen sich die Bewohner der Alpendörfer um Graun und Reschen einmal mehr einem faschistischen Regime ausgeliefert. Um der allgemeinen Mobilmachung zu entkommen, beschließt Erich, gemeinsam mit seiner Frau Trina den heimatlichen Hof zu verlassen und in die unwegsamen Hochalpen zu fliehen. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehren sie in ihr, nun wieder italienisches, Heimatdorf zurück. Ab 1946 werden die Bauarbeiten am geplanten Stausee wieder aufgenommen. Nach Jahren des Widerstands sehen sich Trina und Erich dazu gezwungen, ihren Hof erneut zu verlassen und in Neu-Graun von vorne zu beginnen. Während sich der Staudamm wirtschaftlich nicht gerechnet hat, ist der einsam aus dem Wasser ragende Kirchturm als letztes Relikt der überfluteten Dörfer schnell zu einer Touristenattraktion geworden, die den Aufhänger für Balzanos Roman bildet. | ||
== Subjektivität und Traumerleben == | == Subjektivität und Traumerleben == |