"Ministerium der Träume" (Hengameh Yaghoobifarah): Unterschied zwischen den Versionen

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Die erste Traumepisode ist als unmarkierter Prolog (MdT 9–12) der Handlung vorangestellt. Die ersten Worte „War ja klar, dass es brennt“ kündigen die extreme Hitze an, die das Empfinden der Träumerin bestimmen wird. Das träumende Ich findet sich auf einer Straße wieder: „Der Boden ist eine riesige dunkle Fläche aus zu Asphalt zusammengeschmolzener Kohle, unregelmäßig verteilten Schlaglöchern und allen Sprüchen, die mich je verletzt haben.“ Zunächst ohne ersichtliches Ziel, aber mit großer Hast ¬– „Mein Puls schlägt schnell, doch meine Schritte sind schneller“ ¬– rennt die Erzählerin die Straße entlang und stolpert über die Schlaglöcher. Ihr Ziel, so stellt sich heraus, ist eine Telefonzelle, vor der bereits eine „unendlich lange Schlange“ steht. Einem Mann, der sich hinter die Protagonistin stellt, fällt ein Buch aus der Hand – entsetzt bemerkt sie, dass die Seiten durchlöchert sind. Dann setzt unvermittelt
Die erste Traumepisode ist als unmarkierter Prolog (MdT 9–12) der Handlung vorangestellt. Die ersten Worte „War ja klar, dass es brennt“ kündigen die extreme Hitze an, die das Empfinden der Träumerin bestimmen wird. Das träumende Ich findet sich auf einer Straße wieder: „Der Boden ist eine riesige dunkle Fläche aus zu Asphalt zusammengeschmolzener Kohle, unregelmäßig verteilten Schlaglöchern und allen Sprüchen, die mich je verletzt haben.“ Zunächst ohne ersichtliches Ziel, aber mit großer Hast ¬– „Mein Puls schlägt schnell, doch meine Schritte sind schneller“ ¬– rennt die Erzählerin die Straße entlang und stolpert über die Schlaglöcher. Ihr Ziel, so stellt sich heraus, ist eine Telefonzelle, vor der bereits eine „unendlich lange Schlange“ steht. Einem Mann, der sich hinter die Protagonistin stellt, fällt ein Buch aus der Hand – entsetzt bemerkt sie, dass die Seiten durchlöchert sind. Dann setzt unvermittelt


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: <span style="color: #7b879e;">ein schrilles Klingeln ein. Schon wieder dieses Geräusch. Es klingelt nur für mich. Ich versuche, nach vorne zu gelangen, doch man lässt mich nicht. Immer wieder versuche ich, die Dringlichkeit zu erklären. Verstehen Sie es denn nicht?, will ich brüllen. Vielleicht verstehen sie es ja doch, und es ist ihnen einfach egal. Ich renne an den Anfang der Schlange. Verzweiflung macht sich breit, ich darf den Anruf nicht verpassen. Es könnte der letzte sein. (MdT 10)
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: <span style="color: #7b879e;"ein schrilles Klingeln ein. Schon wieder dieses Geräusch. Es klingelt nur für mich. Ich versuche, nach vorne zu gelangen, doch man lässt mich nicht. Immer wieder versuche ich, die Dringlichkeit zu erklären. Verstehen Sie es denn nicht?, will ich brüllen. Vielleicht verstehen sie es ja doch, und es ist ihnen einfach egal. Ich renne an den Anfang der Schlange. Verzweiflung macht sich breit, ich darf den Anruf nicht verpassen. Es könnte der letzte sein. (MdT 10).</span>
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Die einfache Syntax imitiert die Traumstruktur, in der Bildsequenzen und Eindrücke ohne die Notwendigkeit einer kausalen oder logischen Verknüpfung aufeinanderfolgen. Der Wassertraum verweist auf einen pränatalen Zustand, auf einen Zeitpunkt der Mutter-Tochter Beziehung, zu dem beide in einer perfekten Symbiose lebten und der Leib der Mutter für die Tochter noch die ganze Welt war – eine Welt die diese nicht so einfach verlassen konnte wie einige Jahre später das Dorf Graun. Obwohl es ein schöner Traum ist, schreckt die Mutter davor zurück, ihn zu träumen. Ganz bewusst versucht sie, den äußeren Stimuli zu entkommen, die im Traum eine Konfrontation mit der Vergangenheit provozieren und so einen Erinnerungsprozess in Gang stoßen, den die Mutter ablehnt: Denn Erinnerung bedeutet Vergangenheit, bedeutet den Verlust der Tochter als festgeschrieben zu akzeptieren, mit der Möglichkeit ihrer Rückkehr abzuschließen.
Die einfache Syntax imitiert die Traumstruktur, in der Bildsequenzen und Eindrücke ohne die Notwendigkeit einer kausalen oder logischen Verknüpfung aufeinanderfolgen. Der Wassertraum verweist auf einen pränatalen Zustand, auf einen Zeitpunkt der Mutter-Tochter Beziehung, zu dem beide in einer perfekten Symbiose lebten und der Leib der Mutter für die Tochter noch die ganze Welt war – eine Welt die diese nicht so einfach verlassen konnte wie einige Jahre später das Dorf Graun. Obwohl es ein schöner Traum ist, schreckt die Mutter davor zurück, ihn zu träumen. Ganz bewusst versucht sie, den äußeren Stimuli zu entkommen, die im Traum eine Konfrontation mit der Vergangenheit provozieren und so einen Erinnerungsprozess in Gang stoßen, den die Mutter ablehnt: Denn Erinnerung bedeutet Vergangenheit, bedeutet den Verlust der Tochter als festgeschrieben zu akzeptieren, mit der Möglichkeit ihrer Rückkehr abzuschließen.
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