"Kassandra" (Christa Wolf): Unterschied zwischen den Versionen
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Christa Wolfs ''Kassandra'' entsteht in einem Kontext großer sozialer Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland der späteren | Christa Wolfs ''Kassandra'' entsteht in einem Kontext großer sozialer Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland der späteren 1970er und frühen 1980er Jahre. Zu den großen Bündnissen der Epoche zählten die Pazifisten, die Feministen und die Alternativbewegungen, deren Anforderungen sich überlagerten und von einem kollektiven Bewusstseinwandel zeugten. Christa Wolf war etwas über 20 Jahre alt, als im Herbst 1949 die Deutsche Demokratische Republik gegründet wurde; bis in die frühen 1960er Jahre teilte sie mit ihren Zeitgenossen die Hoffnung auf einen gerechteren und friedlicheren Staat, der die sozialen und ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus auslöschen würde. Als ''Kassandra'' erscheint, befindet sich Christa Wolf bereits auf Kriegsfuß mit dem DDR-Regime. Sie wurde von den Behörden ihres Landes heftig kritisiert, als sie nacheinander ihre Romane ''Der geteilte Himmel'' (1963) und vor allem ''Nachdenken über Christa T'' (1968) veröffentlichte. In diesen Büchern waren Gedanken und Ideen aufgekeimt, die dem utopischen sozialrevolutionären, messianischen und eschatologischen Potenzial im Sinne von Blochs ''Prinzip Hoffnung'' entsprachen und als Widerstandspotenzial gegen die Deformationen des DDR-Sozialismus wirkten (Hilzinger 2007, 37 f.). Man bezichtigt sie der Rehabilitierung bürgerlicher Werte wie Subjektivität und Innerlichkeit. Hart getroffen von der Wolf-Biermann-Affäre (1976) und dem Ausschluss mehrerer Mitglieder aus dem Schriftstellerverband, bricht die letzte Vertrauensbasis ihrer Beziehungen zur DDR-Regierung zusammen. Trotzdem weigert sich die Autorin als Dissidentin bezeichnet zu werden und entscheidet sich bewusst dafür, die DDR nie zu verlassen. Die 1980er Jahren waren ebenfalls von globalen Spannungen geprägt: Europa befürchtete einen zerstörerischen Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion auf eigenem Boden. Der Aufruf des Kommandos der damals noch bestehenden Militärblöcke der NATO und des Warschauer Pakts zu neuen Rüstungsanstrengungen, um der angeblichen waffentechnischen Überlegenheit des Gegners etwas Gleichwertiges entgegensetzen zu können, weckte bei den Bürgern das Gefühl eines kollektiven Selbstmords angesichts der allgemeinen Bedrohung durch das atomare Wettrüsten und der eigenen Ohnmacht. Im Westen wie im Osten bildeten sich Friedens- und Frauenbewegungen, die gegen diese neue Behauptung protestierten (Schmiedel 2003, 65). Zu dieser Zeit waren viele Frauen für den Frieden und definierten die Bedeutung von Frieden neu. Die Figur der Kassandra fungierte vor dem Hintergrund dieser politischen Konstellation und der Sehnsucht vieler Menschen nach Frieden als Friedensikone und Identifikationsfigur für eine ganze Generation von Frauen, die nach Emanzipation von einer von Männern dominierten Welt der Politik und des Krieges, der Intrigen und Machtkämpfe strebten. | ||
==Zur Anlage des Romans== | ==Zur Anlage des Romans== |