"Kinder – Träume – Zukunft" (Erhard Großmann): Unterschied zwischen den Versionen

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==Werkbeschreibung==  
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Das Wandbild weist kompositorische Merkmale des Komplex- bzw. Simultanbildes auf und ist motivisch in drei sich überlappende Teilbereiche unterteilt. Simultanbilder bieten die Möglichkeit gleichzeitig stattfindende Handlungen im Bild künstlerisch zu visualisieren. Als kompositorisches Mittel zur Traumdarstellung taucht das Simultanbild in der Kunst seit dem 16. Jahrhundert auf (Ruby, 82 f.). Zumeist ist eine schlafende Person dargestellt, in deren Trauminhalt die Betrachtenden blicken können. In der Kunst in der DDR wurde das Simultan- bzw. Komplexbild ab den 1960er Jahren aufgegriffen (Philipp, 14 f.). Es zeichnet sich z.B. durch Aufhebung der Naturgesetze, Alltagswahrnehmungen sowie von Raum- und Zeitgefügen aus (Philipp, 14 f.; Lang, 114) und trat bildthematisch völlig unabhängig des Traumkontextes in Erscheinung (Lang, 114). Die Komposition und die damit einhergehenden Merkmale legen eine Auslegung des Wandbildes als Traumbild nahe. Sie können nämlich mitunter eine traumhafte Bildwirkung entfalten (Kreuzer, 357–359; 504–507; 682–684), weshalb in der Analyse Aspekte traumhaften Erzählens Berücksichtigung finden. Des Weiteren suggeriert der Titel den Eindruck einer kausalen bzw. temporalen Abfolge, die von der Anordnung der Einzelmotive im Wandbild allerdings nicht bedient wird.
Das Wandbild weist kompositorische Merkmale des Komplex- bzw. Simultanbildes auf und ist motivisch in drei sich überlappende Teilbereiche unterteilt. Simultanbilder bieten die Möglichkeit gleichzeitig stattfindende Handlungen im Bild künstlerisch zu visualisieren. Als kompositorisches Mittel zur Traumdarstellung taucht das Simultanbild in der Kunst seit dem 16. Jahrhundert auf (Ruby, 82f.). Zumeist ist eine schlafende Person dargestellt, in deren Trauminhalt die Betrachtenden blicken können. In der Kunst in der DDR wurde das Simultan- bzw. Komplexbild ab den 1960er Jahren aufgegriffen (Philipp, 14f.). Es zeichnet sich z.B. durch Aufhebung der Naturgesetze, Alltagswahrnehmungen sowie von Raum- und Zeitgefügen aus (Philipp, 14f.; Lang, 114) und trat bildthematisch völlig unabhängig des Traumkontextes in Erscheinung (Lang, 114). Die Komposition und die damit einhergehenden Merkmale legen eine Auslegung des Wandbildes als Traumbild nahe. Sie können nämlich mitunter eine traumhafte Bildwirkung entfalten (Kreuzer, 357–359; 504–507; 682–684), weshalb in der Analyse Aspekte traumhaften Erzählens Berücksichtigung finden. Des Weiteren suggeriert der Titel den Eindruck einer kausalen bzw. temporalen Abfolge, die von der Anordnung der Einzelmotive im Wandbild allerdings nicht bedient wird.


Am linken Bildrand von ''Kinder – Träume – Zukunft'' präsentiert sich ein nacktes Paar. Sowohl Mann als auch Frau scheinen auf dem kleineren Baum, der sich hinter ihnen befindet, zu sitzen. Auch wenn die Frau den Betrachtenden entgegenblickt und sie sich teilweise mit ihren Extremitäten bedeckt, zeigt sie durch ihre Körperhaltung (ihre rechte Hand ist hinter den Kopf gelegt) einen offenen Umgang mit der eigenen Nacktheit. Daher ist ihre Pose, gerade auch im Balanceakt auf dem Baum und dem Blickkontakt zu den Betrachtenden, von einer leichten Laszivität geprägt. Die Frau ist außerdem mit ihrem Oberkörper zur Brust des Mannes geneigt. Der Mann hingegen richtet seinen Blick auf eine weiße Taube, die oberhalb der Frau angeordnet ist. Diesen Vogel versucht der Mann gerade mit seiner rechten Hand zu ergreifen. Umrahmt wird die Szene von einer Kreisform, die in den nächsten Teilbereich weiterleitet. Das rahmende Kreiselement kehrt zudem in den anderen beiden Bereichen des Wandbildes wieder und bildet die kompositorische Grundlage für das mittlere Motiv. Die geometrische Form verbindet für die Gesamtaussage des Werkes also die autonomen Einzelmotive miteinander.
Am linken Bildrand von ''Kinder – Träume – Zukunft'' präsentiert sich ein nacktes Paar. Sowohl Mann als auch Frau scheinen auf dem kleineren Baum, der sich hinter ihnen befindet, zu sitzen. Auch wenn die Frau den Betrachtenden entgegenblickt und sie sich teilweise mit ihren Extremitäten bedeckt, zeigt sie durch ihre Körperhaltung (ihre rechte Hand ist hinter den Kopf gelegt) einen offenen Umgang mit der eigenen Nacktheit. Daher ist ihre Pose, gerade auch im Balanceakt auf dem Baum und dem Blickkontakt zu den Betrachtenden, von einer leichten Laszivität geprägt. Die Frau ist außerdem mit ihrem Oberkörper zur Brust des Mannes geneigt. Der Mann hingegen richtet seinen Blick auf eine weiße Taube, die oberhalb der Frau angeordnet ist. Diesen Vogel versucht der Mann gerade mit seiner rechten Hand zu ergreifen. Umrahmt wird die Szene von einer Kreisform, die in den nächsten Teilbereich weiterleitet. Das rahmende Kreiselement kehrt zudem in den anderen beiden Bereichen des Wandbildes wieder und bildet die kompositorische Grundlage für das mittlere Motiv. Die geometrische Form verbindet für die Gesamtaussage des Werkes also die autonomen Einzelmotive miteinander.
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===Hintergrundinformationen zur Gattung===
===Hintergrundinformationen zur Gattung===
''Baubezogene Kunst''<ref>Es handelt sich hierbei um eine Bezeichnung, die sich ab den 1960er Jahren etablierte und auch beispielsweise freistehende Bildwerke im öffentlichen Raum inkludierte (Topfstedt, 22f.). Zuvor wurde noch der Terminus Kunst am Bau genutzt.</ref> in der DDR hatte keinen rein dekorativen Charakter, sondern war aus Sicht der Auftraggebenden oftmals mit bestimmten Aufgaben verbunden: Sie sollten politische Kontexte aufgreifen, Zuversicht ausstrahlen und ein idealisiertes Gesellschaftsbild nachzeichnen (Topfstedt, S 22). Hierbei sollten die „idealisierte[n] Gesellschaftsbilder […] vom optimistischen Lebensgefühl einer von Grund auf neu zu entwickelnden sozialistischen Menschengemeinschaft getragen werden“ (Topfstedt, 22). Jener Optimismus inkludierte also die Möglichkeiten, die mit sozialistischen Neustrukturierungen in der Gesellschaft einher gehen. Zu berücksichtigen ist jedoch, in welcher Dekade die Kunstwerke entstanden, da sich bei dieser Gattung im Laufe der Zeit ein Wandel hinsichtlich der Gestaltungsmöglichkeiten abzeichnete (Topfstedt, S 23–26). D.h. aber nicht, dass die damit von der SED angedachte Funktion baubezogener Kunst als ideologisches Erziehungsmittel grundsätzlich ad acta gelegt war. Die Auswahl der Bildthemen und die Prüfung ihrer künstlerischen Umsetzung unterlag nämlich auch Kontrollverfahren. Der Kunsthistoriker Thomas Topfstedt (*1947–2021) konstatiert zu Beginn seiner Ausführungen dennoch, dass „die Inhalte vo[m] gesellschaftlichen Auftraggeber in der Regel vorgegeben [waren], doch konnte niemand dem ausführenden Künstler die Entscheidung darüber abnehmen, wie er diese Vorgaben in seinem Werk umsetzen wollte“ (Topfstedt, 22). Es bedarf folglich einer differenzierten und kritischen Betrachtung zwischen der jeweiligen künstlerischen Darstellung, ihrem Entstehungszeitraum und der generellen Aufgabe, die an ''baubezogene Kunst'' herangetragen worden ist. Jener gattungsspezifische Kontext ist also für die nachfolgende objektive Entschlüsselung und Interpretation des Traumbezuges von ''Kinder – Träume – Zukunft'' zu berücksichtigen.
''Baubezogene Kunst''<ref>Es handelt sich hierbei um eine Bezeichnung, die sich ab den 1960er Jahren etablierte und auch beispielsweise freistehende Bildwerke im öffentlichen Raum inkludierte (Topfstedt, 22f.). Zuvor wurde noch der Terminus Kunst am Bau genutzt.</ref> in der DDR hatte keinen rein dekorativen Charakter, sondern war aus Sicht der Auftraggebenden oftmals mit bestimmten Aufgaben verbunden: Sie sollten politische Kontexte aufgreifen, Zuversicht ausstrahlen und ein idealisiertes Gesellschaftsbild nachzeichnen (Topfstedt, 22). Hierbei sollten die „idealisierte[n] Gesellschaftsbilder […] vom optimistischen Lebensgefühl einer von Grund auf neu zu entwickelnden sozialistischen Menschengemeinschaft getragen werden“ (Topfstedt, 22). Jener Optimismus inkludierte also die Möglichkeiten, die mit sozialistischen Neustrukturierungen in der Gesellschaft einher gehen. Zu berücksichtigen ist jedoch, in welcher Dekade die Kunstwerke entstanden, da sich bei dieser Gattung im Laufe der Zeit ein Wandel hinsichtlich der Gestaltungsmöglichkeiten abzeichnete (Topfstedt, 23–26). D.h. aber nicht, dass die damit von der SED angedachte Funktion baubezogener Kunst als ideologisches Erziehungsmittel grundsätzlich ad acta gelegt war. Die Auswahl der Bildthemen und die Prüfung ihrer künstlerischen Umsetzung unterlag nämlich auch Kontrollverfahren. Der Kunsthistoriker Thomas Topfstedt (*1947–2021) konstatiert zu Beginn seiner Ausführungen dennoch, dass „die Inhalte vo[m] gesellschaftlichen Auftraggeber in der Regel vorgegeben [waren], doch konnte niemand dem ausführenden Künstler die Entscheidung darüber abnehmen, wie er diese Vorgaben in seinem Werk umsetzen wollte“ (Topfstedt, 22). Es bedarf folglich einer differenzierten und kritischen Betrachtung zwischen der jeweiligen künstlerischen Darstellung, ihrem Entstehungszeitraum und der generellen Aufgabe, die an ''baubezogene Kunst'' herangetragen worden ist. Jener gattungsspezifische Kontext ist also für die nachfolgende objektive Entschlüsselung und Interpretation des Traumbezuges von ''Kinder – Träume – Zukunft'' zu berücksichtigen.


==Ikonographie: Analyse und Bezug auf Traumkontexte==
==Ikonographie: Analyse und Bezug auf Traumkontexte==
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===Kosmonaut===
===Kosmonaut===
Das Motiv des Kosmonauten hat sich in der DDR in den 1960er Jahren etabliert (Hofer, 205 f.) und bis 1989 Darstellungsentwicklungen und Abwandlungen erfahren (ebd., 206–215; Schaber). Zudem hängt das Motiv mit der Geschichte der Weltraumeroberung zusammen (Hofer, 205 f.). Am 12. April 1961 glückte Juri Gagarin der erste bemannte Raumflug. Angesichts fehlender Bildmaterialien konzentrierten sich aber die Propaganda und die Medien auf den Kosmonauten, infolgedessen sich ein Personenkult entwickelte: „In Gagarin symbolisierte sich der russische Fortschritt, sein Triumph besiegelte die russische Überlegenheit über die amerikanische Weltraumbehörde, ja mehr noch: die Erfolge im Weltall galten in der sozialistischen Propaganda als Vorzeichen des Sieges über den ideologischen Feind“ (Hofer, 206).
Das Motiv des Kosmonauten hat sich in der DDR in den 1960er Jahren etabliert (Hofer, 205f.) und bis 1989 Darstellungsentwicklungen und Abwandlungen erfahren (ebd., 206–215; Schaber). Zudem hängt das Motiv mit der Geschichte der Weltraumeroberung zusammen (Hofer, 205f.). Am 12. April 1961 glückte Juri Gagarin der erste bemannte Raumflug. Angesichts fehlender Bildmaterialien konzentrierten sich aber die Propaganda und die Medien auf den Kosmonauten, infolgedessen sich ein Personenkult entwickelte: „In Gagarin symbolisierte sich der russische Fortschritt, sein Triumph besiegelte die russische Überlegenheit über die amerikanische Weltraumbehörde, ja mehr noch: die Erfolge im Weltall galten in der sozialistischen Propaganda als Vorzeichen des Sieges über den ideologischen Feind“ (Hofer, 206).


Der Kosmonaut in ''Kinder – Träume – Zukunft'' weist aber kein eindeutiges Konterfei Juri Gagarins auf, weshalb in den Publikationen lediglich von einem Kosmonauten gesprochen wird (Maleschka, 195; Oswald, 594; Prehn). Dennoch kann der Kosmonaut angesichts der Motivgeschichte und abhängig vom Entstehungszeitpunkt sowie von der künstlerischen Umsetzung in der Bildenden Kunst in der DDR Technikbegeisterung (Hofer, 206), Kontrollierbarkeit von Natur und Technik (Schaber, 251), die Erfüllung von ehemals unmöglich erscheinenden, gesetzten Zielen (Oswald, 594; Prehn), aktuellen Zukunftsmöglichkeiten (Prehn) sowie den sozialistischen ,Traum‘ vom neuen Menschen symbolisieren (Hofer, 206, Schaber, 251 f.).<ref> Für weiterführende Informationen zur Ideengeschichte des Neuen Menschen (Küenzlen, 4–9).</ref> Im Kerngedanken kann der neue Mensch dabei durch seine Handlungen Fortschritte und eine stetig bessere Gesellschaft erreichen, wobei letzteres durch den Kommunismus bereits realisiert wurde (Hofer, 206). Oder wie der Evangelische Theologe und Sozialethiker Gottfried Küenzlen (*1945) zu Beginn seiner Übersichtsschau über die Ideengeschichte vom Christentum bis in die Kritik der Moderne pointiert: „Der ,Alte Adam‘ soll vom Neuen Menschen überwunden werden“ (Küenzlen, 4). In diesem Sinne ist die Setzung vom Paar im Paradies und vom Kosmonauten an den beiden gegenüberliegenden Bildrändern kohärent, zeigt sie doch, dass stetige Weiterentwicklungen zum Ausbau des sozialistischen Paradieses angestrebt werden und positiv zu bewerten sind. Da das historische Ereignis 1961 stattfand, zeigt das Wandbild ferner die Realisierung bzw. den Erfüllungsmoment einer ehemaligen ,Vision‘ auf – und dass auch andere sich bewahrheiten werden. Kosmonaut und Ikarus sind ferner in der Darstellung nicht zufällig dicht zueinander gesetzt, da sie in einem inneren Sinnzusammenhang zueinanderstehen.
Der Kosmonaut in ''Kinder – Träume – Zukunft'' weist aber kein eindeutiges Konterfei Juri Gagarins auf, weshalb in den Publikationen lediglich von einem Kosmonauten gesprochen wird (Maleschka, 195; Oswald, 594; Prehn). Dennoch kann der Kosmonaut angesichts der Motivgeschichte und abhängig vom Entstehungszeitpunkt sowie von der künstlerischen Umsetzung in der Bildenden Kunst in der DDR Technikbegeisterung (Hofer, 206), Kontrollierbarkeit von Natur und Technik (Schaber, 251), die Erfüllung von ehemals unmöglich erscheinenden, gesetzten Zielen (Oswald, 594; Prehn), aktuellen Zukunftsmöglichkeiten (Prehn) sowie den sozialistischen ,Traum‘ vom neuen Menschen symbolisieren (Hofer, 206, Schaber, 251f.).<ref> Für weiterführende Informationen zur Ideengeschichte des Neuen Menschen (Küenzlen, 4–9).</ref> Im Kerngedanken kann der neue Mensch dabei durch seine Handlungen Fortschritte und eine stetig bessere Gesellschaft erreichen, wobei letzteres durch den Kommunismus bereits realisiert wurde (Hofer, 206). Oder wie der Evangelische Theologe und Sozialethiker Gottfried Küenzlen (*1945) zu Beginn seiner Übersichtsschau über die Ideengeschichte vom Christentum bis in die Kritik der Moderne pointiert: „Der ,Alte Adam‘ soll vom Neuen Menschen überwunden werden“ (Küenzlen, 4). In diesem Sinne ist die Setzung vom Paar im Paradies und vom Kosmonauten an den beiden gegenüberliegenden Bildrändern kohärent, zeigt sie doch, dass stetige Weiterentwicklungen zum Ausbau des sozialistischen Paradieses angestrebt werden und positiv zu bewerten sind. Da das historische Ereignis 1961 stattfand, zeigt das Wandbild ferner die Realisierung bzw. den Erfüllungsmoment einer ehemaligen ,Vision‘ auf – und dass auch andere sich bewahrheiten werden. Kosmonaut und Ikarus sind ferner in der Darstellung nicht zufällig dicht zueinander gesetzt, da sie in einem inneren Sinnzusammenhang zueinanderstehen.


===Ikarus===
===Ikarus===
Darstellungen von Ikarus waren ebenso wie der Kosmonaut in der Bildenden Kunst in der DDR eng verknüpft mit der Raumfahrtgeschichte (Schaber). Es handelt sich zudem um ein weit verbreitetes Motiv, das abhängig von der Inszenierung ambige und paradoxe Deutungsperspektiven aufweisen kann (Arlt, 77–84; Schaber, 253–285). Ausführungen des Publizisten, Schriftstellers sowie Kunstwissenschaftlers und -kritikers Peter Arlt (*1943) zu Folge trat Ikarus ab etwa 1955 in der Kunst in der DDR auf, gewann über die Jahre hin an Bedeutung, erreichte zunehmend einen höheren Verbreitungsgrad und fand seinen Höhepunkt 1980 (Arlt, 76). Arlt stellt hierbei zwischen Mitte der 1960er Jahren und 1977 ein Auftauchen kritischer Versionen in der Bildenden Kunst fest (ebd., 78). Bei positiver Konnotation drückt Ikarus beispielsweise einen ungehinderten Glauben an technischen Fortschritt und Zukunftsoptimismus aus (Schaber, 253–285). In der negativen Variante (z.B. durch eine stürzende Figur) kann es Bedenken bzw. Kritik daran äußern, ob eine Verbesserung gesellschaftlicher und materieller Faktoren durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt möglich ist. Oder es wird genutzt, um mit Ikarus lediglich die (bestehenden) Widersprüche in der Gesellschaft aufzuzeigen. Mit dem Aufgreifen der Ikarus-Motivik und seiner Verbindung mit der Raumfahrt in der Bildenden Kunst wurde zudem das historische Ereignis von 1961 in einen mythologischen Kontext verlagert (Schaber, 287). Mit Ikarus und dem Kosmonauten liegt also eine Doppelung eines ähnlichen Sinninhaltes vor.
Darstellungen von Ikarus waren ebenso wie der Kosmonaut in der Bildenden Kunst in der DDR eng verknüpft mit der Raumfahrtgeschichte (Schaber). Es handelt sich zudem um ein weit verbreitetes Motiv, das abhängig von der Inszenierung ambige und paradoxe Deutungsperspektiven aufweisen kann (Arlt, 77–84; Schaber, 253–285). Ausführungen des Publizisten, Schriftstellers sowie Kunstwissenschaftlers und -kritikers Peter Arlt (*1943) zu Folge trat Ikarus ab etwa 1955 in der Kunst in der DDR auf, gewann über die Jahre hin an Bedeutung, erreichte zunehmend einen höheren Verbreitungsgrad und fand seinen Höhepunkt 1980 (Arlt, 76). Arlt stellt hierbei zwischen Mitte der 1960er Jahren und 1977 ein Auftauchen kritischer Versionen in der Bildenden Kunst fest (ebd., 78). Bei positiver Konnotation drückt Ikarus beispielsweise einen ungehinderten Glauben an technischen Fortschritt und Zukunftsoptimismus aus (Schaber, 253–285). In der negativen Variante (z.B. durch eine stürzende Figur) kann es Bedenken bzw. Kritik daran äußern, ob eine Verbesserung gesellschaftlicher und materieller Faktoren durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt möglich ist. Oder es wird genutzt, um mit Ikarus lediglich die (bestehenden) Widersprüche in der Gesellschaft aufzuzeigen. Mit dem Aufgreifen der Ikarus-Motivik und seiner Verbindung mit der Raumfahrt in der Bildenden Kunst wurde zudem das historische Ereignis von 1961 in einen mythologischen Kontext verlagert (Schaber, 287). Mit Ikarus und dem Kosmonauten liegt also eine Doppelung eines ähnlichen Sinninhaltes vor.


Anhand der fünf Kompositionsentwürfe in der ''Bildende Kunst'' ist zu erkennen, dass Ikarus erst ab dem dritten Blatt auftaucht – und als eindeutig abstürzende Figur gezeigt wird (Oswald, 594.). Die Ikarus-Motivik bei ''Kinder – Träume – Zukunft'' ist folglich ambig angelegt worden. Im vollendeten Wandbild weist er trotz seiner aufgerichteten Position nur einen Flügel auf, wodurch sein bevorstehender Absturz künstlerisch impliziert ist und der Fortschrittglaube, der Technikglaube sowie der optimistische Blick in die Zukunft gerade im Zusammenspiel mit dem Kosmonauten eine kritische Hinterfragung erfahren. Oswald betont bei der Motiventwicklung von Ikarus aber dessen Kampfeswillen, der in der Skizze zum Ausdruck käme:
Anhand der fünf Kompositionsentwürfe in der ''Bildende Kunst'' ist zu erkennen, dass Ikarus erst ab dem dritten Blatt auftaucht – und als eindeutig abstürzende Figur gezeigt wird (Oswald, 594). Die Ikarus-Motivik bei ''Kinder – Träume – Zukunft'' ist folglich ambig angelegt worden. Im vollendeten Wandbild weist er trotz seiner aufgerichteten Position nur einen Flügel auf, wodurch sein bevorstehender Absturz künstlerisch impliziert ist und der Fortschrittglaube, der Technikglaube sowie der optimistische Blick in die Zukunft gerade im Zusammenspiel mit dem Kosmonauten eine kritische Hinterfragung erfahren. Oswald betont bei der Motiventwicklung von Ikarus aber dessen Kampfeswillen, der in der Skizze zum Ausdruck käme:


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===Weblinks===
===Weblinks===
• https://www.htr-stiftung.de/biografie.php (Zugriff 12. Februar 2024)
• https://portal.dnb.de/opac/showFullRecord?currentResultId=%22Ulrike%22+and+%22Bestgen%22%26any&currentPosition=32 (Zugriff 12. Februar 2024)
• O. A.: Aus dem Museum, Dioramen: Hammer, Zirkel, Ährenkranz, 26. Februar 2018, https://www.ddr-museum.de/de/blog/2018/gesellschaft-ddr (Zugriff 12. Februar 2024)
• O. A.: Aus dem Museum, Dioramen: Hammer, Zirkel, Ährenkranz, 26. Februar 2018, https://www.ddr-museum.de/de/blog/2018/gesellschaft-ddr (Zugriff 12. Februar 2024)


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