Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 13: Zeile 13:     
===Zur Setzung: ''„Hay que caminar“''===
 
===Zur Setzung: ''„Hay que caminar“''===
Die Partitur von ''„Hay que caminar“ sognando'' besteht aus drei Teilen, die als ''Leggio 1'', ''2'' und ''3'' bezeichnet sind. ''Leggio 1'' umfasst 40 Takte mit einer Aufführungsdauer von gut fünfeinhalb Minuten, ''Leggio 2'' besteht aus 66 Takten und dauert knapp neuneinhalb Minuten, ''Leggio 3'' umfasst 48 Takte mit einer Dauer von gut neuneinhalb Minuten. In den Anmerkungen zur Partitur gibt Nono an, dass die Noten im Aufführungsraum auf mehreren Notenständern (''leggii'') verteilt sein sollen. Zwischen den drei Teilen der Komposition sollen die Instrumentalist:innen sich zwischen den Notenständern bewegen, als würden sie einen Weg suchen („Camminando alla fine di ogni parte cercandoli come cercando un cammino“, HQCS, Avvertenze). Der musiktheatralische Aspekt (Haas 1991, 326) dieses ‚Wanderns‘ von einem Notenständer zum nächsten setzt das Wandern aus dem Titel der Komposition visuell um.
+
Die Partitur von ''„Hay que caminar“ sognando'' besteht aus drei Teilen, die als ''Leggio 1'', ''2'' und ''3'' bezeichnet sind. ''Leggio 1'' umfasst 40 Takte mit einer Aufführungsdauer von gut fünfeinhalb Minuten, ''Leggio 2'' besteht aus 66 Takten und dauert knapp neuneinhalb Minuten, ''Leggio 3'' umfasst 48 Takte mit einer Dauer von gut neuneinhalb Minuten. In den Anmerkungen zur Partitur gibt Nono an, dass die Noten im Aufführungsraum auf mehrere Notenständer (''leggii'') verteilt sein sollen. Zwischen den drei Teilen der Komposition sollen die Instrumentalist:innen sich zwischen den Notenständern bewegen, als würden sie einen Weg suchen („Camminando alla fine di ogni parte cercandoli come cercando un cammino“; HQCS, Avvertenze; dt.: ###). Der musiktheatralische Aspekt (Haas 1991, 326) dieses ‚Wanderns‘ von einem Notenständer zum nächsten setzt das Wandern aus dem Titel der Komposition visuell um.
   −
Die konkrete Verteilung der Notenständer im Raum ist freigestellt und hängt auch von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten ab; gefordert werden aber mindestens acht Notenständer („Almeno 8 leggii“, HQCS, Avvertenze). Als Beispiel schlägt Nono vor, dass Violine 1 drei Notenständer und Violine 2 drei weitere Notenständer verwendet. Dieser Vorschlag impliziert, so bemerkt Drees, dass die Musiker:innen nie vom gleichen Notenständer spielen und dass der Klang in allen drei Teilen der Komposition an verschiedenen Stellen im Raum erzeugt wird (Drees 1998, 171). Dass wenigstens acht Notenständer aufgestellt sein sollen, bedingt zudem, dass mindestens zwei Notenständer zwar als potenzielle Punkte der Klangerzeugung sichtbar sind, aber bei einer Aufführung nicht bespielt werden: Diese Aufstellung von nicht genutzten Notenständern wird auch in der Legende von ''La lontananza nostalgica utopica futura'' vorgeschlagen (Drees 1998, 100; Impett 2019, 484).
+
Die konkrete Verteilung der Notenständer im Raum ist freigestellt und hängt auch von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten ab; gefordert werden aber mindestens acht Notenständer („Almeno 8 leggii“; HQCS, Avvertenze). Als Beispiel schlägt Nono vor, dass Violine 1 drei Notenständer und Violine 2 drei weitere Notenständer verwendet. Dieser Vorschlag impliziert, so bemerkt Drees, dass die Musiker:innen nie vom gleichen Notenständer spielen und dass der Klang in allen drei Teilen der Komposition an verschiedenen Stellen im Raum erzeugt wird (Drees 1998, 171). Dass wenigstens acht Notenständer aufgestellt sein sollen, bedingt zudem, dass mindestens zwei Notenständer zwar als potenzielle Punkte der Klangerzeugung sichtbar sind, aber bei einer Aufführung nicht bespielt werden: Diese Aufstellung von nicht genutzten Notenständern wird auch in der Legende von ''La lontananza nostalgica utopica futura'' vorgeschlagen (Drees 1998, 100; Impett 2019, 484).
    
Allerdings ist die Reihenfolge, in der die drei Abschnitte von ''„Hay que caminar“ sognando'' realisiert werden, nicht beliebig; zudem können die Stimmen innerhalb der Abschnitte nicht frei miteinander kombiniert werden. In dieser Hinsicht ist der Weg durch die Komposition also bereits vorab festgelegt und entsteht nicht erst beim Gehen – die Aufstellung von möglichst vielen nicht verwendeten Notenständern dürfte den Eindruck einer während der Aufführung aus verschiedenen Möglichkeiten frei gesuchten Wegstrecke visuell aber verstärken.<ref>Für eine Untersuchung der Hörwahrnehmung von Raum und Klang im Raum am Beispiel von ''La lontananza nostalgica utopica futura'' und ''„Hay que caminar“ sognando'' vgl. Di Bona 2018.</ref>
 
Allerdings ist die Reihenfolge, in der die drei Abschnitte von ''„Hay que caminar“ sognando'' realisiert werden, nicht beliebig; zudem können die Stimmen innerhalb der Abschnitte nicht frei miteinander kombiniert werden. In dieser Hinsicht ist der Weg durch die Komposition also bereits vorab festgelegt und entsteht nicht erst beim Gehen – die Aufstellung von möglichst vielen nicht verwendeten Notenständern dürfte den Eindruck einer während der Aufführung aus verschiedenen Möglichkeiten frei gesuchten Wegstrecke visuell aber verstärken.<ref>Für eine Untersuchung der Hörwahrnehmung von Raum und Klang im Raum am Beispiel von ''La lontananza nostalgica utopica futura'' und ''„Hay que caminar“ sognando'' vgl. Di Bona 2018.</ref>

Navigationsmenü