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''Allegorie der Träume'' (italienischer Titel: ''Allegoria dei Sogni'') ist ein um 1572 entstandenes Ölgemälde des florentinischen Malers Giovanni Battista Naldini, das von Francesco I. de' Medici, Großherzog der Toskana, in Auftrag gegeben wurde.<br data-attributes="%20/">Das Bild ist mit 33 weiteren Gemälden, verschiedenen Preziosen und ausgewählten Naturgegenständen Teil der Ausstattung des großherzoglichen Studiolo<ref>Zur Entstehungsgeschichte des Studiolo als herrschaftlicher Repräsentationsraum, vgl. Liebenwein 1977.</ref>
 
''Allegorie der Träume'' (italienischer Titel: ''Allegoria dei Sogni'') ist ein um 1572 entstandenes Ölgemälde des florentinischen Malers Giovanni Battista Naldini, das von Francesco I. de' Medici, Großherzog der Toskana, in Auftrag gegeben wurde.<br data-attributes="%20/">Das Bild ist mit 33 weiteren Gemälden, verschiedenen Preziosen und ausgewählten Naturgegenständen Teil der Ausstattung des großherzoglichen Studiolo<ref>Zur Entstehungsgeschichte des Studiolo als herrschaftlicher Repräsentationsraum, vgl. Liebenwein 1977.</ref>
 
im Palazzo Vecchio in Florenz. Die gesamte Ausgestaltung des Raumes unterliegt einem Konzept<ref>Zum ausführlichen Konzept Don Vincenzo Borghinis für das Studiolo Francescos I. de' Medici siehe Frey 1930, 886-891.</ref>, das von Don Vincenzo Borghini, dem humanistischen Berater des Großherzogs, ausgearbeitet wurde und das Verhältnis von Natur und Kunst thematisiert. Jede Wand ist einem der vier Naturelemente zugeordnet, auf das sich die jeweiligen Naturobjekte, Preziosen und Gemälde direkt oder indirekt beziehen (vgl. Liebenwein 1977, 155-157).
 
im Palazzo Vecchio in Florenz. Die gesamte Ausgestaltung des Raumes unterliegt einem Konzept<ref>Zum ausführlichen Konzept Don Vincenzo Borghinis für das Studiolo Francescos I. de' Medici siehe Frey 1930, 886-891.</ref>, das von Don Vincenzo Borghini, dem humanistischen Berater des Großherzogs, ausgearbeitet wurde und das Verhältnis von Natur und Kunst thematisiert. Jede Wand ist einem der vier Naturelemente zugeordnet, auf das sich die jeweiligen Naturobjekte, Preziosen und Gemälde direkt oder indirekt beziehen (vgl. Liebenwein 1977, 155-157).
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==<br data-attributes="%20/">'''Künstler'''==
 
==<br data-attributes="%20/">'''Künstler'''==
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Dieses Gemälde, von dem Kunstkritiker Raffaelo Borghini als “il sonno co'sogni attorno“ („der von Träumen umgebene Schlaf“) (Borghini [1584] 1969, 614) bezeichnet, nimmt zwischen den anderen Bildern mit eindeutig mythologischem oder historisierendem Inhalt und den Darstellungen mit naturwissenschaftlichem Charakter im Studiolo eine Sonderstellung ein. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfuhr der Traum in Literatur, Malerei und Philosophie neu erwachtes Interesse, was vor allem durch die ''Theologia Platonica'' Ficinos befördert wurde. Dort werden Schlaf und Traum eine positive Bedeutung beigemessen. Der Schlafzustand als eine Form der 'vacatio animae' („Freisein der Seele“) biete der Seele die Gelegenheit, sich dem Körper eine Zeitlang zu entziehen und bei tugendhafter Lebensweise im Traum sogar eine Einflussnahme durch das Göttliche zu erfahren (vgl. Ficino 2004, 151 u. Kristeller 1972, 296).
 
Dieses Gemälde, von dem Kunstkritiker Raffaelo Borghini als “il sonno co'sogni attorno“ („der von Träumen umgebene Schlaf“) (Borghini [1584] 1969, 614) bezeichnet, nimmt zwischen den anderen Bildern mit eindeutig mythologischem oder historisierendem Inhalt und den Darstellungen mit naturwissenschaftlichem Charakter im Studiolo eine Sonderstellung ein. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfuhr der Traum in Literatur, Malerei und Philosophie neu erwachtes Interesse, was vor allem durch die ''Theologia Platonica'' Ficinos befördert wurde. Dort werden Schlaf und Traum eine positive Bedeutung beigemessen. Der Schlafzustand als eine Form der 'vacatio animae' („Freisein der Seele“) biete der Seele die Gelegenheit, sich dem Körper eine Zeitlang zu entziehen und bei tugendhafter Lebensweise im Traum sogar eine Einflussnahme durch das Göttliche zu erfahren (vgl. Ficino 2004, 151 u. Kristeller 1972, 296).
         
==='''Fazit'''===
 
==='''Fazit'''===
 
<br data-attributes="%20/">Die Inhalte des Bildes ''Allegorie der Träume'' setzen sich folglich synkretistisch aus verschiedenen theoretischen Diskurselementen aus Antike und Renaissance zu Schlaf und Traum zusammen, welche für die Malerei in eine visuelle Form übersetzt werden mussten. Dem personifizierten Morgen mit der Linse wird insofern eine herausragende Signifikanz zugestanden, als zum einen dem morgendlichen Traum große Wertschätzung beigemessen wurde und zum anderen die Linse auf das zu der Zeit florierende Glasgewerbe<ref>Zum Glasgewerbe unter den Medici, vgl. Heikamp 1986, 11-423.</ref> unter den Medici hindeuten könnte. Darüber hinaus wird hier ein besonderer Bezug zu Francesco I. selbst hergestellt. Das ovale Glas weist womöglich auf die Experimentierfreudigkeit des Großherzogs mit der Glasproduktion hin. Gleichfalls sah sich wohl der Medici-Fürst selbst als tugendhafter Herrscher durchaus privilegiert zum Empfangen göttlicher und klarer Träume an. <br data-attributes="%20/">Die Linse in den Händen des figurierten Morgens taucht hier wohl erstmals in der Malerei als signifikanter und positiver Bedeutungsträger im Zusammenhang mit der Traumthematik auf. Mittels der übergroßen Darstellung einer Linse ist es Giovanni Battista Naldini gelungen, den allegorischen Charakter dieses ovalen Glases zum Ausdruck zu bringen (vgl. Hamburgh 1996, 692-695). <div style="text-align: right;">[[Autoren|HC]]</div>
 
<br data-attributes="%20/">Die Inhalte des Bildes ''Allegorie der Träume'' setzen sich folglich synkretistisch aus verschiedenen theoretischen Diskurselementen aus Antike und Renaissance zu Schlaf und Traum zusammen, welche für die Malerei in eine visuelle Form übersetzt werden mussten. Dem personifizierten Morgen mit der Linse wird insofern eine herausragende Signifikanz zugestanden, als zum einen dem morgendlichen Traum große Wertschätzung beigemessen wurde und zum anderen die Linse auf das zu der Zeit florierende Glasgewerbe<ref>Zum Glasgewerbe unter den Medici, vgl. Heikamp 1986, 11-423.</ref> unter den Medici hindeuten könnte. Darüber hinaus wird hier ein besonderer Bezug zu Francesco I. selbst hergestellt. Das ovale Glas weist womöglich auf die Experimentierfreudigkeit des Großherzogs mit der Glasproduktion hin. Gleichfalls sah sich wohl der Medici-Fürst selbst als tugendhafter Herrscher durchaus privilegiert zum Empfangen göttlicher und klarer Träume an. <br data-attributes="%20/">Die Linse in den Händen des figurierten Morgens taucht hier wohl erstmals in der Malerei als signifikanter und positiver Bedeutungsträger im Zusammenhang mit der Traumthematik auf. Mittels der übergroßen Darstellung einer Linse ist es Giovanni Battista Naldini gelungen, den allegorischen Charakter dieses ovalen Glases zum Ausdruck zu bringen (vgl. Hamburgh 1996, 692-695). <div style="text-align: right;">[[Autoren|HC]]</div>
       
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