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Ist man jedoch nicht davon überzeugt, dass die von Weinberg beschriebene Irritation schon eindeutig für die Traumhaftigkeit des geschilderten Geschehens steht, so lässt sich dennoch einige Zeilen später mit dem Satz "Es folgen trübe Stellen in der Erinnerung an meinen Traum, Ungereimtheiten, Schnitte." (Fichte 1989b, 9) die vorangegangenen Ereignisse als überraschende Traumauflösungen im Sinne Stephanie Kreuzers verstehen (vgl. Kreuzer 2014, 225). Für Kreuzer lassen sich markierte Traumdarstellungen – um die es sich hier durch die Thematisierung des Traums handelt – in Erzählungen in zwei Kategorien unterteilen: (1) Erzählungen, in denen Traumdarstellungen von vorneherein diegetisch von der Wachwelt unterschieden sind. Die Voraussetzung für diese Art der Traumdarstellung setzt eine klare und bereits vorangegangenes Etablierung der Wachwelt und Wissen über diese voraus. (2) Eine zweite Kategorie fasst Traumdarstellungen, die erst retrospektiv als solche zu erkennen sind. Für Kreuzer sind Texte, die diese Traumdarstellungen enthalten "rezeptionsästhetisch immer mit einer Umdeutung der Diegese oder auch einer überraschenden Traum(auf)lösung verbunden" (Kreuzer 2014, 225). Die Schilderungen Fichtes in ''Der Platz der Gehenkten'', die sich erst als tatsächliche Schilderung der Ereignisse lesen lassen, können demnach als solche überraschende Traum(auf)lösung verstanden werden, die durchaus in Relation zur Wachwelt steht, da sie Tagesreste der Wachwirklichkeit verarbeitet.
 
Ist man jedoch nicht davon überzeugt, dass die von Weinberg beschriebene Irritation schon eindeutig für die Traumhaftigkeit des geschilderten Geschehens steht, so lässt sich dennoch einige Zeilen später mit dem Satz "Es folgen trübe Stellen in der Erinnerung an meinen Traum, Ungereimtheiten, Schnitte." (Fichte 1989b, 9) die vorangegangenen Ereignisse als überraschende Traumauflösungen im Sinne Stephanie Kreuzers verstehen (vgl. Kreuzer 2014, 225). Für Kreuzer lassen sich markierte Traumdarstellungen – um die es sich hier durch die Thematisierung des Traums handelt – in Erzählungen in zwei Kategorien unterteilen: (1) Erzählungen, in denen Traumdarstellungen von vorneherein diegetisch von der Wachwelt unterschieden sind. Die Voraussetzung für diese Art der Traumdarstellung setzt eine klare und bereits vorangegangenes Etablierung der Wachwelt und Wissen über diese voraus. (2) Eine zweite Kategorie fasst Traumdarstellungen, die erst retrospektiv als solche zu erkennen sind. Für Kreuzer sind Texte, die diese Traumdarstellungen enthalten "rezeptionsästhetisch immer mit einer Umdeutung der Diegese oder auch einer überraschenden Traum(auf)lösung verbunden" (Kreuzer 2014, 225). Die Schilderungen Fichtes in ''Der Platz der Gehenkten'', die sich erst als tatsächliche Schilderung der Ereignisse lesen lassen, können demnach als solche überraschende Traum(auf)lösung verstanden werden, die durchaus in Relation zur Wachwelt steht, da sie Tagesreste der Wachwirklichkeit verarbeitet.
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Für Torsten Teichert, der zwar nicht an der Traumhaftigkeit der Schilderungen zweifelt, aber diese nicht in den Fokus seiner Betrachtungen rückt, trifft der Romananfang vielmehr eine poetologische Aussage über Bauplan des gesamten Romans. So beginne der Text zwar mit der Schilderung eines Traums, in die ein weiterer Traum verschachtelt wird. Wichtig ist für Teichert dabei nicht das Spezifikum der onirischen Darstellung, sondern welche Wirkung die verschachtelte Traumdarstellung hat: "Völlige Identitätsverwirrung" (Teichert 1987, 304). Auch ob es sich bei der Traumdarstellung um eine geträumte Erinnerung oder einen erinnerten Traum handelt, will Teichert nicht festlegen. Es gilt für ihn jedoch, dass die Identität des Ichs dadurch, dass der Roman mit einem Traum beginnt, "[s]chon auf der ersten Seite [...] infrage gestellt" (Teichert 1987, 304) wird. Es soll hier contra Teichert jedoch dafür argumentiert werden, dass die Identität der narrativen Instanz nicht infrage gestellt wird, sondern ein selbstreflexives Moment in den Text einführt und die Relation verschiedener Träume aufeinander thematisiert. Weitaus näher an dieser Überlegung der Selbstreflexivität des Textes ist Teichert, wenn er sich fragt
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Für Torsten Teichert, der zwar nicht an der Traumhaftigkeit der Schilderungen zweifelt, aber diese nicht in den Fokus seiner Betrachtungen rückt, trifft der Romananfang vielmehr eine poetologische Aussage über Bauplan des gesamten Romans. So beginne der Text zwar mit der Schilderung eines Traums, in die ein weiterer Traum verschachtelt wird. Wichtig ist für Teichert dabei nicht das Spezifikum der onirischen Darstellung, sondern welche Wirkung die verschachtelte Traumdarstellung hat: "Völlige Identitätsverwirrung" (Teichert 1987, 304). Auch ob es sich bei der Traumdarstellung um eine geträumte Erinnerung oder einen erinnerten Traum handelt, will Teichert nicht festlegen. Es gilt für ihn jedoch, dass die Identität des Ichs dadurch, dass der Roman mit einem Traum beginnt, "schon auf der ersten Seite [...] infrage gestellt" (Teichert 1987, 304) wird. Es soll hier contra Teichert jedoch dafür argumentiert werden, dass die Identität der narrativen Instanz nicht infrage gestellt wird, sondern ein selbstreflexives Moment in den Text einführt und die Relation verschiedener Träume aufeinander thematisiert. Weitaus näher an dieser Überlegung der Selbstreflexivität des Textes ist Teichert, wenn er sich fragt
    
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: Die Stimmen der Sänger vom Turm.
 
: Die Stimmen der Sänger vom Turm.
 
: Gottes Wort.
 
: Gottes Wort.
: Sauer. [Fichte 1989b, 12, 45, 173, 206]
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: Sauer. (GB 12, 45, 173, 206)
 
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