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''Historia de los dos que soñaron'' (dt. "Geschichte von den zweien, die träumten") ist der Titel einer ca. eine DIN-A4 Seite umfassenden Kurzgeschichte (span. "cuento") des berühmten argentinischen Autors Jorge Luis Borges (1899-1986). Sie erschien 1935 in der Erzählungssammlung ''Historia universal de la infamia'' (dt. "Universelle Geschichte der Infamie"). Es handelt sich um eine Adaptation der Erzählung von Nacht 351 aus der traditionellen arabischen Erzählungssammlung ''1001 Nacht''.
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''Historia de los dos que soñaron'' (dt. "Geschichte von den zweien, die träumten") ist der Titel einer ca. eine DIN-A4 Seite umfassenden Kurzgeschichte (span. "cuento") des argentinischen Autors Jorge Luis Borges (1899-1986). Sie erschien 1935 in der Erzählungssammlung ''Historia universal de la infamia'' (dt. "Universalgeschichte der Niedertracht"). Es handelt sich um eine Adaptation der Erzählung von Nacht 351 aus der traditionellen arabischen Erzählungssammlung ''1001 Nacht''.
          
==Inhalt des Cuentos==
 
==Inhalt des Cuentos==
Das Cuento handelt von einem Mann in Kairo namens Mohammed El Magrebí. Im Traum erscheint ihm ein Vermummter, der ihm sagt, sein Glück/Schicksal/Vermögen (span. "fortuna") sei in Isfaján in Persien und er solle es suchen. Nach einer gefahrenreichen Reise wird er in Isfaján fälschlicherweise für einen Räuber gehalten und verprügelt. Der Hauptmann der Nachtwächter fragt ihn schließlich nach dem Grund seines Aufenthaltes. Als er vom Traum des Ägypters hört, lacht er ihn aus und erzählt einen eigenen Traum von einem Schatz unter einem Haus in Kairo. Der Mann kehrt zu seinem Haus zurück und findet den Schatz.
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Das Cuento handelt von einem Mann in Kairo namens Mohammed El Magrebí. Im Traum erscheint ihm ein Vermummter, der ihm sagt, sein Glück/Schicksal/Vermögen (span. "fortuna") sei in Isfaján in Persien und er solle es suchen. Nach einer gefahrenreichen Reise wird er in Isfahn fälschlicherweise für einen Räuber gehalten und verprügelt. Der Hauptmann der Nachtwächter fragt ihn schließlich nach dem Grund seines Aufenthaltes. Als er vom Traum des Ägypters hört, lacht er ihn aus und erzählt einen eigenen Traum von einem Schatz unter einem Haus in Kairo. Der Mann kehrt zu seinem Haus zurück und findet den Schatz.
    
==Analyse und Interpretation==
 
==Analyse und Interpretation==
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Die Traumkonzepte der beiden Figuren stehen einander diametral gegenüber: Auf der einen Seite der Ägypter, der felsenfest an den Wahrheitsgehalt seines Traums glaubt und nicht zögert, einen langen beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen - auf der anderen Seite der persische Hauptmann, der seinen Trauminhalt explizit als "Lüge" ("mentira") bezeichnet und Träumen folglich keinerlei Wahrheitsgehalt oder Verbindung mit der Wachrealität zugesteht. Geringschätzig und von oben herab behandelt er folglich auch die für ihn irrige Haltung des Ägypters. Dennoch ist er freundlich, gibt ihm Geld und lässt ihn gehen.
 
Die Traumkonzepte der beiden Figuren stehen einander diametral gegenüber: Auf der einen Seite der Ägypter, der felsenfest an den Wahrheitsgehalt seines Traums glaubt und nicht zögert, einen langen beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen - auf der anderen Seite der persische Hauptmann, der seinen Trauminhalt explizit als "Lüge" ("mentira") bezeichnet und Träumen folglich keinerlei Wahrheitsgehalt oder Verbindung mit der Wachrealität zugesteht. Geringschätzig und von oben herab behandelt er folglich auch die für ihn irrige Haltung des Ägypters. Dennoch ist er freundlich, gibt ihm Geld und lässt ihn gehen.
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Dieses – hier zunächst von dem dominant auftretenden Hauptmann gegenüber dem verprügelten Inhaftierten auch dominant präsentierte – Traumkonzept wird sich jedoch letztlich fiktionsimmanent als falsch herausstellen. Vielmehr wird der Wahrheitsgehalt von Träumen unterstrichen. Denn der letzte Satz des Cuentos konstatiert ganz lapidar:  
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Dieses – hier zunächst von dem dominant auftretenden Hauptmann gegenüber dem verprügelten Inhaftierten auch dominant präsentierte – Traumkonzept wird sich jedoch letztlich fiktionsimmanent als falsch herausstellen. Vielmehr wird der Wahrheitsgehalt von Träumen unterstrichen. Abschließend wird nämlich lapidar konstatiert:  
    
: "Debajo de la fuente de su jardín (que era la del sueño del capitán) desenterró el tesoro."  
 
: "Debajo de la fuente de su jardín (que era la del sueño del capitán) desenterró el tesoro."  
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===Weitere Primärliteratur===
 
===Weitere Primärliteratur===
* Borges, Jorge Luis: La Literatura Fantástica. Interview. Video; https://www.youtube.com/watch?v=npKE1tOAgxU.
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* Borges, Jorge Luis: Die Übersetzer von ''Tausendundeiner Nacht'' [1935]. In: Ders.: Gesammelte Werke. Hg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold. Bd. 3: Niedertracht und Ewigkeit: Erzählungen und Essays 1935-1936; Historia universal de la infamia/Universalgeschichte der Niedertracht; Historiade la eternidad/Geschichte der Ewigkeit. Übers. von Karl August Horst und Gisbert Haefs. München: Hanser 1991, 169-195.
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* Borges, Jorge Luis: Die Übersetzer von ''Tausendundeiner Nacht'' [1935]. In: Ders.: Gesammelte Werke. Hg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold. Bd. 3: Niedertracht und Ewigkeit: Erzählungen und Essays 1935-1936; Historia universal de la infamia/Universalgeschichte der Niedertracht; Historiade la eternidad/Geschichte der Ewigkeit. Übers. von Karl August Horst und Gisbert Haefs. Frankfurt/M.: Fischer 1991, 169-195.
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* Borges, Jorge Luis: Tausendundeine Nacht. In: Ders.: Gesammelte Werke. Hg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold. Bd. 16: Die letzte Reise des Odysseus: Vorträge und Essays 1978-1982; Borges, oral/Borges mündlich, Siete noches/Sieben Nächte; Nueve ensayos dantescos/Neun danteske Essays. Übers. von Gisbert Haefs. Frankfurt/M.: Fischer 1992, 116-131.
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* Zapato, Juan/Carlos A. Passos:''La literatura fantástica'' por Jorge Luis Borges [1949]. In: La Torre de Babel 2010; https://latorredebabel.wordpress.com/2010/11/02/la-literatura-fantstica-por-jorge-luis-borges.
 
* Zapato, Juan/Carlos A. Passos:''La literatura fantástica'' por Jorge Luis Borges [1949]. In: La Torre de Babel 2010; https://latorredebabel.wordpress.com/2010/11/02/la-literatura-fantstica-por-jorge-luis-borges.
 
* [O. Verf.]: Jorge Luis Borges y los sueños. In: La Nación, 7.10.1998, Suplemento cultura;  https://www.lanacion.com.ar/215212-jorge-luis-borges-y-los-suenos.
 
* [O. Verf.]: Jorge Luis Borges y los sueños. In: La Nación, 7.10.1998, Suplemento cultura;  https://www.lanacion.com.ar/215212-jorge-luis-borges-y-los-suenos.
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Zitiervorschlag für diesen Artikel:
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Häffner, Nicole: "Historia de los dos que soñaron" (Jorge Luis Borges). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs "Europäische Traumkulturen", 2018; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php?title=%22Historia_de_los_dos_que_so%C3%B1aron%22_(Jorge_Luis_Borges) .
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