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==Zur Autorin==
 
==Zur Autorin==
A. M. Ortese ist eine der wichtigen, allerdings lange Zeit verkannten italienischen Autorinnen des Novecento. Sie ist 1914 in Rom geboren und in Neapel aufgewachsen. Noch ein halbes Kind, verweigerte sie mit vierzehn Jahren die Schule, weil sie dort nichts lerne. "Io ho avuto il vantaggio di una famiglia che mi lasciava libera di camminare e di leggere: sono state queste due possibilità a formarmi" ("Ich hatte den Vorteil, eine Familie zu haben, die mir die Freiheit ließ, umherzugehen und zu lesen: Darin bestand meine Bildung"; Clerici 2002, 62). In der Folgezeit begann sie – als Autodidaktin – zu schreiben. Ausgestattet mit einem Hang zu Isolation und Selbstaufopferung – oft saß sie um drei Uhr nachts am Schreibtisch – sowie mit einer großen Eigenwilligkeit, experimentierte A.M. Ortese viel mit der italienischen Sprache. Dabei feilte sie so lange an jedem ihrer Sätze, bis er ihren hohen poetischen Anforderungen entsprach. Niemals ordnete sie sich einer gerade gängigen literarischen Mode unter. Erste Bekanntheit erlangte sie 1953 mit dem Erzählband ''Il mare non bagna Napoli'' (''Neapel liegt nicht am Meer''). Eine Erzählung daraus erregte unter den von ihr namentlich zitierten Intellektuellen eine so heftige Polemik, dass sie Neapel schließlich verließ. Seitdem fühlte sie sich weder im privaten Leben noch im Kulturbetrieb zu Hause, obwohl sie weiterhin viele literarische Werke produzierte. A. M. Ortese blieb ihrer Heimatstadt stets in schmerzvoller Liebe verbunden. In einem Interview gestand sie, sie habe es beim Schreiben von ''Il cardillo addolorato'' als Glück empfunden, in eine Welt zurückzukehren, an der sie mit ganzer Seele hängt: Neapel.  Diesem Roman gebührt der Ruhm als „erfolgreichstem Werk ihrer letzten Schaffensphase“ (Brunner 2009, 184). Ein Jahr vor ihrem Tod 1998 schrieb sie einer Freundin: "Vorrei dirLe tante più cose. Di quelle che si pensano di notte e sono molte luminose, però sfuggono subito. Al risveglio, non c’è nulla" ("Gern würde ich Ihnen noch viel mehr sagen. Von Nachtgedanken, die sehr einleuchtend sind, aber auch sofort wieder verschwinden. Beim Aufwachen ist alles weg"); Clerici 2002, 639). A. M. Ortese starb mit 84 Jahren in Rapallo in Ligurien, ihrer Wahlheimat für lange zwanzig Jahre.
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Anna Maria Ortese ist eine der wichtigen, allerdings lange Zeit verkannten italienischen Autorinnen des Novecento. Sie ist 1914 in Rom geboren und in Neapel aufgewachsen. Noch ein halbes Kind, verweigerte sie mit vierzehn Jahren die Schule, weil sie dort nichts lerne. "Io ho avuto il vantaggio di una famiglia che mi lasciava libera di camminare e di leggere: sono state queste due possibilità a formarmi" ("Ich hatte den Vorteil, eine Familie zu haben, die mir die Freiheit ließ, umherzugehen und zu lesen: Darin bestand meine Bildung"; Clerici 2002, 62). In der Folgezeit begann sie – als Autodidaktin – zu schreiben. Ausgestattet mit einem Hang zu Isolation und Selbstaufopferung – oft saß sie um drei Uhr nachts am Schreibtisch – sowie mit einer großen Eigenwilligkeit, experimentierte A.M. Ortese viel mit der italienischen Sprache. Dabei feilte sie so lange an jedem ihrer Sätze, bis er ihren hohen poetischen Anforderungen entsprach. Niemals ordnete sie sich einer gerade gängigen literarischen Mode unter. Erste Bekanntheit erlangte sie 1953 mit dem Erzählband ''Il mare non bagna Napoli'' (''Neapel liegt nicht am Meer''). Eine Erzählung daraus erregte unter den von ihr namentlich zitierten Intellektuellen eine so heftige Polemik, dass sie Neapel schließlich verließ. Seitdem fühlte sie sich weder im privaten Leben noch im Kulturbetrieb zu Hause, obwohl sie weiterhin viele literarische Werke produzierte. A. M. Ortese blieb ihrer Heimatstadt stets in schmerzvoller Liebe verbunden. In einem Interview gestand sie, sie habe es beim Schreiben von ''Il cardillo addolorato'' als Glück empfunden, in eine Welt zurückzukehren, an der sie mit ganzer Seele hängt: Neapel.  Diesem Roman gebührt der Ruhm als „erfolgreichstem Werk ihrer letzten Schaffensphase“ (Brunner 2009, 184). Ein Jahr vor ihrem Tod 1998 schrieb sie einer Freundin: "Vorrei dirLe tante più cose. Di quelle che si pensano di notte e sono molte luminose, però sfuggono subito. Al risveglio, non c’è nulla" ("Gern würde ich Ihnen noch viel mehr sagen. Von Nachtgedanken, die sehr einleuchtend sind, aber auch sofort wieder verschwinden. Beim Aufwachen ist alles weg"); Clerici 2002, 639). A. M. Ortese starb mit 84 Jahren in Rapallo in Ligurien, ihrer Wahlheimat für lange zwanzig Jahre.
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==Literatur==
 
==Literatur==
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===Ausgabe===
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===Ausgaben===
 
* Ortese, Anna Maria: ''Il cardillo addolorato''. Milano: Adelphi 1993.
 
* Ortese, Anna Maria: ''Il cardillo addolorato''. Milano: Adelphi 1993.
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* Ortese, Anna Maria: Die Klage des Distelfinken. Übers. von Sigrid Vagt. München: Hanser 1995.
    
===Forschungsliteratur===
 
===Forschungsliteratur===
* Brunner, Maria E.: ''Schreiben als Arbeit an der Sprache. Das literarische Werk von Anna Maria Ortese''. Würzburg: Königshausen & Neumann 2009.
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* Brunner, Maria E.: Schreiben als Arbeit an der Sprache. Das literarische Werk von Anna Maria Ortese. Würzburg: Königshausen & Neumann 2009.
* Clerici, Luca: ''Apparizione e visione. Vita e opere di Anna Maria Ortese''. Milano: Mondadori 2002.
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* Clerici, Luca: Apparizione e visione. Vita e opere di Anna Maria Ortese. Milano: Mondadori 2002.
* Fofi, Goffredo: ''Le nozze coi fichi secchi. Storie di un’altra Italia.'' Napoli: L’ancora del Mediterraneo 1999.       
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* Fofi, Goffredo: Le nozze coi fichi secchi. Storie di un’altra Italia. Napoli: L’ancora del Mediterraneo 1999.       
* Rebane, Gala: "The Flickering Light of Reason: Anna Maria Ortese’s Il cardillo addolorato and the Critique of European Modernity." In: Gian Maria Annovi/Flora Ghezzo (Hg.): ''Anna Maria Ortese. Celestial Geographies.'' Toronto: University Press 2015, 356-384.
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* Rebane, Gala: The Flickering Light of Reason. Anna Maria Ortese’s ''Il cardillo addolorato'' and the Critique of European Modernity. In: Gian Maria Annovi/Flora Ghezzo (Hg.): Anna Maria Ortese. Celestial Geographies. Toronto: Toronto UP 2015, 356-384.
     

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