Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 13: Zeile 13:     
===Gedanken sind Träume, und Träume sind Eingebungen (1.Traum)===
 
===Gedanken sind Träume, und Träume sind Eingebungen (1.Traum)===
"Immer wenn es sich um Elmina drehte, träumte er. Und wenn er träumte, war er unberechenbar" Dieser Satz steht exakt in der Mitte des 415 Seiten langen Romans (KS 209). Er ist eigentlich nur auf einen Mann gemünzt – den launenhaften und auch rachsüchtigen, aber im Grunde keineswegs böswilligen Prinz Ingmar Neville. Doch der Roman beginnt damit, dass nicht der Prinz, sondern ein anderer von Elmina träumt und sich zu einer vorschnellen und unvorsichtigen Handlung hinreißen lässt.  
+
"Immer wenn es sich um Elmina drehte, träumte er. Und wenn er träumte, war er unberechenbar" (KD 209). Dieser Satz steht exakt in der Mitte des 415 Seiten langen Romans. Er ist eigentlich nur auf einen Mann gemünzt – den launenhaften und auch rachsüchtigen, aber im Grunde keineswegs böswilligen Prinz Ingmar Neville. Doch der Roman beginnt damit, dass nicht der Prinz, sondern ein anderer von Elmina träumt und sich zu einer vorschnellen und unvorsichtigen Handlung hinreißen lässt.  
 
{| style="border: 0px; background-color: #ffffff; border-left: 2px solid #7b879e; margin-bottom: 0.4em; margin-left:0.1em; margin-right: auto; width: auto;" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"
 
{| style="border: 0px; background-color: #ffffff; border-left: 2px solid #7b879e; margin-bottom: 0.4em; margin-left:0.1em; margin-right: auto; width: auto;" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"
 
|-
 
|-
 
||
 
||
: <span style="color: #7b879e;>Bellerophon wachte aus einem wunderbaren Traum auf. Elmina lag in seinen Armen, auf ihrem Antlitz der Abglanz tiefen Glücks und bräutlicher Demut. Tränen, rührend wie wahre Liebesbriefe, gaben ihren Goldaugen einen weichen Ausdruck, sie schaute mit Zuversicht in eine strahlende Zukunft. Hinter ihr stand die kleine Teresa mit einem Weidenkäfig in der Hand. In dem Käfig saß ein Vogel, der am Vortag gestorbene Distelfink. Er war vom Tode auferstanden und lebte, das Böse auf Erden war nichts als ein Traum. Mit ihrem hübschen Gesicht nah am Käfig und mit schelmischem Blick auf die beiden Verliebten spitzte Teresa ihre Lippen zum Kuss, und der Distelfink näherte sich ihr zutraulich mit zwei Hüpfern. "Er lebt! Das Böse ist ein Trugschluss! Der Tod eine Lüge, und Elmina liebt mich!", jubelte der Künstler. Er erblickte hinter dem Käfig einen großen rosigen Schein. Es war die aufgehende Sonne! Und die frühe Morgensonne, die durch den zum Meer hin offenen Balkon hereinschien, weckte ihn. Noch traumverfangen freute sich Albert, kaum war er wach, über den offen auf dem Tisch liegenden Brief, den die ersten Sonnenstrahlen streiften, und beschloss, ihn auf der Stelle, ohne ihn noch einmal zu lesen, zum Haus des Handschuhmachers zu bringen (KS 33 f.)</span>
+
: <span style="color: #7b879e;>Bellerophon wachte aus einem wunderbaren Traum auf. Elmina lag in seinen Armen, auf ihrem Antlitz der Abglanz tiefen Glücks und bräutlicher Demut. Tränen, rührend wie wahre Liebesbriefe, gaben ihren Goldaugen einen weichen Ausdruck, sie schaute mit Zuversicht in eine strahlende Zukunft. Hinter ihr stand die kleine Teresa mit einem Weidenkäfig in der Hand. In dem Käfig saß ein Vogel, der am Vortag gestorbene Distelfink. Er war vom Tode auferstanden und lebte, das Böse auf Erden war nichts als ein Traum. Mit ihrem hübschen Gesicht nah am Käfig und mit schelmischem Blick auf die beiden Verliebten spitzte Teresa ihre Lippen zum Kuss, und der Distelfink näherte sich ihr zutraulich mit zwei Hüpfern. "Er lebt! Das Böse ist ein Trugschluss! Der Tod eine Lüge, und Elmina liebt mich!", jubelte der Künstler. Er erblickte hinter dem Käfig einen großen rosigen Schein. Es war die aufgehende Sonne! Und die frühe Morgensonne, die durch den zum Meer hin offenen Balkon hereinschien, weckte ihn. Noch traumverfangen freute sich Albert, kaum war er wach, über den offen auf dem Tisch liegenden Brief, den die ersten Sonnenstrahlen streiften, und beschloss, ihn auf der Stelle, ohne ihn noch einmal zu lesen, zum Haus des Handschuhmachers zu bringen (KD 33 f.)</span>
 
|}
 
|}
   Zeile 25: Zeile 25:  
|-
 
|-
 
||
 
||
: <span style="color: #7b879e;>Albert [...] war der Stern des apollinischen Wagens, der aus diesen drei jungen Reisenden bestand, er war der wahre Bellerophon der Gruppe; und als der Wagen losfuhr, beflügelt vom feurigen Pegasos – d.h. der europäischen Romantik –, überquerte man in Windeseile erst das von den Jakobinern schon viel weniger überlaufene Frankreich, dann die im Azur schwimmenden Alpen; anschließend fuhr man in euphorischer Stimmung das himmelblaue Italien runter und immer weiter runter, um endlich nach einem gewagten Sprung durch den rosafarbenen Feuerreifen der ersten mediterranen Morgenröte in Neapel zu landen;  Neville will sich später daran erinnern können, dass bei ihrer Ankunft viele kleine Wellen hinter den Felsbrocken hervorgelugt hätten, oder dass noch andere luftgeborene Wesen des Frühlings die grünen Türen der am durchsichtigen Meer liegenden Fischerhütten, in deren Nähe das Haus von don Mariano Civile stand, einen Spalt weit geöffnet hätten, um lachend nach ihnen Ausschau zu halten… Don Mariano wohnte bekannterweise hier; und genau hier, wo er seine prachtvolle, mit dorischen Säulen geschmückte Villa wie eine Chimäre oder einen Traum angrenzend an das farbige und einfältige Fischerdorf mit seinen Fischernetzen und Fischerbooten errichtet hatte, war er in jungen Jahren zu viel Berühmtheit, vielen Kindern und einem unglaublichen Reichtum und Wohlstand gekommen, von dem man in Neapel und Umgebung nur so schwärmte (KS 17 f.).</span>
+
: <span style="color: #7b879e;>Albert [...] war der Stern des apollinischen Wagens, der aus diesen drei jungen Reisenden bestand, er war der wahre Bellerophon der Gruppe; und als der Wagen losfuhr, beflügelt vom feurigen Pegasos – d.h. der europäischen Romantik –, überquerte man in Windeseile erst das von den Jakobinern schon viel weniger überlaufene Frankreich, dann die im Azur schwimmenden Alpen; anschließend fuhr man in euphorischer Stimmung das himmelblaue Italien runter und immer weiter runter, um endlich nach einem gewagten Sprung durch den rosafarbenen Feuerreifen der ersten mediterranen Morgenröte in Neapel zu landen;  Neville will sich später daran erinnern können, dass bei ihrer Ankunft viele kleine Wellen hinter den Felsbrocken hervorgelugt hätten, oder dass noch andere luftgeborene Wesen des Frühlings die grünen Türen der am durchsichtigen Meer liegenden Fischerhütten, in deren Nähe das Haus von don Mariano Civile stand, einen Spalt weit geöffnet hätten, um lachend nach ihnen Ausschau zu halten… Don Mariano wohnte bekannterweise hier; und genau hier, wo er seine prachtvolle, mit dorischen Säulen geschmückte Villa wie eine Chimäre oder einen Traum angrenzend an das farbige und einfältige Fischerdorf mit seinen Fischernetzen und Fischerbooten errichtet hatte, war er in jungen Jahren zu viel Berühmtheit, vielen Kindern und einem unglaublichen Reichtum und Wohlstand gekommen, von dem man in Neapel und Umgebung nur so schwärmte (KD 17 f.).</span>
 
|}
 
|}
    
'''Nachher'''
 
'''Nachher'''
 
Schon am frühen Morgen berichtet Albert Dupré dem Prinzen Ingmar Neville vertrauensselig von seinem Traum und was dieser ausgelöst habe. Er gibt zu, sich noch am Abend ihrer Ankunft in das Mädchen Elmina verliebt und bereits bei Sonnenaufgang einen Brief zum Haus des Handschuhmachers gebracht zu haben: Darin bat er Herrn Mariano Civile um die Hand seiner Tochter. Der Prinz ist eifersüchtig - besonders auf Duprés Traum. Und er traut dem Glück nicht, das dem jungen Künstler den Verstand zu rauben scheint. Elmina kann aus dem Fenster beobachten, wie sich Neville kurzentschlossen den Brief wieder aushändigen lässt und damit den Heiratsantrag aus der Welt schafft. Seitdem ist sie ihm feindlich gesinnt.
 
Schon am frühen Morgen berichtet Albert Dupré dem Prinzen Ingmar Neville vertrauensselig von seinem Traum und was dieser ausgelöst habe. Er gibt zu, sich noch am Abend ihrer Ankunft in das Mädchen Elmina verliebt und bereits bei Sonnenaufgang einen Brief zum Haus des Handschuhmachers gebracht zu haben: Darin bat er Herrn Mariano Civile um die Hand seiner Tochter. Der Prinz ist eifersüchtig - besonders auf Duprés Traum. Und er traut dem Glück nicht, das dem jungen Künstler den Verstand zu rauben scheint. Elmina kann aus dem Fenster beobachten, wie sich Neville kurzentschlossen den Brief wieder aushändigen lässt und damit den Heiratsantrag aus der Welt schafft. Seitdem ist sie ihm feindlich gesinnt.
      
===Von Trotz und Träumen (2. Traum)===
 
===Von Trotz und Träumen (2. Traum)===

Navigationsmenü