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Das Gesamtwerk der belgisch-wallonischen Schriftstellerin Madeleine Bourdouxhe (geb. 1906 in Liège, gest. 1996 in Bruxelles) umfasst fünf, zum Teil noch unveröffentlichte Romane (vgl. Fonds Bourdouxhe: ML 08993 – ML 08994), einen größeren autobiographischen ''récit'' und sieben Erzählungen.
 
Das Gesamtwerk der belgisch-wallonischen Schriftstellerin Madeleine Bourdouxhe (geb. 1906 in Liège, gest. 1996 in Bruxelles) umfasst fünf, zum Teil noch unveröffentlichte Romane (vgl. Fonds Bourdouxhe: ML 08993 – ML 08994), einen größeren autobiographischen ''récit'' und sieben Erzählungen.
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Während Bourdouxhe zu ihren Lebzeiten ausgesprochen bekannt ist – sie genießt das Ansehen von Jean-Paul Sartre, Raymond Queneau, Simone de Beauvoir und der zeitgenössischen französischen Literaturkritik –, gerät sie nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit. Dies liegt zum einen daran, dass die Autorin ihr eigenes Werk nur sehr zurückhaltend ‚vermarktet’; zum anderen an ihrer politischen Haltung der Résistance: Sie weigert sich in den 1940er Jahren, weiterhin bei einem der zwar renommierten, jedoch von den Nationalsozialisten kontrollierten Verlagshäuser wie Gallimard zu publizieren. Dort erscheint 1937 ihr erster Roman ''La Femme de Gilles'', der – ebenso wie ihr folgender, ''A la Recherche de Marie'' von 1943 – in Simone de Beauvoirs ''Le deuxième sexe'' anerkennende Erwähnung findet (de Beauvoir 1976, II, 183-184 und 263-264).
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Während Bourdouxhe zu ihren Lebzeiten ausgesprochen bekannt ist – sie genießt das Ansehen von Jean-Paul Sartre, Raymond Queneau, Simone de Beauvoir und der zeitgenössischen französischen Literaturkritik –, gerät sie nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit. Dies liegt zum einen daran, dass die Autorin ihr eigenes Werk nur sehr zurückhaltend ‚vermarktet’; zum anderen an ihrer politischen Haltung der Résistance: Sie weigert sich in den 1940er Jahren, weiterhin bei einem der zwar renommierten, jedoch von den Nationalsozialisten kontrollierten Verlagshäuser wie Gallimard zu publizieren. Dort erscheint 1937 ihr erster Roman ''La Femme de Gilles'', der – ebenso wie ihr folgender, ''A la Recherche de Marie'' von 1943 – in Simone de Beauvoirs ''Le deuxième sexe'' anerkennende Erwähnung findet (Beauvoir 1976, II, 183-184 und 263-264).
    
Sowohl die literarische Qualität als auch die Originalität ihrer Erzähltexte gelten bereits seit der Nominierung von ''La Femme de Gilles'' für den Prix Goncourt und den Prix Fémina im Jahre 1937 als unangefochten. Gleichwohl lässt sich das Bourdouxhe’sche Schreiben literaturästhetisch nur schwer einordnen. Es verbindet naturalistische und surrealistische Elemente und bündelt gesellschaftspolitische Beobachtungen (Aron 2006) mit privaten, subjektiven Erfahrungen (Sarlet 1993), die in der Perspektive einzelner, sich meist innerhalb der häuslichen Sphäre bewegender Frauenfiguren zusammenlaufen (Paque 2011). Bourdouxhe lotet erzählend subtile Wahrnehmungsphänomene, vor allem körperlich-sinnliche Eindrücke, gedankliche Assoziationsprozesse und diffuse, rational nicht fassbare Bewusstseinszustände aus, die durch scheinbar banale Alltagsereignisse oder stereotype Redeweisen in Gang gesetzt werden. Damit rücken ihre Texte poetologisch und stilistisch in die Nähe der ''Tropismes'' (1939) von Nathalie Sarraute, dem ‚Gründungstext’ der späteren ''nouveaux romanciers''.
 
Sowohl die literarische Qualität als auch die Originalität ihrer Erzähltexte gelten bereits seit der Nominierung von ''La Femme de Gilles'' für den Prix Goncourt und den Prix Fémina im Jahre 1937 als unangefochten. Gleichwohl lässt sich das Bourdouxhe’sche Schreiben literaturästhetisch nur schwer einordnen. Es verbindet naturalistische und surrealistische Elemente und bündelt gesellschaftspolitische Beobachtungen (Aron 2006) mit privaten, subjektiven Erfahrungen (Sarlet 1993), die in der Perspektive einzelner, sich meist innerhalb der häuslichen Sphäre bewegender Frauenfiguren zusammenlaufen (Paque 2011). Bourdouxhe lotet erzählend subtile Wahrnehmungsphänomene, vor allem körperlich-sinnliche Eindrücke, gedankliche Assoziationsprozesse und diffuse, rational nicht fassbare Bewusstseinszustände aus, die durch scheinbar banale Alltagsereignisse oder stereotype Redeweisen in Gang gesetzt werden. Damit rücken ihre Texte poetologisch und stilistisch in die Nähe der ''Tropismes'' (1939) von Nathalie Sarraute, dem ‚Gründungstext’ der späteren ''nouveaux romanciers''.
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