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Was an der Interpretation der Erzählung ''Anna'' zu Tage tritt, kann für die meisten der Bourdouxhe’schen Texte gelten: So politisch und gesellschaftskritisch sie auch geprägt sein mögen – Bourdouxhe konzentriert sich in ihren Romanen und Erzählungen vor allem auf problematische Arbeits- und Geschlechterverhältnisse im Bergarbeiter- und Kleinbürgermilieu (Dubois 2011) –, die Realität in all ihrer Komplexität ist für die Autorin nicht als solche, d.h. nicht in ihrer äußeren Ereignisstruktur fassbar (vgl. dazu ihre poetologischen Äußerungen von 1939 in Kovacshazy/Solte-Gresser 2011, 195-197, bes. 196). Die Darstellung der Wirklichkeit ist auf das engste an die subjektive Erfahrung und sinnliche Wahrnehmung der erlebenden Figuren geknüpft. Ihre ästhetische Dignität erhält die erzählte Alltagswirklichkeit durch den programmatischen Einbezug und die systematische Verflechtung unterschiedlicher Wahrnehmungsebenen, Sinneseindrücke und Erfahrungsmodi zu einem komplexen Ganzen. Traum und Realität stehen damit nicht in einem dualistischen Verhältnis zueinander. Bourdouxhe geht es vielmehr darum, gerade die vielschichtigen Sphären zu erkunden, die Träumen und Wachen miteinander verbinden. Sie spürt den möglichen Übergängen zwischen diesen Welten nach, differenziert erzählend die damit einhergehenden Grenzzustände des Bewusstseins und lotet die so entstehenden Spielräume poetisch und ästhetisch aus.
 
Was an der Interpretation der Erzählung ''Anna'' zu Tage tritt, kann für die meisten der Bourdouxhe’schen Texte gelten: So politisch und gesellschaftskritisch sie auch geprägt sein mögen – Bourdouxhe konzentriert sich in ihren Romanen und Erzählungen vor allem auf problematische Arbeits- und Geschlechterverhältnisse im Bergarbeiter- und Kleinbürgermilieu (Dubois 2011) –, die Realität in all ihrer Komplexität ist für die Autorin nicht als solche, d.h. nicht in ihrer äußeren Ereignisstruktur fassbar (vgl. dazu ihre poetologischen Äußerungen von 1939 in Kovacshazy/Solte-Gresser 2011, 195-197, bes. 196). Die Darstellung der Wirklichkeit ist auf das engste an die subjektive Erfahrung und sinnliche Wahrnehmung der erlebenden Figuren geknüpft. Ihre ästhetische Dignität erhält die erzählte Alltagswirklichkeit durch den programmatischen Einbezug und die systematische Verflechtung unterschiedlicher Wahrnehmungsebenen, Sinneseindrücke und Erfahrungsmodi zu einem komplexen Ganzen. Traum und Realität stehen damit nicht in einem dualistischen Verhältnis zueinander. Bourdouxhe geht es vielmehr darum, gerade die vielschichtigen Sphären zu erkunden, die Träumen und Wachen miteinander verbinden. Sie spürt den möglichen Übergängen zwischen diesen Welten nach, differenziert erzählend die damit einhergehenden Grenzzustände des Bewusstseins und lotet die so entstehenden Spielräume poetisch und ästhetisch aus.
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<div style="text-align: right;">[[Autoren|SG]]</div>
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<div style="text-align: right;">[[Autoren|Christiane Solte-Gresser]]</div>
 
      
==Literatur==
 
==Literatur==
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===Forschungsliteratur===
 
===Forschungsliteratur===
* Aron, Paul: Un avatar du populisme. In: Ders., La Littérature prolétarienne en Belgique francophone depuis 1900. Bruxelles: Labor 2006, ###-###.
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* Aron, Paul: Un avatar du populisme. In: Ders., La Littérature prolétarienne en Belgique francophone depuis 1900. Bruxelles: Labor 2006, 180-186.
 
* Beauvoir, Simone de: Le deuxième sexe [1949]. 2 Bde. Paris: Gallimard 1976.
 
* Beauvoir, Simone de: Le deuxième sexe [1949]. 2 Bde. Paris: Gallimard 1976.
 
* Dubois, Jacques: Madeleine Bourdouxhe dans la mouvance populiste. In: Cécile Kovacshazy/Christiane Solte-Gresser (Hg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire. Bruxelles: Peter Lang 2011, 125-129.
 
* Dubois, Jacques: Madeleine Bourdouxhe dans la mouvance populiste. In: Cécile Kovacshazy/Christiane Solte-Gresser (Hg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire. Bruxelles: Peter Lang 2011, 125-129.
 
* Evans, Faith: Nachwort. In: Madeleine Bourdouxhe, Wenn der Morgen dämmert [''Sept Nouvelles'']. München: Piper 1998, 135-152.
 
* Evans, Faith: Nachwort. In: Madeleine Bourdouxhe, Wenn der Morgen dämmert [''Sept Nouvelles'']. München: Piper 1998, 135-152.
 
* Gousseau, Josette: Madeleine Bourdouxhe, l’engagement au féminin. In: Renée Linkhorn (Hg.), La Belgique telle qu’elle s’écrit. Perspectives sur les lettres belges de langue française. New York u.a.: Lang 1995, 197-209.
 
* Gousseau, Josette: Madeleine Bourdouxhe, l’engagement au féminin. In: Renée Linkhorn (Hg.), La Belgique telle qu’elle s’écrit. Perspectives sur les lettres belges de langue française. New York u.a.: Lang 1995, 197-209.
* Kovacshazy, Cécile/Christiane Solte-Gresser: Découvertes et redécouvertes d’une œuvre oubliée: in: C. K./C. S.-G. (Hg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire. Bruxelles: Lang 2011, 9-13.
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* Kovacshazy, Cécile/Christiane Solte-Gresser: Découvertes et redécouvertes d’une œuvre oubliée. In: C. K./C. S.-G. (Hg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire. Bruxelles: Lang 2011, 9-13.
 
* Paque, Jeannine: Femmes, femme. Ambivalences du féminisme. In: Cécile Kovacshazy/Christiane Solte-Gresser (Hg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire. Bruxelles: Lang 2011, 129-135.
 
* Paque, Jeannine: Femmes, femme. Ambivalences du féminisme. In: Cécile Kovacshazy/Christiane Solte-Gresser (Hg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire. Bruxelles: Lang 2011, 129-135.
 
* Sarlet, Claudette: Madeleine Bourdouxhe, attentif au signe de tout lieu. In: Textyles 9 (1993), 19-26.
 
* Sarlet, Claudette: Madeleine Bourdouxhe, attentif au signe de tout lieu. In: Textyles 9 (1993), 19-26.

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