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Hervey de Saint-Denys teilt eher Pierre-Jean-Georges Cabanis’ Auffassung (''Rapports du physique et du moral de l‘homme'' (1802)), dass Wille und Denkfähigkeit im Schlaf erhalten bleiben, knüpft diese These jedoch nicht an die charakterliche und intellektuelle Brillanz des Träumers (vgl. RMD 1867, S. 69–71, 245). Bezüglich der Gedankenführung bei Tag und bei Nacht stimmt er teilweise Formey zu, der die Gedanken mit Pferden vergleicht, die tagsüber eingespannt und im idealen Falle eines erholsamen Schlafes ausgespannt werden und in Träumen Gestalt annehmen (vgl. RMD 1867, S. 77). Hervey zufolge ist der Traum gerade die Form, in der das Denken im Schlaf in Erscheinung tritt (vgl. RMD 1867, S. 150). Im Unterschied zur Realität nimmt der Gedanke des Schlafenden dabei unmittelbar Gestalt an und wird zu einem mehr oder weniger luziden im Sinne von deutlich zutage tretenden Traumbild (vgl. RMD 1867, S. 150). Anders als Formey hält Hervey de Saint-Denys es jedoch für möglich, dass der Pferdebesitzer (der Träumer), sofern er sich des Traumzustandes bewusst ist, die freilaufenden Tiere (Gedanken) bei Bedarf wieder einspannt und in eine beliebige Richtung lenkt (vgl. RMD 1867, S. 77 f., 276). Eingeschränkt wird die Willensausübung des Träumers dabei einzig dadurch, dass die Gedankenbildung zuweilen unwillkürlich abläuft, sodass er sich zeitweilig unwillentlich in einer misslichen Situation wiederfindet, aus der er sich jedoch sogleich durch einen korrigierenden Gedanken zu befreien vermag (vgl. RMD 1867, S. 417, 435 f., 474).
 
Hervey de Saint-Denys teilt eher Pierre-Jean-Georges Cabanis’ Auffassung (''Rapports du physique et du moral de l‘homme'' (1802)), dass Wille und Denkfähigkeit im Schlaf erhalten bleiben, knüpft diese These jedoch nicht an die charakterliche und intellektuelle Brillanz des Träumers (vgl. RMD 1867, S. 69–71, 245). Bezüglich der Gedankenführung bei Tag und bei Nacht stimmt er teilweise Formey zu, der die Gedanken mit Pferden vergleicht, die tagsüber eingespannt und im idealen Falle eines erholsamen Schlafes ausgespannt werden und in Träumen Gestalt annehmen (vgl. RMD 1867, S. 77). Hervey zufolge ist der Traum gerade die Form, in der das Denken im Schlaf in Erscheinung tritt (vgl. RMD 1867, S. 150). Im Unterschied zur Realität nimmt der Gedanke des Schlafenden dabei unmittelbar Gestalt an und wird zu einem mehr oder weniger luziden im Sinne von deutlich zutage tretenden Traumbild (vgl. RMD 1867, S. 150). Anders als Formey hält Hervey de Saint-Denys es jedoch für möglich, dass der Pferdebesitzer (der Träumer), sofern er sich des Traumzustandes bewusst ist, die freilaufenden Tiere (Gedanken) bei Bedarf wieder einspannt und in eine beliebige Richtung lenkt (vgl. RMD 1867, S. 77 f., 276). Eingeschränkt wird die Willensausübung des Träumers dabei einzig dadurch, dass die Gedankenbildung zuweilen unwillkürlich abläuft, sodass er sich zeitweilig unwillentlich in einer misslichen Situation wiederfindet, aus der er sich jedoch sogleich durch einen korrigierenden Gedanken zu befreien vermag (vgl. RMD 1867, S. 417, 435 f., 474).
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Machtlos ist der Wille des Träumers auch – hierin ist sich Hervey de Saint-Denys mit Théodore Jouffroy (''Nouveaux mélanges philosophiques'' (1842)) (vgl. RMD 1867, S. 80) und Dugald Stewart (''Essay on Dreaming'' (1814)) (vgl. RMD 1867, S. 117) einig – im Hinblick auf den physischen Körper, der ruhig im Schlafzustand verweilt, während der Traumkörper in verschiedenste Handlungen involviert ist. Ferner hält er es für unmöglich, dass der Wille und die Aufmerksamkeit, die im Gegensatz zu Gedächtnis und Vorstellungskraft zuweilen der Erholung bedürfen (vgl. RMD 1867, S. 96), im Traum permanent aktiv sind. Dies begründet er dadurch, dass immer wieder Träume eintreten, in denen der Geist sich dem Geschehen passiv hingibt (vgl. RMD 1867, S. 43, 274), ein interner beziehungsweise externer Reiz neue Traumbilder heraufbeschwört, die der Verstand nicht zurückzudrängen vermag, oder die Ideenassoziation derart spontan abläuft, dass der Geist sie nicht aufzuhalten vermag (vgl. RMD 1867, S. 168 f., 274).
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Machtlos ist der Wille des Träumers auch – hierin ist sich Hervey de Saint-Denys mit Théodore Jouffroy (''Nouveaux mélanges philosophiques'' (1842)) (vgl. RMD 1867, S. 80) und Dugald Stewart (''Essay on Dreaming'' (1814)) (vgl. RMD 1867, S. 117) einig – im Hinblick auf den physischen Körper, der ruhig im Schlafzustand verweilt, während der Traumkörper in verschiedenste Handlungen involviert ist. Ferner hält Hervey es für unmöglich, dass der Wille und die Aufmerksamkeit, die im Gegensatz zu Gedächtnis und Vorstellungskraft zuweilen der Erholung bedürfen (vgl. RMD 1867, S. 96), im Traum permanent aktiv sind. Dies begründet er dadurch, dass immer wieder Träume eintreten, in denen der Geist sich dem Geschehen passiv hingibt (vgl. RMD 1867, S. 43, 274), ein interner beziehungsweise externer Reiz neue Traumbilder heraufbeschwört, die der Verstand nicht zurückzudrängen vermag, oder die Ideenassoziation derart spontan abläuft, dass der Geist sie nicht aufzuhalten vermag (vgl. RMD 1867, S. 168 f., 274).
    
Im Gegensatz zu Stewart, der in seinem ''Essay on Dreaming'' (1814) die Aufhebung jeglicher geistiger und perzeptiver Fähigkeiten im Traum annimmt, ist Hervey de Saint-Denys davon überzeugt, dass der Verstand im Traum ebenso wie im Wachleben Zugang zu den sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten hat und sie gezielt zur Beobachtung und kritischen Beurteilung der Traumwelt einsetzt (vgl. RMD 1867, S. 85 f.). Der Träumer verfügt letztlich, Hervey zufolge, über dasselbe Maß an freiem Willen und dieselben perzeptiven wie intellektuellen Fähigkeiten wie in der Realität (vgl. RMD 1867, S. 152, 270 f.). 
 
Im Gegensatz zu Stewart, der in seinem ''Essay on Dreaming'' (1814) die Aufhebung jeglicher geistiger und perzeptiver Fähigkeiten im Traum annimmt, ist Hervey de Saint-Denys davon überzeugt, dass der Verstand im Traum ebenso wie im Wachleben Zugang zu den sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten hat und sie gezielt zur Beobachtung und kritischen Beurteilung der Traumwelt einsetzt (vgl. RMD 1867, S. 85 f.). Der Träumer verfügt letztlich, Hervey zufolge, über dasselbe Maß an freiem Willen und dieselben perzeptiven wie intellektuellen Fähigkeiten wie in der Realität (vgl. RMD 1867, S. 152, 270 f.). 
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