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==Fazit==
 
==Fazit==
 
In ''Les rêves et les moyens de les diriger'' (1867) vermittelt Hervey de Saint-Denys einen umfassenden Überblick über die Funktionsweise des menschlichen Geistes in gewöhnlichen und luziden (bewusst erlebten und gesteuerten) Träumen. Dennoch weist seine Studie insbesondere hinsichtlich der wissenschaftlichen Vorgehensweise einige Schwächen auf, die dem Laienstatus des Autors geschuldet sein dürften. So ist Hervey insbesondere, was seine Verwendung des Begriffs ›rêve lucide‹ anbelangt, nicht konsequent und referiert damit je nach Kontext mal auf visuell deutlich erkennbare, kohärente Träume mal auf bewusst erlebte, gelenkte Träume. Ferner gibt er zunächst einen Forschungsüberblick, bevor er auf seine eigene empirische Traumforschung zu sprechen kommt, fügt jedoch möglicherweise aufgrund seines populärwissenschaftlichen Schreibstils nur wenige Fußnoten ein, sodass oftmals nicht klar ersichtlich ist, auf welche Passage eines Werkes er sich konkret bezieht. Auch lässt sich stellenweise nur schwer die Grenze zwischen der Darstellung von Traumtheorien anderer Forscher und Herveys Stellungnahme hierzu ausmachen, was auf die insgesamt recht undurchsichtige Binnenstruktur seines Werkes zurückzuführen sein dürfte. Die allzu umfangreiche Themenauflistung zu Beginn eines jeden Kapitels überfordert den Leser hier mehr, als dass sie zur besseren Orientierung beiträgt. Dagegen mangelt es an Zwischenüberschriften innerhalb der einzelnen Kapitel. Im dritten empirischen Teil seiner Arbeit präsentiert Hervey de Saint-Denys schließlich zahlreiche Auszüge aus seinen Traumtagebüchern, die er zur Belegung seiner Thesen einsetzt. Allerdings macht er meist keine Angaben zu dem Entstehungsjahr und -kontext seiner Traumnotate und lässt diese vereinzelt gar unkommentiert stehen, sodass seine Abhandlung insbesondere gegen Ende des dritten Teils in Richtung einer Materialsammlung abdriftet. Auch lässt die Fokussierung auf eigene Traumerfahrungen die Studie letztlich etwas an Objektivität einbüßen. Trotz einiger Defizite ist das enorme Innovationspotenzial von Hervey de Saint-Denys’ Traumstudie unverkennbar. Er beschäftigt sich nicht nur als erster Traumforscher systematisch mit luziden Träumen und lotet in seinen Experimenten das Ausmaß der Steuerung des Traums sowie der Erhaltung des Bewusstseins im Traum aus, sondern nutzt die Fähigkeit des bewussten Träumens auch, um den Traum als geistig wacher Beobachter von innen heraus zu beleuchten. Dadurch gelingt es ihm, elementare Einsichten in die Genese und Funktionsweise des Phänomens Traums zu gewinnen. Zu Recht gilt Hervey de Saint-Denys demnach als Wegbereiter der modernen (Klar-)Traumforschung. 
 
In ''Les rêves et les moyens de les diriger'' (1867) vermittelt Hervey de Saint-Denys einen umfassenden Überblick über die Funktionsweise des menschlichen Geistes in gewöhnlichen und luziden (bewusst erlebten und gesteuerten) Träumen. Dennoch weist seine Studie insbesondere hinsichtlich der wissenschaftlichen Vorgehensweise einige Schwächen auf, die dem Laienstatus des Autors geschuldet sein dürften. So ist Hervey insbesondere, was seine Verwendung des Begriffs ›rêve lucide‹ anbelangt, nicht konsequent und referiert damit je nach Kontext mal auf visuell deutlich erkennbare, kohärente Träume mal auf bewusst erlebte, gelenkte Träume. Ferner gibt er zunächst einen Forschungsüberblick, bevor er auf seine eigene empirische Traumforschung zu sprechen kommt, fügt jedoch möglicherweise aufgrund seines populärwissenschaftlichen Schreibstils nur wenige Fußnoten ein, sodass oftmals nicht klar ersichtlich ist, auf welche Passage eines Werkes er sich konkret bezieht. Auch lässt sich stellenweise nur schwer die Grenze zwischen der Darstellung von Traumtheorien anderer Forscher und Herveys Stellungnahme hierzu ausmachen, was auf die insgesamt recht undurchsichtige Binnenstruktur seines Werkes zurückzuführen sein dürfte. Die allzu umfangreiche Themenauflistung zu Beginn eines jeden Kapitels überfordert den Leser hier mehr, als dass sie zur besseren Orientierung beiträgt. Dagegen mangelt es an Zwischenüberschriften innerhalb der einzelnen Kapitel. Im dritten empirischen Teil seiner Arbeit präsentiert Hervey de Saint-Denys schließlich zahlreiche Auszüge aus seinen Traumtagebüchern, die er zur Belegung seiner Thesen einsetzt. Allerdings macht er meist keine Angaben zu dem Entstehungsjahr und -kontext seiner Traumnotate und lässt diese vereinzelt gar unkommentiert stehen, sodass seine Abhandlung insbesondere gegen Ende des dritten Teils in Richtung einer Materialsammlung abdriftet. Auch lässt die Fokussierung auf eigene Traumerfahrungen die Studie letztlich etwas an Objektivität einbüßen. Trotz einiger Defizite ist das enorme Innovationspotenzial von Hervey de Saint-Denys’ Traumstudie unverkennbar. Er beschäftigt sich nicht nur als erster Traumforscher systematisch mit luziden Träumen und lotet in seinen Experimenten das Ausmaß der Steuerung des Traums sowie der Erhaltung des Bewusstseins im Traum aus, sondern nutzt die Fähigkeit des bewussten Träumens auch, um den Traum als geistig wacher Beobachter von innen heraus zu beleuchten. Dadurch gelingt es ihm, elementare Einsichten in die Genese und Funktionsweise des Phänomens Traums zu gewinnen. Zu Recht gilt Hervey de Saint-Denys demnach als Wegbereiter der modernen (Klar-)Traumforschung. 
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<div style="text-align: right;">[[Autoren|CB]]</div>
 
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==Ausgaben und weitere Werke Hervey de Saint-Denys’==
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'''Erstausgabe (anonym publiziert)'''
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* Les rêves et les moyens de les diriger. Observations pratiques. Paris: Amyot 1867. Im Text zitiert unter der Sigle RMD und der Jahreszahl der Ausgabe.
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==Literatur==
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'''Weitere Ausgaben'''
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===Ausgaben===
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* Les rêves et les moyens de les diriger. Observations pratiques. Paris: Amyot 1867.
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(= Erstausgabe; anonym publiziert; zitiert als RMD)
    
* Les Rèves et les moyens de les diriger. Avec Préface de Robert Desoille. Edité par Jacques Donnars. Paris: Tchou/Bibliothèque du Merveilleux 1964.
 
* Les Rèves et les moyens de les diriger. Avec Préface de Robert Desoille. Edité par Jacques Donnars. Paris: Tchou/Bibliothèque du Merveilleux 1964.
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'''Weitere Werke Hervey de Saint-Denys’ '''
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===Weitere Werke Hervey de Saint-Denys’===
 
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'''Monographien'''
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====Monographien====
    
* Recherches sur l'agriculture et l'horticulture des Chinois et sur les végétaux, les animaux et les procédés agricoles que l'on pourrait introduire dans l'Europe occidentale et le nord de l'Afrique. Paris: Allouard et Kaeppelin 1850.
 
* Recherches sur l'agriculture et l'horticulture des Chinois et sur les végétaux, les animaux et les procédés agricoles que l'on pourrait introduire dans l'Europe occidentale et le nord de l'Afrique. Paris: Allouard et Kaeppelin 1850.
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'''Artikel in Sammelbänden und Zeitschriften'''
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====Artikel in Sammelbänden und Zeitschriften====
    
* Sur le pays connu des anciens Chinois sous le nom de Fou-sang et de quelques documents inédits pouvant servir à l'identifier. In: Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 19 (1875). H. 4. S. 319–335.
 
* Sur le pays connu des anciens Chinois sous le nom de Fou-sang et de quelques documents inédits pouvant servir à l'identifier. In: Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 19 (1875). H. 4. S. 319–335.
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'''Übersetzungen aus dem Chinesischen'''
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====Übersetzungen aus dem Chinesischen====
    
* Poésies de l'époque des Thang (VIIe, VIIIe et IXe siècles de notre ère). Traduites du chinois pour la première fois. Avec une étude sur l'art poétique en Chine et des notes explicatives. Paris: Amyot 1862.
 
* Poésies de l'époque des Thang (VIIe, VIIIe et IXe siècles de notre ère). Traduites du chinois pour la première fois. Avec une étude sur l'art poétique en Chine et des notes explicatives. Paris: Amyot 1862.
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'''Übersetzungen aus dem Spanischen '''
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====Übersetzungen aus dem Spanischen====
    
* Le Poil de la prairie. Comédie en cinq actes de Don Manuel Breton de Los Herreros. Traduite de l'espagnol par le Baron Léon d'Hervey de Saint-Denys. Paris: Boulé 1847.
 
* Le Poil de la prairie. Comédie en cinq actes de Don Manuel Breton de Los Herreros. Traduite de l'espagnol par le Baron Léon d'Hervey de Saint-Denys. Paris: Boulé 1847.
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'''Quellen Hervey de Saint-Denys’'''
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===Quellen Hervey de Saint-Denys===
    
* Cabanis, Pierre-Jean-Georges: Rapports du physique et du moral de l’homme. 2 Bde. Paris: Crappart, Caille et Ravier 1802.
 
* Cabanis, Pierre-Jean-Georges: Rapports du physique et du moral de l’homme. 2 Bde. Paris: Crappart, Caille et Ravier 1802.
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* Stewart, Dugald: Essay on Dreaming. In: Ders.: Elements of the Philosophy of the Human Mind. 3 Bde (1792–1827). Bd. 1. London: Creech, Strahan u. Cadell 1792. S. 289–339.
 
* Stewart, Dugald: Essay on Dreaming. In: Ders.: Elements of the Philosophy of the Human Mind. 3 Bde (1792–1827). Bd. 1. London: Creech, Strahan u. Cadell 1792. S. 289–339.
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==Forschung==
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===Forschungsliteratur===
 
* Bertrand, Alexandre: Annonce du décès de M. le marquis Léon d'Hervey de Saint-Denys, membre de l'Académie. In: Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 36 (1892). H. 6. S. 377.
 
* Bertrand, Alexandre: Annonce du décès de M. le marquis Léon d'Hervey de Saint-Denys, membre de l'Académie. In: Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 36 (1892). H. 6. S. 377.
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* Wahl, Jean: Review: Les rêves et les moyens de les diriger by Hervey de Saint-Denis. In: Revue de Métaphysique et de Morale 70 (1965). H. 1. S. 109 f.
 
* Wahl, Jean: Review: Les rêves et les moyens de les diriger by Hervey de Saint-Denis. In: Revue de Métaphysique et de Morale 70 (1965). H. 1. S. 109 f.
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
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[https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up  ''N%C3%A9crologie.%20Le%20Marquis%20d'Hervey%20Saint-Denys ''(1892)" href="https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up" data-mce-href="https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up" data-bs-type="external_link" data-bs-wikitext="https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up%20Henri%20Cordier: ''N%C3%A9crologie.%20Le%20Marquis%20d'Hervey%20Saint-Denys ''(1892)">Henri Cordier: ''Nécrologie. Le Marquis d'Hervey Saint-Denys ''(1892)].
 
[https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up  ''N%C3%A9crologie.%20Le%20Marquis%20d'Hervey%20Saint-Denys ''(1892)" href="https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up" data-mce-href="https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up" data-bs-type="external_link" data-bs-wikitext="https://archive.org/stream/toungpao01duyvgoog#page/n551/mode/1up%20Henri%20Cordier: ''N%C3%A9crologie.%20Le%20Marquis%20d'Hervey%20Saint-Denys ''(1892)">Henri Cordier: ''Nécrologie. Le Marquis d'Hervey Saint-Denys ''(1892)].
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[[Kategorie: Autor]]
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[[Kategorie: Hervey de Saint-Denys,_Marie Jean Léon Lecoq d']]
[[Kategorie: Hervey de Saint-Denys, Marie Jean Léon Lecoq d']]
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[[Kategorie: Hervey de Saint-Denys]]
 
[[Kategorie: Traumtheorie]]
 
[[Kategorie: Traumtheorie]]
[[Kategorie: Jahrhundert]]
   
[[Kategorie: 19. Jahrhundert]]
 
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[[Kategorie: Ort]]
   
[[Kategorie: französischsprachig]]
 
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[[Kategorie: Frankreich]]
 
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