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===Denkfähigkeit und Willensausübung im Traum===
 
===Denkfähigkeit und Willensausübung im Traum===
Ist ein Träumer imstande zu denken? Über diese Frage entbrannte bereits im 18. Jahrhundert ein Streit zwischen Materialisten und Idealisten, auf den Hervey de Saint-Denys in seinem Werk eingeht. Er wendet sich dabei sowohl gegen die Auffassung von Idealisten wie Erasmus Darwin (''Zoonomia'' (1794/1796)), der behauptet, dass ein Abgleich der präsentierten Informationen mit dem bereits erworbenen Wissen im Traum nicht möglich sei ebenso wie gegen die des Philosophen und Historikers Formey (''Mélanges philosophiques'' (1754)), der davon ausgeht, dass der Träumer die Ideen im Traum unreflektiert hinnimmt (vgl. RMD 1867, S. 85). Auch von der noch radikaleren Vorstellung von Materialisten wie Boerhaave, der dem Träumer ein Gedächtnis, eine gewisse Aufmerksamkeit des Geistes und ein Bewusstsein seiner selbst abspricht, distanziert er sich (vgl. RMD 1867, S. 85).
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Ist ein Träumer imstande zu denken? Über diese Frage entbrannte bereits im 18. Jahrhundert ein Streit zwischen Materialisten und Idealisten, auf den Hervey de Saint-Denys in seinem Werk eingeht. Er wendet sich dabei sowohl gegen die Auffassung von Idealisten wie Erasmus Darwin (''Zoonomia'' (1794/1796)), der behauptet, dass ein Abgleich der präsentierten Informationen mit dem bereits erworbenen Wissen im Traum nicht möglich sei ebenso wie gegen die des Philosophen und Historikers Jean Henri Samuel Formey (''Mélanges philosophiques'' (1754)), der davon ausgeht, dass der Träumer die Ideen im Traum unreflektiert hinnimmt (vgl. RMD 1867, S. 85). Auch von der noch radikaleren Vorstellung von Materialisten wie Boerhaave, der dem Träumer ein Gedächtnis, eine gewisse Aufmerksamkeit des Geistes und ein Bewusstsein seiner selbst abspricht, distanziert er sich (vgl. RMD 1867, S. 85).
    
Hervey de Saint-Denys teilt eher Pierre-Jean-Georges Cabanis’ Auffassung (''Rapports du physique et du moral de l‘homme'' (1802)), dass Wille und Denkfähigkeit im Schlaf erhalten bleiben, knüpft diese These jedoch nicht an die charakterliche und intellektuelle Brillanz des Träumers (vgl. RMD 1867, S. 69–71, 245). Bezüglich der Gedankenführung bei Tag und bei Nacht stimmt er teilweise Formey zu, der die Gedanken mit Pferden vergleicht, die tagsüber eingespannt und im idealen Falle eines erholsamen Schlafes ausgespannt werden und in Träumen Gestalt annehmen (vgl. RMD 1867, S. 77). Hervey zufolge ist der Traum gerade die Form, in der das Denken im Schlaf in Erscheinung tritt (vgl. RMD 1867, S. 150). Im Unterschied zur Realität nimmt der Gedanke des Schlafenden dabei unmittelbar Gestalt an und wird zu einem mehr oder weniger luziden im Sinne von deutlich zutage tretenden Traumbild (vgl. RMD 1867, S. 150). Anders als Formey hält Hervey de Saint-Denys es jedoch für möglich, dass der Pferdebesitzer (der Träumer), sofern er sich des Traumzustandes bewusst ist, die freilaufenden Tiere (Gedanken) bei Bedarf wieder einspannt und in eine beliebige Richtung lenkt (vgl. RMD 1867, S. 77 f., 276). Eingeschränkt wird die Willensausübung des Träumers dabei einzig dadurch, dass die Gedankenbildung zuweilen unwillkürlich abläuft, sodass er sich zeitweilig unwillentlich in einer misslichen Situation wiederfindet, aus der er sich jedoch sogleich durch einen korrigierenden Gedanken zu befreien vermag (vgl. RMD 1867, S. 417, 435 f., 474).
 
Hervey de Saint-Denys teilt eher Pierre-Jean-Georges Cabanis’ Auffassung (''Rapports du physique et du moral de l‘homme'' (1802)), dass Wille und Denkfähigkeit im Schlaf erhalten bleiben, knüpft diese These jedoch nicht an die charakterliche und intellektuelle Brillanz des Träumers (vgl. RMD 1867, S. 69–71, 245). Bezüglich der Gedankenführung bei Tag und bei Nacht stimmt er teilweise Formey zu, der die Gedanken mit Pferden vergleicht, die tagsüber eingespannt und im idealen Falle eines erholsamen Schlafes ausgespannt werden und in Träumen Gestalt annehmen (vgl. RMD 1867, S. 77). Hervey zufolge ist der Traum gerade die Form, in der das Denken im Schlaf in Erscheinung tritt (vgl. RMD 1867, S. 150). Im Unterschied zur Realität nimmt der Gedanke des Schlafenden dabei unmittelbar Gestalt an und wird zu einem mehr oder weniger luziden im Sinne von deutlich zutage tretenden Traumbild (vgl. RMD 1867, S. 150). Anders als Formey hält Hervey de Saint-Denys es jedoch für möglich, dass der Pferdebesitzer (der Träumer), sofern er sich des Traumzustandes bewusst ist, die freilaufenden Tiere (Gedanken) bei Bedarf wieder einspannt und in eine beliebige Richtung lenkt (vgl. RMD 1867, S. 77 f., 276). Eingeschränkt wird die Willensausübung des Träumers dabei einzig dadurch, dass die Gedankenbildung zuweilen unwillkürlich abläuft, sodass er sich zeitweilig unwillentlich in einer misslichen Situation wiederfindet, aus der er sich jedoch sogleich durch einen korrigierenden Gedanken zu befreien vermag (vgl. RMD 1867, S. 417, 435 f., 474).
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