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====Ausmaß der Steuerbarkeit der Traumwelt====
 
====Ausmaß der Steuerbarkeit der Traumwelt====
Die konkrete Traumkulisse sowie die darin stattfindenden Ereignisse sind zwar zunächst vom Gedächtnis und der Vorstellungskraft vorgegeben (vgl. RMD 1867, S. 211, 271, 301 f.), jedoch vermag der Träumer, sobald er sich des Träumens bewusst ist, durch Denken an den gewünschten Trauminhalt Änderungen daran vorzunehmen (vgl. RMD 1867, S. 271, 273 f., 299). Grundsätzlich vermag der luzide Träumer nicht nur deutlich erkennbare, kohärente Träume zu lenken, sondern auch zusammenhanglose oder affektdominierte Träume einer selbstgewählten Ordnung zu unterwerfen (vgl. RMD 1867, S. 276). So ist er etwa imstande, Richtung und Art seiner Fortbewegung bestimmen (vgl. RMD 1867, S. 270–272). In einem seiner luziden Träume gelangt Hervey de Saint-Denys an eine Weggabelung, an der es ihm freisteht, zu entscheiden, welchen Weg er einschlägt, ob er kurz anhält oder seinem Pferd die Sporen gibt (vgl. RMD 1867, S. 271 f.). In diesem luziden Traum und vielen weiteren habe er, laut eigener Aussage, denselben freien Willen wie in der Realität besessen und Bilder gesehen, die in Vielfalt und Detailreichtum realen Eindrücken in nichts nachstehen (vgl. RMD 1867, S. 272 f.). Überdies gelingt es Hervey im Traum, willentlich verstorbene Personen, Bekannte und Objekte erscheinen zu lassen, Gegenstände umzupositionieren, sie gegen andere auszutauschen beziehungsweise generell in Gedanken, Wünsche zu formulieren, die sogleich im Traum in Erfüllung gehen (vgl. RMD 1867, S. 278 f.). Gleichsam bleibt jedoch die Spannung erhalten, da die Fantasie des Träumers für die optische Ausgestaltung seiner Willensakte verantwortlich ist (vgl. RMD 1867, S. 451 f.): „La fantaisie avait ici, comme la réalité, son libre arbitre, et l’initiative demeurait à ma volonté.“ (RMD 1867, S. 452). Auch vermag Hervey angenehme Traumszenarien beizubehalten und unangenehme durch kurzzeitiges Schließen der Augen und Konzentrieren auf den gewünschten Trauminhalt auszutauschen oder sich ihnen durch willentliches Erwachen zu entziehen (vgl. RMD 1867, S. 29, 140, 156, 276, S. 283–285, 292). Um hingegen den Traum zu verlängern und ein Erwachen, das sich durch das allmähliche Verschwimmen der Traumbilder ankündigt, zu verhindern, empfiehlt Hervey de Saint-Denys, ein noch deutlich erkennbares Element der Traumumgebung oder die eigenen Hände anzuvisieren, wodurch alle übrigen Traumgegenstände an Klarheit zurückgewinnen (vgl. RMD 1867, S. 263, 449 f.).
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Die konkrete Traumkulisse sowie die darin stattfindenden Ereignisse sind zwar zunächst vom Gedächtnis und der Vorstellungskraft vorgegeben (vgl. RMD 1867, S. 211, 271, 301 f.), jedoch vermag der Träumer, sobald er sich des Träumens bewusst ist, durch Denken an den gewünschten Trauminhalt Änderungen daran vorzunehmen (vgl. RMD 1867, S. 271, 273 f., 299). Grundsätzlich vermag der luzide Träumer nicht nur deutlich erkennbare, kohärente Träume zu lenken, sondern auch zusammenhanglose oder affektdominierte Träume einer selbstgewählten Ordnung zu unterwerfen (vgl. RMD 1867, S. 276). So ist er etwa imstande, Richtung und Art seiner Fortbewegung zu bestimmen (vgl. RMD 1867, S. 270–272). In einem seiner luziden Träume gelangt Hervey de Saint-Denys an eine Weggabelung, an der es ihm freisteht, zu entscheiden, welchen Weg er einschlägt, ob er kurz anhält oder seinem Pferd die Sporen gibt (vgl. RMD 1867, S. 271 f.). In diesem luziden Traum und vielen weiteren habe er, laut eigener Aussage, denselben freien Willen wie in der Realität besessen und Bilder gesehen, die in Vielfalt und Detailreichtum realen Eindrücken in nichts nachstehen (vgl. RMD 1867, S. 272 f.). Überdies gelingt es Hervey im Traum, willentlich verstorbene Personen, Bekannte und Objekte erscheinen zu lassen, Gegenstände umzupositionieren, sie gegen andere auszutauschen beziehungsweise generell in Gedanken, Wünsche zu formulieren, die sogleich im Traum in Erfüllung gehen (vgl. RMD 1867, S. 278 f.). Gleichsam bleibt jedoch die Spannung erhalten, da die Fantasie des Träumers für die optische Ausgestaltung seiner Willensakte verantwortlich ist (vgl. RMD 1867, S. 451 f.): „La fantaisie avait ici, comme la réalité, son libre arbitre, et l’initiative demeurait à ma volonté.“ (RMD 1867, S. 452). Auch vermag Hervey angenehme Traumszenarien beizubehalten und unangenehme durch kurzzeitiges Schließen der Augen und Konzentrieren auf den gewünschten Trauminhalt auszutauschen oder sich ihnen durch willentliches Erwachen zu entziehen (vgl. RMD 1867, S. 29, 140, 156, 276, S. 283–285, 292). Um hingegen den Traum zu verlängern und ein Erwachen, das sich durch das allmähliche Verschwimmen der Traumbilder ankündigt, zu verhindern, empfiehlt Hervey de Saint-Denys, ein noch deutlich erkennbares Element der Traumumgebung oder die eigenen Hände anzuvisieren, wodurch alle übrigen Traumgegenstände an Klarheit zurückgewinnen (vgl. RMD 1867, S. 263, 449 f.).
    
====Wie luzide ist ein luzider Träumer?====
 
====Wie luzide ist ein luzider Träumer?====
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