"Les rĂȘves et les moyens de les diriger" (Marie Jean LĂ©on Lecoq d’Hervey de Saint-Denys)

Aus Lexikon Traumkultur
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Marie Jean LĂ©on Lecoq d'Hervey de Saint-Denys

Mit dem 1867 veröffentlichten Werk Les rĂȘves et les moyens de les diriger. Observations pratiques (TrĂ€ume und Wege, sie zu steuern. Praktische Beobachtungen) des Traumforschers Marie Jean LĂ©on Lecoq d’Hervey de Saint-Denys (1822-1892) beginnt die systematische Auseinandersetzung mit dem PhĂ€nomen des Klartraums (Holzinger 1997, 32), der sich dadurch auszeichnet, dass der TrĂ€umer sich des TrĂ€umens bewusst ist und lernen kann, seinen eigenen Traum zu beeinflussen. Durch die Schilderung von 120 eigenen TrĂ€umen und zahlreichen TrĂ€umen von Freunden wie Bekannten gehört das Buch dem Genre der sogenannten „livres de rĂȘves savants“ an, deren Autoren im Frankreich des 19. Jahrhunderts darauf abzielen, anhand von meist persönlichen Traumerfahrungen eine Physiologie beziehungsweise Psychologie des Traums zu erarbeiten (Carroy 2013, 54). Aufgrund des hohen Anschaffungspreises (7,50 Francs) richtete es sich in erster Linie an eine wohlhabende, gebildete, aber aufgrund des populĂ€rwissenschaftlichen Schreibstils nicht zwingend gelehrte Leserschaft (ebd., 56 u 58).


Autor

Marie Jean LĂ©on Lecoq d’Hervey de Saint-Denys (*6. Mai 1822 in Paris; † 2. November 1892 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, Sinologe, Ethnologe und Traumforscher. DarĂŒber hinaus fertigte er zahlreiche Übersetzungen chinesischer und spanischer (vorwiegend literarischer) Werke ins Französische an. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1844 wurde er von einem Verwandten, Louis AmĂ©dĂ©e Vincent de Juchereau, Marquis de Saint-Denys, adoptiert und erhielt somit den Titel Baron de Juchereau und Marquis de Saint-Denys. Seit seinem vierzehnten Lebensjahr beschĂ€ftigte er sich intensiv mit seinen TrĂ€umen und hielt diese in Zeichnungen und TraumtagebĂŒchern fest (RMD 4 f.), die ihm als Grundlage fĂŒr sein Werk Les rĂȘves et les moyens de les diriger (1867) dienten. FĂŒr seine herausragende Arbeit als Commissaire gĂ©nĂ©rale des chinesischen Bereichs bei der Weltausstellung 1867 wurde er zum Chevalier de la LĂ©gion d’honneur ernannt. 1874 ĂŒbernahm er schließlich die Position des Professors fĂŒr chinesische Sprache und Literatur am CollĂšge de France und wurde 1888 zum PrĂ€sidenten der AcadĂ©mie des Inscriptions et Belles-Lettres ernannt.


Entstehungs- und Editionsgeschichte

Hervey de Saint-Denys’ Traumstudien, die die Grundlage fĂŒr sein spĂ€teres Werk Les rĂȘves et les moyens de les diriger bildeten, waren bereits im Jahr 1855 derart weit fortgeschritten, dass ihn seine Freunde ermunterten, seine Arbeit im Rahmen der Ausschreibung der Philosophieabteilung der AcadĂ©mie des Sciences morales et politiques zum Thema „Du sommeil au point de vue psychologique“ (Über den Schlaf aus psychologischer Sicht) einzureichen (RMD 9 f.). Aufgrund seiner mangelnden Fachkenntnisse gelang es ihm jedoch nicht, eine Traumtheorie aufzustellen (RMD 8 f.). Stattdessen zog er es vor, bis nach Abschluss des Wettbewerbs zu warten und die Werke der drei 1854 von der AcadĂ©mie ausgezeichneten Autoren - Albert Lemoines Du sommeil au point de vue physiologique et psychologique (Über den Schlaf aus physiologischer und psychologischer Sicht, 1855), Alfred Maurys Le sommeil et les rĂȘves (Der Schlaf und die TrĂ€ume, 1861) und Maurice Martin Antonin Macarios Du sommeil, des rĂȘves et du somnambulisme dans l’état de santĂ© et de maladie (Über den Schlaf, die TrĂ€ume und den Somnambulismus bei gesunden und kranken Menschen, 1857)) - kritisch in seiner Traumstudie zu besprechen (RMD 8–11, 144).

1867 wurde RMD, Hervey de Saint-Denys’ einziges Werk zum Traum, schließlich anonym publiziert. 11 Jahre spĂ€ter lĂŒftete Alfred Maury, ebenfalls Professor am CollĂšge de France, in der Wiederauflage seines Werks Le Sommeil et les rĂȘves (1878) das Geheimnis der Autorschaft (Den Blaken/Meijer 1991).

Aufgrund der geringen Auflage fand Hervey de Saint-Denys’ Traumstudie zunĂ€chst kaum Resonanz (LaBerge 1988, 15). Selbst Sigmund Freud gelang es nicht, ein Exemplar davon zu erwerben (ebd.), sodass er, wie viele andere, auf SekundĂ€rquellen wie Maurys Le Sommeil et les rĂȘves (1878) oder Nicolas Vaschides Le Sommeil et les RĂšves (1911) zurĂŒckgreifen musste, in denen Herveys Werk besprochen wurde (Den Blaken/Meijer 1991). Die anfangs geringe Rezeption des Werkes war zum Teil auch seinem ungewöhnlichen Titel geschuldet. Da das PhĂ€nomen des luziden TrĂ€umens zu Hervey de Saint-Denys’ Zeit noch kaum bekannt war, hielten viele das Steuern der eigenen TrĂ€ume fĂŒr eher unwahrscheinlich und sahen von einer LektĂŒre ab, da der Titel des anonymen Werkes sie okkultistische Praktiken vermuten ließ (Schwartz 1972, 133). Hinzu kommt, dass Hervey in der Einleitung bereits all jene, die die Aufrechterhaltung des Verstandes im Traum fĂŒr abwegig halten, dazu auffordert, sein Buch gar nicht erst aufzuschlagen (RMD 3). Dies mag sicherlich von manch potentiellem Leser als Arroganz aufgefasst worden sein.

Nach der Insolvenz seines Verlegers Amyot machte Hervey de Saint-Denys keine Anstalten, eine Neuauflage seines Werkes in die Wege zu leiten (Carroy 2013, 67). Dies lĂ€sst sich möglicherweise dadurch erklĂ€ren, dass seine akademische Stellung zu diesem Zeitpunkt durch den Lehrstuhl am CollĂšge de France und seine Mitgliedschaft an der AcadĂ©mie des Inscriptions et Belles-Lettres bereits gesichert war (ebd.). Auch gegen die Kritik Maurys, der ihm in der Wiederauflage seines Werkes Le Sommeil et les rĂȘves (1878) unter anderem vorwarf, keine echten TrĂ€ume, sondern TagtrĂ€ume beziehungsweise beschönigte TrĂ€ume zu prĂ€sentieren, nahm Hervey nicht öffentlich Stellung (ebd., 67 f.). Erstaunlicherweise steigerte gerade Maurys Kritik den Bekanntheitsgrad von Herveys Werk derart, dass es gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits zu einem regelrechten Klassiker geworden war (ebd., 67).

1964 gab der Verleger Claude Tchou in Paris eine Neuauflage von Herveys Traumstudie heraus. Im Unterschied zur ersten Auflage wurde der Titel auf Les rĂȘves et les moyens de les diriger gekĂŒrzt und dem Werk eine Kurzbiographie des Autors vorangestellt. Die Zeichnungen des Frontispizes und der Appendix der ersten Auflage sind jedoch nicht mehr enthalten. Noch gravierender erscheint, dass der Herausgeber dieser zweiten Auflage teilweise seine eigenen Fußnoten mit denen des Originals vermischt und ĂŒberdies Änderungen am Originaltext nur unzureichend kennzeichnet (Den Blaken/Meijer 1991). 1982 folgt eine gekĂŒrzte Version der zweiten französischen Auflage auf Englisch durch Morton Schatzman. In dieser sind ebenfalls weder die Abbildungen noch der Appendix der Erstausgabe enthalten. Auf Deutsch ist das Werk bis heute nicht erschienen.


Inhalt

Aufbau und Methode

Frontispiz

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Frontispiz Les rĂȘves et les moyens de les diriger (1867)

Das Frontispiz von Les rĂȘves et les moyens de les diriger (1867) spiegelt bereits dessen Thematik wider. Die sechs kleinen Abbildungen im unteren Teil des Frontispizes zeigen hypnagoge Bilder, die Hervey seinen Aufzeichnungen entnommen hat (RMD 421 f.). Als Vorhut des Traums leiten die hypnagogen, beim Einschlafen eintretenden Halluzinationen direkt in einen Traum ĂŒber, der in der oberen HĂ€lfte abgebildet ist (RMD 421). Dabei handelt es sich um einen der TrĂ€ume, die durch ZufĂŒhren externer Reize (in diesem Fall zweier auf das Kopfkissen getröpfelter Parfums) in eine bestimmte Richtung gelenkt worden waren (RMD 380 f.).

Mithilfe seiner Traumstudie beabsichtigt Hervey de Saint-Denys, die von ihm entwickelte Kunst des guten TrĂ€umens an seine Leser weiterzugeben (Carroy 2013, 56), wie schon der Untertitel Observations pratiques verdeutlicht. Die Leserschaft soll jedoch nicht nur weitergebildet, sondern auch unterhalten werden und bei der LektĂŒre des stilistisch anspruchsvollen Werkes einen Ă€sthetischen Genuss verspĂŒren (Carroy 2013, 59). Herveys anekdotenhafte, in populĂ€rwissenschaftlichem Stil verfasste Traumstudie erhebt demnach durchaus einen kĂŒnstlerischen Anspruch und besitzt eine innere Logik, ohne jedoch der strengen Struktur eines wissenschaftlichen Lehrbuchs unterworfen zu sein (Carroy 2013, 59). Der Autor ist vielmehr bestrebt, einen Mittelweg zwischen einer literarischen Neuerfindung seiner TrĂ€ume und einer detailgenauen wissenschaftlichen Transkription derselben zu finden und riskiert dabei, ebenso wie im Falle seiner Übersetzungen, der mangelnden PrĂ€zision und AuthentizitĂ€t beschuldigt zu werden (ebd., 61 f.).

Werkstruktur

Das Buch ist in drei Teile untergliedert und enthĂ€lt einen Appendix Un rĂȘve aprĂšs avoir pris du hatchich (Ein Traum nach der Einnahme von Haschisch) zu drogeninduzierten TrĂ€umen. Im ersten Teil der Traumstudie geht der Autor auf den Entstehungskontext seines Werkes sowie seine Qualifikationen als Traumforscher ein und nennt die grundlegenden Thesen, die er zu belegen gedenkt. Der zweite Teil vermittelt einen Überblick ĂŒber Traumkonzeptionen in verschiedenen Kulturen und Epochen, angefangen von der Antike bis hin zu zeitgenössischen modernen Traumtheorien. Diese unterzieht Hervey de Saint-Denys einer kritischen Betrachtung und lĂ€sst seine eigenen empirischen Beobachtungen bezĂŒglich Schlaf und Traum miteinfließen. Die Nachweise fĂŒr seine Thesen liefert er jedoch erst im dritten Teil des Werkes, indem er auf seine im Vorfeld und Verlauf des Traums durchgefĂŒhrten Experimente eingeht und die Methoden erlĂ€utert, die er zur Steuerung seiner TrĂ€ume oder zur Erhaltung des Wachbewusstseins im Traum angewandt hat.

Methode

Im 19. Jahrhundert war Schlaf- und Traumforschung ein Bereich, dem sich sowohl Spezialisten aus der Medizin, der Philosophie etc. als auch interessierte Laien mit Kompetenzen in anderen Bereichen widmeten (Carroy 2013, 55). Hervey gehört der zweiten Gruppe an, wie er selbst im ersten Teil seines Werkes bekennt: „L’auteur n’est point docteur en mĂ©decine, encore moins en philosophie“ (RMD 3). Seine Qualifikation fĂŒr die Traumforschung sieht er in seinen langjĂ€hrigen Traumaufzeichnungen, seiner guten Traumerinnerung und der FĂ€higkeit, luzide zu trĂ€umen (RMD 3–6). Bereits als Jugendlicher hĂ€lt er seine TrĂ€ume in Zeichnungen und TraumtagebĂŒchern fest (RMD 4). Dadurch gelingt es ihm, seine Traumerinnerung derart zu steigern, dass er sich seiner TrĂ€ume nahezu jede Nacht entsinnt (RMD 4 f.), was ihn zu der Annahme verleitet, dass es keinen Schlaf ohne TrĂ€ume gebe (RMD 4 f., 14). Zudem entwickelt er im Zuge seiner Aufzeichnungspraxis die FĂ€higkeit, sich im Schlaf des Traumzustandes bewusst zu werden und den eigenen Traum zu lenken (RMD 4–6). Diese sogenannten luziden TrĂ€ume ermöglichen es ihm, die Funktionsweise des Traums noch im Verlauf desselben zu untersuchen und nach Belieben zu erwachen, um die gewonnenen Erkenntnisse sogleich zu Papier zu bringen (RMD 6). Hervey de Saint-Denys setzt sich demnach nicht nur als „savant rĂȘveur“ (Carroy 2013, 61), sondern auch als „rĂȘveur savant“ (ebd.) in Szene (ebd.). Aufgrund seiner mangelnden Fachkenntnisse sieht er sich jedoch nicht als Traumtheoretiker, sondern lediglich als Beobachter, der Ă€hnlich einem Reisenden seine fehlenden wissenschaftlichen Kenntnisse durch die Genauigkeit seiner Beobachtungen kompensiert und es anderen ĂŒberlĂ€sst, das bereitgestellte Material zu komplettieren und daraus eine Theorie abzuleiten (RMD 8, 11 f.).


Der Traum und die ihm zugrundeliegenden Mechanismen

Definition und Klassifikation von TrÀumen

In seinen Untersuchungen geht Hervey de Saint-Denys von einer Grunddefinition des Traums als „la reprĂ©sentation aux yeux de notre esprit des objets qui occupent notre pensĂ©e“ (RMD 18) aus. Vor dem geistigen Auge des TrĂ€umers werden folglich nur solche GegenstĂ€nde abgebildet, die bei Tage in seinen Gedanken prĂ€sent waren. Anders als der Mediziner Jacques-Louis Moreau de la Sarthe, der im Dictionnaire des Sciences mĂ©dicales (1820) zwischen â€șrĂȘveâ€č als Oberbegriff fĂŒr morbide und gewöhnliche TrĂ€ume und â€șsongeâ€č als Bezeichnung fĂŒr nicht morbide, realitĂ€tsbezogene TrĂ€ume unterscheidet (RMD 101 f.), sieht Hervey de Saint-Denys diese Termini als Synonyme an (RMD 89).

Je nach zugrundeliegender Ursache unterscheidet Hervey zwischen:

1. TrÀumen, die durch reine Ideenassoziation hervorgerufen werden;

2. TrÀumen, die durch interne Empfindungen verursacht werden;

3. TrÀumen, die durch externe Reize ausgelöst werden (RMD 195 f.).

Gleichsam nimmt er auf der Ebene der Wahrnehmung und der inhaltlichen VerknĂŒpfung der Traumbilder eine Unterteilung in luzide - (visuell) deutlich erkennbare, kohĂ€rente - TrĂ€ume (RMD 260, 272, 276, 282, 349, 464, 469) und verschwommene, zusammenhanglose TrĂ€umen vor (RMD 276). Die SchĂ€rfe der Traumbilder hĂ€ngt, nach Hervey, von der QualitĂ€t der zugrundeliegenden Erinnerungsnegative ab (RMD 20), derer sich das Subjekt nicht immer entsinnt, sodass es zuweilen glaubt, im Traum Dinge und Personen zu sehen, die ihm in der RealitĂ€t noch nie begegnet sind (ebd.). Generell zeichnen sich die Traumbilder nur sehr selten mit gleicher Deutlichkeit ab; der Traum erscheint vielmehr als Patchwork-Teppich bestehend aus klar erkennbaren und verschwommenen, Ă€lteren verblichenen Erinnerungsnegativen (RMD 172).

Unter dem Begriffs â€șrĂȘve lucideâ€č fasst Hervey de Saint-Denys jedoch insbesondere solche TrĂ€ume, in denen der TrĂ€umer derart luzide im Sinne von scharfsinnig ist, dass er sich des TrĂ€umens bewusst ist, die Traumumgebung klar und deutlich wahrnimmt und darĂŒber hinaus auch den Handlungsverlauf bewusst zu steuern vermag (RMD 27–30, 256, 260, 273 f., 451). Im Gegensatz zu Moreau de la Sarthe, demzufolge luzide (d.h. visuell deutliche) TrĂ€ume nicht kohĂ€renter sind als gewöhnliche TrĂ€ume, sondern lediglich intensiv wahrgenommen und besonders gut erinnert werden, stellt die Erinnerbarkeit des Traums fĂŒr Hervey kein Kriterium fĂŒr LuziditĂ€t dar (RMD 109). Dagegen sieht er das bewusste TrĂ€umen und die sich daraus ergebende Möglichkeit der Traumsteuerung, die Moreau de la Sarthe aufgrund seiner Vorstellung der Aufhebung intellektueller FĂ€higkeiten im Schlaf ausschließt, als essentielle Aspekte luziden TrĂ€umens an (RMD 109 f.).

Wie entsteht ein Traum?

Nach Hervey de Saint-Denys spielt das GedĂ€chtnis bei der Traumbildung eine wesentliche Rolle. Es ist vergleichbar mit einem Fotoapparat, der tagsĂŒber permanent die EindrĂŒcke des Lebens in Bildern festhĂ€lt und diese Erinnerungsnegative („clichĂ©s-souvenirs“, RMD 20) Ă€hnlich einer Kollodiumplatte, meist ohne das Wissen des Subjekts, reflektiert und abspeichert (RMD 18 f.). Somit fungiert das Gehirn gleichsam als AufnahmegerĂ€t, ProjektionsflĂ€che und Archiv. Unter Bezugnahme auf die AusfĂŒhrungen Lemoines, Stewarts und Maurys bekrĂ€ftigt Hervey de Saint-Denys, dass ein Traum durch das Zusammenwirken einer „mĂ©moire-imaginative“ und einer „imagination“ zustande kommt (RMD 211, 301, 304 f.). WĂ€hrend das GedĂ€chtnis im Traum lediglich aus dem Archiv der Erinnerungen einen der unzĂ€hligen EindrĂŒcke des Wachlebens erneut heraufbeschwört, ist die Vorstellungskraft mit der innovativen Anordnung und neuartigen Kombination dieses Erinnerungsmaterials betraut (RMD 210 f., 277, 301 f.).

Wie erklÀrt sich die InkohÀrenz mancher TrÀume?

Nach Hervey ist die Zusammenhanglosigkeit mancher TrĂ€umer der assoziativen Aneinanderreihung (etwa nach formalen Analogien), der abstrakten VerknĂŒpfung oder Überlagerung von clichĂ©s-souvenirs geschuldet (RMD 38–42, 178, 410 f.). Dadurch ergeben sich bizarre, heterogene Bilder, die denen der Laterna Magica vergleichbar sind, wenn dort zwei GlĂ€ser mit Figuren aus verschiedenen ErzĂ€hlungen neben- oder gar ĂŒbereinandergelegt werden, sodass daraus ein Fabelwesen entsteht (RMD 40 f.).

Gibt es eine Schlafphase ohne TrÀume?

Im Rahmen seiner empirischen Untersuchungen belegt Hervey de Saint-Denys Lemoines These (RMD 78 f., 148 f.) des bestĂ€ndigen TrĂ€umens im Schlaf (RMD 245–247, 250). Er lĂ€sst sich in der ersten Schlafphase, dem sogenannten Tiefschlaf, insgesamt 160 Mal wecken und kann sich nach dem Erwachen stets an einen in Bildern zur Anschauung kommenden Gedanken erinnern (RMD 250). Auch bei einem Freund gelingt ihm dieser Nachweis (RMD 251 f.). Selbst nach dem Erwachen aus anderen Schlafphasen kann Hervey sich an seine TrĂ€ume erinnern (RMD 245, 265 f.). Damit entkrĂ€ftet er auch die Vorstellung einiger seiner Zeitgenossen, die behaupten, dass in der ersten Schlafphase der LĂ€hmungszustand der Organe am grĂ¶ĂŸten und die DenkfĂ€higkeit ausgelöscht sei (RMD 246 f.). Hervey stellt vielmehr sogar fest, dass die Traumbilder umso deutlicher und lebhafter erscheinen, je tiefer der Schlaf ist (RMD 260, 268).


DenkfĂ€higkeit und WillensausĂŒbung im Traum

Ist ein TrĂ€umer imstande zu denken? Über diese Frage entbrannte bereits im 18. Jahrhundert ein Streit zwischen Materialisten und Idealisten, auf den Hervey de Saint-Denys in seinem Werk eingeht. Er wendet sich dabei sowohl gegen die Auffassung von Idealisten wie Erasmus Darwin (Zoonomia, 1794/96), der behauptet, dass ein Abgleich der prĂ€sentierten Informationen mit dem bereits erworbenen Wissen im Traum nicht möglich sei, wie auch gegen die des Philosophen und Historikers Jean Henri Samuel Formey (MĂ©langes philosophiques, 1754), der davon ausgeht, dass der TrĂ€umer die Ideen im Traum unreflektiert hinnimmt (RMD 85). Auch distanziert er sich von der noch radikaleren Vorstellung von Materialisten wie Herman Boerhaave, der dem TrĂ€umer GedĂ€chtnis, Aufmerksamkeit des Geistes und ein Bewusstsein seiner selbst abspricht (RMD 85).

Eher teilt er Pierre-Jean-Georges Cabanis’ Auffassung (Rapports du physique et du moral de l‘homme, 1802), dass Wille und DenkfĂ€higkeit im Schlaf erhalten bleiben, knĂŒpft diese These jedoch nicht an die charakterliche und intellektuelle Brillanz des TrĂ€umers (RMD 69–71, 245). BezĂŒglich der GedankenfĂŒhrung bei Tag und bei Nacht stimmt er teilweise Formey zu, der die Gedanken mit Pferden vergleicht, die tagsĂŒber eingespannt und im idealen Falle eines erholsamen Schlafes ausgespannt werden und in TrĂ€umen Gestalt annehmen (RMD 77). Hervey zufolge ist der Traum gerade die Form, in der das Denken im Schlaf in Erscheinung tritt (RMD 150). Im Unterschied zur RealitĂ€t nimmt der Gedanke des Schlafenden dabei unmittelbar Gestalt an und wird zu einem mehr oder weniger deutlich zutage tretenden Traumbild (RMD 150). Anders als Formey hĂ€lt Hervey de Saint-Denys es jedoch fĂŒr möglich, dass der Pferdebesitzer (der TrĂ€umer), sofern er sich des Traumzustandes bewusst ist, die freilaufenden Tiere (Gedanken) bei Bedarf wieder einspannt und in eine beliebige Richtung lenkt (RMD 77 f., 276). EingeschrĂ€nkt wird die WillensausĂŒbung des TrĂ€umers dabei einzig dadurch, dass die Gedankenbildung zuweilen unwillkĂŒrlich ablĂ€uft, sodass er sich zeitweilig unwillentlich in einer misslichen Situation wiederfindet, aus der er sich jedoch sogleich durch einen korrigierenden Gedanken zu befreien vermag (RMD 417, 435 f., 474).

Machtlos ist der Wille des TrĂ€umers auch – hierin ist sich Hervey de Saint-Denys mit ThĂ©odore Jouffroy (Nouveaux mĂ©langes philosophiques, 1842) und Dugald Stewart (Essay on Dreaming, 1814) einig – im Hinblick auf den physischen Körper, der ruhig im Schlafzustand verweilt, wĂ€hrend der Traumkörper in verschiedenste Handlungen involviert ist (RMD 80 u. 117). Ferner hĂ€lt Hervey es fĂŒr unmöglich, dass der Wille und die Aufmerksamkeit, die im Gegensatz zu GedĂ€chtnis und Vorstellungskraft zuweilen der Erholung bedĂŒrfen (RMD 96), im Traum permanent aktiv sind. Dies begrĂŒndet er dadurch, dass immer wieder TrĂ€ume eintreten, in denen der Geist sich dem Geschehen passiv hingibt (RMD 43, 274), ein interner beziehungsweise externer Reiz neue Traumbilder heraufbeschwört, die der Verstand nicht zurĂŒckzudrĂ€ngen vermag, oder die Ideenassoziation derart spontan ablĂ€uft, dass der Geist sie nicht aufzuhalten vermag (RMD 168 f., 274).

Im Gegensatz zu Stewart, der in seinem Essay on Dreaming (1814) die Aufhebung jeglicher geistiger und perzeptiver FĂ€higkeiten im Traum annimmt, ist Hervey de Saint-Denys davon ĂŒberzeugt, dass der Verstand im Traum ebenso wie im Wachleben Zugang zu den sinnlichen WahrnehmungsfĂ€higkeiten hat und sie gezielt zur Beobachtung und kritischen Beurteilung der Traumwelt einsetzt (RMD 85 f.). Der TrĂ€umer verfĂŒgt fĂŒr ihn letztlich ĂŒber dasselbe Maß an freiem Willen und dieselben perzeptiven wie intellektuellen FĂ€higkeiten wie in der RealitĂ€t (RMD 152, 270 f.).


Bewusste und unbewusste Formen der Traumsteuerung

Nach Hervey de Saint-Denys können TrĂ€ume durch das Zusammenwirken von Aufmerksamkeit und Wille des TrĂ€umers gesteuert werden (RMD 269). GrundsĂ€tzlich unterscheidet er zwischen unbewussten und bewussten Formen der Traumsteuerung, die in unterschiedlichen Bewusstseinsstadien (vom Wach-, Traumzustand oder hypnagogen Zustand aus) praktiziert werden können.

Unbewusst kann der TrĂ€umer Einfluss auf seine TrĂ€ume nehmen, wenn sich seine Aufmerksamkeit auf eine der im Traum an ihm assoziativ vorĂŒberziehenden Ideen richtet, sodass er sie weiterverfolgt, ohne sich bewusst zu sein, dass er mittels seiner „attention dirigeante“ (RMD 193) das Ruder des Traums selbst in die Hand genommen hat (RMD 190-193). In diesem Fall wird die Ideenassoziation zwar fortgesetzt, sie verweilt jedoch innerhalb des Themenbereichs des Bildes, dem der TrĂ€umer unbewusst seine Aufmerksamkeit geschenkt hat (RMD 191-193). In AlptrĂ€umen schĂŒttelt die Seele ferner zuweilen willentlich den Schlaf ab und zwingt den sich widersetzenden Organismus des TrĂ€umers zum Erwachen (RMD 198 f.). Zwar ist eine Steuerung des eigenen Traums so auch ohne ein Bewusstsein des Traumzustandes möglich, jedoch bleiben die Interventionsmöglichkeiten deutlich eingeschrĂ€nkter als in luziden TrĂ€umen.

Ein bewusstes Steuern der eigenen TrÀume ist auf dreierlei Weise möglich (RMD 476):

1. Das Induzieren von TrĂ€umen vom Wachzustand aus: Indem das Subjekt in der Wachwirklichkeit Erinnerungen, von denen es trĂ€umen möchte, mit gewissen SinneseindrĂŒcken verknĂŒpft, können diese Erinnerungsbilder durch ZufĂŒhrung der entsprechenden externen Reize wĂ€hrend des Traums hervorgerufen werden.

2. Das Steuern des Traumverlaufs durch bewusstes Denken an den gewĂŒnschten Trauminhalt.

3. Das Erkennen des eigenen Traumzustandes – eine FĂ€higkeit, die durch das FĂŒhren eines Traumtagebuchs erlernt werden kann.

Traumsteuerung durch externe Reize

Hervey selbst hĂ€lt es fĂŒr möglich, willentlich TrĂ€ume durch bestimmte wĂ€hrend des Schlafes eingestreute Reize hervorzurufen, die das Subjekt zuvor im Wachzustand mit den gewĂŒnschten Inhalten assoziativ verknĂŒpft hat (RMD 376). So gelingt es ihm durch den Duft eines Parfums, das sein Diener zu einem ihm unbekannten Zeitpunkt auf sein Kissen trĂ€ufeln sollte, im Traum die Erinnerung an seine Zeit in Vivarais wachzurufen, wo er ebendieses Parfum konsequent verwendete (RMD 376–378). Dieselbe Traumlenkungstechnik glĂŒckt Hervey auch mit auditiven, olfaktorischen und taktilen Reizen (RMD 396–404) und wird von ihm unter anderem zur Überwindung wiederkehrender AlptrĂ€ume eingesetzt (RMD 455–457).

Willentliche Steuerung des Traums vom hypnagogen Zustand aus

Im Gegensatz zu Maury, der annimmt, dass hypnagoge Halluzinationen nur bei bestimmten Personen auftreten, geht Hervey davon aus, dass diese Bilder, die er als Vorbote des Schlafes und des Traums ansieht, grundsĂ€tzlich Bestandteil des Schlafvorgangs sind und dass sie beeinflusst werden von den letzten Gedanken, mit denen sich der Verstand beschĂ€ftigt hat (RMD 220–222). Im Rahmen seiner Experimente gelingt es ihm, durch Denken an den gewĂŒnschten Trauminhalt im Moment des Einschlafens diesen in die Phase der hypnagogen Bilder und durch Festhalten eines dieser Bilder in den Traum zu transferieren (RMD 256, 258 f., 261). Damit belegt er, dass sich der Übergang vom Wachzustand in den (Klar-)Traum stufenweise vollzieht, ohne dass die DenkfĂ€higkeit dabei verloren geht (RMD 259, 268).

Bewusstes Erleben und Steuern des Traums durch den luziden TrÀumer

Albert Lemoine versteht unter dem Bewusstsein die FĂ€higkeit, aufmerksam die eigenen Empfindungen und Gedanken zu beobachten (RMD 205). Seiner Ansicht nach verfĂŒgt der Mensch jedoch lediglich ĂŒber ein retrospektives Bewusstsein des Traums und kann sich nicht im Verlauf desselben seines Zustandes bewusst werden (RMD 205 f.). Hervey widerspricht Lemoine in dieser Hinsicht und betont, dass es ihm und unter seiner Anleitung mehreren seiner Freunde in einem Zeitraum von drei Monaten ĂŒber das FĂŒhren eines Traumtagebuchs gelungen sei, die FĂ€higkeit des bewussten TrĂ€umens zu erlernen, die Voraussetzung fĂŒr das gezielte Steuern des eigenen Traums ist (RMD 206 f.). Er gesteht jedoch ein, dass die Mehrheit der Menschen ohne Training nur selten im Traum Bewusstsein erlangt (RMD 206).

Um sich insbesondere in „rĂȘves trĂšs lucides“ (RMD 464), sehr detailreichen realitĂ€tsnahen TrĂ€umen, des Traumzustandes bewusst zu werden, testet Hervey de Saint-Denys, ob die physikalischen Gesetze der RealitĂ€t noch wirksam sind (RMD 464 f.). Da er festgestellt hat, dass die Traumszene einer neuen weicht, wenn er sich kurz die Augen zuhĂ€lt (RMD 284 f.), setzt er diese Methode zur Unterscheidung der ontologischen Ebenen ein: bleibt die Umgebung nach einem kurzen Schließen der Augen unverĂ€ndert, so ist sie real, verĂ€ndert sie sich, so gehört sie zum Inventar eines Traums (RMD 464 f.).

Ausmaß der Steuerbarkeit der Traumwelt

Die konkrete Traumkulisse sowie die darin stattfindenden Ereignisse sind zwar zunĂ€chst vom GedĂ€chtnis und der Vorstellungskraft vorgegeben (RMD 211, 271, 301 f.), jedoch vermag der TrĂ€umer, sobald er sich des TrĂ€umens bewusst ist, durch Denken an den gewĂŒnschten Trauminhalt Änderungen daran vorzunehmen (RMD 271, 273 f., 299). GrundsĂ€tzlich kann der luzide TrĂ€umer nicht nur deutlich erkennbare, kohĂ€rente TrĂ€ume lenken, sondern auch zusammenhanglose oder affektdominierte TrĂ€ume einer selbstgewĂ€hlten Ordnung unterwerfen (RMD 276). So ist er etwa imstande, Richtung und Art seiner Fortbewegung zu bestimmen (RMD 270–272). In einem seiner luziden TrĂ€ume gelangt Hervey de Saint-Denys an eine Weggabelung, an der es ihm freisteht, zu entscheiden, welchen Weg er einschlĂ€gt, ob er kurz anhĂ€lt oder seinem Pferd die Sporen gibt (RMD 271 f.). In diesem luziden Traum und vielen weiteren habe er, laut eigener Aussage, denselben freien Willen wie in der RealitĂ€t besessen und Bilder gesehen, die in Vielfalt und Detailreichtum realen EindrĂŒcken in nichts nachstehen (RMD 272 f.). Überdies gelingt es Hervey im Traum, willentlich verstorbene Personen, Bekannte und Objekte erscheinen zu lassen, GegenstĂ€nde umzupositionieren, sie gegen andere auszutauschen beziehungsweise generell in Gedanken, WĂŒnsche zu formulieren, die sogleich im Traum in ErfĂŒllung gehen (RMD 278 f.). Gleichsam bleibt jedoch die Spannung erhalten, da die Fantasie des TrĂ€umers fĂŒr die optische Ausgestaltung seiner Willensakte verantwortlich ist (RMD 451 f.): „La fantaisie avait ici, comme la rĂ©alitĂ©, son libre arbitre, et l’initiative demeurait Ă  ma volontĂ©â€œ (RMD 452). Auch vermag Hervey angenehme Traumszenarien beizubehalten und unangenehme durch kurzzeitiges Schließen der Augen und Konzentrieren auf den gewĂŒnschten Trauminhalt auszutauschen oder sich ihnen durch willentliches Erwachen zu entziehen (RMD 29, 140, 156, 276, 283–285, 292). Um hingegen den Traum zu verlĂ€ngern und ein Erwachen, das sich durch das allmĂ€hliche Verschwimmen der Traumbilder ankĂŒndigt, zu verhindern, empfiehlt Hervey de Saint-Denys, ein noch deutlich erkennbares Element der Traumumgebung oder die eigenen HĂ€nde anzuvisieren, wodurch alle ĂŒbrigen TraumgegenstĂ€nde wieder an Klarheit gewinnen (RMD 263, 449 f.).

Die Kontrolle, die der luzide TrĂ€umer auf den Traum auszuĂŒben vermag, hat jedoch auch Grenzen. Als besonders schwierig erweist sich etwa die Rekonstruktion von Elementen aus vergangenen TrĂ€umen, was Hervey im luziden Traum letztlich nur durch Schließen der Augen glĂŒckt (RMD 283). Um auszutesten, wie Imagination und GedĂ€chtnis mit einem in der RealitĂ€t nie erlebten Vorgang umgehen, unternimmt Hervey de Saint-Denys mehrmals vergeblich den Versuch, im Traum Suizid zu begehen (RMD 286–288). Es scheint jedoch, als ob eine innere Kraft, möglicherweise das Unbewusste des TrĂ€umers, ihn von dem Tabubruch des Selbstmordes abzuhalten versuche. Dahingegen gelingt es Hervey, sich im Traum willentlich selbst zu verletzen, ohne dabei Schmerz zu empfinden (RMD 460). Weiterhin scheint es unmöglich, dynamische Traumelemente wie etwa Gesichter lĂ€nger anzuvisieren, ohne dass diese eine Reihe von Transformationen durchmachen (RMD 290 f.). Auch das Lesen von Texten gelingt nur, sofern der entsprechende Textinhalt in der Erinnerung und Vorstellungskraft des TrĂ€umers prĂ€sent ist (RMD 466 f., 470). Der geschriebene Text ist dabei nur ein Nebenprodukt des erinnerten Inhalts (RMD 467). Ist hingegen nur ein Bild des Aussehens eines Buches, Briefes oder Manuskriptes im GedĂ€chtnis abgespeichert, so bleibt dessen Inhalt auch im Traum unzugĂ€nglich (RMD 466 f.). Obgleich, Hervey zufolge, die ErinnerungsfĂ€higkeit im Traum oftmals sehr viel stĂ€rker ausgeprĂ€gt ist als im Wachzustand (RMD 306, 310 f.), scheitern einige seiner Traumexperimente gerade daran, dass das Gehirn nicht die passenden Erinnerungen zu den Traumbildern aufzurufen vermag (RMD 298).

Wie luzide ist ein luzider TrÀumer?

Die FĂ€higkeit des TrĂ€umers, rational zu denken und sich zu erinnern reicht, nach Hervey de Saint-Denys’ Erfahrungen, ĂŒber das Erkennen des Traumzustandes, der eigenen Willens- und Gestaltungsfreiheit bis hin zum Reflektieren ĂŒber zeitgenössische Traumtheorien (RMD 450 f.) und der korrekten Zuordnung von außen eindringender Reize (RMD 296). Dadurch, dass Herveys Muskelbewegungen zuweilen unwillkĂŒrlich mit den Bewegungen des Traumkörpers korrelieren, wird er sich ĂŒberdies seines schlafenden physischen Körpers bewusst (RMD 453), den er jedoch selbst als luzider TrĂ€umer nicht zu steuern vermag (RMD 83). Jedoch reicht das Körperbewusstsein in einigen FĂ€llen so weit, dass Hervey im Rahmen eines selbst eingeleiteten Erwachens auf den eigenen schlafenden Körper herabzublicken glaubt, bevor er abermals davon Besitz ergreift (RMD 470).

Zeitweise bĂŒĂŸt Hervey de Saint-Denys jedoch auch seine Gewissheit bezĂŒglich des Traumzustandes ein (RMD 324). So beginnt er etwa wĂ€hrend des Traums, seine Erfahrungen aufzuschreiben, erkennt jedoch im nĂ€chsten Moment bereits, dass dies zwecklos ist und leitet sein Erwachen ein (RMD 324). Auch kommt es vor, dass er im luziden Zustand eine Traumfigur, die in Gestalt seines Freundes erscheint, auffordert, sich den Traum einzuprĂ€gen, damit sie sich am Folgetag darĂŒber unterhalten können (RMD 448). Das Bewusstsein des luziden TrĂ€umers bezĂŒglich des Traumzustandes oder hinsichtlich einiger traumimmanenter Implikationen wie der FiktionalitĂ€t der TraumgegenstĂ€nde und -figuren ist demnach nicht immer durchgehend vorhanden, sondern wird von Perioden des Vergessens durchbrochen (RMD 324, 448).

Das Erkenntnis- und (kĂŒnstlerische) Inspirationspotenzial des (bewusst erlebten) Traums

Allein der Vorgang der Traumbildung ist, nach Hervey de Saint-Denys, bereits mit der Arbeit eines KĂŒnstlers vergleichbar, da durch die neuartige Kombination von Erinnerungen Ă€sthetisch anspruchsvolle Kompositionen hervorgebracht werden (RMD 21). Die Nervenfasern im Gehirn, die entscheidend an der Traumbildung beteiligt sind, sieht Hervey als „cordes du violon sous les doigts de l’artiste“ (RMD 195) an und vergleicht sie mit einem Instrument, das durch die Inspiration des KĂŒnstlers (TrĂ€umers) ein musikalisches Motiv erklingen lĂ€sst (ebd.). In seinen bewusst erlebten TrĂ€umen ist Hervey de Saint-Denys zuweilen sogar explizit kĂŒnstlerisch tĂ€tig, denn er verteilt beispielsweise unter den Figuren aus einem Roman François Fenelons die Rollen neu, verkehrt dessen Werk in eine Tragödie und versetzt sich selbst in die Theaterszenerie hinein (RMD 402).

WĂ€hrend die KonzentrationsfĂ€higkeit, die WillensausĂŒbung und die Urteilskraft des Menschen im Traum zuweilen geschwĂ€cht sind, entfalten die Vorstellungskraft, das GedĂ€chtnis und die sinnliche Wahrnehmung im Traum eine Ausweitung gegenĂŒber dem Wachleben (RMD 475). Somit vermag der TrĂ€umer zwar kein rationales Meisterwerk im Traum zu erschaffen, aber der Traum eröffnet ihm neue, bisher so nicht gekannte Inspirationshorizonte (ebd.). Das inspiratorische Potenzial des Traums ist dabei unter anderem, hierin stimmt Hervey mit Lemoine ĂŒberein, in der außergewöhnlichen SensibilitĂ€t jeglicher sinnlicher Wahrnehmung und insbesondere des Ă€sthetischen Sinns begrĂŒndet (RMD 202 f.).

So erschafft die Vorstellungskraft im Traum, wie Hervey anhand von Beispielen wie Guiseppe Tartinis Teufelstrillersonate hervorhebt, außergewöhnliche Konstrukte, die kognitiv wie emotional besonders intensiv erlebt werden (RMD 333–337). Im Traum können vor allem solche TĂ€tigkeiten zu höchster Perfektion getrieben werden, die mehr Inspiration als Besonnenheit, Kritik- sowie UrteilsfĂ€higkeit erfordern oder deren UntersuchungsgegenstĂ€nde homogen und logisch erschließbar sind (RMD 123, 139 f., 334, 336 f.). Zu diesen TĂ€tigkeitsbereichen zĂ€hlen etwa die Musik, die Architektur, die Malerei, die Mathematik und Schach (RMD 140, 334, 340). Hinsichtlich der Erinnerbarkeit von im Traum gesehenen Kunstwerken weist Hervey darauf hin, dass der Klang eines Akkordes leichter einzuprĂ€gen sei als die Form eines Umrisses (RMD 472). Noch schwerer fĂ€llt die Erinnerung an im Traum zutage tretende literarische Werke, da diese ein heterogenes Konstrukt aus Wörtern sowie Ideen darstellen und daher nicht als Ganzes, sondern in all ihren Details eingeprĂ€gt werden mĂŒssten (RMD 334). In FĂ€llen, in denen es Schriftstellern (wie etwa einem Freund Herveys) gelang, sich des im luziden Traum kreierten Werkes zu erinnern, folgte im Wachzustand die ErnĂŒchterung angesichts von dessen sprachlicher Unausgereiftheit (RMD 334–336). Die Imaginationskraft scheitert demnach an der Konzeption stilistisch versierter literarischer StĂŒcke, da diese eine Konzentration, selbstkritische Haltung und UrteilsfĂ€higkeit voraussetzt, ĂŒber die nicht einmal der luzide TrĂ€umer verfĂŒgt (RMD 334–338). Die Themenkonzeption eines literarischen Werkes, die auch in der RealitĂ€t zuweilen Resultat einer plötzlichen Eingebung ist (RMD 337), kann jedoch im Traum vollbracht werden.

Ein wichtiger Erkenntnisaspekt des Traums liegt ferner im trauminternen Dialog mit dem eigenen Selbst. In luziden TrĂ€umen schwingt sich der TrĂ€umer oftmals unwissentlich zum Dramatiker mit ausgezeichnetem Talent fĂŒr die Figurenzeichnung auf und lĂ€sst Bekannte im Traum ihre Meinung in einem Tonfall vortragen, wie sie es auch in der RealitĂ€t getan hĂ€tten (RMD 313 f.). Dabei bewegt er sie dazu, Pro und Contra einer ihn beschĂ€ftigenden Angelegenheit zu diskutieren und lĂ€sst sie Argumente austauschen, die er selbst insgeheim bereits erwogen hat (RMD 315 f.). Über die Begegnung mit dem eigenen Selbst, verkörpert durch die Traumfiguren, trĂ€gt der TrĂ€umer somit innere Konflikte aus und gelangt zu neuen Erkenntnissen (RMD 315 f., 345 f.). In der Gestalt eines halb weißen, halb schwarzen Kindes, das behauptet er selbst zu sein, begegnet Hervey in einem seiner TrĂ€ume sogar explizit sich selbst, wobei die DualitĂ€t der Farben möglicherweise Sinnbild seiner guten und schlechten Seiten ist, wie er selbst vermutet (RMD 345–347). Hervey de Saint-Denys schließt seine Untersuchung, indem er bekrĂ€ftigt, dass er die Traumsteuerung nicht nur als ertragreich fĂŒr den individuellen Inspirationsprozess und das private VergnĂŒgen eines jeden TrĂ€umers ansieht, sondern auch fĂŒr die Wissenschaft, insbesondere die Physiologie und Medizin (RMD, 477 f.).


Fazit

In Les rĂȘves et les moyens de les diriger (1867) vermittelt Hervey de Saint-Denys einen umfassenden Überblick ĂŒber die Funktionsweise des menschlichen Geistes in gewöhnlichen und luziden (bewusst erlebten und gesteuerten) TrĂ€umen. Dennoch weist seine Studie insbesondere hinsichtlich der wissenschaftlichen Vorgehensweise einige SchwĂ€chen auf, die dem Laienstatus des Autors geschuldet sein dĂŒrften. So ist Hervey insbesondere in seiner Verwendung des Begriffs â€șrĂȘve lucideâ€č inkonsequent und referiert damit je nach Kontext mal auf visuell deutlich erkennbare, kohĂ€rente TrĂ€ume mal auf bewusst erlebte, gelenkte TrĂ€ume. Ferner gibt er zwar zunĂ€chst einen ForschungsĂŒberblick, fĂŒgt jedoch, möglicherweise aufgrund seines populĂ€rwissenschaftlichen Schreibstils, nur wenige Fußnoten ein, sodass oftmals nicht klar ersichtlich ist, auf welche Passage eines Werkes er sich konkret bezieht. Auch lĂ€sst sich stellenweise nur schwer die Grenze zwischen der Darstellung von Traumtheorien anderer Forscher und Herveys Stellungnahme hierzu ausmachen, was auf die insgesamt recht undurchsichtige Binnenstruktur seines Werkes zurĂŒckzufĂŒhren sein dĂŒrfte. Die allzu umfangreiche Themenauflistung zu Beginn eines jeden Kapitels ĂŒberfordert den Leser hier mehr, als dass sie zur besseren Orientierung beitrĂ€gt. Dagegen mangelt es an ZwischenĂŒberschriften innerhalb der einzelnen Kapitel.

Im dritten empirischen Teil seiner Arbeit prĂ€sentiert Hervey de Saint-Denys schließlich zahlreiche AuszĂŒge aus seinen TraumtagebĂŒchern, die er zur Belegung seiner Thesen einsetzt. Allerdings macht er meist keine Angaben zu Entstehungsjahr und -kontext seiner Traumnotate und lĂ€sst diese vereinzelt gar unkommentiert stehen, sodass seine Abhandlung insbesondere gegen Ende des dritten Teils in Richtung einer Materialsammlung abdriftet. Auch lĂ€sst die Fokussierung auf eigene Traumerfahrungen die Studie an ObjektivitĂ€t einbĂŒĂŸen.

Trotz dieser Defizite ist das enorme Innovationspotenzial von Hervey de Saint-Denys’ Traumstudie unverkennbar. Er beschĂ€ftigt sich nicht nur als erster Traumforscher systematisch mit luziden TrĂ€umen und lotet in seinen Experimenten das Ausmaß der Steuerung des Traums sowie der Erhaltung des Bewusstseins im Traum aus, sondern nutzt die FĂ€higkeit des bewussten TrĂ€umens auch, um den Traum als geistig wacher Beobachter von innen heraus zu beleuchten. Dadurch gelingt es ihm, elementare Einsichten in die Genese und Funktionsweise des PhĂ€nomens Traums zu gewinnen. Zu Recht gilt Hervey de Saint-Denys demnach als Wegbereiter der modernen (Klar-)Traumforschung. 


CB


Literatur

Ausgaben

  • Les rĂȘves et les moyens de les diriger. Observations pratiques. Paris: Amyot 1867; online (= anonym publizierte Erstausgabe; zitiert als RMD)
  • Les RĂšves et les moyens de les diriger. Vorwort von Robert Desoille. Hg. von Jacques Donnars. Paris: Tchou, BibliothĂšque du Merveilleux 1964.
  • Les rĂȘves et les moyens de les diriger. Vorwort von Robert Desoille. Plan de la Tour: Éditions d’Aujourd’hui 1977 [der Text entspricht der Ausgabe von Jacques Donnars, 1964].
  • Les RĂšves et les Moyens de les diriger. Observations Pratiques. Île Saint-Denis: Éditions Oniros 1995 [Text der Erstausgabe].
  • Les rĂȘves et les moyens de les diriger. Paris: Éditions Cartouche 2007.
  • Les rĂȘves et les moyens de les diriger. Observations pratiques. Ouvrage sur le rĂȘve lucide. Paris: Buenos book international 2008 [Reprint der Erstausgabe].
  • Dreams and How to Guide Them. Übers. von Nicholas Fry. Hg. von Morton Schatzman. London: Duckworth 1982.
  • Dreams and the Ways to Direct Them. Practical Observations. Hg. von Carolus den Blanken u. Eli Meijer. Utrecht: Den Blanken 2016 [Text der Erstausgabe einschl. Titelblatt, Frontispiz u. Appendix]; online.
  • I sogni i il modo di dirigerli. Übers. von Cristiana Maria Carbone. Rom: Phoenix 2000.
  • Dromen: Praktische Observaties. Bearbeitung, Übersetzung, Typografie und Layout durch Carolus Den Blanken. Utrecht: Den Blanken 2013; online.


Weitere Werke von Hervey de Saint-Denys

Monographien

  • Recherches sur l'agriculture et l'horticulture des Chinois et sur les vĂ©gĂ©taux, les animaux et les procĂ©dĂ©s agricoles que l'on pourrait introduire dans l'Europe occidentale et le nord de l'Afrique. Paris: Allouard et Kaeppelin 1850.
  • [zusammen mit Carlo Montelieto] Un roi [Ferdinand II, König der beiden Sizilien]. Paris: Allouard et Kaeppelin 1851; online.
  • Histoire de la rĂ©volution dans les Deux-Siciles depuis 1793. Paris: Amyot 1856; online.
  • La Chine devant l'Europe. Paris: Amyot 1859; online.
  • MĂ©moire sur l'histoire ancienne du Japon d'aprĂšs le Ouen Hien Tong Kao de Ma-Touan-Lin. Paris: Imprimerie Nationale 1872; online.
  • Examen des faits mensongers contenus dans un libelle publiĂ© sous le faux nom de LĂ©on Bertin. Paris: Heutte 1875; online.
  • MĂ©moire sur le pays connu des anciens Chinois sous le nom de Fou-Sang et sur quelques documents inĂ©dits pouvant servir Ă  l’identifier. Paris: Imprimerie Nationale 1876.
  • MĂ©moire sur les doctrines religieuses de Confucius et de l'Ă©cole des lettres. Paris: Imprimerie Nationale 1887.

Artikel in SammelbÀnden und Zeitschriften

  • MĂ©moire sur l'Ă©thnographie de la Chine centrale et mĂ©ridionale d'aprĂšs un ensemble de documents inĂ©dits tirĂ©s des anciens Ă©crivains chinois. In: MĂ©moires de la SociĂ©tĂ© d’Éthnographie 7 (1873), 109–134 online.
  • Sur le pays connu des anciens Chinois sous le nom de Fou-sang et de quelques documents inĂ©dits pouvant servir Ă  l'identifier. In: Comptes rendus des sĂ©ances de l'AcadĂ©mie des Inscriptions et Belles-Lettres 19 (1875) 4, 319–335; online.
  • Sur une notice de M. August Strindberg concernant les relations de la SuĂšde avec la Chine et les pays tartares depuis le milieu du XVIIe siĂšcle jusqu'Ă  nos jours. In: Comptes rendus des sĂ©ances de l'AcadĂ©mie des Inscriptions et Belles-Lettres 23 (1879) 2, 137–140; online.
  • L'Annam ou Tong-King et la Cochinchine au point de vue historique et philologique. In: Comptes rendus des sĂ©ances de l'AcadĂ©mie des Inscriptions et Belles-Lettres 29 (1885) 4, 360–367; online.

Übersetzungen aus dem Chinesischen

  • PoĂ©sies de l'Ă©poque des Thang (VIIe, VIIIe et IXe siĂšcles de notre Ăšre). Traduites du chinois pour la premiĂšre fois. Avec une Ă©tude sur l'art poĂ©tique en Chine et des notes explicatives. Paris: Amyot 1862.
  • Recueil de textes faciles et graduĂ©s en chinois moderne, avec un tableau des 214 clefs chinoises et un vocabulaire de tous les mots compris dans les exercices, publiĂ© Ă  l'usage des Ă©lĂšves de l'École spĂ©ciale des langues orientales. Paris: Maisonneuve 1869.
  • Le Li-sao. PoĂ©me du IIIe siĂšcle avant notre Ă©re. Paris: Maisonneuve 1870; online.
  • [zusammen mit Stan Julien] Ban ZaĂŻ Sau. Pour servir Ă  la connaissance de l'ExtrĂȘme-Orient. Hg. von François Turrettini. 4 Bde. Genf: Georg 1873–1880.
  • Éthnographie des peuples Ă©trangers Ă  la Chine. Pays situĂ©s Ă  l'orient de l'Empire chinois. Ouvrage composĂ© au XIIIe siĂšcle de notre Ăšre par Ma-Touan-Lin. 2 Bde. Genf: Georg 1876; online.
  • Trois nouvelles chinoises. Paris: Leroux 1885; Neuauflage in: Six nouvelles chinoises. Paris: Bleu de Chine 1999.
  • Trois nouvelles chinoises. La tunique de perles, Un serviteur mĂ©ritant et Tang le Kiai-youen. Paris: Dentu 1889.
  • Six nouvelles nouvelles. Paris: Maisonneuve 1892; Neuauflage in: Six nouvelles nouvelles chinoises. Paris: Bleu de Chine 1999.
  • Kin-kou-k’i-kouan: Douze nouvelles chinoises. Traduites pour la premiĂšre fois par le Marquis d’Hervey-Saint-Denys. QuĂ©bec: Pierre Palpant 2006 (Gesamtausgabe aller von Hervey de Saint-Denys ĂŒbersetzten chinesischen Novellen); online.

Übersetzungen aus dem Spanischen

  • Le Poil de la prairie. ComĂ©die en cinq actes de Don Manuel Breton de Los Herreros. Paris: BoulĂ© 1847; online.
  • Insurrection de Naples en 1647. Étude historique de Don Ángel de Saavedra, Duc de Rivas. 2 Bde. Paris: Amyot 1849; online.


Quellen von Hervey de Saint-Denys

  • Cabanis, Pierre-Jean-Georges: Rapports du physique et du moral de l’homme. 2 Bde. Paris: Crappart, Caille et Ravier 1802; online Bd. 1, Bd. 2.
  • Darwin, Erasmus: Zoonomia. Or the Laws of Organic Life. 2 Bde. London: Johnson 1794 (Bd. 1)/1796 (Bd. 2); online Bd. 1, Bd. 2.
  • Formey, Jean Henri Samuel: MĂ©langes philosophiques. Leyde: Luzac 1754; online.
  • Jouffroy, ThĂ©odore: Nouveaux mĂ©langes philosophiques. PrĂ©cĂ©dĂ©s d’une notice et publiĂ©s par Philibert Damiron. Paris: Joubert 1842; online.
  • Lemoine, Albert: Du sommeil au point de vue physiologique et psychologique. Paris: BailliĂšre 1855; online.
  • Macario, Maurice Martin Antonin: Du sommeil, des rĂȘves et du somnambulisme dans l’état de santĂ© et de maladie. Paris: Perisse frĂšres 1857; online.
  • Maury, Alfred: Le sommeil et les rĂȘves. Études psychologiques sur ces phĂ©nomĂšnes et les divers Ă©tats qui s’y rattachent; suivies de Recherches sur le dĂ©veloppement de l’instinct et de l’intelligence dans leurs rapports avec le phĂ©nomĂšne du sommeil. Paris: Didier 1861; online.
  • Moreau de la Sarthe, Jacques-Louis: RĂȘve [1820]. In: AmĂ©dĂ©e Dechambre/Mathias Duval/LĂ©on Lereboullet (Hg.): Dictionnaire usuel des sciences mĂ©dicales. 2. erw. Aufl. Paris: Masson 1892, 1431; online.
  • Moreau de la Sarthe, Jacques-Louis: Songe [1820]. In: AmĂ©dĂ©e Dechambre/Mathias Duval/LĂ©on Lereboullet (Hg.): Dictionnaire usuel des sciences mĂ©dicales. 2. erw. Aufl. Paris: Masson 1892, 1535; online.
  • MĂŒller, Johannes: Der speciellen Physiologie sechstes Buch. Vom Seelenleben. In: Ders.: Handbuch der Physiologie des Menschen fĂŒr Vorlesungen. 2 Bde. (1833/40) Bd. 2, Coblenz: Hölscher 1840, 505–588; online.
  • Stewart, Dugald: Essay on Dreaming. In: Ders.: Elements of the Philosophy of the Human Mind. 3 Bde. (1792–1827). Bd. 1, London: Creech, Strahan u. Cadell 1792, 289–339.


Forschungsliteratur

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  • Bertrand, Alexandre: Paroles prononcĂ©es par le PrĂ©sident de l'AcadĂ©mie Ă  l'occasion de la mort de M. le marquis d'Hervey-Saint-Denys. In: Comptes rendus des sĂ©ances de l'AcadĂ©mie des Inscriptions et Belles-Lettres 36 (1892) 6, 392–397; online.
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  • Ripert, Roger: DĂ©couverte et rĂ©habilitation d'Hervey de Saint-Denys. In: Oniros 37/38 (1992), 20 f.
  • Schwartz, Betty: Hervey de Saint-Denys. Sa vie, ses recherches et ses dĂ©couvertes sur le sommeil et les rĂȘves (Hommage Ă  l'occasion du 150e anniversaire de sa naissance). In: Revue d'ElectroencĂ©phalographie et de Neurophysiologie Clinique 2 (1972) 2, 131–139.
  • Schwartz, Betty: Ce qu'on a dĂ» savoir, cru savoir, pu savoir sur la vie du marquis d'Hervey de Saint-Denys. In: Oniros 37/38 (1992), 4–9.
  • Vaschide, Nicolas: Recherches expĂ©rimentales sur les rĂȘves. De la continuitĂ© des rĂȘves pendant le sommeil. In: Comptes rendus hebdomadaires des sĂ©ances de l’AcadĂ©mie des sciences 19 (1899), 183–186.
  • Vaschide, Nicolas: Le sommeil et les rĂȘves. Paris: Flammarion 1911.
  • Wahl, Jean: [Rezension von] Les rĂȘves et les moyens de les diriger by Hervey de Saint-Denis. In: Revue de MĂ©taphysique et de Morale 70 (1965) 1, 109 f.