"Malina" (Ingeborg Bachmann): Unterschied zwischen den Versionen

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K (Nachtrag Wittgenstein in Bibliographie)
 
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===TrÀume deuten===
 
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Wenn das Ich insgesamt 35 TrĂ€ume erzĂ€hlt, erinnert dies zunĂ€chst in der basalen Struktur an das psychoanalytische Verfahren der 'freien Assoziation' (vgl. Freud 1982, 253), zumal es ja einen expliziten Zuhörer und Traumdeuter gibt: Malina, der die "Wahrheit" hinter den TrĂ€umen (Herrmann 2020, 133) zu ergrĂŒnden und erklĂ€ren sucht, reprĂ€sentiert damit als Therapeuten-Figur – wenn auch in "eine[r] eher distanzierte[n] SanitĂ€terrolle" (Wohmann 1971, 163) – nicht nur den psychoanalytischen Diskurs, sondern steht (erneut) fĂŒr die mĂ€nnliche 'RationalitĂ€t'.
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Wenn das Ich insgesamt 35 TrĂ€ume erzĂ€hlt, erinnert dies zunĂ€chst in der basalen Struktur an das psychoanalytische Verfahren der 'freien Assoziation' (vgl. Freud 1982, 253), zumal es ja einen expliziten Zuhörer und Traumdeuter gibt: Malina, der die "Wahrheit" hinter den TrĂ€umen (Herrmann 2020, 133) zu ergrĂŒnden und erklĂ€ren sucht, reprĂ€sentiert damit als Therapeuten-Figur – wenn auch in "eine[r] eher distanzierten SanitĂ€terrolle" (Wohmann 1971, 163) – nicht nur den psychoanalytischen Diskurs, sondern steht (erneut) fĂŒr die mĂ€nnliche 'RationalitĂ€t'.
  
 
Gleichzeitig scheinen diese zehn Dialoge zwischen Malina und dem Ich, die sich teilweise wohl sehr unmittelbar an die Traumerlebnisse anschließen, auch die bereits in Freuds Psychoanalyse reflektierte UnzuverlĂ€ssigkeit des TrĂ€umenden zu reflektieren, wonach eine nachtrĂ€gliche Wiedergabe des manifesten Trauminhalts stets zu zwangslĂ€ufigen Auslassungen und auch zu eigenen DeutungsansĂ€tzen fĂŒhren muss.
 
Gleichzeitig scheinen diese zehn Dialoge zwischen Malina und dem Ich, die sich teilweise wohl sehr unmittelbar an die Traumerlebnisse anschließen, auch die bereits in Freuds Psychoanalyse reflektierte UnzuverlĂ€ssigkeit des TrĂ€umenden zu reflektieren, wonach eine nachtrĂ€gliche Wiedergabe des manifesten Trauminhalts stets zu zwangslĂ€ufigen Auslassungen und auch zu eigenen DeutungsansĂ€tzen fĂŒhren muss.
  
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Und ohnehin wirken die Traumsequenzen in ihrer nahezu lehrbuchartigen Perfektion, in der Konstruiertheit der Figuren und RĂ€ume, der sprachlichen Verfremdungs- und Verschiebungsarbeit fast wie ein parodistisches Spiel, zumal zahlreiche archetypische Symbole – wie etwa das Krokodil etwa als möglicher Verweis auf C.G. Jung (vgl. Kanz 2020, 362) – aus der einschlĂ€gigen Traumforschung entnommen scheinen. Denn zwar tauchen auch bereits in Bachmanns Hörspiel [["Ein GeschĂ€ft mit TrĂ€umen" (Ingeborg Bachmann)|Ein GeschĂ€ft mit TrĂ€umen]] (1952) die 'kanonischen' Bilder sexualisierter Trauminhalte auf, doch dĂŒrften sowohl ihre sprachreflexive und sprachphilosophische BeschĂ€ftigungen wie auch ihre höchstpersönliche Auseinandersetzung mit dem PhĂ€nomen des Traums/TrĂ€umens gerade in den unmittelbaren Jahren der Romanentstehung zu einer nochmals gesteigerten Reflektion traumtypischer Merkmale (Struktur, Narration, Symbolik usw.) gefĂŒhrt haben. So lĂ€sst der geplante "Todesarten"-Zyklus mit Bachmanns AnsĂ€tzen einer Sprache des Unbewussten (vgl. Leahy 2006; Steinhoff 2008) eine intensive Auseinandersetzung mit Sigmund Freud vermuten, die besonders am Romanfragment ''Das Buch Franza'' deutlich wird, das ebenfalls zahlreiche "TraumrĂ€tsel" (Bachmann 1995b, 229) enthĂ€lt. Dort bezeichnet Bachmann etwa den Wiener 'Übervater' in ihrem Entwurf zur Vorrede als "grĂ¶ĂŸten Pionier" (Bachmann 1995b, 16); in ihrer persönlichen Bibliothek sind mehrere BĂ€nde Sigmund Freuds verzeichnet, darunter die im Fischer Verlag erschienene Studienausgabe.
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Ohnehin wirken die Traumsequenzen in ihrer nahezu lehrbuchartigen Perfektion, in der Konstruiertheit der Figuren und RĂ€ume, der sprachlichen Verfremdungs- und Verschiebungsarbeit fast wie ein parodistisches Spiel, zumal zahlreiche archetypische Symbole – wie etwa das Krokodil etwa als möglicher Verweis auf C.G. Jung (Kanz 2020, 362) – aus der einschlĂ€gigen Traumforschung entnommen scheinen. Denn zwar tauchen auch bereits in Bachmanns Hörspiel [["Ein GeschĂ€ft mit TrĂ€umen" (Ingeborg Bachmann)|Ein GeschĂ€ft mit TrĂ€umen]] (1952) die 'kanonischen' Bilder sexualisierter Trauminhalte auf, doch dĂŒrften sowohl ihre sprachreflexive und sprachphilosophische BeschĂ€ftigungen wie auch ihre höchstpersönliche Auseinandersetzung mit dem PhĂ€nomen des Traums/TrĂ€umens gerade in den unmittelbaren Jahren der Romanentstehung zu einer nochmals gesteigerten Reflektion traumtypischer Merkmale (Struktur, Narration, Symbolik usw.) gefĂŒhrt haben. So lĂ€sst der geplante "Todesarten"-Zyklus mit Bachmanns AnsĂ€tzen einer Sprache des Unbewussten (vgl. Leahy 2006; Steinhoff 2008) eine intensive Auseinandersetzung mit Sigmund Freud vermuten, die besonders am Romanfragment ''Das Buch Franza'' deutlich wird, das ebenfalls zahlreiche "TraumrĂ€tsel" (Bachmann 1995b, 229) enthĂ€lt. Dort bezeichnet Bachmann etwa den Wiener 'Übervater' in ihrem Entwurf zur Vorrede als "grĂ¶ĂŸten Pionier" (Bachmann 1995b, 16); in ihrer persönlichen Bibliothek sind mehrere BĂ€nde Sigmund Freuds verzeichnet, darunter die im Fischer Verlag erschienene Studienausgabe.
  
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Und auch ihr Interesse an psychischen VorgĂ€ngen in Verbindung mit den gesellschaftlichen und politischen VerhĂ€ltnissen ist nicht neu: So hat sich Ingeborg Bachmann, die in Graz und spĂ€ter in Wien Psychologie im Nebenfach studiert und im September 1947 ein Praktikum in einer Nervenheilanstalt in der österreichischen Hauptstadt absolvierte, tatsĂ€chlich auch schon frĂŒh fĂŒr eine Verbindung zwischen Psychologie und den nationalsozialistischen Konzentrationslagern interessiert. Hier scheint gerade der Einfluss ihres Professors, dem Neurologen Viktor Frankl (1905–1997), besonders deutlich zu werden, der 1946 sein Buch ''
trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager'' veröffentlicht hat. Von ihm stammt auch der im 25. Traum abgewandelte – und selbst frei auf ein Zitat des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900) zurĂŒckgehende – Satz: "Wer ein Warum zu leben hat, ertrĂ€gt fast jedes Wie" (M 544).
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Und auch Bachmanns Interesse an psychischen VorgĂ€ngen in Verbindung mit den gesellschaftlichen und politischen VerhĂ€ltnissen ist nicht neu: So hat sich Ingeborg Bachmann, die in Graz und spĂ€ter in Wien Psychologie im Nebenfach studiert und im September 1947 ein Praktikum in einer Nervenheilanstalt in der österreichischen Hauptstadt absolvierte, tatsĂ€chlich auch schon frĂŒh fĂŒr eine Verbindung zwischen Psychologie und den nationalsozialistischen Konzentrationslagern interessiert. Hier scheint gerade der Einfluss ihres Professors, des Neurologen Viktor Frankl (1905–1997), besonders deutlich zu werden, der 1946 sein Buch ''
trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager'' veröffentlicht hat. Von ihm stammt auch der im 25. Traum abgewandelte – und selbst frei auf ein Zitat des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900) zurĂŒckgehende – Satz: "Wer ein Warum zu leben hat, ertrĂ€gt fast jedes Wie" (M 544).
  
  
 
<div style="text-align: right;">[[Autoren|Jonas Nesselhauf]]</div>
 
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==Literatur==
 
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* Freud, Sigmund: Die Traumdeutung. Frankfurt/M.: Fischer 2009.
 
* Freud, Sigmund: Die Traumdeutung. Frankfurt/M.: Fischer 2009.
 
* Klemperer, Victor: LTI – Notizbuch eines Philologen. Stuttgart: Reclam 2007.
 
* Klemperer, Victor: LTI – Notizbuch eines Philologen. Stuttgart: Reclam 2007.
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* Wittgenstein #####################.
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* Wittgenstein Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1984.
  
 
===Forschungsliteratur===
 
===Forschungsliteratur===

Aktuelle Version vom 18. MĂ€rz 2022, 09:05 Uhr

Literarische Traumdarstellungen ziehen sich als zentrale Wahrnehmungs- und Erfahrungselemente durch das Werk der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926–1973): Mal bilden sie eine symbolisch aufgeladene GegenrealitĂ€t und hinterfragen vermeintliche Gewissheiten, mal imaginieren sie unbewusste WĂŒnsche und verdrĂ€ngte Ängste (Nesselhauf 2020, 372 f.). Die kafkaeske Traumstruktur in der frĂŒhen ErzĂ€hlung Der Kommandant (1947–51) oder das Hörspiel Ein GeschĂ€ft mit TrĂ€umen (1952) scheinen dabei als Vorarbeiten im spĂ€teren Roman Malina (1971) zu kumulieren. Im mittleren der drei Kapitel – unter der intertextuellen Überschrift "Der dritte Mann" und wegen seiner befreienden RadikalitĂ€t eine regelrechte "Urszene der Literatur nach 1945" (Höller 2009, 29) – zeichnet das erzĂ€hlende Ich eine Kette verschiedener AlbtrĂ€ume nach, an der sich die Bachmann-Forschung bis heute abarbeitet.


Entstehung und Rezeption

Bachmann beginnt ihre Arbeit an einem umfangreichen Romanprojekt unter dem Titel "Todesarten" im Jahre 1963 – nach der Trennung von Max Frisch (1911–1991) in einer Zeit jahrelanger Leiden, zahlreicher Klinikaufenthalte und einer starken Tabletten- und AlkoholabhĂ€ngigkeit. Wohl so hochpersönlich wie in keinem ihrer anderen Werke verarbeitet sie in diesem ursprĂŒnglich auf drei BĂ€nde angelegten Zyklus – neben Malina als einzigem zu Lebzeiten beendetem und veröffentlichtem Roman noch Das Buch Franza (ab 1965) sowie Requiem fĂŒr Fanny Goldmann (ab 1966) – autobiographische Erlebnisse und Erfahrungen. Bachmann fertigt unzĂ€hlige Prosaskizzen und EntwĂŒrfe an, die in das "Todesarten"-Projekt einfließen, interessiert sich in grĂŒndlicher Recherche aber beispielsweise auch fĂŒr die Medizin im "Dritten Reich". Wie aus der Korrespondenz mit Klaus Piper (1911–2000) hervorgeht, hat sie sich beispielsweise von ihrem damaligen Verleger umfangreiche SekundĂ€rliteratur ĂŒber medizinische Experimente in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Euthanasie zukommen lassen, und erhĂ€lt neben einer Literaturliste und Kopien auch zahlreiche FachbĂŒcher wie Alexander Mitscherlichs (1908–1982) Medizin ohne Menschlichkeit, 1960 bei Fischer erschienen (Schlinsog 2005, 208 f.).

Doch gleichzeitig stellt Malina auch einen publizistischen Einschnitt fĂŒr die Schriftstellerin dar: Nach einem Streit verlĂ€sst sie im FrĂŒhjahr 1967 ihren bisherigen Verlag, Piper in MĂŒnchen, und möchte ihren Roman nun im Frankfurter Suhrkamp-Verlag veröffentlicht wissen (Hoell 2001, 128 f.). Bachmann hatte dessen Verleger Siegfried Unseld (1924–2002) bereits auf ihrer ersten USA-Reise im Sommer 1955 kennengelernt, als beide von Henry Kissinger (geb. 1923) zur "Summer School of Arts and Sciences and of Education" an die Harvard University nach Cambridge, MA eingeladen wurden (Hartwig 2017, 84 ff.).

Mit Unseld steht sie ab 1967 in einem regen Briefkontakt, der ihre Arbeit an Malina, ihre Überlegungen, Schwierigkeiten und Zweifel gut dokumentiert. So scheint sie gegen Ende des Jahres – bei SpaziergĂ€ngen durch das heimatliche KĂ€rnten – die Idee eines umfangreichen Traumkapitels fĂŒr den noch problematischen Mittelteil entwickelt zu haben (M 792).

Schließlich erscheint der Roman – Lektoren bei Suhrkamp sind, auf Bachmanns ausdrĂŒcklichen Wunsch hin (vgl. Leuchtenberger 2012, 69), die Schriftsteller Martin Walser (geb. 1927) und Uwe Johnson (1934–1984) – im MĂ€rz 1971 und wird von Lesereisen der Autorin durch Deutschland begleitet. Schnell steht das Buch zum Preis von 24 DM ab Mitte April auf der Bestseller-Liste des Nachrichtenmagazins Der Spiegel (vgl. Bestseller 1971a, 169) und klettert schon im folgenden Monat auf den zweiten Platz (vgl. Bestseller 1971b, 170), bevor bereits im Januar 1972 die vierte Auflage nachgedruckt und ausgeliefert wird.

Denn die Erwartungen an Malina – nach dem ErzĂ€hlband Das dreißigste Jahr (1961) erfolgte keine grĂ¶ĂŸere Veröffentlichung mehr – und die mit dem Preis der Gruppe 47 (1953) und dem Georg-BĂŒchner-Preis (1964) ausgezeichneten Autorin sind groß. Malina wird dementsprechend vom Verlag breit beworben; Suhrkamp kĂŒndigt den Roman auf der Innenseite des Buches programmatisch an: "Das Buch handelt von nichts anderem als von Liebe" (M 740 f.).

Die Schriftstellerin Gabriele Wohmann (1932–2015) schreibt in ihrer Kritik: "Ich habe keineswegs alles verstanden, ich habe immer dort nicht verstanden, wo es konkret sein sollte. Ich verstehe wohl die wahre Inschrift: Leiden" (Wohmann 1971, 164). Andere einflussreiche Kritiker, wie etwa Marcel Reich-Ranicki (1920–2013) kurz nach seiner Übernahme der FAZ-Literaturredaktion, lehnten Malina als "peinlichen und gĂ€nzlich mißratenen Roman" pauschal ab, auch wenn er Bachmann im Nachruf weiterhin als "eine der bedeutendsten Dichterinnen nach 1945" (Reich-Ranicki 1974, 22) hervorhebt.

Zwanzig Jahre nach der Erstauflage kommt im Januar 1991 eine Verfilmung unter der Regie von Werner Schroeter (1945–2010) und nach dem Drehbuch von Elfriede Jelinek (geb. 1946) in die deutschen Kinos; die deutsch-österreichische Produktion mit Isabelle Huppert (geb. 1953) in der weiblichen Hauptrolle lĂ€uft beim 44. Festival de Cannes im Mai des gleichen Jahres und wird mit mehreren Filmpreisen ausgezeichnet.

Dass der Roman auch noch heute zu den einflussreichen und lesenswerten Texten der deutschsprachigen Literatur zĂ€hlt, zeigt dessen Neuerscheinung innerhalb der populĂ€ren 'Bibliothek' der SĂŒddeutschen Zeitung (als Band Nr. 97) im Jahre 2008 sowie zuletzt die Aufnahme in "Schecks Kanon", eine vom Literaturkritiker Denis Scheck (geb. 1964) in der Zeitung Die Welt zusammengestellte Reihe bedeutender Werke der Weltliteratur (vgl. Scheck 2018, 31).

TrÀume in Malina

Einordnung

Dem Roman ist ein kurzes Personenregister – an das dramatis personae eines TheaterstĂŒcks erinnernd – und eine allgemein gehaltene Orts- und Zeitangabe (Zeit: heute, Ort: Wien) vorangestellt. In einem lĂ€ngeren Prolog wird die Geschichte durch das erzĂ€hlende Ich konkreter in der "Ungargasse" im III. Wiener Bezirk verortet; diese selbstreflexive, aber auch höchst ambivalente ErzĂ€hlinstanz scheint jedoch zwischen der Überzeugung: "Ich muss erzĂ€hlen. Ich werde erzĂ€hlen. Es gibt nichts mehr, was mich in meiner Erinnerung stört" (M 292) und den Zweifeln: "Ich will nicht erzĂ€hlen, es stört mich alles in meiner Erinnerung" (M 298) gefangen.

Im Mittelpunkt des ersten Kapitels, ĂŒberschrieben mit "GlĂŒcklich mit Ivan", steht das VerhĂ€ltnis zwischen dem namenlosen Ich und Ivan, dessen "Injektionen von Wirklichkeit" (M 364) das Ich "zu heilen anfĂ€ngt" (M 305), und dessen Beziehung sich auch symbolisch in der mĂ€rchenhaften BinnenerzĂ€hlung "Die Geheimnisse der Prinzessin von Kagran" (M 348–357) mit zahlreichen intertextuellen Verweisen und Anspielungen spiegelt.

Das mittlere der drei Kapitel des Romans – die Überschrift "Der dritte Mann" verweist auf Carol Reeds (1906–1976) im Nachkriegswien angesiedelten Film The Third Man (1949) – stellt einen radikalen Bruch mit der ErzĂ€hlung (Wien, 'heute') dar. In orts- und zeitlosen (Alb-)TrĂ€umen – programmatisch als "Überall und Nirgends" (M 501) angekĂŒndigt – tritt nun (als ebenjener 'dritter Mann' des Romans) neben Malina und Ivan noch "der Vater" auf.

Das Ich erzĂ€hlt insgesamt 35 TrĂ€ume und 'fĂ€llt' dabei (wortwörtlich) in einer langen Kette von Traum zu Traum (Leahy 2006, 113 f.), wenn programmatischerweise die "chronologische Ordnung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" (Vordermayer 2021, 205) im bisherigen ZeitverstĂ€ndnis nun radikal aufgehoben wird. Unterbrochen sind die in einer symbolisch-verschlĂŒsselten Sprache des Unbewussten gehaltenen, polyphonen Traumsequenzen dabei von zehn EinschĂŒben aus der "Wachwelt": Malina – bereits am Ende des ersten Kapitels fĂŒr das erzĂ€hlende Ich wichtiger werdend (M 499) – fungiert hier im Dialog mit dem Ich als gespiegelter Zuhörer und Traumdeuter.

Übersicht der TrĂ€ume

# M Kurzbeschreibung
A 501 Die orts- und zeitlosen TrÀume werden (Àhnlich der Vorbemerkungen zu Beginn des Romans) vom erzÀhlenden Ich knapp eingeleitet: "Malina soll alles wissen. Aber ich bestimme: Es sind die TrÀume von heute nacht" (501).
1 501 f. In der NÀhe eines Sees steht das Ich mit dem Vater (und einem alten TotengrÀber) auf dem "Friedhof der ermordeten Töchter" (502).
2 502 f. Ich wird vom Vater in einer Kammer ohne Fenster und TĂŒren eingeschlossen; SchlĂ€uche an der Wand: "die grĂ¶ĂŸte Gaskammer der Welt, und ich bin allein darin" (503).
3 503–507 "Ich weiß, daß ich wahnsinnig bin": Welt voller Farben; Fallen; "nein" sagen; blind; stumm durch blau; "erstarrt im Eis"; Großer Siegfried; Hölle; Ich ruft Mutter und Schwester; Weltuntergang; Krankenhaus und Ärzte; "Malina hebt mich auf und legt mich zurĂŒck aufs Bett" (507).
B 507 f. Dialog zwischen Malina und Ich: "Wer ist dein Vater?"
4 508 f. Anruf aus Amerika von Vater; See und Wasser; Lachen des Vaters.
5 509 f. Mutter wirft dem Vater Blumen hin: "es war Blutschande"; Mutter und Ich verstummt: "er hat mir auch die Stimme genommen" (510).
6 510–512 Vater wirft SchlĂŒssel, Kleider und GlĂ€ser; Ich will BĂŒcher retten (Kleist, Hölderlin, Balzac, Lukrez, Horaz); "Buchheil" (Heidegger, Nietzsche); "Gute Nacht, sagt Josef K. zu mir" (512).
7 512 f. Vater will Mutter verlassen; Schulfreundin Melanie "mit ihrem großen aufgeregten Busen" (513); Ballsaal aus Krieg und Frieden.
C 513 f. Dialog zwischen Malina und Ich: "Es gibt nicht Krieg und Frieden".
8 514 f. Ballsaal: Vater tanzt mit Melanie; Ich und Malina am Rande; weiße Handschuhe fallen auf jeder Treppenstufe zu Boden: "Laß sie fallen, sagt Malina, ich hebe dir alles auf" (515).
9 515 f. Ich und Vater in der WĂŒste; Name der neuen Frau ("die nicht meine Mutter ist") im Sand; Stab der Wiener UniversitĂ€t.
10 516–518 Hauptrolle "in der großen Oper meines Vaters"; Intendant und Journalisten; bekannte Musik, unbekannte Rolle und kein Textbuch; "singe um mein Leben"; alleine auf der BĂŒhne: "Ich habe die AuffĂŒhrung gerettet, aber ich liege mit gebrochenem Genick zwischen den verlassenen Pulten und StĂŒhlen" (518).
11 518 f. Vater schlĂ€gt Melanie und Hund so wie frĂŒher Mutter und Ich; Grund fĂŒr Krankheit und Arztrechnungen; Sonntagspredigt des Vaters von der Kanzel.
12 520 mit Vater im Reich der tausend Atolle schwimmen; Ich schreit unter Wasser: "Ich hasse dich mehr als mein Leben!" (520).
D 520 f. Malina "soll mir meine Worte erklĂ€ren"; GesprĂ€ch beim FrĂŒhstĂŒck scheitert.
13 521–524 Winter: "Ich habe den sibirischen Judenmantel an, wie alle anderen"; Fotos geliebter Menschen im Schnee; "solidarisch" sein; Aufbruch mit "totem Fallschirm"; durch Ungarn und Donau; Nachricht an Prinzessin von Kagran (524).
E 524–526 Malina versucht vom Traum aufgerĂŒtteltes Ich zu beruhigen; Mondnacht; "ich verliere den Verstand"; "Ivan darf nicht erfahren"; Licht im "Ungarland".
14 526 f. Ich und Ivan waschen FĂŒĂŸe (statt "Pflicht" des Vaters); Todesstrafe oder Lager; Radio; Befragung durch Vater.
15 527 f. "finster vor dem Fenster"; See mit betrunkenem MÀnnerchor; "Friedhof der ermordeten Töchter" am Seeufer.
16 528 f. Vater als Filmregisseur auf einem Schiff; filmt "ungeschminktes" Ich; sabotiert Schiff, jedoch "eine FahrlÀssigkeit meines Vaters" (529).
17 530 f. Vater bringt Ich "in ein fremdes Land"; versucht von dort Briefe zu schreiben; zu schreiendem Vater: "Heimweh!" (531).
18 531 abgemagertes Ich packt Koffer wĂ€hrend Vater schlĂ€ft; versucht in Malinas Auto zu fliehen, kehrt jedoch um und wird vom Vater zurĂŒckgeschleppt.
19 532–535 von Vater in ein "hohes Haus" mit Garten (ChristbĂ€ume aus Kindheit) gebracht; GĂ€ste; Flucht vor dem Vater; Malina und Polizei zur Rettung; Ich geht zurĂŒck ins verwĂŒstete Haus; Verdacht "darf nicht wahr sein" (535).
F 535–538 Dialog zwischen Malina und Ich: "Warum hast du ihn gedeckt?" –"Ich trĂ€ume, aber ich versichere dir, daß ich zu begreifen anfange".
20 538 Vater als Couturier der Stadt: "Die neuen Wintermorde sind angekommen" (538); Musikkappelle; Frauen/Witwen der Musikanten.
21 538–540 Vater mit "Zarin Melanie" aus Russland zurĂŒck; Mond; Eispalast; Ich und Bardos sollen "zu Eisstatuen werden" (540).
22 540 bei 50 Grad KĂ€lte mit eisigem Wasser ĂŒbergossen: "Ich werde zu Eis" (540).
23 540 f. "ParlamentÀr" vermittelt als "ZwischentrÀger" zwischen Ich und Vater; Ich muss "Pflicht" tun, doch Vater "lebt jetzt mit meiner Schwester" (541).
G 541 f. Dialog zwischen Malina und Ich: Eleonore "in der Fremde gestorben" (542).
24 543 f. Vater hÀlt Schwester gefangen, die fortan Ring des Ich tragen soll; Melanie inzwischen "abgesetzt"; Vater löst Schneelawinen aus; "kann meine Pflicht nicht mehr tun" (543); Vater schickt Suchmannschaft weg: "Ich bin unter die Lawine meines Vaters gekommen".
25 544 f. Ich fÀhrt erstmals Ski; Eintrag im Schulheft: "Wer ein Warum zu leben hat, ertrÀgt fast jedes Wie" (544); Wahrsagerin; Brief zu 26. JÀnner; zum Flughafen, jedoch "nur Lily" benachrichtigt.
26 545 f. alle MÀnner aus Wien verschwunden; Ich verliebt sich in MÀdchen; enttÀuschte Frau Breitner.
27 546–548 Ich und Studenten zu Vater; "Frau Melanie" öffnet die TĂŒr; Lina/Rita; Vater mit Wohnungseinrichtung "beschĂ€ftigt", die fĂŒr das Ich "geschmacklos" ist; Ich verfĂ€ngt sich bei Flucht aus Garten im Stacheldraht- und Stromzaun.
28 548 Friedhof am See; Vater lĂ€sst den See ĂŒberlaufen.
H 548–552 Dialog zwischen Malina und Ich: Theatervorstellung; Ring; "Ich war nie einverstanden!" (551); Malina: "du verwechselst sogar deine Leben" (552).
29 552 f. Donaudelta; Vater und Krokodil: "Ich habe nur die Wahl, von ihm zerrissen zu werden oder in den Fluß zu gehen, wo er am tiefsten ist." (553)
30 553–555 Vater im Pyjama des Ich; Teppich aus Krieg und Frieden; "ich rufe Ivan"; Briefe im Maul des schlĂ€frigen Krokodil.
31 555–557 Ich will um vier/fĂŒnf Jahre altes Kind kĂ€mpfen; Name: Animus; "Revolverfest": Frau erschießt Kind; 26. JĂ€nner vs. Neujahrsfest.
32 557 Ich im "Zeitalter der StĂŒrze".
33 557–559 Vater hat Ich ins GefĂ€ngnis gebracht; kein Papier und Stift in Einzelzelle; Durst und Halluzinationen; Vater möchte "meine SĂ€tze abschauen und mir nehmen" (558).
34 559–561 "Mein Vater hat jetzt auch das Gesicht meiner Mutter" (559); viele Menschen um Vater und Mutter herum; "Ich lebe, ich werde leben, ich nehme mir das Recht auf mein Leben" (560); wirft GegenstĂ€nde, um so die Aufmerksamkeit des Vaters zu erlangen: "ich kann, was du kannst" – Vater "hat mir, auf einmal, nichts mehr zu sagen" (561).
I 561 Dialog zwischen Malina und ich: "du wirst alle Personen in einer Person vernichten mĂŒssen" (561).
35 562–564 Vater und Mutter verschwimmen erneut (Gesichter, Kleidung); Ich fordert beide auf zu sprechen und zu antworten: "Ich weiß, wer du bist. Ich habe alles verstanden" (564).
3 564 f. Dialog zwischen Malina und ich: "Es ist nicht mein Vater. Es ist mein Mörder" (564) – "Du wirst also nie mehr sagen: Krieg und Frieden" / "Nie mehr. Es ist immer Krieg" (565).

Erster Traum ("Friedhof der ermordeten Töchter")

Die einzelnen TrĂ€ume kreisen immer wieder um Ă€hnliche Themen, wobei hier besonders die Figur des zerstörerischen Vaters auffĂ€llt, der seine Tochter mal verstummen lassen (vgl. etwa Traum 3) oder entmĂŒndigen (vgl. etwa Traum 34), mal töten möchte: "Nichts ist dem Vater unangenehm, so etwas wie ein Gewissen kennt er nicht, er schĂ€mt sich fĂŒr nichts, im Gegenteil, lebt sich aus in den Gewaltexzessen, die seinem Wesen entsprechen" (Hartwig 2017, 162).

Dies gilt vor allem fĂŒr den ersten, verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig kurzen Traum, der als besonders programmatisch fĂŒr die weiteren Traumepisoden verstanden werden kann: Hinter einem großen Fenster liegt ein See mit zahlreichen Friedhöfen; das Ich befindet sich dabei neben dem Vater und einem TotengrĂ€ber auf dem "Friedhof der ermordeten Töchter" (M 502).

Die ĂŒbermĂ€chtige, inzestuöse Vaterfigur erscheint zwar erst relativ spĂ€t im sechsten der zehn SĂ€tze als Personifikation der mĂ€nnlich-patriarchalen Gewalt, die sich ebenso im "Friedhof der ermordeten Töchter" rĂ€umlich manifestiert (Lennox 2006, 111) – ein Ort, der auch in Bachmanns Romanfragment des Buch Franza (vgl. Bachmann 1995b, 229) sowie den frĂŒhesten Textstufen von Malina (sogar ohne Verweis auf den Vater) vorkommt (M 100). Übergibt der Vater hier das Ich noch an den TotengrĂ€ber, hat er seine Tochter im folgenden Traum in "die grĂ¶ĂŸte Gaskammer der Welt" (M 503) eingeschlossen, und versucht sie mit den unterschiedlichsten 'Todesarten' (symbolisch) zu entmĂŒndigen oder (tatsĂ€chlich) zu ermorden.

Zwar ist diese verstörende Assoziation des Vaters mit Inzest und Naziverbrechen (wenn auch mit der kĂŒnstlerischen Freiheit der Schriftstellerei) letztlich biographisch kaum zu ĂŒberprĂŒfen (Hartwig 2017, 167 f.), doch bleibt die inszenierte NĂ€he zu Bachmanns Lebens auffĂ€llig; so wurde beispielsweise diese (auch erneut in Traum 15 und 28 auftauchende) Seelandschaft immer wieder auch mit Bachmanns KĂ€rntner Heimat in Verbindung gebracht (vgl. etwa Höller 2009, 36).

Dritter Traum ("Hinabfallen ins Unbewusste")

Der stetige Verlust der Orientierung, ja aller Sinne insgesamt zeigt sich besonders stark in der dritten, verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig langen Traumsequenz: Der Kontrollverlust des Ich wird hier sowohl durch das kurzzeitige Fliegen wie dann im mehrfachen Fallen symbolisiert – das als 'klassisches' Motiv ja auch bereits in der 1899 erschienenen Traumdeutung Sigmund Freuds (1856–1939) einen grĂ¶ĂŸeren Raum einnimmt (Freud 2009, 351 ff).

Ohnehin nicht untypisch fĂŒr literarische Traumdarstellungen, steht das 'Hinabfallen' in das Unbewusste nicht nur fĂŒr die Unkontrollierbarkeit des TrĂ€umens, sondern dieses "Zeitalter der StĂŒrze" (Traum 32) spiegelt auch die Traumarbeit des schlafenden Ich und das 'Hinabsteigen' in die Tiefen von verdrĂ€ngter Erinnerung, traumatischer Ängste oder verleugneter WĂŒnsche. Dieses Bild findet sich, ebenfalls bereits in Verbindung mit der Landschaft, in Ă€hnlicher Weise auch in Bachmanns frĂŒherem Gedicht Einem Feldherrn aus der Sammlung Die gestundete Zeit (1953): "Du wirst fallen / vom Berg ins Tal [
] und in die Bergwerke des Traums" (Bachmann 2010c, 48). Und auch in Bachmanns erstmals 2017 veröffentlichten Traumnotaten (vgl. dazu unten) findet sich mit der Suche nach einem Gestein, "an das man nicht herankommt" (Bachmann 2017, 69), ein Verweis auf diesen Zusammenhang zwischen Traum und Geologie mit Blick auf die tieferen 'Schichten' der Psyche (SchiffermĂŒller/Pelloni 2017, 128).

Siebenter Traum ("Melanie")

In den polyphonen Traumsequenzen kommen immer wieder die gleichen Figuren und/oder Figurentypen vor – neben dem trĂ€umenden Ich vor allem der namenlose Vater wie auch die Mutter, sowie als weitere Frauenfiguren noch Melanie und Eleonore, Lily und Frau Breitner. Neben diesem wiederkehrenden, konkret benannten 'Stammpersonal' der AlbtrĂ€ume lassen sich ebenso abstraktere Abwandlungen von Figurentypen – wie etwa mit dem titelgebenden 'dritten Mann', dem 'Großen Siegfried' (in Traum 3) oder dem mehrfach (etwa in den TrĂ€umen 29 und 30) auftauchenden "frauenfressenden Krokodil" (Kanz 1999, 88) – sowie kleinere Variationen finden.

Dies zeigt sich gerade bei der Figur der Melanie, deren Name eine gewisse ('traumverschobene') NĂ€he zu "Malina" aufweist: AuffĂ€llig ist dabei, wie das (die TrĂ€ume nacherzĂ€hlende) Ich immer wieder das körperliche Aussehen und speziell den "Busen" (vgl. neben Traum 13 auch Traum 27) hervorhebt, und das Ich in der Folge immer stĂ€rker "MelaNIE" als jene "Frau, die nicht meine Mutter ist" (Traum 9), ablehnt. Doch scheint Melanie als archetypische Figur im Verlauf des TrĂ€umens auch mehrfach in unterschiedlichen Konstellationen und mit verschiedenen Assoziationen und Zuschreibungen aufzutauchen – vom aufreizenden MĂ€dchen (im siebenten Traum) und dem sexuell aufgeladenen Tanz im Ballsaal aus dem Roman Krieg und Frieden (1868/69) von Lew Tolstoi (1828–1910) im achten Traum, ĂŒber den Gewaltausbruch des Vaters (in Traum 11), bis hin zu Melanies Ernennung als Zarin (in Traum 21) respektive ihrer Absetzung (in Traum 24).

Auf der anderen Seite spielt mit der Andeutung einer inzestuösen "Blutschande" (Traum 5, vgl. auch Traum 19) sowie dem "Friedhof der ermordeten Töchter" (im Plural) auch die Schwester des Ich, Eleonore – Ingeborg Bachmanns tatsĂ€chliche Schwester heißt Isolde (vgl. Hartwig 2017, 167) –, als weitere Figur eine zentrale und Ă€hnlich ambivalente Rolle in den TrĂ€umen. Diese erleidet offenbar immer wieder Ă€hnliche, dem Ich aber wohl nicht immer bekannte Erfahrungen, da die Schwester nur in verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig wenigen TrĂ€umen vorkommt (vgl. etwa Traum 23 und 24) bzw. vom Ich der Wachwelt im GesprĂ€ch mit Malina sogar als "in der Fremde gestorben" (M 542) verleugnet wird.

Dreizehnter Traum ("Prinzessin von Kagran")

Der sich an die vierte Unterbrechung anschließende 13. Traum greift zunĂ€chst die Thematik und Symbolik der faschistischen Vernichtungslogik mit dem drastischen Bild des 'sibirischen Judenmantels' auf – verfremdet dieses Grundmotiv jetzt aber noch auf der weiteren Ebene des Mythischen: Denn die bereits erzĂ€hlte "Legende einer Frau, die es nie gegeben hat" (M 347) wird an dieser Stelle als weiterer Figurentypus transformiert und aktualisiert.

So vermischen sich gerade in diesem Traum nun unterschiedliche Traditionslinien des weiblichen 'Opfermythos' (Frei Gerlach 1998, 300) mit verschiedenen intertextuellen und autobiographischen Verweisen (Schmaus 1998, 99). Indem die Legende der "Prinzessin von Kagran" aus dem ersten Teil des Romans – als eine von zahlreichen intratextuellen (innerhalb des "Todesarten"-Projekts) und intertextuellen (auf andere literarische Texte, vor allem im sechsten Traum) Verweisen im Roman Malina (Albrecht/Göttsche 2020a, 128 f.) – gewissermaßen in der Traumwelt gespiegelt wird, eröffnet sich eine weitere Übertragungsebene des eigentlich nicht-ErzĂ€hlbaren, denn das Unbegreifliche, wie etwa der Tod "eines Geliebten auf der Fahrt in ein Konzentrationslager, wird nur erzĂ€hlbar ĂŒber den Rekurs auf mythische Elemente" (Jagow 2003, 32).

Dreiunddreißigster Traum ("im GefĂ€ngnis")

Die 35 TrÀume, "in denen die Ich-Figur vom Vater gequÀlt, getötet oder anderweitig zum Schweigen gebracht wird" (Herrmann 2020, 133), wurden und werden von der feministischen Literaturwissenschaft immer wieder als fundamentale Kritik an Patriarchat und Kapitalismus gelesen, als programmatische Vermischung von Privatem und Politischem, und als "undurchdringliches Netz der NegativitÀt" (Dröscher-Teille 2018, 178).

Neben den konkreten Versuchen, das Ich einzusperren und/oder zu ermorden – in der Gaskammer, unter der Lawine im Eispalast usw. usf. – sind die TrĂ€ume ebenso von geprĂ€gt von der Unmöglichkeit des Sprechens und Schreibens (z.B. Traum 17), etwa durch ein Nicht-Gehört-Werden trotz verschiedener Sprachen (im dritten Traum, vgl. dazu auch Bachmanns nahezu zeitgleich erschienene ErzĂ€hlung Simultan).

Dabei stellt der 33. Traum allerdings einen gewissen Kippmoment dar: Das trĂ€umende Ich wird zwar erneut vom Vater eingesperrt, droht zu verdursten und hat keine Möglichkeit sich schriftlich oder mĂŒndlich zu Ă€ußern – doch zeichnet sich mit den darauf folgenden, letzten TrĂ€umen des Romankapitels eine gewisse 'Emanzipation' ab. Denn als die Vater- und Mutter-Figuren nun zunehmend verschwimmen und verstummen (Traum 34 und 35), scheint das Ich in den TrĂ€umen als einem der RealitĂ€t entgegengesetzten Erfahrungsraum die Ungerechtigkeiten immer stĂ€rker zu durchschauen, ja eine gewisse 'Überlegenheit' zu entwickeln. Die (traumatische) Grundsituation scheint fĂŒr das Ich damit aber durch die Erinnerungsarbeit der TrĂ€ume noch lĂ€ngst nicht aufgearbeitet – es bleibt beim "Krieg" (M 565).

Bachmann und der Traum

Sprechreflektion und Sprachkritik

Ingeborg Bachmann ist bewusst, wie problematisch ein gedankenloser Umgang mit der deutschen (Schrift-)Sprache nach 1945 wĂ€re. Wie vielen anderen deutschsprachigen Schriftsteller*innen der Nachkriegsliteratur auch – etwa Paul Celan, GĂŒnter Eich oder Wolfdietrich Schnurre (vgl. Bartsch 1997, 5) –, geht es ihr darum, eine 'neue' Sprache nach der nationalsozialistischen "Lingua Tertii Imperii" (Klemperer) und der von Adorno proklamierten 'Unmöglichkeit' eines Gedichts nach Auschwitz (vgl. Adorno 2003, 30) zu finden. Anstatt die vorbelastete Sprache unreflektiert zu ĂŒbernehmen und (wie in der ErzĂ€hlung Das dreißigste Jahr) zur "Gaunersprache" (Bachmann 2010b, 108, 112, 121) eines Moll werden zu lassen, hinterfragt die promovierte Philosophin – seit ihrem Philosophiestudium von Ludwig Wittgenstein geprĂ€gt: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache" (Wittgenstein 1984, 262) – den Sprachgebrauch sowohl praktisch in ihrer Lyrik und Prosa wie auch eher theoretisch in ihrer Poetik.

Damit spĂŒrt Bachmann auch der Verbindung zwischen dem 'Ich' und der Sprache nach, dessen VerhĂ€ltnis von "Selbstbezweiflung" und "Sprachverzweiflung" (Bachmann 2005b, 259) geprĂ€gt scheint. Vor allem ihre Poetikvorlesungen des Wintersemesters 1959/60 an der Frankfurter Goethe-UniversitĂ€t drehen sich immer wieder um die Suche nach einer Sprache, "die noch nie regiert hat, aber unsere Ahnungen regiert" (Bachmann 2005b, 348), und fĂŒhren spĂ€ter sogar zu einer Kritik an der "Sprache der Politik und der Medien" (Bachmann 2005a, 374). Der Wunsch nach einer solchen "neuen Sprache" (Bachmann 2005b, 263) geht daher auch immer mit dem Streben nach neuen Kommunikations- und Ausdrucksmöglichkeiten einher, Wittgensteins "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt" (Wittgenstein 1984, 67) folgend.

In Bachmanns VerstĂ€ndnis ist es Aufgabe eines Schriftstellers, diese BeschrĂ€nkungen zu testen oder gar zu sprengen; immer wieder reizt sie in ihrer Dichtung die 'natĂŒrlichen' Limitierungen der Sprache – als wörtliches "Spielfeld" (Bachmann 2005c, 191) – durch Sprachspiele aus (prominent etwa in den ErzĂ€hlungen Alles oder Undine geht) und setzt sich mit kreativen Neologismen wie "'TraumwĂ€scherei'" (Bachmann 2010d, 114) im Gedicht Reklame – Ă€hnlich zu Paul Celans "Atemwende" oder "Fadensonnen" – ĂŒber sie hinweg.

Die TrĂ€ume sind fĂŒr das weibliche Ich letztlich aber in mehrfacher Hinsicht 'Ventile': So kann im NacherzĂ€hlen des Traums – gegenĂŒber dem Zuhörer und "Traumdeuter" Malina als Manifestation des mĂ€nnlich-dominierten Therapie-Diskurses (vgl. Krylova 2007, 39) – eine Stimme gefunden werden, wĂ€hrend das erzĂ€hlende Ich in ihren TrĂ€umen gerade von mĂ€nnlichen Personen immer wieder nicht gehört wird oder zum Schweigen gebracht werden soll. Gleiches gilt auch fĂŒr das Angsterleben, das zwar vom weiblichen Ich im Alltag "in Briefen oder Äußerungen reflektiert, aber erst in seinen TrĂ€umen durchlebt und ausagiert" (Kanz 1999, 89) werden kann.

Dementsprechend zeigt sich die kreative Traumarbeit des Ich auch gerade sprachlich, wenn Verschiebungen und Verdichtungen nicht nur an den Figuren oder den RĂ€umen stattfinden, sondern auch die Traumsprache – etwa durch Neologismen wie "Revolverfest" (Traum 31), "Buchheil" (Traum 6) oder "Wintermorde" (Traum 20) – radikal umgedeutet wird.

TrÀume schreiben

War Bachmanns zuvor skizzierte und im Brief an ihren Verleger Unseld dokumentierte Arbeit am Traumkapitel bereits den Biograph*innen und den Herausgeber*innen der Kritischen Ausgabe bekannt, warf das Erscheinen von insgesamt 19 Traumprotokollen im Rahmen einer neuen, gemeinsam von den Verlagen Piper und Suhrkamp herausgegebenen Salzburger Werkausgabe im Jahre 2017 ein neues Licht auf diesen zumindest teilweise auf authentische TrĂ€ume zurĂŒckgehenden Schreibprozess (vgl. SchiffermĂŒller/Pelloni 2017, 145 f.).

In der Zeit nach der Trennung von Max Frisch, der ihre Beziehung im Roman Mein Name sei Gantenbein (1964) in der Figur der Schauspielerin Lila literarisch verarbeitet, befindet sich Bachmann mehrfach in psychologischer Behandlung – 1963 etwa in ZĂŒrich und Berlin, dann 1964, nach einer Prag- und einer Ägypten-Reise mit dem Schriftsteller Adolf Opel, in Sankt Moritz. Bei einem Aufenthalt im FrĂŒhjahr 1965 in Baden-Baden scheint die Traumdeutung ein Bestandteil der Therapie gewesen zu sein (vgl. SchiffermĂŒller/Pelloni 2017, 125); einige der Traumnotate lassen sich auf diese Zeit datieren.

NatĂŒrlich ist bei solch biographischen Verflechtungen in ein literarisches Werk große Vorsicht geboten und ein positivistischer Ansatz, der das Werk nur aus dem Leben erklĂ€rt, erscheint als wenig hilfreich. Doch die Traumnotate "kommentieren auch einen Schreibprozess, der aus der Artikulation der Krankheit hervorgeht und sich als ein Kampf um das psychische und physische Überleben darstellt" (SchiffermĂŒller/Pelloni 2017, 146). Die tatsĂ€chliche werkgenetische Bedeutung zeigt sich sowohl auf zeitlicher Ebene, wenn Bachmann offensichtlich im Winter 1967 das Traumkapitel als 'Lösung' fĂŒr den Mittelteil des Romans wĂ€hlt, als auch in Bezug auf den Inhalt, sind die Traumprotokolle doch teilweise als direkte Grundlage fĂŒr Malina erkennbar.

TrÀume deuten

Wenn das Ich insgesamt 35 TrĂ€ume erzĂ€hlt, erinnert dies zunĂ€chst in der basalen Struktur an das psychoanalytische Verfahren der 'freien Assoziation' (vgl. Freud 1982, 253), zumal es ja einen expliziten Zuhörer und Traumdeuter gibt: Malina, der die "Wahrheit" hinter den TrĂ€umen (Herrmann 2020, 133) zu ergrĂŒnden und erklĂ€ren sucht, reprĂ€sentiert damit als Therapeuten-Figur – wenn auch in "eine[r] eher distanzierten SanitĂ€terrolle" (Wohmann 1971, 163) – nicht nur den psychoanalytischen Diskurs, sondern steht (erneut) fĂŒr die mĂ€nnliche 'RationalitĂ€t'.

Gleichzeitig scheinen diese zehn Dialoge zwischen Malina und dem Ich, die sich teilweise wohl sehr unmittelbar an die Traumerlebnisse anschließen, auch die bereits in Freuds Psychoanalyse reflektierte UnzuverlĂ€ssigkeit des TrĂ€umenden zu reflektieren, wonach eine nachtrĂ€gliche Wiedergabe des manifesten Trauminhalts stets zu zwangslĂ€ufigen Auslassungen und auch zu eigenen DeutungsansĂ€tzen fĂŒhren muss.

Ohnehin wirken die Traumsequenzen in ihrer nahezu lehrbuchartigen Perfektion, in der Konstruiertheit der Figuren und RĂ€ume, der sprachlichen Verfremdungs- und Verschiebungsarbeit fast wie ein parodistisches Spiel, zumal zahlreiche archetypische Symbole – wie etwa das Krokodil etwa als möglicher Verweis auf C.G. Jung (Kanz 2020, 362) – aus der einschlĂ€gigen Traumforschung entnommen scheinen. Denn zwar tauchen auch bereits in Bachmanns Hörspiel Ein GeschĂ€ft mit TrĂ€umen (1952) die 'kanonischen' Bilder sexualisierter Trauminhalte auf, doch dĂŒrften sowohl ihre sprachreflexive und sprachphilosophische BeschĂ€ftigungen wie auch ihre höchstpersönliche Auseinandersetzung mit dem PhĂ€nomen des Traums/TrĂ€umens gerade in den unmittelbaren Jahren der Romanentstehung zu einer nochmals gesteigerten Reflektion traumtypischer Merkmale (Struktur, Narration, Symbolik usw.) gefĂŒhrt haben. So lĂ€sst der geplante "Todesarten"-Zyklus mit Bachmanns AnsĂ€tzen einer Sprache des Unbewussten (vgl. Leahy 2006; Steinhoff 2008) eine intensive Auseinandersetzung mit Sigmund Freud vermuten, die besonders am Romanfragment Das Buch Franza deutlich wird, das ebenfalls zahlreiche "TraumrĂ€tsel" (Bachmann 1995b, 229) enthĂ€lt. Dort bezeichnet Bachmann etwa den Wiener 'Übervater' in ihrem Entwurf zur Vorrede als "grĂ¶ĂŸten Pionier" (Bachmann 1995b, 16); in ihrer persönlichen Bibliothek sind mehrere BĂ€nde Sigmund Freuds verzeichnet, darunter die im Fischer Verlag erschienene Studienausgabe.

Und auch Bachmanns Interesse an psychischen VorgĂ€ngen in Verbindung mit den gesellschaftlichen und politischen VerhĂ€ltnissen ist nicht neu: So hat sich Ingeborg Bachmann, die in Graz und spĂ€ter in Wien Psychologie im Nebenfach studiert und im September 1947 ein Praktikum in einer Nervenheilanstalt in der österreichischen Hauptstadt absolvierte, tatsĂ€chlich auch schon frĂŒh fĂŒr eine Verbindung zwischen Psychologie und den nationalsozialistischen Konzentrationslagern interessiert. Hier scheint gerade der Einfluss ihres Professors, des Neurologen Viktor Frankl (1905–1997), besonders deutlich zu werden, der 1946 sein Buch 
trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager veröffentlicht hat. Von ihm stammt auch der im 25. Traum abgewandelte – und selbst frei auf ein Zitat des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900) zurĂŒckgehende – Satz: "Wer ein Warum zu leben hat, ertrĂ€gt fast jedes Wie" (M 544).


Jonas Nesselhauf

Literatur

Ausgaben des Romans

  • Bachmann, Ingeborg: Malina. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1971 (= Erstausgabe).
  • Bachmann, Ingeborg: Malina. In: Dies.: Todesarten-Projekt. Kritische Ausgabe. 4 in 5 Bde. Unter Leitung von Robert Pichl hg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. Bd. 3.1 und 3.2: Malina. MĂŒnchen: Piper 1995a, S. 275–695 (= Kritische Ausgabe, zitiert als M).
  • Bachmann, Ingeborg: Malina. In: Dies.: Werke. 4 Bde. Hg. von Christine Koschel, Inge von Weidenbaum und Clemens MĂŒnster. Bd. 3: Todesarten: Malina und unvollendete Romane. MĂŒnchen: Piper 2010a, S. 9–337 (= Bachmann-Werkausgabe).

Bezugstexte

  • Adorno, Theodor W.: Kulturkritik und Gesellschaft. In: Ders.: Kulturkritik und Gesellschaft I. Prismen. Ohne Leitbild. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2003, 11–30.
  • Bachmann, Ingeborg: Das Buch Franza. In: Todesarten-Projekt. Kritische Ausgabe. 4 in 5 Bde. Unter Leitung von Robert Pichl hg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. Bd. 2: Das Buch Franza. MĂŒnchen: Piper 1995b, 131–333.
  • Bachmann, Ingeborg: EntwĂŒrfe zur politischen Sprachkritik. In: Dies.: Kritische Schriften. Hg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. MĂŒnchen: Piper 2005a, 368–377.
  • Bachmann, Ingeborg: Frankfurter Vorlesungen: Probleme zeitgenössischer Dichtung In: Dies.: Kritische Schriften. Hg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. MĂŒnchen: Piper 2005b, 253–349.
  • Bachmann, Ingeborg: Wozu Gedichte. In: Dies.: Kritische Schriften. Hg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. MĂŒnchen: Piper 2005c, S. 190–191.
  • Bachmann, Ingeborg: Das dreißigste Jahr. In: Dies.: Werke. 4 Bde. Hg. von Christine Koschel, Inge von Weidenbaum und Clemens MĂŒnster. Bd. 2: ErzĂ€hlungen. MĂŒnchen: Piper 2010b, 94–137.
  • Bachmann, Ingeborg: Einem Feldherrn In: Dies.: Werke. 4 Bde. Hg. von Christine Koschel, Inge von Weidenbaum und Clemens MĂŒnster. Bd. 1: Gedichte, Hörspiele, Libretti, Übersetzungen. MĂŒnchen: Piper 2010c, 47 f.
  • Bachmann, Ingeborg: Reklame. In: Dies.: Werke. 4 Bde. Hg. von Christine Koschel, Inge von Weidenbaum und Clemens MĂŒnster. Bd. 1: Gedichte, Hörspiele, Libretti, Übersetzungen. MĂŒnchen: Piper 2010d, 114.
  • Bachmann, Ingeborg: „Male oscuro“. Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit. Traumnotate, Briefe, Brief- und RedeentwĂŒrfe. Hg. von Isolde SchiffermĂŒller und Gabriella Pelloni. In: Dies.: Werke und Briefe. Salzburger Bachmann Edition. Hg. von Hans Höller und Irene Fußl. Berlin: Suhrkamp 2017.
  • Freud, Sigmund: Zur Vorgeschichte der Analytischen Technik (1920). In: Ders.: Schriften zur Behandlungstechnik. Frankfurt/M.: Fischer 1982, 251–255.
  • Freud, Sigmund: Die Traumdeutung. Frankfurt/M.: Fischer 2009.
  • Klemperer, Victor: LTI – Notizbuch eines Philologen. Stuttgart: Reclam 2007.
  • Wittgenstein Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1984.

Forschungsliteratur

  • Albrecht, Monika/Dirk Göttsche (Hg.): Bachmann-Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Zweite, erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2020.
  • Albrecht, Monika/Dirk Göttsche (2020a): Das "Todesarten"-Projekt im Überblick. Dies. (Hg.): Bachmann-Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Zweite, erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2020, 126–129.
  • Bartsch, Kurt: Ingeborg Bachmann. Stuttgart: Metzler 1997.
  • Bestseller. In: Der Spiegel 16 (1971a), 169.
  • Bestseller. In: Der Spiegel 22 (1971b), 170.
  • Böschenstein, Renate: Der Traum als Medium der Erkenntnis des Faschismus. In: Dies./Sigrid Weigel (Hg.): Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Poetische Korrespondenzen. Vierzehn BeitrĂ€ge. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2000, 131–148.
  • Dröscher-Teille, Mandy: Autorinnen der NegativitĂ€t. Essayistische Poetik der Schmerzen bei Ingeborg Bachmann, Marlene Streeruwitz, Elfriede Jelinek. Paderborn: Fink 2018.
  • Frei Gerlach, Franziska: Schrift und Geschlecht. Feministische EntwĂŒrfe und LektĂŒren von Marlen Haushofer, Ingeborg Bachmann und Anne Duden. Berlin: Erich Schmidt 1998.
  • Hartwig, Ina: Wer war Ingeborg Bachmann? Eine Biographie in BruchstĂŒcken. Frankfurt/M.: Fischer 2017.
  • Herrmann, Britta: Malina. In: Albrecht/Göttsche 2020, 130–144.
  • Höller, Hans: Ingeborg Bachmann. Reinbek: Rowohlt 2009.
  • Jagow, Bettina von: Ästhetik des Mythischen. Poetologien des Erinnerns im Werk von Ingeborg Bachmann. Köln: Böhlau 2003.
  • Kanz, Christine: Angst und Geschlechterdifferenzen. Ingeborg Bachmanns "Todesarten"-Projekt in Kontexten der Gegenwartsliteratur. WĂŒrzburg: Königshausen & Neumann 1999.
  • Kanz, Christine: Psychologie, Psychoanalyse und Psychiatrie. In: Albrecht/Göttsche 2020, 357–371
  • Krylova, Katya: The Function of the Analyst. Bachmann's Malina Read Through Lacan. In: Focus on German Studies 14 (2007), 37–49.
  • Leahy, CaitrĂ­ona: Bachmann's Burning Question, or: Reading 'Rauchende Worte'. In: Dies./Bernadette Cronin (Hg.): Re-acting to Ingeborg Bachmann. New Essays and Performances. WĂŒrzburg: Königshausen & Neumann 2006, 111–120.
  • Lennox, Sara: Cemetery of the Murdered Daughters. Feminism, History, and Ingeborg Bachmann. Amherst: Univ. of Massachusetts Press 2006.
  • Leuchtenberger, Katja: DetektivbĂŒro "Malina". Uwe Johnson, Ingeborg Bachmann und ein verhindertes "Lektorat auf Reisen". In: Johnson-Jahrbuch 19 (2012), 65–83.
  • Nesselhauf, Jonas: Gender- und Körperdiskurs. In: Albrecht/Göttsche 2020, 372–377.
  • Reich-Ranicki, Marcel: Die VerklĂ€rung der Ingeborg Bachmann. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. September 1974, 22.
  • Scheck, Denis: Ingeborg Bachmann: Malina. In: Die Welt, 10. MĂ€rz 2018, 31.
  • SchiffermĂŒller, Isolde/Gabriella Pelloni: Kommentar. In: "Male oscuro". Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit. Traumnotate, Briefe, Brief- und RedeentwĂŒrfe. Hg. von Isolde SchiffermĂŒller und Gabriella Pelloni (Werke und Briefe. Salzburger Bachmann Edition. Hg. von Hans Höller und Irene Fußl). Berlin: Suhrkamp 2017, 95–257.
  • Schlinsog, Elke: Berliner ZufĂ€lle. Ingeborg Bachmanns „Todesarten“-Projekt. WĂŒrzburg: Königshausen & Neumann 2005.
  • Schmaus, Marion: Eine Poetologie des Selbst/Mordes. Überlegungen zur Wahlverwandtschaft zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan. In: Monika Albrecht/Dirk Göttsche (Hg.): "Über die Zeit schreiben". Literatur- und kulturwissenschaftliche Essays zu Ingeborg Bachmanns „Todesarten“-Projekt. WĂŒrzburg: Königshausen & Neumann 1998, S. 95–118.
  • Steinhoff, Christine: Ingeborg Bachmanns Poetologie des Traumes. WĂŒrzburg: Königshausen & Neumann 2008.
  • Vordermayer, Laura: "Die Zeit ist ĂŒberhaupt nicht mehr." TrĂ€ume in Ingeborg Bachmanns Roman Malina. In: Dies./Christian Quintes (Hg.): Zeit im Traum. Was war, was ist, was sein wird. Paderborn: Fink 2021, 199–214.
  • Wohmann, Gabriele: Nachtwald voller Fragen. In: Der Spiegel (1971) 14, 163 f.


Zitiervorschlag fĂŒr diesen Artikel: Nesselhauf, Jonas: "Malina" (Ingeborg Bachmann). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs "EuropĂ€ische Traumkulturen", 2020; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22Malina%22_(Ingeborg_Bachmann).