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==Traumtheoretische Bezüge==
 
==Traumtheoretische Bezüge==
An wenigen Stellen bezieht sich Breton auf ''Die Traumdeutung'' (1899) von Sigmund Freud (1856–1939),<ref>Breton traf Freud bereits 1921, doch dieses Treffen hat ihn ernüchtert (Sebbag 2004, 21 f.; Jiménez 2013, 27). Dennoch kontaktierte er den Psychoanalytiker bis 1938 immer wieder in der Hoffnung auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. Freud distanzierte sich jedoch beständig von diesen Bemühungen. Eine Ursache mag in dem unterschiedlichen Nutzen liegen, den beide aus der Beschäftigung mit Träumen ziehen wollten. Während Freud in Gesprächen mit seinen Patient*innenden den 'latenten' Traumgedanken suchte und zu Behandlungszwecken verwendete, diente der „unlogisch“ wirkende erinnerte 'manifeste' Traum den Surrealisten als Inspiration für ihre Werke (Gamwell 2000, 38 f.). In diesem Zusammenhang könnten auch bewusste Kompositionen der Surrealisten gesehen werden, die sich der menschlichen Logik entziehen, etwa durch die Nutzung des künstlerischen Mittels der Kombinatorik. Die Verbindung bzw. das Aufeinandertreffen zweier nicht zusammengehöriger Bildelemente ist hierbei nicht nur auf die bildende Kunst beschränkt, sondern findet sich auch als poetisches Mittel in der Literatur wieder (Schneede 2006, 142 f.). Kamen sie schon deshalb nicht auf einen gemeinsamen Nenner, war Freud zudem Breton aufgrund dessen persönlichen und überheblichen Auftretens 1921 in der Praxis in Wien vermutlich nicht sonderlich zugetan. Umgekehrt haben Freuds verhaltene Reaktionen Gegenaktionen Bretons ausgelöst, die sich zwischen dem Ausdruck von Bewunderung, öffentlicher Kritik und Versuchen der Verteidigung des Psychoanalytikers zur Zeit des Nationalsozialismus bewegten (Gamwell 2000, 38 f.).</ref> ohne sich detailliert zu den inhaltlichen Aspekten seiner Theorie zu äußern und auf dessen Fachbegriffe zurückzugreifen. Seine Verweise sind eher subtil, offen formuliert und als Anspielungen zu verstehen. So wird beispielsweise Freuds Auffassung des Traums als Zugangsmöglichkeit zum Unbewussten von Breton nur vage angedeutet und als wichtiger Anstoß für die Aufwertung der Rolle der Imagination dargestellt:
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An wenigen Stellen bezieht sich Breton auf ''Die Traumdeutung'' (1899) von Sigmund Freud (1856–1939),<ref>Breton traf Freud bereits 1921, doch dieses Treffen hat ihn ernüchtert (Sebbag 2004, 21 f.; Jiménez 2013, 27). Dennoch kontaktierte er den Psychoanalytiker bis 1938 immer wieder in der Hoffnung auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. Freud distanzierte sich jedoch beständig von diesen Bemühungen. Eine Ursache mag in dem unterschiedlichen Nutzen liegen, den beide aus der Beschäftigung mit Träumen ziehen wollten. Während Freud in Gesprächen mit seinen Patient*innen den 'latenten' Traumgedanken suchte und zu Behandlungszwecken verwendete, diente der „unlogisch“ wirkende erinnerte 'manifeste' Traum den Surrealisten als Inspiration für ihre Werke (Gamwell 2000, 38 f.). In diesem Zusammenhang könnten auch bewusste Kompositionen der Surrealisten gesehen werden, die sich der menschlichen Logik entziehen, etwa durch die Nutzung des künstlerischen Mittels der Kombinatorik. Die Verbindung bzw. das Aufeinandertreffen zweier nicht zusammengehöriger Bildelemente ist hierbei nicht nur auf die bildende Kunst beschränkt, sondern findet sich auch als poetisches Mittel in der Literatur wieder (Schneede 2006, 142 f.). Kamen sie schon deshalb nicht auf einen gemeinsamen Nenner, war Freud zudem Breton aufgrund dessen persönlichen und überheblichen Auftretens 1921 in der Praxis in Wien vermutlich nicht sonderlich zugetan. Umgekehrt haben Freuds verhaltene Reaktionen Gegenaktionen Bretons ausgelöst, die sich zwischen dem Ausdruck von Bewunderung, öffentlicher Kritik und Versuchen der Verteidigung des Psychoanalytikers zur Zeit des Nationalsozialismus bewegten (Gamwell 2000, 38 f.).</ref> ohne sich detailliert zu den inhaltlichen Aspekten seiner Theorie zu äußern und auf dessen Fachbegriffe zurückzugreifen. Seine Verweise sind eher subtil, offen formuliert und als Anspielungen zu verstehen. So wird beispielsweise Freuds Auffassung des Traums als Zugangsmöglichkeit zum Unbewussten von Breton nur vage angedeutet und als wichtiger Anstoß für die Aufwertung der Rolle der Imagination dargestellt:
    
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