"Wolga" (Lou Andreas-Salomé): Unterschied zwischen den Versionen

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=== Beschreibung: Traum I ===
 
=== Beschreibung: Traum I ===
Nachem Ljubow mit Valdevenen eine ernste Unterhaltung über das unvermeidliche und in seinen Augen einem Leben in Gefangenschaft gleichende Schicksal der Frau geführt hat, wird im dritten Kapitel ein Traum beschrieben. Der Moment des Einschlafens ist nicht explizit markiert, sondern nur durch fünfzehn Gedankenstriche angezeigt. Im Fokus steht auch in dieser Traumszene die individuelle Wahrnehmung der Figur, die sich ihrer Verortung unsicher ist. Sie scheint nicht mehr auf der Wolga zu fahren, sondern fühlt sich in unbeschwerte Kindertage bzw. die königlichen Gärten unweit des Hauses ihrer Tante zurückversetzt. Hier sitzt sie, in ihrem Lieblingsmärchen lesend, in der Nähe der Fontänen und beschreibt ihre Faszination an dieser Erzählung, die eine deutliche Analogie zum Gespräch mit Valdevenen aufweist. Geprägt ist das Traumgeschehen demnach von Kindheitserinnerungen und Tagesresten. Das Märchen kreist um eine am Brunnen schlafende verzauberte Prinzessin, die von einem Ritter innerhalb von drei Nächten erlöst werden könnte, wenn er sie in den tiefen Brunnen wirft. Doch statt ihrer wirft er in der ersten Nacht einen Stein ins Wasser; am nächsten Abend hebt er sie zwar hoch, ist jedoch von ihrer Schönheit derart gebannt, dass er sie wieder ablegt; am dritten Morgen „zerrinnt die Prinzessin vor ihm im Nebel der Morgendämmerung, und vom Platz, wo sie gelegen, schlüpft ein grünes Fröschlein traurig von dannen“ (W 312). Die Analogie dieses fiktiven Märchens zur Prophezeihung Valdevenens, sie werde sich eines Tages wehrlos „wie blind und taub und lahm, wie im tiefsten Schlaf, […] hineinwerfen lassen in das tiefe, enge Gelaß [der Ehe]“ (W ###) ist unverkennbar. Was genau Valdevenen mit diesen Andeutungen meint, erschließt sich Ljubow nicht, doch weckt das Gespräch ihre Neugier, mehr über seine Ansichten zu erfahren. Die Rollenverteilung und -erwartungen in ihrem Lieblingsmärchen sind ihr hingegen vertraut und erscheinen ihr als unveränderlich. So gibt sie sich zunächst einem genussvollen, dionysischen Traum hin, in welchem sie sich als verzauberte Prinzessin imaginiert, die einen Ritter (Valdevenen) in höchste Verzückung versetzt.
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Nachem Ljubow mit Valdevenen eine ernste Unterhaltung über das unvermeidliche und in seinen Augen einem Leben in Gefangenschaft gleichende Schicksal der Frau geführt hat, wird im dritten Kapitel ein Traum beschrieben. Der Moment des Einschlafens ist nicht explizit markiert, sondern nur durch fünfzehn Gedankenstriche angezeigt. Im Fokus steht auch in dieser Traumszene die individuelle Wahrnehmung der Figur, die sich ihrer Verortung unsicher ist. Sie scheint nicht mehr auf der Wolga zu fahren, sondern fühlt sich in unbeschwerte Kindertage bzw. die königlichen Gärten unweit des Hauses ihrer Tante zurückversetzt. Hier sitzt sie, in ihrem Lieblingsmärchen lesend, in der Nähe der Fontänen und beschreibt ihre Faszination an dieser Erzählung, die eine deutliche Analogie zum Gespräch mit Valdevenen aufweist. Geprägt ist das Traumgeschehen demnach von Kindheitserinnerungen und Tagesresten. Das Märchen kreist um eine am Brunnen schlafende verzauberte Prinzessin, die von einem Ritter innerhalb von drei Nächten erlöst werden könnte, wenn er sie in den tiefen Brunnen wirft. Doch statt ihrer wirft er in der ersten Nacht einen Stein ins Wasser; am nächsten Abend hebt er sie zwar hoch, ist jedoch von ihrer Schönheit derart gebannt, dass er sie wieder ablegt; am dritten Morgen „zerrinnt die Prinzessin vor ihm im Nebel der Morgendämmerung, und vom Platz, wo sie gelegen, schlüpft ein grünes Fröschlein traurig von dannen“ (W 312). Die Analogie dieses fiktiven Märchens zur Prophezeihung Valdevenens, sie werde sich eines Tages wehrlos „wie blind und taub und lahm, wie im tiefsten Schlaf, […] hineinwerfen lassen in das tiefe, enge Gelaß [der Ehe]“ (W ###), ist unverkennbar. Was genau Valdevenen mit diesen Andeutungen meint, erschließt sich Ljubow nicht, doch weckt das Gespräch ihre Neugier, mehr über seine Ansichten zu erfahren. Die Rollenverteilung und -erwartungen in ihrem Lieblingsmärchen sind ihr hingegen vertraut und erscheinen ihr als unveränderlich. So gibt sie sich zunächst einem genussvollen, dionysischen Traum hin, in welchem sie sich als verzauberte Prinzessin imaginiert, die einen Ritter (Valdevenen) in höchste Verzückung versetzt.
  
: „Getrost und überlegen liegt die Schlafende da. Sie weiß es ja aus dem Märchen, daß sie nicht in den Brunnen fallen wird, nur er, der Ärmste, weiß es noch nicht. Und sie freut sich auf den Schluß, wo er, von ihrer Lieblichkeit berückt, sie in Verzweiflung anschwärmen wird“ (W 313).
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: Getrost und überlegen liegt die Schlafende da. Sie weiß es ja aus dem Märchen, daß sie nicht in den Brunnen fallen wird, nur er, der Ärmste, weiß es noch nicht. Und sie freut sich auf den Schluß, wo er, von ihrer Lieblichkeit berückt, sie in Verzweiflung anschwärmen wird (W 313).
  
Andreas-Salomé lässt die Leserschaft nicht nur an den Quellen, aus welchen sich das Traumgeschehen speist teilhaben, sondern auch an der den Traum begleitenden Geräuschkulisse aus dem Umfeld der Schlafenden: Es sind Schritte vernehmbar, die mutmaßlich von Valdevenen herrühren, der vor Ljubows Kabine auf dem Deck auf und ab läuft. Die nah am Fenster auf einem Diwan Liegende hört, wie er einen Stein ins Wasser wirft, woraufhin sich die Schritte entfernen. Doch kurz darauf kehrt er zurück und sie „fühlt sich aufgenommen von zwei Armen, – hochgehoben, dann herabgesenkt, – eine moderige Luft schlägt ihr feuchtkalt aus irgendwelcher Tiefe entgegen. Sie denkt schnell: ,Das ist ein Irrtum, – das kommt ja erst morgen, – er überschlägt eine Nacht!' Und ungeduldig wartet sie, daß nun ihre Lieblichkeit ihn bestechen werde“ (W 313 f.) Märchenhandlung und Traumgeschehen entfernen sich jedoch zunehmend, was die Schlafende zutiefst ängstigt: "Da wird sie von Entsetzen gepackt. Wenn er die Reihenfolge nicht wie im Märchen einhält, dann kann ja überhaupt alles ganz anders ausgehen, – dann befindet sich unten im Brunnen auch gar kein Goldschloß mit Diamantzinnen, wo sie mit ihrem Ritter und Erlöser als glückliches Paar in Freuden und Herrlichkeit leben soll, – dann fällt sie einfach ins Wasser, – in eiskaltes Wasser, – und ertrinkt “ (W 314).
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Andreas-Salomé lässt die Leserschaft nicht nur an den Quellen, aus welchen sich das Traumgeschehen speist teilhaben, sondern auch an der den Traum begleitenden Geräuschkulisse aus dem Umfeld der Schlafenden: Es sind Schritte vernehmbar, die mutmaßlich von Valdevenen herrühren, der vor Ljubows Kabine auf dem Deck auf und ab läuft. Die nah am Fenster auf einem Diwan Liegende hört, wie er einen Stein ins Wasser wirft, woraufhin sich die Schritte entfernen. Doch kurz darauf kehrt er zurück und sie  
  
Als schließlich der Saum ihres Rocks feucht wird, reißt ihr die Angst die Augen auf wie es im Text heißt, doch sehen kann sie nichts - nur fühlen, dass sie in den Mantel Valdevenens gehüllt ist, der ganz nah bei ihr ist und dennoch „wie von weitem“ (W 315) zu ihr spricht. Dass sie erwacht, wird erst nach der folgenden Verführungsszene beschrieben, sodass die Leserschaft im Unklaren darüber gelassen wird, ob die Verführung durch Valdevenen (der Ljubow darlegt, dass er weit Schöneres kenne als ein Goldschloss mit Diamantzinnen und dass in ihr selbst ein Brunnen liege) noch Teil des Traumes bzw. ein Traum im Traum ist: „In dir selber mußt du zu allem bereit sein, was ein anderer dir tut, – dich von ihm nehmen und hinabsenken lassen, und nicht fragen, was er tut. Du mußt versinken, dann wirst du auferstehen“ (W 315). Ljobow sträubt sich zunächst gegen diese Anweisung, fällt jedoch nur kurz in die Rolle der schlafenden, passiven Prinzessin zurück: „,Nein, – nein, ich will lieber verzaubert bleiben!'“ denkt sie in Angst. Aber noch während sie es denkt, heben ihre Arme wider ihren Willen sich schon“ (W 316). Dafür, dass diese Verführung noch Teil der Traumhandlung ist, sprechen die fünfzehn Gedankenstriche, von denen die Traumhandlung gerahmt wird: „Eine Wonne, stark wie Schmerz, benimmt ihr die Besinnung. – – – – – – – – – – – – - - - Mit einem tiefen seufzenden Atemzug erwachte sie“ (W 316) heißt es am Ende des Abschnitts.
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: fühlt sich aufgenommen von zwei Armen, – hochgehoben, dann herabgesenkt, – eine moderige Luft schlägt ihr feuchtkalt aus irgendwelcher Tiefe entgegen. Sie denkt schnell: "Das ist ein Irrtum, – das kommt ja erst morgen, – er überschlägt eine Nacht!" Und ungeduldig wartet sie, daß nun ihre Lieblichkeit ihn bestechen werde (W 313 f.).
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Märchenhandlung und Traumgeschehen entfernen sich jedoch zunehmend, was die Schlafende zutiefst ängstigt:
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: Da wird sie von Entsetzen gepackt. Wenn er die Reihenfolge nicht wie im Märchen einhält, dann kann ja überhaupt alles ganz anders ausgehen, – dann befindet sich unten im Brunnen auch gar kein Goldschloß mit Diamantzinnen, wo sie mit ihrem Ritter und Erlöser als glückliches Paar in Freuden und Herrlichkeit leben soll, – dann fällt sie einfach ins Wasser, – in eiskaltes Wasser, – und ertrinkt (W 314).
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Als schließlich der Saum ihres Rocks feucht wird, reißt ihr die Angst die Augen auf wie es im Text heißt, doch sehen kann sie nichts - nur fühlen, dass sie in den Mantel Valdevenens gehüllt ist, der ganz nah bei ihr ist und dennoch „wie von weitem“ (W 315) zu ihr spricht. Dass sie erwacht, wird erst nach der folgenden Verführungsszene beschrieben, sodass die Leserschaft im Unklaren darüber gelassen wird, ob die Verführung durch Valdevenen (der Ljubow darlegt, dass er weit Schöneres kenne als ein Goldschloss mit Diamantzinnen und dass in ihr selbst ein Brunnen liege) noch Teil des Traumes bzw. ein Traum im Traum ist: „In dir selber mußt du zu allem bereit sein, was ein anderer dir tut, – dich von ihm nehmen und hinabsenken lassen, und nicht fragen, was er tut. Du mußt versinken, dann wirst du auferstehen“ (W 315). Ljobow sträubt sich zunächst gegen diese Anweisung, fällt jedoch nur kurz in die Rolle der schlafenden, passiven Prinzessin zurück: „,Nein, – nein, ich will lieber verzaubert bleiben!'“ denkt sie in Angst. Aber noch während sie es denkt, heben ihre Arme wider ihren Willen sich schon“ (W 316). Dafür, dass diese Verführung noch Teil der Traumhandlung ist, sprechen die fünfzehn Gedankenstriche, von denen die Traumhandlung gerahmt wird: „Eine Wonne, stark wie Schmerz, benimmt ihr die Besinnung. – – – – – – – – – – – – - - - Mit einem tiefen seufzenden Atemzug erwachte sie“ (W 316), heißt es am Ende des Abschnitts.
  
 
=== Beschreibung: Traum II ===
 
=== Beschreibung: Traum II ===

Version vom 20. Februar 2022, 08:47 Uhr

Lou Andreas-Salomé, 1897

Wolga ist eine Novelle der russisch-deutschen Autorin Lou Andreas-Saomé (1861-1937). Veröffentlicht wurde sie als Teil des Novellenzyklus Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen (1901, als Buch: 1902).


Zur Autorin

Die von Sigmund Freud als „Versteherin par excellence“ (Briefwechsel 1960, 50) und von der Reformpädagogin Ellen Key (1849-1926) als „hervorragende Seherin in die feinen Nuancen einer Seele – besonders Frauenseele“ (Brief vom 16.04.1900; Wernz 1997, 31) beschriebene Philosophin, Autorin und erste Psychoanalytikerin Deutschlands hatte zahlreiche Interessen. So studierte sie als eine der ersten Studentinnen im Jahr 1880 in Zürich Allgemeine Religionsgeschichte, Dogmatik, Logik, Metaphysik und Philosophie (Wiesner-Bangard/Welsch 2002, 33), war mit Nietzsche, Rilke, Freud und namhaften Frauenrechtlerinnen befreundet und publizierte wissenschaftliche und erzählende Literatur von der Kindheitserzählung, über autobiografische Romane bis hin zu gesellschaftskritischen Erwachsenenerzählungen. Lange wurde sie auf den Status der „Muse“ einflussreicher Männer reduziert. Auch ihr wissenschaftliches und literarisches Vermächtnis wurde erst spät gewürdigt.


Entstehungs- und Druckgeschichte

Auf ihren beiden Russlandreisen, die sie im ausgehenden 19. Jahrhundert mit ihrem damaligen Geliebten Rainer-Maria Rilke unternahm, führte sie Reisetagebücher, die sie auch mit Gedichten füllte. Insbesondre die Wolgafahrt, die sie mit Rilke auf ihrer 2. Russlandreise unternahm, hinterließ einen bleibenden Eindruck, den sie auf künstlerische Weise sowohl in ihrer Novelle wie in dem im Reisetagebuch vermerkten Gedicht Wolga verarbeitete:

Bist Du auch fern: ich schaue Dich doch an,
Bist Du auch fern: mir bleibst Du doch gegeben -
Wie eine Gegenwart, die nicht verblassen kann.
Wie meine Landschaft liegst Du um mein Leben.
Hätt‘ ich an Deinen Ufern nie geruht:
Mir ist, als wüßt ich doch um Deine Weiten,
Als landete mich jede Traumesflut
An Deinen ungeheuren Einsamkeiten.
(Andreas-Salomé 1999).

Veröffentlicht wurde die Erzählung in dem Novellenzyklus Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen im Jahre 1902 in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung. Vorangegangen war eine Zeitschriftenpublikation in der von F.W. Hackländer herausgegebenen Deutschen Roman-Bibliothek (1901). Wie Britta Benert, die Herausgeberin der neuen Standard-Edition, hervorhebt, weicht die Zeitschriftenfassung stark von der in der Novellensammlung publizierten Version ab (W 392 ff.). Gewidmet ist der Novellenzyklus der Cousine der Verfasserin, Emma Flörke, geb. Wilm, „zur Erinnerung an unsere Kindheit“.


Aufbau und Thematik der Novelle

Geschildert wird die Reise der 16jährigen mutterlosen Deutschrussin Ljubow (dt. „Liebe“) Wassiliewna auf der Wolga von Nižnij Novgorod nach Astrachann, dem Vater entgegen. Wichtige Motive entstammen der Wolgareise der Autorin, die jedoch stromaufwärts stromabwärts verlief (W 393). Auf dem Mikrokosmos des Schiffes befindet sich Ljubow in der Obhut des Kapitäns und seiner Schwester. Der Name des Dampfschiffs „Zcar Saltan“ rekurriert auf das gleichnamige Märchen des russischen Romantikers Alexander Puschkin (1799-1837). Intertextuelle Verweise prägen auch weitere Partien der Novelle, insbesondere den ersten der beiden Träume Ljubows.

Eingangs schildert die Erzählerin das Zusammenspiel von Fluss und Natur, um von diesen poetisch anmutenden Eindrücken den Blick auf die junge Reisende zu richten. Transparent werden in dieser Naturwahrnehmung eine romantisch-verklärte Weltsicht, aber auch sexuelle Sehnsüchte, die etwa an der Beschreibung der Birken, die in der Russischen Kultur sinnbildlich für junge Frauen steht (Schäfer/Leingang 2022): „Urwaldbirken, heben ihre weißlichen Stämme in leuchtender Nacktheit aus dem Bade im Strom“ (W 278). Diese sinnliche Wahrnehmung wird kontrastiert von einem nüchternen Zitat aus einem Reiseführer, mit dem sich die Protagonistin erstmals zu Wort meldet. Die Polarität von sinnlicher Wahrnehmung und nüchterner Verlesung von Fakten über die Stadt Nischni Nowgorod wird sodann auf den Körper der Figur übertragen, die aus der Erzählperspektive wie folgt beschrieben wird: „Die große, schöne, weiche Gestalt verkündete: ,ich bin eine ausgewachsene Person, eine Dame bin ich!' jedoch das runde Kindergesicht widersprach lebhaft“ (W 280).

Während die Hauptfiguren der übrigen Novellen des Zyklus‘ im Zwischenland der Adoleszenz verharren, wird in Wolga ein Übergang zur Erwachsenenwelt vollzogen, der von einem gravierenden Gemütswandel begleitet ist. So bildet die Schifffahrt den Rahmen für eine weibliche Initiationsreise, die dem Dornröschen-Prinzip entspricht, da ein männlicher Initiator maßgeblich an der beschriebenen Entwicklung beteiligt ist.

Das Schiff mit seinen unterschiedlichen Klassen kann als Heterotopie im Foucault’schen Sinn verstanden werden (Foucault 1993), wobei eine Besonderheit darin besteht, dass Ljubow sich frei zwischen den drei Klassen bewegen kann (wenngleich dies von Seiten des Kapitäns nicht gerne gesehen wird). Außerhalb dieser Heterotopie kennt sie nur den Mikrokosmos ihres Petersburger Pensionats sowie das Landhäuschens ihrer Tante in Pterhof (W 280). Die gesellschaftlichen Zwänge sind in diesem von Zeit und Ort losgelösten Raum weniger strikt als im heimischen Umfeld. Tatsächlich langweilt sie der Aufenthalt im Salon der 1. Klasse, wo ihr der etwa gleichaltrige Aristokratensohn Alescha Murawiew Avancen macht. Fasziniert ist sie viel eher von dem Fremden und Unbekannten, insbesondere dem erfahrenen Arzt Valdevenen, der während der Fahrt von einem Boot aus zusteigt und sich von dem jungen Mädchen angezogen fühlt. So wie sie sich an der Landschaft weidet, „erholen“ sich die Augen des Arztes, der eben noch Typhus und Skorbut behandelt hat, durch die Betrachtung der 16jährigen: „Eine Erholung, so etwas anzuschauen. Wie selten sind Jugend, Schönheit, Gesundheit so harmonisch beisammen“ (W295) Die Novelle endet mit seiner Abreise, einem bedeutsamen Abschiedskuss und dem Versprechen, sie auf der Heimreise wiederzusehen und beisammenzubleiben.


Die Träume

Beschreibung: Traum I

Nachem Ljubow mit Valdevenen eine ernste Unterhaltung über das unvermeidliche und in seinen Augen einem Leben in Gefangenschaft gleichende Schicksal der Frau geführt hat, wird im dritten Kapitel ein Traum beschrieben. Der Moment des Einschlafens ist nicht explizit markiert, sondern nur durch fünfzehn Gedankenstriche angezeigt. Im Fokus steht auch in dieser Traumszene die individuelle Wahrnehmung der Figur, die sich ihrer Verortung unsicher ist. Sie scheint nicht mehr auf der Wolga zu fahren, sondern fühlt sich in unbeschwerte Kindertage bzw. die königlichen Gärten unweit des Hauses ihrer Tante zurückversetzt. Hier sitzt sie, in ihrem Lieblingsmärchen lesend, in der Nähe der Fontänen und beschreibt ihre Faszination an dieser Erzählung, die eine deutliche Analogie zum Gespräch mit Valdevenen aufweist. Geprägt ist das Traumgeschehen demnach von Kindheitserinnerungen und Tagesresten. Das Märchen kreist um eine am Brunnen schlafende verzauberte Prinzessin, die von einem Ritter innerhalb von drei Nächten erlöst werden könnte, wenn er sie in den tiefen Brunnen wirft. Doch statt ihrer wirft er in der ersten Nacht einen Stein ins Wasser; am nächsten Abend hebt er sie zwar hoch, ist jedoch von ihrer Schönheit derart gebannt, dass er sie wieder ablegt; am dritten Morgen „zerrinnt die Prinzessin vor ihm im Nebel der Morgendämmerung, und vom Platz, wo sie gelegen, schlüpft ein grünes Fröschlein traurig von dannen“ (W 312). Die Analogie dieses fiktiven Märchens zur Prophezeihung Valdevenens, sie werde sich eines Tages wehrlos „wie blind und taub und lahm, wie im tiefsten Schlaf, […] hineinwerfen lassen in das tiefe, enge Gelaß [der Ehe]“ (W ###), ist unverkennbar. Was genau Valdevenen mit diesen Andeutungen meint, erschließt sich Ljubow nicht, doch weckt das Gespräch ihre Neugier, mehr über seine Ansichten zu erfahren. Die Rollenverteilung und -erwartungen in ihrem Lieblingsmärchen sind ihr hingegen vertraut und erscheinen ihr als unveränderlich. So gibt sie sich zunächst einem genussvollen, dionysischen Traum hin, in welchem sie sich als verzauberte Prinzessin imaginiert, die einen Ritter (Valdevenen) in höchste Verzückung versetzt.

Getrost und überlegen liegt die Schlafende da. Sie weiß es ja aus dem Märchen, daß sie nicht in den Brunnen fallen wird, nur er, der Ärmste, weiß es noch nicht. Und sie freut sich auf den Schluß, wo er, von ihrer Lieblichkeit berückt, sie in Verzweiflung anschwärmen wird (W 313).

Andreas-Salomé lässt die Leserschaft nicht nur an den Quellen, aus welchen sich das Traumgeschehen speist teilhaben, sondern auch an der den Traum begleitenden Geräuschkulisse aus dem Umfeld der Schlafenden: Es sind Schritte vernehmbar, die mutmaßlich von Valdevenen herrühren, der vor Ljubows Kabine auf dem Deck auf und ab läuft. Die nah am Fenster auf einem Diwan Liegende hört, wie er einen Stein ins Wasser wirft, woraufhin sich die Schritte entfernen. Doch kurz darauf kehrt er zurück und sie

fühlt sich aufgenommen von zwei Armen, – hochgehoben, dann herabgesenkt, – eine moderige Luft schlägt ihr feuchtkalt aus irgendwelcher Tiefe entgegen. Sie denkt schnell: "Das ist ein Irrtum, – das kommt ja erst morgen, – er überschlägt eine Nacht!" Und ungeduldig wartet sie, daß nun ihre Lieblichkeit ihn bestechen werde (W 313 f.).

Märchenhandlung und Traumgeschehen entfernen sich jedoch zunehmend, was die Schlafende zutiefst ängstigt:

Da wird sie von Entsetzen gepackt. Wenn er die Reihenfolge nicht wie im Märchen einhält, dann kann ja überhaupt alles ganz anders ausgehen, – dann befindet sich unten im Brunnen auch gar kein Goldschloß mit Diamantzinnen, wo sie mit ihrem Ritter und Erlöser als glückliches Paar in Freuden und Herrlichkeit leben soll, – dann fällt sie einfach ins Wasser, – in eiskaltes Wasser, – und ertrinkt (W 314).

Als schließlich der Saum ihres Rocks feucht wird, reißt ihr die Angst die Augen auf wie es im Text heißt, doch sehen kann sie nichts - nur fühlen, dass sie in den Mantel Valdevenens gehüllt ist, der ganz nah bei ihr ist und dennoch „wie von weitem“ (W 315) zu ihr spricht. Dass sie erwacht, wird erst nach der folgenden Verführungsszene beschrieben, sodass die Leserschaft im Unklaren darüber gelassen wird, ob die Verführung durch Valdevenen (der Ljubow darlegt, dass er weit Schöneres kenne als ein Goldschloss mit Diamantzinnen und dass in ihr selbst ein Brunnen liege) noch Teil des Traumes bzw. ein Traum im Traum ist: „In dir selber mußt du zu allem bereit sein, was ein anderer dir tut, – dich von ihm nehmen und hinabsenken lassen, und nicht fragen, was er tut. Du mußt versinken, dann wirst du auferstehen“ (W 315). Ljobow sträubt sich zunächst gegen diese Anweisung, fällt jedoch nur kurz in die Rolle der schlafenden, passiven Prinzessin zurück: „,Nein, – nein, ich will lieber verzaubert bleiben!'“ denkt sie in Angst. Aber noch während sie es denkt, heben ihre Arme wider ihren Willen sich schon“ (W 316). Dafür, dass diese Verführung noch Teil der Traumhandlung ist, sprechen die fünfzehn Gedankenstriche, von denen die Traumhandlung gerahmt wird: „Eine Wonne, stark wie Schmerz, benimmt ihr die Besinnung. – – – – – – – – – – – – - - - Mit einem tiefen seufzenden Atemzug erwachte sie“ (W 316), heißt es am Ende des Abschnitts.

Beschreibung: Traum II

Obwohl sie in der nächsten Nacht vor dem Einschlafen an die wärmenden Hände ihrer verstorbenen Mutter denkt, bleibt diese Nacht traumlos. Erst in der darauffolgenden Nacht – wie in ihrem Lieblingsmärchen werden auch in der Novelle drei Nächte beschrieben – träumt sie in einem Zustand des „Halbschlummers“ (334). Der zweite Traum steht ebenfalls im Spannungsfeld von Kindheitserinnerungen, Tagesresten und (sexuellen) Sehnsüchten. Da sie am Tag Postkarten an ihre Klassenkameradinnen geschrieben hat, träumt sie von ihren Freundinnen, doch stets im Bewusstsein, dass Valdevenen am nächsten Morgen das Schiff verlassen wird und sie ihn unbedingt noch vor seiner Abreise sehen möchte, weshalb sie nicht in ihrer Kabine, sondern im Salon der 1. Klasse schläft, wo er sie leichter aufsuchen kann, ohne Aufsehen zu erregen. So heißt es: „ein Halbschlummer kam über sie mit halben Träumen –, aber immer entsann sie sich doch, daß sie dasaß und worauf sie wartete. Erinnerungen aus ihrer Schulzeit kamen ihr, alle die Mädchen tauchten in ihrem dämmernden Bewußtsein auf, mit denen sie bis vor einigen Tagen ganz unzertrennlich vertraut gewesen.“ (334) Im Halbschlaf reflektiert sie darüber, ob sie nach den Erlebnissen der letzten beiden Tage noch so unbefangen mit ihnen umgehen könnte wie sie es vor ihrer Reise gewohnt war. Dem harmlosen Ballspiel, das sie sodann imaginiert, wird eine anrüchige Note verliehen, als der Ball unversehens „dicht an ihnen vorbei, in die Untiefe“ (ebd.) entgleitet. Und ein

„schwindelndes Prickeln überlief sie, als glitte sie jetzt selbst – ja, sie selbst war es ja, die da ausglitt, am Abhang, wo sie alle gespielt, sie glitt, glitt hinab, hinunter, wer weiß wohin, wer weiß wie tief! Schlaftrunken griff sie haltlos, suchend in die Luft. Nur noch wie eine von ihnen längst Geschiedene unterschied sie ihre Gefährtinnen dort oben, irgendwo, auf freundlicher, sonniger Wiese. Alle sah sie.“ (334 f)

Rekurriert wird hier auf das Bild des „gefallenen“ Mädchens, das sich weder moralisch noch gesellschaftlich auf Augenhöhe mit ihren Spielgefährtinnen befindet:

„Alle sah sie – doch nur noch von fern, nur noch blaß, als sei sie schon aus dem heitern Reigen ausgetreten, als blickten alle schon fast fremd nach ihr. Und immer blasser standen sie vor ihr, – jetzt flatterte deutlich nur noch ein helles Kleid, – jetzt wehte noch gelöstes blondes Mädchenhaar, winkte noch eine Hand, – und bald wußte Ljubow nicht mehr, ob es nicht nur wieder die Birken am hohen Rande der Wolga seien, die im Winde so wehten und winkten, abschied grüßend – –.“ ( 335)

Die Birken, mit denen sie sich zunächst identifiziert, erscheinen nach diesem Halbschlaf plötzlich als das Fremde und Andere eines vergangenen Lebens. Sie befindet sich tatsächlich in einem Zwischenland, dessen zahlreiche Unwägbarkeiten durch den Zustand des Halbschlafs zur Darstellung gelangen.

Formale Besonderheiten und Traumhaftigkeit

In Adoleszenzerzählungen kommt dem Traum als Zwischenstadium von Gestern/Vergangenem und Morgen/Künftigem eine besondere Bedeutung zu, die auch in Andreas-Salomés Novelle präsent ist. Eine Besonderheit besteht in der Verwendung von Erzählweisen des Volksmärchens. Auf die Traumhaftigkeit des Erzählens in Volksmärchen macht bereits Lüthi aufmerksam (vgl.: Lüthi 2005, 79). Wie Träume sind sie stets auf das unmittelbare Erleben der Figuren fokussiert und stellen lediglich dar und stellen nichts in Frage, erklären und fordern nichts. Zudem wird auch in den Grimm’schen Volksmärchen häufig die Adoleszenz der Figuren thematisiert, was insbesondere in der ersten Konfrontation mit Liebe und Tod zur Darstellung gelangt (vgl.: Rölleke 1985, 82). So ist es charakteristisch für das (Grimm’sche) Märchen, dass Reifevorgänge immer auch Todeserfahrungen implizieren, wobei letztere häufig symbolischen Charakter haben und auf den Verlust der Kindheit oder Bindungen an Personen (Eltern/Geschwister) bezogen werden (vgl.: ebd.). Diese Todeserfahrung kommt im wachen Erleben Ljubows etwa in der Konfrontation mit dem plötzlichen Einsatz Valdevenens während des Landgangs zum Ausdruck und im Traum bzw. dem fiktiven Lieblingsmärchen in der Aufgabe, die schlafende Prinzessin in den tiefen Brunnen zu werfen. Auch nach den Gesprächen mit Valdevenen wird Ljubow immer wieder an dieses Bild erinnert, etwa wenn sie sich vorstellt, der Grund der Wolga wäre der tiefe Brunnen, in den Valdevenen sie stoßen könnte:

„Alles herum erschien ihr so gespenstisch-märchenhaft. Sie hatte hinuntergeblickt in das schwarze Wasser, in dem ein Schiffslicht aus dem Zwischendeck unten einen kleinen hellen Umkreis beschrieb: da glitzerte es dunkel und seltsam wie in der Tiefe eines Brunnens. Und mit einem Male war ihr gewesen, als würde Valdevenen sie da ins Wasser werfen.“ (322 f.)

Formal erfüllt die in Wolga geschilderte Adoleszenzreise demnach einige Charakteristiken der (Grimm’schen) Volksmärchen. Im Unterschied zu den (Grimm’schen) Märchenfiguren, ist Ljubow jedoch mit einer psychologischen Tiefe ausgestattet, die insbesondere in ihren Träumen zur Darstellung gelangt. So erfüllt der geschilderte Traum die Funktion eines Seelenraums im Sinne Bilinas, da er einen tieferen Einblick in die Figurenpsyche ermöglicht (vgl.: Bilina 2017, 39).

Doch auch im wachen Erleben der Figur macht sich häufig eine traumhaft anmutende, romantisch-verklärte Sicht auf die Natur bemerkbar, die von einer naiven, kindlichen Weltsicht zeugt. Das gemächliche, traumgleiche Dahinfahren auf dem Fluss, die stetig vorbeiziehende Landschaft und die Erinnerungen an das Lieblingsmärchen bedingen diese traumhaft anmutende Sichtweise. So werden die vorbeiziehenden Städte aus der Perspektive der Hauptfigur mit flüchtigen Träumen verglichen: „Für ein Schiff, das nicht anlegt, bleibt es Bild und Traum, aufsteigend wundergleich, und gleich einem Wunder auch wieder versinkend“ (279)

Die Analogie von der Schifffahrt und dem Prozess des Einschlafens wird unter Rekurs auf den in der Russischen Kultur mit der Mutterimago verbundenen Fluss thematisiert: „wie in mütterlichem Arm wiegte der gewaltige Fluß ganz sanft das Schiffchen mit dem kleinen bangen Menschenwesen darin, ganz sanft hin und her, als wiege er ein Kind in den Schlaf.“ (334)

Die traumhafte Wahrnehmung der Reisenden wird demnach durch die Art der Reise begünstigt. Auch der Gang des Geliebten hat eine hypnotische, einschläfernde Wirkung : „Dieser Schritt hatte für sie etwas Einschläferndes. Jetzt eben klang er ganz fern, verklang – dann kehrte er wieder – näher – ruhig und fest; Valdevenen schritt langsam an ihr vorüber.“ (322) Die Verbindung von traumhaftem Erleben, Kindheitserinnerungen und Märchenmotiven wird auch in den Gesprächen und Ausflügen mit Valdevenen deutlich. So rät er ihr etwa: „Sie [sollten] mir sagen: geh du deiner Wege und reiß mich nicht aus dem Kinderschlaf. Tu mir nichts an, – nein, laß mich träumen und schlummern.“ (327) Ljubow betrachtet ihn als einen Märchenprinzen, der ihr eine ganz neue Welt offenbart. Deutlich wird dies insbesondere während des Landgangs, denn als sie in Kasan an Land gehen, wird ihr bewusst „wie gerade Valdevenens Wesen und Wissen ihr half, diese ganze fremdartige Welt aufzuschließen, die ihre Phantasie mächtig zu reizen begann, gleich einem Märchen aus Tausend und eine Nacht. In seinem weiten braunen Mantel, umringt von den Schleiern und buntbestickten Gewändern, nahm er sich für sie aus als der Herr, der über all diese Zauber und Wunder gebot.“ (S. 302)

Die fremdartige Welt ist nicht die Welt der Märchen, sondern die Welt der Erwachsenen und der einfachen Menschen, mit der sie bisher noch keine Berührung hatte. Geschildert wird demnach ein Prozess des Erwachens, der Aufklärung und Reifung, der im Kuss des Märchenprinzen kulminiert. Sodann verliert Ljubow jedoch ihr waches Interesse an der Außenwelt. Ihr Blick richtet sich nach innen, ihre Gedanken kreisen fortan um sich selbst. Präsent wird hier der Salomé‘sche Narzissmus, den Chantal Gahlinger in ihrer Analyse von Wolga diagnostiziert (vgl.: Gahlinger 2001,165). Auf narratologischer Ebene wird der weibliche Narzissmus dadurch veranschaulicht, dass sich der Blick auf die Figur entfernt. War es zum Beginn der Novelle Ljubows Blick, durch den die Lesenden die vorbeiziehende Landschaft beobachteten, ist es am Ende die Landschaft selbst, die auf die Figur schaut. Gahlinger spricht in diesem Zusammenhang vom „Blickpunkt Gottes“ bzw. einer Fokusverlagerung, die an filmische Erzählverfahren erinnert (vgl.: ebd.). Andreas-Salomé verwendet demnach mehrere mit dem Traum assoziierte Erzählverfahren (filmisches und märchenhaftes Erzählen, siehe auch: „Film und Traum 1900-1930“ im Lexikon Traumkultur), um die traumhaft anmutende kindliche Weltwahrnehmung der Figur literarästhetisch auszugestalten.


Interpretation

Traum I

Anhand des im ersten Traum dominanten Lieblingsmärchens wird ein Konflikt zwischen dem zeitgenössischen Weiblichkeitsideal der Femme Fragile und den naiven und mitunter von Omnipotenzfantasien geprägten Sichtweisen der Protagonistin deutlich. Die Märchenprinzessin erweist sich als ähnlich passiv wie bekannte Märchenfiguren, etwa Dornröschen und Schneewittchen, die keine eigenen Entscheidungen treffen, sondern lediglich auf einen Prinzen warten, der sie wachküsst und den sie heiraten, ohne eine Wahlmöglichkeit in Betracht zu ziehen (vgl.: Röllecke 1985, 83). Dieses „Ideal“ weiblicher Passivität und Manipulierbarkeit bestimmt zunächst den romantischen Blick Ljubows auf die Beziehung von Mann und Frau und macht sie so attraktiv für Valdevenen. Das Motiv des Zauberschlafs wird auch auf die wache Wahrnehmung der Figur bezogen, sodass die kindliche Weltwahrnehmung mit dem Zustand des Schlafs enggeführt werden. Im letzten Teil des geschilderten Traums wird deutlich, dass die Projektionen und Forderungen des männlichen Gegenübers (Valdevenen) vom Verhalten des Märchenprinzen in ihrem Lieblingsmärchen abweichen. Angesiedelt ist diese schockierende Erkenntnis an den Rändern des eigentlichen Traumgeschehens, in einem Zustand des Aufwachens. Die Opposition von Traum und Wirklichkeit bzw. Ideal und Trieb lassen sich auch auf das Dornröschen-Prinzip übertragen. Rekurriert Andreas-Salomé doch mit dem Ende des ersten Traums auf die Wurzeln des Dornröschen-Märchens, da die schlafende Schöne in Giambattista Basiles Version (Sole, Luna e Talia 1634) von einem verheirateten König während der Jagd im Schlaf geschändet (und geschwängert) wird. Unmittelbar darauf zieht der König weiter und vergisst den Vorfall bald wieder.

Da sich Ljubow während der Verführung in einem Zustand des Halbschlafs befindet, vermischt sich das Erlebte mit den Träumen der Nacht. Der Vorfall wird daher zu einem traumgleichen Erlebnis, dessen Deutung Ljubows Kompetenzen übersteigt. Ob als Traum im Traum, oder als Verschachtelung verschiedener Träume, deren Ränder sich überlagern, die geschilderte Melange aus romantisch verklärtem Sehnsuchtstraum und prophetischem Angsttraum ist überaus bemerkenswert, da dieser hybride Traumcharakter das ambivalente Seelenleben der adoleszenten Hauptfigur eindrucksvoll veranschaulicht. Die divergierenden Gefühle und Sichtweisen zeichnen sie als unzuverlässige Erzählerin aus. Während ihre Beschreibungen nahelegen, dass die Verführung Teil des Traumgeschehens ist, lässt die Reaktion Valdevenens auf ihren träumerisch sehnsuchtsvollen Blick auf die vorbeiziehende Wolgalandschaft am nächsten Morgen einen anderen Schluss zu: „Aber können Sie immer noch nicht genug bekommen, Sie kleine Unersättliche? Heute, nach der gestrigen Nacht, hätten Sie eigentlich ein Recht darauf, müde zu sein.“ (320 f) Für sie selbst scheinen sich die Fäden erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Erst allmählich bemerkt sie, dass es tatsächlich seine Schritte waren, die sie im Traum vernommen hat:

„Sie hörte auf seinen Schritt hin. Sie hörte ihn heraus unter all den anderen, ruhig und fest. „Wie auf den Steinfliesen vom Traumhof!“ dachte sie wieder. Ja, gewiß: das war sein Schritt gewesen, heute früh auf dem Deck, – kein anderer. Und dadurch war er also auch in ganzer Gestalt in den Traum hineingeraten – –.“ (321 f.)

Fortan wird der Brunnentraum zum stetigen Begleiter ihrer Gedanken, insbesondere wenn sie mit Valdevenen spricht. Stets ist in diesen Momenten die Opposition von sexuell konnotiertem Wunsch(tag)traum und realem Erleben männlicher Forderungen präsent, die ihr Angst bereiten und gegen die sie sich zunächst lautstark wehrt. Seine Prophezeiung erfüllend, erlebt sie sich als Gefangene seines Blickes, der stets auf ihren Körper gerichtet ist. Gleich darauf ist sie jedoch schon wieder enttäuscht, ob der vertanen Gelegenheit, Neues kennenzulernen, sodass sie schließlich auf seine Wünsche eingeht und ihm einen innigen Abschiedskuss gibt.

Erstaunlicherweise hält der aus dem Märchen bekannte Zauberschlaf die Figur im wachen Erleben in Bann. Durch die Träume und die (mutmaßlich) im Schlaf erfolgte Verführung stellt sich ein Wandel ein, durch den Ljubows kindliche, wache und neugierige Weltsicht entzaubert wird. Insbesondere durch den zweiten Traum gleitet sie in ein Zwischenstadium von Wachen und Träumen, das durch den halbwachen Zustand des zweiten Traums schon angedeutet wird.

Traum II

So heißt es nach dem Erwachen:

„Geschlafen hatte sie wohl nicht, aber auch nicht gewacht, und jetzt kam sie zu sich mit einem körperlichen Schaudern und Frösteln, als ob weder Tag noch Nacht mehr zu entwirren sei, als ob sie ein einziges, wolkenbrauendes Chaos seien, in dem nur sie sich befand, da auf ihrem roten Stuhl, wach, um eine Tat ringend, die ihr erst die ganze Welt ringsum wieder klären, durchsonnen, gestalten sollte.“ (336)

Zwischen Gestern (vergangenen Kindertagen) und Morgen (künftigem Dasein als Ehefrau und Mutter) befindet sich demnach nicht die gegenwärtige wache Wahrnehmung des hellen Tages, sondern ein diffuser Halbschlaf im Dämmerlicht, der hier als ein Prozess des Abschiednehmens von der Kindheit und den Kindheitsfreundinnen lesbar wird. Nach dem leidenschaftlichen Abschiedskuss, den sie Valdevenen kurz nach dem Erwachen gibt, intensiviert sich diese traumhafte Art der Wahrnehmung zunehmend. So sieht Ljubow die Welt nicht klarer nach diesem Kuss, sondern sie verliert das Interesse an der Landschaft, was etwa darin ersichtlich wird, dass sie nicht mehr für die wildromantischen Reize der schönsten Strecke – des sogenannten Samarer Knies – empfänglich ist. Wie in Trance erlebt sie die Weiterfahrt und ist, wie viele andere Frauenfiguren in Andreas-Salomés Erzählungen auch, auf sich selbst fixiert. Diese Wahrnehmung wird mehrfach auf traumhaftes Erleben bezogen, etwa wenn sie sich fragt: „[w]ar sie vielleicht überall schon gewesen oder hatte sie es nur irgendwann geträumt?“ (319) Oder: „Mitten in diesem Hinträumen nahm sie zwischendurch irgend eine ganz gleichgültige Einzelheit wahr…“ (339) Ihre ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf Valdevenen, der ihr verspricht, sie auf der Rückreise ab Samara wiederzusehen und dann nicht mehr zu verlassen. In diesem Zusammenhang wird erneut auf das an erster Stelle in ihrem Märchenbilderbuch abgedruckte Lieblingsmärchen rekurriert, wenn es heißt:

„nun stellte sie sich hin und schaute aufmerksamer in die wundervolle Szenerie [der Landschaft] wie in ein Bilderbuch, das man von hinten durchblättert. Denn die richtige Reihenfolge kam erst „dann“! Und der gewaltige Strom rauschte willig in ihre Träume, und die Fernen bedeckten sich für sie mit dem höchsten Glanz einer unsagbaren Schönheit.“ (339)

So könnte man schließen, dass sie (erneut) in ihr Märchen eintaucht und ihr ganzes Interesse ihrem eigenen Empfinden gilt, sodass sie nicht mehr mit wachem, interessiertem Blick auf die Landschaft schaut, was zum Ende der Novelle in einem Perspektivwechsel deutlich wird, da sie nun von der Natur beobachtet wird:

„Aus großen, ruhigen Augen schaute die Landschaft dem Menschenkinde auf dem Schiffchen zu, [...] während der Strom weiterströmte, stetig und unaufhaltsam weiter – zum Meer – und Stunde um Stunde weiter zu ihrem Meer – zur Ewigkeit.“ (339 f.)

Funktion in der Novelle und im Novellenzyklus

Mit ihrer Novelle Wolga kreiert Andreas-Salomé ein Adoleszenzmärchen, das eine Metamorphose beinhaltet. Während die vorab in der Zeitschrift abgedruckte Version mit der Ehe endet, wird in der im Novellenzyklus Im Zwischenland enthaltenen Variante das Ende offengelassen. Ob Valdevenen wie versprochen tatsächlich auf der Rückreise zusteigen wird, um sie dann nicht mehr zu verlassen, bleibt offen. Sicher ist, dass sein Kuss und die (erträumte) Verführung einen Gemütswandel auslösen, der einer Metamorphose gleicht. Anders als Dornrösschen und Schneewittchen, die durch den Kuss des männlichen Helden aus ihrem Zauberschlaf geweckt werden, wirkt Ljubow keineswegs wacher, sondern viel eher träumerischer nach diesem Erlebnis. Sie nimmt die Natur nur noch wie durch einen Schleier wahr und befindet sich in einem Zwischenstadium von Wachen und Träumen. Der wache, neugierige Blick auf die umliegende Natur wird ihr durch den Kuss genommen. Am Ende ist es die als beständig beschriebene Natur, die auf die träumerische Frauenfigur blickt.

So romantisch diese Novelle auf den ersten Blick anmuten mag, offenbart sie dennoch einen innovativen Blick auf die dominante Thematik der weiblichen Initiation. Die Protagonistin erkennt, dass die im Märchen idealisierte passive Haltung der schlafenden Prinzessin kein erstrebenswerter Zustand ist und sie selbst die Initiative ergreifen muss, um Neues kennenzulernen und das Zwischenland der Adoleszenz zu überwinden. Dass der Novellenzyklus mit dieser Novelle endet, ist demnach folgerichtig. Die im Zentrum der vorigen Novellen stehenden weiblichen Figuren werden als Klassenkameradinnen in Ljubows Traum erwähnt. Aus der Perspektive der Hauptfigur sind sie die im Zwischenland Verharrenden, von denen sie im Halbschlummer Abschied nimmt.

Die sukzessive Abkehr von der Welt der Kindheit wird auch in Ljubows Naturbetrachtungen transparent. Während sie sich zunächst als Teil der Landschaft wahrnimmt und sich insbesondere mit den Birken identifiziert, nimmt sie durch die immer offensiveren Annäherungsversuche Valdevenens eine Entfremdung zur sie umgebenden Natur wahr. Deutlich wird hier die auch in anderen Erzählungen der Autorin präsente Opposition von der Frau als Naturwesen und als Produkt der Kultur (bzw. eines männlichen Blicks). (Vgl.: Schäfer 2016) Auch im wachen Erleben gleicht sie der verzauberten Prinzessin aus dem Märchen, da die Natur sie in Bann hält. Die Präsenz Valdevenens verzaubert sie jedoch auf andere Weise, sodass die Macht der Natur mit der Macht des männlichen Initiators konkurriert: „ob immer noch die Landschaft sie verzaubert hielt, oder nur noch sein [Valdevenens] Dazwischentreten. „Nein, – die Birken da!“ dachte sie wie im Traum. Die Birken kamen jetzt so nah, man konnte die Zweige im wehenden Winde unterscheiden, all die große Schönheit kam nah, ganz nah, aber zugleich blieb sie so unerhört entfernt, so unermeßlich, schmerzlich fern, und nicht gleich Wind und Wolke und Welle war Ljubow mehr mitten darin, sondern nur noch ein davon tiefgeschiedenes armes Menschenkind – –.“

Menschenkinder lautet der Titel ihres zwei Jahre zuvor erschienenen ersten Novellenzyklus, in dem junge erwachsene Frauen fokussiert werden, die sich überwiegend auf Reisen befinden (vgl.: Schäfer 2016). Auch hier lenkt Andreas-Salomé den Fokus auf die Beschaffenheit der menschlichen Psyche und nimmt junge Menschen in den Blick, die sich an Traditionen und im Geschlechterkampf reiben und infolge dessen eine Bewusstseinsveränderung erfahren. Deutlich wird in ihren beiden Novellenzyklen ein psychoanalytisches Erkenntnisinteresse, das auch mit Blick auf eines ihrer späten Werke, den offenen Brief zu Sigmund Freuds 75. Geburtstag, Mein Dank an Freud ersichtlich ist. Hier schreibt sie: „... wir selber sind der Mensch mit seinem Widerspruch, der an seiner Reibung erst sich fruchtbar selbst erlebt als Bewußter.“ (Andreas-Salomé 2012, 265 f.)

In Wolga erlebt die Liebe (Ljubow) eine Reibung, die sie durch Eigeninitiative vorantreibt. Sie entscheidet sich für einen Abschiedskuss, nachdem sie die letzte Nacht nur im Halbschlummer und nicht mehr in einem tiefen Schlaf verbracht hat, aus dem sie sich nur mühevoll befreien konnte wie nach dem ersten Traum. Der Schlaf erfährt demnach eine Überhöhung und verweist auf einen anderen Zustand, den es zu überwinden gilt. In der finalen Szene deutet sich ein Rollentausch der Figuren aus dem Lieblingsmärchen an, da Ljubow den Part des aktiven Prinzen übernimmt und der Geliebte mit dem im Nebel zerrinnenden Frosch, der traurig davon hüpft, verglichen wird:

„Ehe Ljubow [nach dem Kuss] zur Besinnung kam, schwand er ihr hinweg im weißen, brauenden Nebel, zerrann er ihr gleichsam in nichts, als habe sie nur geträumt.“ (338)

Die Prinzessin hat die Initiative ergriffen, ist erwacht, aber folglich auf sich alleine gestellt. Der finale, nach innen gerichtete Blick Ljubows, lenkt die Aufmerksamkeit auf die tiefe Einsamkeit der Figur. So endet nicht nur das eingangs zitierte Gedicht, sondern auch die in der gleichnamigen Novelle geschilderte Reise durch das Zwischenland mit „ungeheuren Einsamkeiten“, die in Andreas-Salomés wissenschaftlichen Publikationen als Begleiterscheinung der Liebe geschildert werden (vgl.: Andreas-Salomé: Gedanken über das Liebesproblem 1900). Der Traum, in dem die Einsamkeit ein zentrales Element ist, erweist sich als prädestiniert, um die positiv besetzte weibliche Einsamkeit (vgl.: Andreas-Salomé: Narzissmus als Doppelrichtung) literarästhetisch auszugestalten.


Iris Schäfer


Literatur

Ausgaben

  • Lou Andreas-Salomé: Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen. In: Deutsche Roman-Bibliothek 29 (1901), 657-668, 679-688, 701-708 (Vorabdruck in einer Zeitschrift).
  • Lou Andreas-Salomé: Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen. Stuttgart, Berlin: J.G. Cotta’sche Buchhandlung 1902 (Erstausgabe).
  • Lou Andreas-Salomé: Wolga. In: Dies.: Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen. Hg. von Britta Benert in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-Salomé-Archiv in Göttingen. Taching am See: MedienEdition Welsch 2013, 276-340 (zitiert mit der Sigle W).

Weitere Primärliteratur

  • Lou Andreas-Salomé: Gedanken über das Liebesproblem [1900]. In: Dies.: Ideal und Askese. Aufsätze und Essays. Band 2: Philosophie. Hg. von Hans-Rüdiger Schwab. Taching am See: MedienEdition Welsch 2014, 61-94.
  • Lou Andreas-Salomé: Menschenkinder. Kommentierte Studienausgabe des gleichnamigen Novellenzyklus aus dem Jahr 1899. Hg. von Iris Schäfer in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-Salomé Archiv in Göttingen. Taching: MedienEdition Welsch 2017.
  • Lou Andreas-Salomé: Narzißmus als Doppelrichtung und: Mein Dank an Freud. In: Lou Andreas-Salomé: Werke und Briefe. Band 4: Psychoanalyse. Mein Dank an Freud. Hg. von Brigitte Rempp. Taching am See: MedienEdition Welsch 2012.
  • Lou Andreas-Salomé: Russland mit Rainer. Tagebuch der Reise mit Rainer Maria Rilke im Jahre 1900. Hg. von Dorothee Pfeiffer und Stéphane Michaud. Marbach: Deutsche Schillergesellschaft 1999.
  • Sigmund Freud/Lou Andreas-Salomé: Briefwechsel. Hg. von Ernst Pfeiffer. Frankfurt/M.: Fischer 1966.

Forschungsliteratur

  • Benert, Britta: Nachwort. In: Lou Andreas-Salomé: Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen. Hg. von Britta Benert in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-Salomé-Archiv in Göttingen. Taching am See: MedienEdition Welsch 2013, 407-451.
  • Bilina, Danielle: Der Raum in der Märchenwelt. Untersuchung von Raumkonzepten und Darstelungstechniken in ausgewählten Werken der Brüder Grimm und Theodor Vernalekens. Uni Wien 2007; Online.
  • Foucault, Michel. Andere Räume. In: Karlheinz Barck (Hg.): Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik. Leipzig: Reclam 1993, 34-46.
  • Gahlinger, Chantal: Der Weg zur weiblichen Autonomie. Zur Psychologie der Selbstwerdung im literarischen Werk von Lou Andreas-Salomé. Frankfurt/M.: Lang 2001.
  • Lüthi, Max: Das europäische Volksmärchen. 11. Aufl. Tübingen, Basel: Francke 2005.
  • Röllecke, Heinz: Die Frau in den Märchen der Brüder Grimm. In: Sigrid Früh/Rainer Wehse (Hg.): Die Frau im Märchen. Kassel: Röth 1985, 72-88.
  • Schäfer, Iris/Oxane Leingang: Eine Deutschsprachige Jugendnovelle mit russischer Seele. Lou Andreas-Salomés Wolga (1902). In: Oxane Leingang/Klaus Schenk (Hg.): Ost-westlicher Kulturtransfer in Kinder- und Jugendliteratur und ihren Medien. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2022 [im Druck].
  • Schäfer, Iris: Menschenkinder – Eine transdisziplinäre und multiperspektivische Analyse der modernen Menschenseele. In: Lou Andreas-Salomé: Menschenkinder. Kommentierte Neuauflage des gleichnamigen Novellenzyklus aus dem Jahr 1899. Hg. von Iris Schäfer in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-Salomé Archiv in Göttingen. Taching am See: MedienEdition Welsch 2017, 354-377.
  • Schütz, Katrin: Geschlechterentwürfe im literarischen Werk von Lou Andreas-Salomé unter Berücksichtigung ihrer Geschlechtertheorie. Würzburg: Königshausen und Neumann 2008.
  • Wernz, Birgit: Sub-Versionen. Weiblichkeitsentwürfe in den Erzähltexten Lou Andreas-Salomés. Pfaffenweiler: Centaurus 1997.


Weblinks