"Wolga" (Lou Andreas-Salomé): Unterschied zwischen den Versionen

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: Getrost und ĂŒberlegen liegt die Schlafende da. Sie weiß es ja aus dem MĂ€rchen, daß sie nicht in den Brunnen fallen wird, nur er, der Ärmste, weiß es noch nicht. Und sie freut sich auf den Schluß, wo er, von ihrer Lieblichkeit berĂŒckt, sie in Verzweiflung anschwĂ€rmen wird (W 313).
 
: Getrost und ĂŒberlegen liegt die Schlafende da. Sie weiß es ja aus dem MĂ€rchen, daß sie nicht in den Brunnen fallen wird, nur er, der Ärmste, weiß es noch nicht. Und sie freut sich auf den Schluß, wo er, von ihrer Lieblichkeit berĂŒckt, sie in Verzweiflung anschwĂ€rmen wird (W 313).
  
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Andreas-SalomĂ© lĂ€sst die Leserschaft nicht nur an den Quellen, aus welchen sich das Traumgeschehen speist teilhaben, sondern auch an der den Traum begleitenden GerĂ€uschkulisse aus dem Umfeld der Schlafenden: Es sind Schritte vernehmbar, die mutmaßlich von Valdevenen herrĂŒhren, der vor Ljubows Kabine auf dem Deck auf und ab lĂ€uft. Die nah am Fenster auf einem Diwan Liegende hört, wie er einen Stein ins Wasser wirft, woraufhin sich die Schritte entfernen. Doch kurz darauf kehrt er zurĂŒck und sie
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Andreas-SalomĂ© lĂ€sst die Leserschaft nicht nur an den Quellen, aus welchen sich das Traumgeschehen speist teilhaben, sondern auch an der den Traum begleitenden GerĂ€uschkulisse aus dem Umfeld der Schlafenden: Es sind Schritte vernehmbar, die mutmaßlich von Valdevenen herrĂŒhren, der vor Ljubows Kabine auf dem Deck auf und ab lĂ€uft. Die nah am Fenster auf einem Diwan Liegende hört, wie er einen Stein ins Wasser wirft, woraufhin sich die Schritte entfernen.  
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Doch kurz darauf kehrt der Traumritter zurĂŒck und die TrĂ€umende
  
 
: fĂŒhlt sich aufgenommen von zwei Armen, – hochgehoben, dann herabgesenkt, – eine moderige Luft schlĂ€gt ihr feuchtkalt aus irgendwelcher Tiefe entgegen. Sie denkt schnell: "Das ist ein Irrtum, – das kommt ja erst morgen, – er ĂŒberschlĂ€gt eine Nacht!" Und ungeduldig wartet sie, daß nun ihre Lieblichkeit ihn bestechen werde (W 313 f.).
 
: fĂŒhlt sich aufgenommen von zwei Armen, – hochgehoben, dann herabgesenkt, – eine moderige Luft schlĂ€gt ihr feuchtkalt aus irgendwelcher Tiefe entgegen. Sie denkt schnell: "Das ist ein Irrtum, – das kommt ja erst morgen, – er ĂŒberschlĂ€gt eine Nacht!" Und ungeduldig wartet sie, daß nun ihre Lieblichkeit ihn bestechen werde (W 313 f.).
  
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MÀrchenhandlung und Traumgeschehen entfernen sich jedoch zunehmend, was die Schlafende zutiefst Àngstigt:  
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MÀrchenhandlung und Traumgeschehen entfernen sich so zunehmend voneinander, was die Schlafende zutiefst Àngstigt:  
  
 
: Da wird sie von Entsetzen gepackt. Wenn er die Reihenfolge nicht wie im MĂ€rchen einhĂ€lt, dann kann ja ĂŒberhaupt alles ganz anders ausgehen, – dann befindet sich unten im Brunnen auch gar kein Goldschloß mit Diamantzinnen, wo sie mit ihrem Ritter und Erlöser als glĂŒckliches Paar in Freuden und Herrlichkeit leben soll, – dann fĂ€llt sie einfach ins Wasser, – in eiskaltes Wasser, – und ertrinkt (W 314).
 
: Da wird sie von Entsetzen gepackt. Wenn er die Reihenfolge nicht wie im MĂ€rchen einhĂ€lt, dann kann ja ĂŒberhaupt alles ganz anders ausgehen, – dann befindet sich unten im Brunnen auch gar kein Goldschloß mit Diamantzinnen, wo sie mit ihrem Ritter und Erlöser als glĂŒckliches Paar in Freuden und Herrlichkeit leben soll, – dann fĂ€llt sie einfach ins Wasser, – in eiskaltes Wasser, – und ertrinkt (W 314).
  
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Als schließlich der Saum ihres Rocks feucht wird, reißt ihr die Angst die Augen auf wie es im Text heißt, doch sehen kann sie nichts - nur fĂŒhlen, dass sie in den Mantel Valdevenens gehĂŒllt ist, der ganz nah bei ihr ist und dennoch „wie von weitem“ (W 315) zu ihr spricht. Dass sie erwacht, wird erst nach der folgenden VerfĂŒhrungsszene beschrieben, sodass die Leserschaft im Unklaren darĂŒber gelassen wird, ob die VerfĂŒhrung durch Valdevenen (der Ljubow darlegt, dass er weit Schöneres kenne als ein Goldschloss mit Diamantzinnen und dass in ihr selbst ein Brunnen liege) noch Teil des Traumes bzw. ein Traum im Traum ist: „In dir selber mußt du zu allem bereit sein, was ein anderer dir tut, – dich von ihm nehmen und hinabsenken lassen, und nicht fragen, was er tut. Du mußt versinken, dann wirst du auferstehen“ (W 315). Ljobow strĂ€ubt sich zunĂ€chst gegen diese Anweisung, fĂ€llt jedoch nur kurz in die Rolle der schlafenden, passiven Prinzessin zurĂŒck: „,Nein, – nein, ich will lieber verzaubert bleiben!' denkt sie in Angst. Aber noch wĂ€hrend sie es denkt, heben ihre Arme wider ihren Willen sich schon“ (W 316). DafĂŒr, dass diese VerfĂŒhrung noch Teil der Traumhandlung ist, sprechen die fĂŒnfzehn Gedankenstriche, von denen die Traumhandlung gerahmt wird: „Eine Wonne, stark wie Schmerz, benimmt ihr die Besinnung. – – – – – – – – – – – – Mit einem tiefen seufzenden Atemzug erwachte sie“ (W 316), heißt es am Ende des Abschnitts.
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Als schließlich der Saum ihres Rocks feucht wird, reißt ihr die Angst die Augen auf, wie es im Text heißt, doch sehen kann sie nichts - nur fĂŒhlen, dass sie in den Mantel Valdevenens gehĂŒllt ist, der ganz nah bei ihr ist und dennoch „wie von weitem“ (W 315) zu ihr spricht. Dass sie erwacht, wird erst nach der folgenden VerfĂŒhrungsszene beschrieben, sodass die Leserschaft im Unklaren darĂŒber gelassen wird, ob die VerfĂŒhrung durch Valdevenen (der Ljubow darlegt, dass er weit Schöneres kenne als ein Goldschloss mit Diamantzinnen und dass in ihr selbst ein Brunnen liege) noch Teil des Traumes bzw. ein Traum im Traum ist: „In dir selber mußt du zu allem bereit sein, was ein anderer dir tut, – dich von ihm nehmen und hinabsenken lassen, und nicht fragen, was er tut. Du mußt versinken, dann wirst du auferstehen“ (W 315). Ljobow strĂ€ubt sich zunĂ€chst gegen diese Anweisung, fĂ€llt jedoch nur kurz in die Rolle der schlafenden, passiven Prinzessin zurĂŒck: „,Nein, – nein, ich will lieber verzaubert bleiben!' denkt sie in Angst. Aber noch wĂ€hrend sie es denkt, heben ihre Arme wider ihren Willen sich schon“ (W 316). DafĂŒr, dass diese VerfĂŒhrung noch Teil der Traumhandlung ist, sprechen die fĂŒnfzehn Gedankenstriche, von denen die Traumhandlung gerahmt wird: „Eine Wonne, stark wie Schmerz, benimmt ihr die Besinnung. – – – – – – – – – – – – Mit einem tiefen seufzenden Atemzug erwachte sie“ (W 316), heißt es am Ende des Abschnitts.
  
 
=== Beschreibung: Traum II ===
 
=== Beschreibung: Traum II ===

Version vom 21. Februar 2022, 08:05 Uhr

Lou Andreas-Salomé, 1897

Wolga ist eine Novelle der russisch-deutschen Autorin Lou Andreas-SaomĂ© (1861-1937). Veröffentlicht wurde sie als Teil des Novellenzyklus Im Zwischenland. FĂŒnf Geschichten aus dem Seelenleben halbwĂŒchsiger MĂ€dchen (1902; eine in zahlreichen Details abweichende Erstfassung der ErzĂ€hlung war bereits ein Jahr vorher in einer Zeitschrift erschienen).


Zur Autorin

Die von Sigmund Freud als „Versteherin par excellence“ (Briefwechsel 1960, 50) und von der ReformpĂ€dagogin Ellen Key (1849-1926) als „hervorragende Seherin in die feinen Nuancen einer Seele – besonders Frauenseele“ (Brief vom 16.04.1900; Wernz 1997, 31) beschriebene Philosophin, Autorin und erste Psychoanalytikerin Deutschlands hatte zahlreiche Interessen. So studierte sie als eine der ersten Frauen im Jahr 1880 in ZĂŒrich Allgemeine Religionsgeschichte, Dogmatik, Logik, Metaphysik und Philosophie (Wiesner-Bangard/Welsch 2002, 33), war mit Nietzsche, Rilke, Freud und namhaften Frauenrechtlerinnen befreundet und publizierte wissenschaftliche und erzĂ€hlende Literatur von der KindheitserzĂ€hlung ĂŒber autobiografische Romane bis hin zu gesellschaftskritischen ErwachsenenerzĂ€hlungen. Lange wurde sie auf den Status der „Muse“ einflussreicher MĂ€nner reduziert. Auch ihr wissenschaftliches und literarisches VermĂ€chtnis wurde erst spĂ€t gewĂŒrdigt.

Entstehungs- und Druckgeschichte

Auf ihren beiden Russlandreisen, die sie im ausgehenden 19. Jahrhundert mit ihrem damaligen Geliebten Rainer-Maria Rilke (1875-1926) unternahm, fĂŒhrte sie ReisetagebĂŒcher, die sie auch mit Gedichten fĂŒllte. Insbesondere die Wolgafahrt, die sie mit Rilke auf ihrer zweiten Russlandreise unternahm, hinterließ einen bleibenden Eindruck, den sie auf kĂŒnstlerische Weise sowohl in ihrer Novelle wie auch in dem im Reisetagebuch vermerkten Gedicht Wolga verarbeitete:

Bist Du auch fern: ich schaue Dich doch an,
Bist Du auch fern: mir bleibst Du doch gegeben -
Wie eine Gegenwart, die nicht verblassen kann.
Wie meine Landschaft liegst Du um mein Leben.
HĂ€tt‘ ich an Deinen Ufern nie geruht:
Mir ist, als wĂŒĂŸt ich doch um Deine Weiten,
Als landete mich jede Traumesflut
An Deinen ungeheuren Einsamkeiten.
(Andreas-Salomé 1999).

Veröffentlicht wurde die ErzĂ€hlung in dem Novellenzyklus Im Zwischenland. FĂŒnf Geschichten aus dem Seelenleben halbwĂŒchsiger MĂ€dchen im Jahre 1902 in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung. Vorangegangen war eine Zeitschriftenpublikation in der von F.W. HacklĂ€nder herausgegebenen Deutschen Roman-Bibliothek (1901). Wie Britta Benert, die Herausgeberin der neuen Standard-Edition, hervorhebt, weicht die Zeitschriftenfassung stark von der in der Novellensammlung publizierten Version ab (W 392 ff.). Gewidmet ist der Novellenzyklus der Cousine der Verfasserin, Emma Flörke, geb. Wilm, „zur Erinnerung an unsere Kindheit“.

Aufbau und Thematik der Novelle

Geschildert wird die Reise der 16jĂ€hrigen mutterlosen Deutschrussin Ljubow (dt. „Liebe“) Wassiliewna auf der Wolga von NiĆŸnij Novgorod nach Astrachann, dem Vater entgegen. Wichtige Motive entstammen der Wolgareise der Autorin, die jedoch stromaufwĂ€rts, nicht wie in der Novelle stromabwĂ€rts verlief (W 393). Auf dem Mikrokosmos des Schiffes befindet sich Ljubow in der Obhut des KapitĂ€ns und seiner Schwester. Der Name des Dampfschiffs „Zcar Saltan“ rekurriert auf das gleichnamige MĂ€rchen des russischen Romantikers Alexander Puschkin (1799-1837). Intertextuelle Verweise prĂ€gen auch weitere Partien der Novelle, insbesondere den ersten der beiden TrĂ€ume Ljubows.

Eingangs schildert die ErzĂ€hlerin das Zusammenspiel von Fluss und Natur, um von diesen poetisch anmutenden EindrĂŒcken den Blick auf die junge Reisende zu richten. Transparent werden in dieser Naturwahrnehmung eine romantisch-verklĂ€rte Weltsicht, aber auch sexuelle SehnsĂŒchte, die etwa an der Beschreibung der Birken, die in der russischen Kultur sinnbildlich fĂŒr junge Frauen steht (SchĂ€fer/Leingang 2022): „Urwaldbirken, heben ihre weißlichen StĂ€mme in leuchtender Nacktheit aus dem Bade im Strom“ (W 278). Diese sinnliche Wahrnehmung wird kontrastiert von einem nĂŒchternen Zitat aus einem ReisefĂŒhrer, mit dem sich die Protagonistin erstmals zu Wort meldet. Die PolaritĂ€t von sinnlicher Wahrnehmung und nĂŒchterner Verlesung von Fakten ĂŒber die Stadt Nischni Nowgorod wird sodann auf den Körper der Figur ĂŒbertragen, die aus der ErzĂ€hlperspektive wie folgt beschrieben wird: „Die große, schöne, weiche Gestalt verkĂŒndete: ,ich bin eine ausgewachsene Person, eine Dame bin ich!' jedoch das runde Kindergesicht widersprach lebhaft“ (W 280).

WĂ€hrend die Hauptfiguren der ĂŒbrigen Novellen des Zyklus‘ im Zwischenland der Adoleszenz verharren, wird in Wolga ein Übergang zur Erwachsenenwelt vollzogen, der von einem gravierenden GemĂŒtswandel begleitet ist. So bildet die Schifffahrt den Rahmen fĂŒr eine weibliche Initiationsreise, die dem Dornröschen-Prinzip entspricht, da ein mĂ€nnlicher Initiator maßgeblich an der beschriebenen Entwicklung beteiligt ist.

Das Schiff mit seinen unterschiedlichen Klassen kann als Heterotopie im Foucault’schen Sinn verstanden werden (Foucault 1993), wobei eine Besonderheit darin besteht, dass Ljubow sich frei zwischen den drei Klassen bewegen kann (wenngleich dies von Seiten des KapitĂ€ns nicht gerne gesehen wird). Außerhalb dieser Heterotopie kennt sie nur den Mikrokosmos ihres Petersburger Pensionats sowie das LandhĂ€uschens ihrer Tante in Peterhof (W 280). Die gesellschaftlichen ZwĂ€nge sind in diesem von Zeit und Ort losgelösten Raum weniger strikt als im heimischen Umfeld. TatsĂ€chlich langweilt sie der Aufenthalt im Salon der 1. Klasse, wo ihr der etwa gleichaltrige Aristokratensohn Alescha Murawiew Avancen macht. Fasziniert ist sie viel eher von dem Fremden und Unbekannten, insbesondere dem erfahrenen Arzt Valdevenen, der wĂ€hrend der Fahrt von einem Boot aus zusteigt und sich von dem jungen MĂ€dchen angezogen fĂŒhlt. So wie sie sich an der Landschaft weidet, „erholen“ sich die Augen des Arztes, der eben noch Typhus und Skorbut behandelt hat, durch die Betrachtung der 16jĂ€hrigen: „Eine Erholung, so etwas anzuschauen. Wie selten sind Jugend, Schönheit, Gesundheit so harmonisch beisammen“ (W295) Die Novelle endet mit seiner Abreise, einem bedeutsamen Abschiedskuss und dem Versprechen, sie auf der Heimreise wiederzusehen und beisammenzubleiben.

Die TrÀume

Beschreibung: Traum I

Nachem Ljubow mit Valdevenen eine ernste Unterhaltung ĂŒber das unvermeidliche und in seinen Augen einem Leben in Gefangenschaft gleichende Schicksal der Frau gefĂŒhrt hat, wird im dritten Kapitel ein Traum beschrieben. Der Moment des Einschlafens ist nicht explizit markiert, sondern nur durch fĂŒnfzehn Gedankenstriche angezeigt. Im Fokus steht auch in dieser Traumszene die individuelle Wahrnehmung der Figur, die sich ihrer Verortung unsicher ist. Sie scheint nicht mehr auf der Wolga zu fahren, sondern fĂŒhlt sich in unbeschwerte Kindertage bzw. die kaiserlichen GĂ€rten unweit des Hauses ihrer Tante zurĂŒckversetzt. Hier sitzt sie, in ihrem LieblingsmĂ€rchen lesend, in der NĂ€he der FontĂ€nen und beschreibt ihre Faszination an dieser ErzĂ€hlung, die eine deutliche Analogie zum GesprĂ€ch mit Valdevenen aufweist. GeprĂ€gt ist das Traumgeschehen demnach von Kindheitserinnerungen und Tagesresten.

Das MĂ€rchen kreist um eine am Brunnen schlafende verzauberte Prinzessin, die von einem Ritter innerhalb von drei NĂ€chten erlöst werden könnte, wenn er sie in den tiefen Brunnen wirft. Doch statt ihrer wirft er in der ersten Nacht einen Stein ins Wasser; am nĂ€chsten Abend hebt er sie zwar hoch, ist jedoch von ihrer Schönheit derart gebannt, dass er sie wieder ablegt; am dritten Morgen „zerrinnt die Prinzessin vor ihm im Nebel der MorgendĂ€mmerung, und vom Platz, wo sie gelegen, schlĂŒpft ein grĂŒnes Fröschlein traurig von dannen“ (W 312). Die Analogie dieses fiktiven MĂ€rchens zur Prophezeihung Valdevenens, sie werde sich eines Tages wehrlos „wie blind und taub und lahm, wie im tiefsten Schlaf, [
] hineinwerfen lassen in das tiefe, enge Gelaß [der Ehe]“ (W 310), ist unverkennbar. Was genau Valdevenen mit diesen Andeutungen meint, erschließt sich Ljubow nicht, doch weckt das GesprĂ€ch ihre Neugier, mehr ĂŒber seine Ansichten zu erfahren. Die Rollenverteilung und -erwartungen in ihrem LieblingsmĂ€rchen sind ihr hingegen vertraut und erscheinen ihr als unverĂ€nderlich. So gibt sie sich zunĂ€chst einem genussvollen Traum hin, in welchem sie sich als verzauberte Prinzessin imaginiert, die einen Ritter (Valdevenen) in höchste VerzĂŒckung versetzt.

Getrost und ĂŒberlegen liegt die Schlafende da. Sie weiß es ja aus dem MĂ€rchen, daß sie nicht in den Brunnen fallen wird, nur er, der Ärmste, weiß es noch nicht. Und sie freut sich auf den Schluß, wo er, von ihrer Lieblichkeit berĂŒckt, sie in Verzweiflung anschwĂ€rmen wird (W 313).

Andreas-SalomĂ© lĂ€sst die Leserschaft nicht nur an den Quellen, aus welchen sich das Traumgeschehen speist teilhaben, sondern auch an der den Traum begleitenden GerĂ€uschkulisse aus dem Umfeld der Schlafenden: Es sind Schritte vernehmbar, die mutmaßlich von Valdevenen herrĂŒhren, der vor Ljubows Kabine auf dem Deck auf und ab lĂ€uft. Die nah am Fenster auf einem Diwan Liegende hört, wie er einen Stein ins Wasser wirft, woraufhin sich die Schritte entfernen.

Doch kurz darauf kehrt der Traumritter zurĂŒck und die TrĂ€umende

fĂŒhlt sich aufgenommen von zwei Armen, – hochgehoben, dann herabgesenkt, – eine moderige Luft schlĂ€gt ihr feuchtkalt aus irgendwelcher Tiefe entgegen. Sie denkt schnell: "Das ist ein Irrtum, – das kommt ja erst morgen, – er ĂŒberschlĂ€gt eine Nacht!" Und ungeduldig wartet sie, daß nun ihre Lieblichkeit ihn bestechen werde (W 313 f.).

MÀrchenhandlung und Traumgeschehen entfernen sich so zunehmend voneinander, was die Schlafende zutiefst Àngstigt:

Da wird sie von Entsetzen gepackt. Wenn er die Reihenfolge nicht wie im MĂ€rchen einhĂ€lt, dann kann ja ĂŒberhaupt alles ganz anders ausgehen, – dann befindet sich unten im Brunnen auch gar kein Goldschloß mit Diamantzinnen, wo sie mit ihrem Ritter und Erlöser als glĂŒckliches Paar in Freuden und Herrlichkeit leben soll, – dann fĂ€llt sie einfach ins Wasser, – in eiskaltes Wasser, – und ertrinkt (W 314).

Als schließlich der Saum ihres Rocks feucht wird, reißt ihr die Angst die Augen auf, wie es im Text heißt, doch sehen kann sie nichts - nur fĂŒhlen, dass sie in den Mantel Valdevenens gehĂŒllt ist, der ganz nah bei ihr ist und dennoch „wie von weitem“ (W 315) zu ihr spricht. Dass sie erwacht, wird erst nach der folgenden VerfĂŒhrungsszene beschrieben, sodass die Leserschaft im Unklaren darĂŒber gelassen wird, ob die VerfĂŒhrung durch Valdevenen (der Ljubow darlegt, dass er weit Schöneres kenne als ein Goldschloss mit Diamantzinnen und dass in ihr selbst ein Brunnen liege) noch Teil des Traumes bzw. ein Traum im Traum ist: „In dir selber mußt du zu allem bereit sein, was ein anderer dir tut, – dich von ihm nehmen und hinabsenken lassen, und nicht fragen, was er tut. Du mußt versinken, dann wirst du auferstehen“ (W 315). Ljobow strĂ€ubt sich zunĂ€chst gegen diese Anweisung, fĂ€llt jedoch nur kurz in die Rolle der schlafenden, passiven Prinzessin zurĂŒck: „,Nein, – nein, ich will lieber verzaubert bleiben!' denkt sie in Angst. Aber noch wĂ€hrend sie es denkt, heben ihre Arme wider ihren Willen sich schon“ (W 316). DafĂŒr, dass diese VerfĂŒhrung noch Teil der Traumhandlung ist, sprechen die fĂŒnfzehn Gedankenstriche, von denen die Traumhandlung gerahmt wird: „Eine Wonne, stark wie Schmerz, benimmt ihr die Besinnung. – – – – – – – – – – – – Mit einem tiefen seufzenden Atemzug erwachte sie“ (W 316), heißt es am Ende des Abschnitts.

Beschreibung: Traum II

Obwohl sie in der nĂ€chsten Nacht vor dem Einschlafen an die wĂ€rmenden HĂ€nde ihrer verstorbenen Mutter denkt, bleibt diese Nacht traumlos. Erst in der darauffolgenden Nacht – wie in ihrem LieblingsmĂ€rchen werden auch in der Novelle drei NĂ€chte beschrieben – trĂ€umt sie in einem Zustand des „Halbschlummers“ (W 334). Der zweite Traum steht ebenfalls im Spannungsfeld von Kindheitserinnerungen, Tagesresten und (sexuellen) SehnsĂŒchten. Da sie am Tag Postkarten an ihre Klassenkameradinnen geschrieben hat, trĂ€umt sie von ihren Freundinnen, doch stets im Bewusstsein, dass Valdevenen am nĂ€chsten Morgen das Schiff verlassen wird und sie ihn unbedingt noch vor seiner Abreise sehen möchte. Daher schlĂ€ft sie nicht in ihrer Kabine, sondern im Salon der 1. Klasse, wo er sie leichter aufsuchen kann, ohne Aufsehen zu erregen. So heißt es:

ein Halbschlummer kam ĂŒber sie mit halben TrĂ€umen –, aber immer entsann sie sich doch, daß sie dasaß und worauf sie wartete. Erinnerungen aus ihrer Schulzeit kamen ihr, alle die MĂ€dchen tauchten in ihrem dĂ€mmernden Bewußtsein auf, mit denen sie bis vor einigen Tagen ganz unzertrennlich vertraut gewesen (W 334).

Im Halbschlaf reflektiert sie darĂŒber, ob sie nach den Erlebnissen der letzten beiden Tage noch so unbefangen mit ihnen umgehen könnte wie sie es vor ihrer Reise gewohnt war. Dem harmlosen Ballspiel, das sie sodann imaginiert, wird eine anrĂŒchige Note verliehen, als der Ball unversehens „dicht an ihnen vorbei, in die Untiefe“ (ebd.) entgleitet. Und ein

schwindelndes Prickeln ĂŒberlief sie, als glitte sie jetzt selbst – ja, sie selbst war es ja, die da ausglitt, am Abhang, wo sie alle gespielt, sie glitt, glitt hinab, hinunter, wer weiß wohin, wer weiß wie tief! Schlaftrunken griff sie haltlos, suchend in die Luft. Nur noch wie eine von ihnen lĂ€ngst Geschiedene unterschied sie ihre GefĂ€hrtinnen dort oben, irgendwo, auf freundlicher, sonniger Wiese. Alle sah sie (W 334 f.).

Rekurriert wird hier auf das Bild des „gefallenen“ MĂ€dchens, das sich weder moralisch noch gesellschaftlich auf Augenhöhe mit ihren SpielgefĂ€hrtinnen befindet:

Alle sah sie – doch nur noch von fern, nur noch blaß, als sei sie schon aus dem heitern Reigen ausgetreten, als blickten alle schon fast fremd nach ihr. Und immer blasser standen sie vor ihr, – jetzt flatterte deutlich nur noch ein helles Kleid, – jetzt wehte noch gelöstes blondes MĂ€dchenhaar, winkte noch eine Hand, – und bald wußte Ljubow nicht mehr, ob es nicht nur wieder die Birken am hohen Rande der Wolga seien, die im Winde so wehten und winkten, abschied grĂŒĂŸend – – (W 335).

Die Birken, mit denen sie sich zunÀchst identifiziert, erscheinen nach diesem Halbschlaf plötzlich als das Fremde und Andere eines vergangenen Lebens. Sie befindet sich tatsÀchlich in einem Zwischenland, dessen zahlreiche UnwÀgbarkeiten durch den Zustand des Halbschlafs zur Darstellung gelangen.

Formale Besonderheiten und Traumhaftigkeit

In AdoleszenzerzĂ€hlungen kommt dem Traum als Zwischenstadium von Gestern/Vergangenem und Morgen/KĂŒnftigem eine besondere Bedeutung zu, die auch in Andreas-SalomĂ©s Novelle prĂ€sent ist. Eine Besonderheit besteht in der Verwendung von ErzĂ€hlweisen des VolksmĂ€rchens. Auf die Traumhaftigkeit des ErzĂ€hlens in VolksmĂ€rchen macht bereits LĂŒthi aufmerksam (LĂŒthi 2005, 79). Wie TrĂ€ume sind sie stets auf das unmittelbare Erleben der Figuren fokussiert, stellen lediglich dar, aber stellen nichts in Frage, erklĂ€ren und fordern nichts. Zudem wird auch in den Grimm’schen VolksmĂ€rchen hĂ€ufig die Adoleszenz der Figuren thematisiert, was insbesondere in der ersten Konfrontation mit Liebe und Tod zur Darstellung gelangt (Rölleke 1985, 82). So ist es charakteristisch fĂŒr das (Grimm’sche) MĂ€rchen, dass ReifevorgĂ€nge immer auch Todeserfahrungen implizieren, wobei letztere hĂ€ufig symbolischen Charakter haben und auf den Verlust der Kindheit oder der Bindungen an Personen (Eltern/Geschwister) bezogen werden (ebd.). Diese Todeserfahrung kommt im wachen Erleben Ljubows zum Ausdruck (etwa in der Konfrontation mit dem plötzlichen Einsatz Valdevenens wĂ€hrend des Landgangs), aber auch im Traum bzw. dem fiktiven LieblingsmĂ€rchen mit der Aufgabe, die schlafende Prinzessin in den tiefen Brunnen zu werfen. Auch nach den GesprĂ€chen mit Valdevenen wird Ljubow immer wieder an dieses Bild erinnert, etwa wenn sie sich vorstellt, der Grund der Wolga wĂ€re der tiefe Brunnen, in den Valdevenen sie stoßen könnte:

Alles herum erschien ihr so gespenstisch-mĂ€rchenhaft. Sie hatte hinuntergeblickt in das schwarze Wasser, in dem ein Schiffslicht aus dem Zwischendeck unten einen kleinen hellen Umkreis beschrieb: da glitzerte es dunkel und seltsam wie in der Tiefe eines Brunnens. Und mit einem Male war ihr gewesen, als wĂŒrde Valdevenen sie da ins Wasser werfen (W 322 f.).

Formal zeigt die in Wolga geschilderte Adoleszenzreise demnach einige Charakteristika der (Grimm’schen) VolksmĂ€rchen. Im Unterschied zu den (Grimm’schen) MĂ€rchenfiguren, ist Ljubow jedoch mit einer psychologischen Tiefe ausgestattet, die insbesondere in ihren TrĂ€umen zur Darstellung gelangt. So erfĂŒllt der geschilderte Traum die Funktion eines Seelenraums im Sinne Bilinas, da er einen tieferen Einblick in die Figurenpsyche ermöglicht (Bilina 2017, 39).

Doch auch im wachen Erleben der Figur macht sich hĂ€ufig eine traumhaft anmutende, romantisch-verklĂ€rte Sicht auf die Natur bemerkbar, die von einer naiven, kindlichen Weltsicht zeugt. Das gemĂ€chliche, traumgleiche Dahinfahren auf dem Fluss, die stetig vorbeiziehende Landschaft und die Erinnerungen an das LieblingsmĂ€rchen bedingen diese traumhaft anmutende Sichtweise. So werden die vorbeiziehenden StĂ€dte aus der Perspektive der Hauptfigur mit flĂŒchtigen TrĂ€umen verglichen: „FĂŒr ein Schiff, das nicht anlegt, bleibt es Bild und Traum, aufsteigend wundergleich, und gleich einem Wunder auch wieder versinkend“ (W 279).

Die Analogie von der Schifffahrt und dem Prozess des Einschlafens wird unter Rekurs auf den in der Russischen Kultur mit der Mutterimago verbundenen Fluss thematisiert: „wie in mĂŒtterlichem Arm wiegte der gewaltige Fluß ganz sanft das Schiffchen mit dem kleinen bangen Menschenwesen darin, ganz sanft hin und her, als wiege er ein Kind in den Schlaf“ (W 334).

Die traumhafte Wahrnehmung der Reisenden wird demnach durch die Art der Reise begĂŒnstigt. Auch der Gang des Geliebten hat eine hypnotische, einschlĂ€fernde Wirkung: „Dieser Schritt hatte fĂŒr sie etwas EinschlĂ€ferndes. Jetzt eben klang er ganz fern, verklang – dann kehrte er wieder – nĂ€her – ruhig und fest; Valdevenen schritt langsam an ihr vorĂŒber“ (W 322). Die Verbindung von traumhaftem Erleben, Kindheitserinnerungen und MĂ€rchenmotiven wird auch in den GesprĂ€chen und AusflĂŒgen mit Valdevenen deutlich. So rĂ€t er ihr etwa: „Sie [sollten] mir sagen: geh du deiner Wege und reiß mich nicht aus dem Kinderschlaf. Tu mir nichts an, – nein, laß mich trĂ€umen und schlummern“ (W 327). Ljubow betrachtet ihn als einen MĂ€rchenprinzen, der ihr eine ganz neue Welt offenbart. Deutlich wird dies insbesondere wĂ€hrend des Landgangs, denn als sie in Kasan an Land gehen, wird ihr bewusst „wie gerade Valdevenens Wesen und Wissen ihr half, diese ganze fremdartige Welt aufzuschließen, die ihre Phantasie mĂ€chtig zu reizen begann, gleich einem MĂ€rchen aus Tausend und eine Nacht. In seinem weiten braunen Mantel, umringt von den Schleiern und buntbestickten GewĂ€ndern, nahm er sich fĂŒr sie aus als der Herr, der ĂŒber all diese Zauber und Wunder gebot“ (W 302).

Die fremdartige Welt ist nicht die Welt der MĂ€rchen, sondern die Welt der Erwachsenen und der einfachen Menschen, mit der sie bisher noch keine BerĂŒhrung hatte. Geschildert wird demnach ein Prozess des Erwachens, der AufklĂ€rung und Reifung, der im Kuss des MĂ€rchenprinzen kulminiert. Sodann verliert Ljubow jedoch ihr waches Interesse an der Außenwelt. Ihr Blick richtet sich nach innen, ihre Gedanken kreisen fortan um sich selbst. PrĂ€sent wird hier der SalomĂ©â€˜sche Narzissmus, den Chantal Gahlinger in ihrer Analyse von Wolga diagnostiziert (Gahlinger 2001,165). Auf narratologischer Ebene wird der weibliche Narzissmus dadurch veranschaulicht, dass sich der Blick auf die Figur entfernt. War es zum Beginn der Novelle Ljubows Blick, durch den die Lesenden die vorbeiziehende Landschaft beobachteten, ist es am Ende die Landschaft selbst, die auf die Figur schaut. Gahlinger spricht in diesem Zusammenhang vom „Blickpunkt Gottes“ bzw. einer Fokusverlagerung, die an filmische ErzĂ€hlverfahren erinnert (ebd.). Andreas-SalomĂ© verwendet demnach mehrere mit dem Traum assoziierte ErzĂ€hlverfahren (filmisches und mĂ€rchenhaftes ErzĂ€hlen; siehe auch: „Film und Traum 1900-1930“), um die traumhaft anmutende kindliche Weltwahrnehmung der Figur literarĂ€sthetisch auszugestalten.


Interpretation

Traum I

Anhand des im ersten Traum dominanten LieblingsmĂ€rchens wird ein Konflikt zwischen dem zeitgenössischen Weiblichkeitsideal der femme fragile und den naiven und mitunter von Omnipotenzfantasien geprĂ€gten Sichtweisen der Protagonistin deutlich. Die MĂ€rchenprinzessin erweist sich als Ă€hnlich passiv wie bekannte MĂ€rchenfiguren (etwa Dornröschen und Schneewittchen), die keine eigenen Entscheidungen treffen, sondern lediglich auf einen Prinzen warten, der sie wachkĂŒsst und den sie heiraten, ohne eine Wahlmöglichkeit in Betracht zu ziehen (Röllecke 1985, 83). Dieses ,Ideal' weiblicher PassivitĂ€t und Manipulierbarkeit bestimmt zunĂ€chst den romantischen Blick Ljubows auf die Beziehung von Mann und Frau und macht sie so attraktiv fĂŒr Valdevenen. Das Motiv des Zauberschlafs wird auch auf die wache Wahrnehmung der Figur bezogen, sodass die kindliche Weltwahrnehmung mit dem Zustand des Schlafs enggefĂŒhrt ist. Im letzten Teil des geschilderten Traums wird deutlich, dass die Projektionen und Forderungen des mĂ€nnlichen GegenĂŒbers (Valdevenen) vom Verhalten des MĂ€rchenprinzen in Ljubows LieblingsmĂ€rchen abweichen. Angesiedelt ist diese schockierende Erkenntnis an den RĂ€ndern des eigentlichen Traumgeschehens, in einem Zustand des Aufwachens. Die Opposition von Traum und Wirklichkeit bzw. Ideal und Trieb lassen sich auch auf das Dornröschen-Prinzip ĂŒbertragen. Rekurriert Andreas-SalomĂ© doch mit dem Ende des ersten Traums auf die Wurzeln des Dornröschen-MĂ€rchens, da die schlafende Schöne in Giambattista Basiles Version (Sole, Luna e Talia, 1634) von einem verheirateten König wĂ€hrend der Jagd im Schlaf geschĂ€ndet (und geschwĂ€ngert) wird. Unmittelbar darauf zieht der König weiter und vergisst den Vorfall bald wieder.

Da sich Ljubow wĂ€hrend der VerfĂŒhrung in einem Zustand des Halbschlafs befindet, vermischt sich das Erlebte mit den TrĂ€umen der Nacht. Der Vorfall wird daher zu einem traumgleichen Erlebnis, dessen Deutung Ljubows Kompetenzen ĂŒbersteigt. Ob als Traum im Traum, oder als Verschachtelung verschiedener TrĂ€ume, deren RĂ€nder sich ĂŒberlagern - die geschilderte Melange aus romantisch verklĂ€rtem Sehnsuchtstraum und prophetischem Angsttraum ist ĂŒberaus bemerkenswert, da dieser hybride Traumcharakter das ambivalente Seelenleben der adoleszenten Hauptfigur eindrucksvoll veranschaulicht. Die divergierenden GefĂŒhle und Sichtweisen zeichnen sie als unzuverlĂ€ssige ErzĂ€hlerin aus. WĂ€hrend ihre Beschreibungen nahelegen, dass die VerfĂŒhrung Teil des Traumgeschehens ist, lĂ€sst die Reaktion Valdevenens auf ihren trĂ€umerisch sehnsuchtsvollen Blick auf die vorbeiziehende Wolgalandschaft am nĂ€chsten Morgen einen anderen Schluss zu: „Aber können Sie immer noch nicht genug bekommen, Sie kleine UnersĂ€ttliche? Heute, nach der gestrigen Nacht, hĂ€tten Sie eigentlich ein Recht darauf, mĂŒde zu sein“ (W 320 f.) FĂŒr sie selbst scheinen sich die FĂ€den erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenzufĂŒgen. Erst allmĂ€hlich bemerkt sie, dass es tatsĂ€chlich seine Schritte waren, die sie im Traum vernommen hat:

Sie hörte auf seinen Schritt hin. Sie hörte ihn heraus unter all den anderen, ruhig und fest. „Wie auf den Steinfliesen vom Traumhof!“ dachte sie wieder. Ja, gewiß: das war sein Schritt gewesen, heute frĂŒh auf dem Deck, – kein anderer. Und dadurch war er also auch in ganzer Gestalt in den Traum hineingeraten – – (W 321 f.).

Fortan wird der Brunnentraum zum stetigen Begleiter ihrer Gedanken, insbesondere wenn sie mit Valdevenen spricht. Stets ist in diesen Momenten die Opposition von sexuell konnotiertem Wunsch(tag)traum und realem Erleben mĂ€nnlicher Forderungen prĂ€sent, die ihr Angst bereiten und gegen die sie sich zunĂ€chst lautstark wehrt. Seine Prophezeiung erfĂŒllend, erlebt sie sich als Gefangene seines Blickes, der stets auf ihren Körper gerichtet ist. Gleich darauf ist sie jedoch schon wieder enttĂ€uscht, ob der vertanen Gelegenheit, Neues kennenzulernen, sodass sie schließlich auf seine WĂŒnsche eingeht und ihm einen innigen Abschiedskuss gibt.

Erstaunlicherweise hĂ€lt der aus dem MĂ€rchen bekannte Zauberschlaf die Figur im wachen Erleben in Bann. Durch die TrĂ€ume und die (möglicherweise) im Schlaf erfolgte VerfĂŒhrung stellt sich ein Wandel ein, durch den Ljubows kindliche, wache und neugierige Weltsicht entzaubert wird. Insbesondere durch den zweiten Traum gleitet sie in ein Zwischenstadium von Wachen und TrĂ€umen, das durch den halbwachen Zustand des zweiten Traums schon angedeutet wird.

Traum II

So heißt es nach dem Erwachen:

Geschlafen hatte sie wohl nicht, aber auch nicht gewacht, und jetzt kam sie zu sich mit einem körperlichen Schaudern und Frösteln, als ob weder Tag noch Nacht mehr zu entwirren sei, als ob sie ein einziges, wolkenbrauendes Chaos seien, in dem nur sie sich befand, da auf ihrem roten Stuhl, wach, um eine Tat ringend, die ihr erst die ganze Welt ringsum wieder klÀren, durchsonnen, gestalten sollte (W 336).

Zwischen Gestern (vergangenen Kindertagen) und Morgen (kĂŒnftigem Dasein als Ehefrau und Mutter) befindet sich demnach nicht die gegenwĂ€rtige wache Wahrnehmung des hellen Tages, sondern ein diffuser Halbschlaf im DĂ€mmerlicht, der hier als ein Prozess des Abschiednehmens von der Kindheit und den Kindheitsfreundinnen lesbar wird. Nach dem leidenschaftlichen Abschiedskuss, den sie Valdevenen kurz nach dem Erwachen gibt, intensiviert sich diese traumhafte Art der Wahrnehmung zunehmend. So sieht Ljubow die Welt nicht klarer nach diesem Kuss, sondern sie verliert das Interesse an der Landschaft, was etwa darin ersichtlich wird, dass sie nicht mehr fĂŒr die wildromantischen Reize der schönsten Strecke – des sogenannten Samarer Knies – empfĂ€nglich ist. Wie in Trance erlebt sie die Weiterfahrt und ist, wie viele andere Frauenfiguren in Andreas-SalomĂ©s ErzĂ€hlungen, auf sich selbst fixiert. Diese Wahrnehmung wird mehrfach auf traumhaftes Erleben bezogen, etwa wenn sie sich fragt: „[w]ar sie vielleicht ĂŒberall schon gewesen oder hatte sie es nur irgendwann getrĂ€umt?“ (W 319). Oder: „Mitten in diesem HintrĂ€umen nahm sie zwischendurch irgend eine ganz gleichgĂŒltige Einzelheit wahr“ (W 339). Ihre ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf Valdevenen, der ihr verspricht, sie auf der RĂŒckreise ab Samara wiederzusehen und dann nicht mehr zu verlassen. In diesem Zusammenhang wird erneut auf das an erster Stelle in ihrem MĂ€rchenbilderbuch abgedruckte LieblingsmĂ€rchen rekurriert, wenn es heißt:

nun stellte sie sich hin und schaute aufmerksamer in die wundervolle Szenerie [der Landschaft] wie in ein Bilderbuch, das man von hinten durchblĂ€ttert. Denn die richtige Reihenfolge kam erst „dann“! Und der gewaltige Strom rauschte willig in ihre TrĂ€ume, und die Fernen bedeckten sich fĂŒr sie mit dem höchsten Glanz einer unsagbaren Schönheit (W 339).

So könnte man schließen, dass sie (erneut) in ihr MĂ€rchen eintaucht und ihr ganzes Interesse ihrem eigenen Empfinden gilt, sodass sie nicht mehr mit wachem, interessiertem Blick auf die Landschaft schaut. Dies wird am Ende der Novelle in einem Perspektivwechsel deutlich, da sie nun von der Natur beobachtet wird:

Aus großen, ruhigen Augen schaute die Landschaft dem Menschenkinde auf dem Schiffchen zu, [...] wĂ€hrend der Strom weiterströmte, stetig und unaufhaltsam weiter – zum Meer – und Stunde um Stunde weiter zu ihrem Meer – zur Ewigkeit (W 339 f.).

Funktion in der Novelle und im Novellenzyklus

Mit ihrer Novelle Wolga kreiert Andreas-SalomĂ© ein AdoleszenzmĂ€rchen, das eine Metamorphose beinhaltet. WĂ€hrend die vorab in der Zeitschrift abgedruckte Version mit der Ehe endet, wird in der im Novellenzyklus Im Zwischenland enthaltenen Variante das Ende offengelassen. Ob Valdevenen wie versprochen tatsĂ€chlich auf der RĂŒckreise zusteigen wird, um sie dann nicht mehr zu verlassen, bleibt offen. Sicher ist, dass sein Kuss und die (ertrĂ€umte) VerfĂŒhrung einen GemĂŒtswandel auslösen, der einer Metamorphose gleicht. Anders als Dornrösschen und Schneewittchen, die durch den Kuss des mĂ€nnlichen Helden aus ihrem Zauberschlaf geweckt werden, wirkt Ljubow keineswegs wacher, sondern viel eher trĂ€umerischer nach diesem Erlebnis. Sie nimmt die Natur nur noch wie durch einen Schleier wahr und befindet sich in einem Zwischenstadium von Wachen und TrĂ€umen. Der wache, neugierige Blick auf die umliegende Natur wird ihr durch den Kuss genommen. Am Ende ist es die als bestĂ€ndig beschriebene Natur, die auf die trĂ€umerische Frauenfigur blickt.

So romantisch diese Novelle auf den ersten Blick anmuten mag, offenbart sie dennoch einen innovativen Blick auf die dominante Thematik der weiblichen Initiation. Die Protagonistin erkennt, dass die im MĂ€rchen idealisierte passive Haltung der schlafenden Prinzessin kein erstrebenswerter Zustand ist und sie selbst die Initiative ergreifen muss, um Neues kennenzulernen und das Zwischenland der Adoleszenz zu ĂŒberwinden. Dass der Novellenzyklus mit dieser Novelle endet, ist demnach folgerichtig. Die im Zentrum der vorigen Novellen stehenden weiblichen Figuren werden als Klassenkameradinnen in Ljubows Traum erwĂ€hnt. Aus der Perspektive der Hauptfigur sind sie die im Zwischenland Verharrenden, von denen sie im Halbschlummer Abschied nimmt.

Die sukzessive Abkehr von der Welt der Kindheit wird auch in Ljubows Naturbetrachtungen transparent. WÀhrend sie sich zunÀchst als Teil der Landschaft wahrnimmt und sich insbesondere mit den Birken identifiziert, nimmt sie durch die immer offensiveren AnnÀherungsversuche Valdevenens eine Entfremdung zur sie umgebenden Natur wahr. Deutlich wird hier die auch in anderen ErzÀhlungen der Autorin prÀsente Opposition von der Frau als Naturwesen und als Produkt der Kultur (bzw. eines mÀnnlichen Blicks; SchÀfer 2016). Auch im wachen Erleben gleicht sie der verzauberten Prinzessin aus dem MÀrchen, da die Natur sie in Bann hÀlt. Die PrÀsenz Valdevenens verzaubert sie jedoch auf andere Weise, sodass die Macht der Natur mit der Macht des mÀnnlichen Initiators konkurriert:

ob immer noch die Landschaft sie verzaubert hielt, oder nur noch sein [Valdevenens] Dazwischentreten. „Nein, – die Birken da!“ dachte sie wie im Traum. Die Birken kamen jetzt so nah, man konnte die Zweige im wehenden Winde unterscheiden, all die große Schönheit kam nah, ganz nah, aber zugleich blieb sie so unerhört entfernt, so unermeßlich, schmerzlich fern, und nicht gleich Wind und Wolke und Welle war Ljubow mehr mitten darin, sondern nur noch ein davon tiefgeschiedenes armes Menschenkind – – (W 331).

"Menschenkinder" lautet der Titel von Andreas-SalomĂ©s zwei Jahre zuvor erschienenem ersten Novellenzyklus, in dem junge erwachsene Frauen fokussiert werden, die sich ĂŒberwiegend auf Reisen befinden (SchĂ€fer 2016). Auch hier lenkt Andreas-SalomĂ© den Fokus auf die Beschaffenheit der menschlichen Psyche und nimmt junge Menschen in den Blick, die sich an Traditionen und im Geschlechterkampf reiben und infolge dessen eine BewusstseinsverĂ€nderung erfahren. Deutlich wird in ihren beiden Novellenzyklen ein psychoanalytisches Erkenntnisinteresse, das auch mit Blick auf eines ihrer spĂ€ten Werke, den offenen Brief zu Sigmund Freuds 75. Geburtstag, Mein Dank an Freud ersichtlich ist. Hier schreibt sie: „wir selber sind der Mensch mit seinem Widerspruch, der an seiner Reibung erst sich fruchtbar selbst erlebt als Bewußter“ (Andreas-SalomĂ© 2012, 265 f.)

In Wolga erlebt die Liebe (Ljubow) eine Reibung, die sie durch Eigeninitiative vorantreibt. Sie entscheidet sich fĂŒr einen Abschiedskuss, nachdem sie die letzte Nacht nur im Halbschlummer und nicht mehr in einem tiefen Schlaf verbracht hat, aus dem sie sich nur mĂŒhevoll befreien konnte wie nach dem ersten Traum. Der Schlaf erfĂ€hrt demnach eine Überhöhung und verweist auf einen anderen Zustand, den es zu ĂŒberwinden gilt. In der finalen Szene deutet sich ein Rollentausch der Figuren aus dem LieblingsmĂ€rchen an, da Ljubow den Part des aktiven Prinzen ĂŒbernimmt und der Geliebte mit dem im Nebel zerrinnenden Frosch, der traurig davon hĂŒpft, verglichen wird:

Ehe Ljubow [nach dem Kuss] zur Besinnung kam, schwand er ihr hinweg im weißen, brauenden Nebel, zerrann er ihr gleichsam in nichts, als habe sie nur getrĂ€umt (W 338).

Die Prinzessin hat die Initiative ergriffen, ist erwacht, aber folglich auf sich alleine gestellt. Der finale, nach innen gerichtete Blick Ljubows, lenkt die Aufmerksamkeit auf die tiefe Einsamkeit der Figur. So endet nicht nur das eingangs zitierte Gedicht, sondern auch die in der gleichnamigen Novelle geschilderte Reise durch das Zwischenland mit „ungeheuren Einsamkeiten“, die in Andreas-SalomĂ©s wissenschaftlichen Publikationen als Begleiterscheinung der Liebe geschildert werden (Andreas-SalomĂ©, 2012, Narzissmus). Der Traum, in dem die Einsamkeit ein zentrales Element ist, erweist sich als prĂ€destiniert, die positiv besetzte weibliche Einsamkeit (Andreas-SalomĂ©, 2014) literarĂ€sthetisch auszugestalten.


Iris SchÀfer

Literatur

Ausgaben

  • Lou Andreas-SalomĂ©: Wolga. In: Deutsche Roman-Bibliothek 29 (1901), 657-668, 679-688, 701-708 (Erstdruck in einer Zeitschrift).
  • Lou Andreas-SalomĂ©: Im Zwischenland. FĂŒnf Geschichten aus dem Seelenleben halbwĂŒchsiger MĂ€dchen. Stuttgart, Berlin: J.G. Cotta’sche Buchhandlung 1902 (Buchausgabe).
  • Lou Andreas-SalomĂ©: Wolga. In: Dies.: Im Zwischenland. FĂŒnf Geschichten aus dem Seelenleben halbwĂŒchsiger MĂ€dchen. Hg. von Britta Benert in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-SalomĂ©-Archiv in Göttingen. Taching am See: MedienEdition Welsch 2013, 276-340 (zitiert mit der Sigle W).

Weitere PrimÀrliteratur

  • Lou Andreas-SalomĂ©: Russland mit Rainer. Tagebuch der Reise mit Rainer Maria Rilke im Jahre 1900. Hg. von Dorothee Pfeiffer und StĂ©phane Michaud. Marbach: Deutsche Schillergesellschaft 1999.
  • Lou Andreas-SalomĂ©: Narzißmus als Doppelrichtung und: Mein Dank an Freud. In: Lou Andreas-SalomĂ©: AufsĂ€tze und Essays 4: Psychoanalyse. Mein Dank an Freud. Hg. von Brigitte Rempp. Taching am See: MedienEdition Welsch 2012.
  • Lou Andreas-SalomĂ©: Gedanken ĂŒber das Liebesproblem [1900]. In: Dies.: Ideal und Askese. AufsĂ€tze und Essays 2: Philosophie. Hg. von Hans-RĂŒdiger Schwab. Taching am See: MedienEdition Welsch 2014, 61-94.
  • Lou Andreas-SalomĂ©: Menschenkinder. Kommentierte Studienausgabe des gleichnamigen Novellenzyklus aus dem Jahr 1899. Hg. von Iris SchĂ€fer in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-SalomĂ© Archiv in Göttingen. Taching: MedienEdition Welsch 2017.
  • Sigmund Freud/Lou Andreas-SalomĂ©: Briefwechsel. Hg. von Ernst Pfeiffer. Frankfurt/M.: Fischer 1966.

Forschungsliteratur

  • Benert, Britta: Nachwort. In: Lou Andreas-SalomĂ©: Im Zwischenland. FĂŒnf Geschichten aus dem Seelenleben halbwĂŒchsiger MĂ€dchen. Hg. von Britta Benert in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-SalomĂ©-Archiv in Göttingen. Taching am See: MedienEdition Welsch 2013, 407-451.
  • Bilina, Danielle: Der Raum in der MĂ€rchenwelt. Untersuchung von Raumkonzepten und Darstelungstechniken in ausgewĂ€hlten Werken der BrĂŒder Grimm und Theodor Vernalekens. Uni Wien 2007; Online.
  • Foucault, Michel. Andere RĂ€ume. In: Karlheinz Barck (Hg.): Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik. Leipzig: Reclam 1993, 34-46.
  • Gahlinger, Chantal: Der Weg zur weiblichen Autonomie. Zur Psychologie der Selbstwerdung im literarischen Werk von Lou Andreas-SalomĂ©. Frankfurt/M.: Lang 2001.
  • LĂŒthi, Max: Das europĂ€ische VolksmĂ€rchen. 11. Aufl. TĂŒbingen, Basel: Francke 2005.
  • Röllecke, Heinz: Die Frau in den MĂ€rchen der BrĂŒder Grimm. In: Sigrid FrĂŒh/Rainer Wehse (Hg.): Die Frau im MĂ€rchen. Kassel: Röth 1985, 72-88.
  • SchĂ€fer, Iris/Oxane Leingang: Eine Deutschsprachige Jugendnovelle mit russischer Seele. Lou Andreas-SalomĂ©s Wolga (1902). In: Oxane Leingang/Klaus Schenk (Hg.): Ost-westlicher Kulturtransfer in Kinder- und Jugendliteratur und ihren Medien. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2022 [im Druck].
  • SchĂ€fer, Iris: Menschenkinder – Eine transdisziplinĂ€re und multiperspektivische Analyse der modernen Menschenseele. In: Lou Andreas-SalomĂ©: Menschenkinder. Kommentierte Neuauflage des gleichnamigen Novellenzyklus aus dem Jahr 1899. Hg. von Iris SchĂ€fer in Zusammenarbeit mit dem Lou Andreas-SalomĂ© Archiv in Göttingen. Taching am See: MedienEdition Welsch 2017, 354-377.
  • SchĂŒtz, Katrin: GeschlechterentwĂŒrfe im literarischen Werk von Lou Andreas-SalomĂ© unter BerĂŒcksichtigung ihrer Geschlechtertheorie. WĂŒrzburg: Königshausen und Neumann 2008.
  • Wernz, Birgit: Sub-Versionen. WeiblichkeitsentwĂŒrfe in den ErzĂ€hltexten Lou Andreas-SalomĂ©s. Pfaffenweiler: Centaurus 1997.

Weblinks


Zitiervorschlag fĂŒr diesen Artikel:

SchÀfer, Iris: "Wolga" (Lou Andreas-Salomé). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs "EuropÀische Traumkulturen", 2021; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php?title=%22Wolga%22_(Lou_Andreas-Salom%C3%A9).