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Wie kommt es zu dieser traumkritischen Haltung bei Luther? Im Sinne einer Begründung in Luthers Biographie hat Ulman Weiß darauf verwiesen, dass Luther das Erlebnis in Stotternheim, das ihn zu dem Entschluss geführt hat, ein Mönch zu werden, in späterer Zeit durch sein eigenes Verhalten (er trat aus dem Kloster aus und heiratete) faktisch als Blendwerk interpretiert habe (Weiß, Traumglaube und Traumkritik, 229). So gewiss Luther die auch von ihm während seiner Klosterzeit vertretene Meinung, dass bestimmte kirchliche Zeremonien den Menschen näher zu Gott bringen, als Traum charakterisieren kann (WA 24, 562, 21), so selten bringt Luther seine kritische Haltung zum Thema Traum unmittelbar mit der Korrektur des genannten Erlebnisses in Verbindung.
 
Wie kommt es zu dieser traumkritischen Haltung bei Luther? Im Sinne einer Begründung in Luthers Biographie hat Ulman Weiß darauf verwiesen, dass Luther das Erlebnis in Stotternheim, das ihn zu dem Entschluss geführt hat, ein Mönch zu werden, in späterer Zeit durch sein eigenes Verhalten (er trat aus dem Kloster aus und heiratete) faktisch als Blendwerk interpretiert habe (Weiß, Traumglaube und Traumkritik, 229). So gewiss Luther die auch von ihm während seiner Klosterzeit vertretene Meinung, dass bestimmte kirchliche Zeremonien den Menschen näher zu Gott bringen, als Traum charakterisieren kann (WA 24, 562, 21), so selten bringt Luther seine kritische Haltung zum Thema Traum unmittelbar mit der Korrektur des genannten Erlebnisses in Verbindung.
 
Abschließend lässt sich zu Martin Luther sagen: Innerhalb des voraufklärerischen Weltbildes, das Luther fraglos teilt, gelangt er zu einer Position größter Kritik, wie sie bei Anerkennung der auch historischen Irrtumslosigkeit der Bibel überhaupt möglich ist. Das Ergebnis ist vor allem durch Vergleich biblischer traumkritischer wie traumbejahender Passagen gewonnen; ein Urteil jenseits eines bloßen Erfahrungswissens, das unabhängig von den biblischen Texten her erfolgt, lässt sich bei Luther nicht belegen.
 
Abschließend lässt sich zu Martin Luther sagen: Innerhalb des voraufklärerischen Weltbildes, das Luther fraglos teilt, gelangt er zu einer Position größter Kritik, wie sie bei Anerkennung der auch historischen Irrtumslosigkeit der Bibel überhaupt möglich ist. Das Ergebnis ist vor allem durch Vergleich biblischer traumkritischer wie traumbejahender Passagen gewonnen; ein Urteil jenseits eines bloßen Erfahrungswissens, das unabhängig von den biblischen Texten her erfolgt, lässt sich bei Luther nicht belegen.
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Bibliographie
 
Bibliographie
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* ALT, PETER-ANDRÉ, Der Schlaf der Vernunft. Literatur und Traum in der Kulturgeschichte der Neuzeit, München: C.H.Beck, 2002.
 
* ALT, PETER-ANDRÉ, Der Schlaf der Vernunft. Literatur und Traum in der Kulturgeschichte der Neuzeit, München: C.H.Beck, 2002.
 
* BERNHARDT, OLIVER, Gestalt und Geschichte Savonarolas in der deutschsprachigen Literatur. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2016.
 
* BERNHARDT, OLIVER, Gestalt und Geschichte Savonarolas in der deutschsprachigen Literatur. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2016.
GANTET, CLAIRE Der Traum in der frühen Neuzeit. Ansätze zu einer kulturellen Wissenschaftsgeschichte, Berlin/New York: de Gruyter, 2010).
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* GANTET, CLAIRE Der Traum in der frühen Neuzeit. Ansätze zu einer kulturellen Wissenschaftsgeschichte, Berlin/New York: de Gruyter, 2010).
 
* WEIß, ULMAN, Traumglaube und Traumkritik im älteren deutschen Luthertum. Eine Skizze, in: Traum und res publica. Traumkulturen und Deutung sozialer Wirklichkeiten im Europa von Renaissance und Barock, hrsg. v. Peer Schmidt und Gregor Weber, Berlin: Akademie Verlag, 2008, 227–256.
 
* WEIß, ULMAN, Traumglaube und Traumkritik im älteren deutschen Luthertum. Eine Skizze, in: Traum und res publica. Traumkulturen und Deutung sozialer Wirklichkeiten im Europa von Renaissance und Barock, hrsg. v. Peer Schmidt und Gregor Weber, Berlin: Akademie Verlag, 2008, 227–256.
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