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In der Erzählung nimmt die Todesthematik eine prominente, geradezu dominante, Rolle ein, die sich in der Traumdarstellung potenziert. Das Leitmotiv des nur vermeintlichen Todes lässt sich in wandelbarer Form in weiteren Erzählungen des Autors nachverfolgen, sei es nun als lebendiges Begraben (''The Cask of Amontillado'', ''The Fall of the House of Usher'', ''Berenice''), als mögliche Rückkehr von den Toten (''Ligeia'', ''Morella)'' oder Teil von Mesmerismus (''The Facts in the Case of M. Valdemar''); es verdeutlicht die Ungewissheit der Grenze zwischen Leben und Tod (vgl. Sederholm 2017). Es ist aber auch ein Zeitphänomen, welches sich auch in Vampirfurcht ausdrückte (vgl. Stölzel 2013, 56f.). Auch in Poes Lyrik ist der Tod, meist der einer schönen Frau, omnipräsent (u.a. ''Lenore,'' ''Annabel Lee''). Mabbotts Verweis auf das frühe Gedicht ''A Dream'' (1827) offenbart ein Nacht- und Tagträume paradox bewertendes Werk.
 
In der Erzählung nimmt die Todesthematik eine prominente, geradezu dominante, Rolle ein, die sich in der Traumdarstellung potenziert. Das Leitmotiv des nur vermeintlichen Todes lässt sich in wandelbarer Form in weiteren Erzählungen des Autors nachverfolgen, sei es nun als lebendiges Begraben (''The Cask of Amontillado'', ''The Fall of the House of Usher'', ''Berenice''), als mögliche Rückkehr von den Toten (''Ligeia'', ''Morella)'' oder Teil von Mesmerismus (''The Facts in the Case of M. Valdemar''); es verdeutlicht die Ungewissheit der Grenze zwischen Leben und Tod (vgl. Sederholm 2017). Es ist aber auch ein Zeitphänomen, welches sich auch in Vampirfurcht ausdrückte (vgl. Stölzel 2013, 56f.). Auch in Poes Lyrik ist der Tod, meist der einer schönen Frau, omnipräsent (u.a. ''Lenore,'' ''Annabel Lee''). Mabbotts Verweis auf das frühe Gedicht ''A Dream'' (1827) offenbart ein Nacht- und Tagträume paradox bewertendes Werk.
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Der geschilderte Alptraum, zwar auf den ersten Blick nur eine untergeordnete eingebettete Erzählung, ist nicht nur anschauliches Beispiel für ähnlich schreckliche Alpträume des Ich-Erzählers, sondern auch für die Konstruktion und den Spannungsaufbau der Erzählung im Ganzen von Bedeutung. Er ermöglicht es den Rezipienten erst, anschließend den Schrecken des vermeintlichen Begräbnisses bei lebendigem Leib mitzuerleben. Stilistisch ist die Traumdarstellung stark durchgeformt. Bemerkenswert ist die positive Schlusswendung, die mit wenigen Ausnahmen (dem märchenhaften Eleonora, or the Valley of the Many-Colored Grass) für Poe ungewöhnlich ist. Sie kann als Plädoyer für das Leben und Aufgabe, gar Selbsttherapie (vgl. Zimmerman 2009) von Ängsten gelesen werden, wogegen in der Forschung der Schluss teils als Vermeidungsstrategie des Erzählers (vgl. Sederholm 2017, 3) oder Unzuverlässigkeit (vgl. Carter 2003, 307f.) angezweifelt wird. Gerade der einleitende Teil der Erzählung weist erhöhte Selbstreflexivität auf, da er sich betont mit „truth“ und „fiction“ (vgl. PM 258f.) auseinandersetzt. In diesem Kontext lässt sich, verbunden mit der bewussten Manipulation der Leser, neben einer möglichen Kritik an Sensationslektüre auch Unsicherheit über den Realitätsstatus der Welt als Thema ausmachen, welches Poe bezeichnend in seinem Gedicht ''A Dream Within a Dream'' (1849) ausdrückte. --[[Benutzer:Kathrin Neis|Kathrin Neis]] ([[Benutzer Diskussion:Kathrin Neis|Diskussion]]) 20:56, 22. Sep. 2018 (CEST)Kathrin Neis
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Der geschilderte Alptraum, zwar auf den ersten Blick nur eine untergeordnete eingebettete Erzählung, ist nicht nur anschauliches Beispiel für ähnlich schreckliche Alpträume des Ich-Erzählers, sondern auch für die Konstruktion und den Spannungsaufbau der Erzählung im Ganzen von Bedeutung. Er ermöglicht es den Rezipienten erst, anschließend den Schrecken des vermeintlichen Begräbnisses bei lebendigem Leib mitzuerleben. Stilistisch ist die Traumdarstellung stark durchgeformt. Bemerkenswert ist die positive Schlusswendung, die mit wenigen Ausnahmen (dem märchenhaften Eleonora, or the Valley of the Many-Colored Grass) für Poe ungewöhnlich ist. Sie kann als Plädoyer für das Leben und Aufgabe, gar Selbsttherapie (vgl. Zimmerman 2009) von Ängsten gelesen werden, wogegen in der Forschung der Schluss teils als Vermeidungsstrategie des Erzählers (vgl. Sederholm 2017, 3) oder Unzuverlässigkeit (vgl. Carter 2003, 307f.) angezweifelt wird. Gerade der einleitende Teil der Erzählung weist erhöhte Selbstreflexivität auf, da er sich betont mit „truth“ und „fiction“ (vgl. PM 258f.) auseinandersetzt. In diesem Kontext lässt sich, verbunden mit der bewussten Manipulation der Leser, neben einer möglichen Kritik an Sensationslektüre auch Unsicherheit über den Realitätsstatus der Welt als Thema ausmachen, welches Poe bezeichnend in seinem Gedicht ''A Dream Within a Dream'' (1849) ausdrückte. Kathrin Neis
    
==Literatur==
 
==Literatur==
 
===Ausgaben/ Quellen===
 
===Ausgaben/ Quellen===
 
* Poe, Edgar Allan: The Premature Burial. In: The Penguin Complete Tales and Poems of Edgar Allan Poe. 3. Aufl. London: Penguin Books 2011, 258–68. (= als PM zitierte Ausgabe)
 
* Poe, Edgar Allan: The Premature Burial. In: The Penguin Complete Tales and Poems of Edgar Allan Poe. 3. Aufl. London: Penguin Books 2011, 258–68. (= als PM zitierte Ausgabe)
* Poe, Edgar Allan: The Premature Burial. In:Thomas Ollive Mabbott (Hg.): Collected works of Edgar Allan Poe. Vol. 3: Tales and sketches 1843–1849. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Press 1978, 953–974. (= englische Werkausgabe, Anmerkungen zitiert als Mabbott)
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* Poe, Edgar Allan: The Premature Burial. In: Thomas Ollive Mabbott (Hg.): Collected works of Edgar Allan Poe. Vol. 3: Tales and Sketches 1843–1849. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Press 1978, 953–974. (= englische Werkausgabe, Anmerkungen zitiert als Mabbott)
 
* Kuno Schumann (Hg.): Edgar Allan Poe. Das gesamte Werk in zehn Bänden. Übersetzt von Arno Schmidt und Hans Wollschläger. Bd. 3. Herrsching: Pawlak 1979. (= deutsche Werkausgabe)
 
* Kuno Schumann (Hg.): Edgar Allan Poe. Das gesamte Werk in zehn Bänden. Übersetzt von Arno Schmidt und Hans Wollschläger. Bd. 3. Herrsching: Pawlak 1979. (= deutsche Werkausgabe)
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===Weblinks===
 
===Weblinks===
 
* [https://www.eapoe.org/works/tales/preburc.htm Englischer Volltext auf der Seite der Edgar Allan Poe Society]
 
* [https://www.eapoe.org/works/tales/preburc.htm Englischer Volltext auf der Seite der Edgar Allan Poe Society]
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* [http://gutenberg.spiegel.de/buch/lebendig-begraben-7204/1 Deutscher Volltext im Projekt Gutenberg]
 
* [http://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&scope=site&db=nlebk&db=nlabk&AN=150051 ausführliche biografische Darstellung des Autors, via Ebsco-Host verfügbar]
 
* [http://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&scope=site&db=nlebk&db=nlabk&AN=150051 ausführliche biografische Darstellung des Autors, via Ebsco-Host verfügbar]
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==Anmerkungen==
 
==Anmerkungen==
 
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[[Kategorie:19._Jahrhundert]]
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[[Kategorie:Autor]]
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[[Kategorie:Epik]]
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Zitiervorschlag für diesen Artikel:
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Neis, Kathrin: "The Premature Burial" (Edgar Allan Poe). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs "Europäische Traumkulturen", 2018; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22The_Premature_Burial%22_(Edgar_Allan_Poe) .
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