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===Das Erkenntnis- und (künstlerische) Inspirationspotenzial des (bewusst erlebten) Traums===
 
===Das Erkenntnis- und (künstlerische) Inspirationspotenzial des (bewusst erlebten) Traums===
Allein der Vorgang der Traumbildung ist, nach Hervey de Saint-Denys, bereits mit der Arbeit eines Künstlers vergleichbar, denn durch die neuartige Kombination von Erinnerungen werden ästhetisch anspruchsvolle Kompositionen hervorgebracht (vgl. RMD 1867, S. 21). Die Nervenfasern im Gehirn, die entscheidend an der Traumbildung beteiligt sind, sieht Hervey als „cordes du violon sous les doigts de l’artiste“ (RMD 1867, S. 195) an und vergleicht sie mit einem Instrument, das durch die Inspiration des Künstlers (Träumers) ein musikalisches Motiv erklingen lässt (vgl. ebd.). In seinen bewusst erlebten Träumen ist Hervey de Saint-Denys zuweilen sogar explizit künstlerisch tätig, denn er verteilt beispielsweise unter den Figuren aus einem Roman François Fenelons die Rollen neu, verkehrt dessen Werk in eine Tragödie und versetzt sich selbst in die Theaterszenerie hinein (vgl. RMD 1867, S. 402).
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Allein der Vorgang der Traumbildung ist, nach Hervey de Saint-Denys, bereits mit der Arbeit eines Künstlers vergleichbar, denn durch die neuartige Kombination von Erinnerungen werden ästhetisch anspruchsvolle Kompositionen hervorgebracht (vgl. RMD 1867, S. 21). Die Nervenfasern im Gehirn, die entscheidend an der Traumbildung beteiligt sind, sieht Hervey als „cordes du violon sous les doigts de l’artiste“ (RMD 1867, S. 195) an und vergleicht sie mit einem Instrument, das durch die Inspiration des Künstlers (Träumers) ein musikalisches Motiv erklingen lässt (vgl. ebd.). In seinen bewusst erlebten Träumen ist Hervey de Saint-Denys zuweilen sogar explizit künstlerisch tätig, denn er verteilt beispielsweise unter den Figuren aus einem Roman François Fenelons die Rollen neu, verkehrt dessen Werk in eine Tragödie und versetzt sich selbst in die Theaterszenerie hinein (vgl. RMD 1867, S. 402).
    
Während die Konzentrationsfähigkeit, die Willensausübung und die Urteilskraft des Menschen im Traum zuweilen geschwächt sind, entfalten die Vorstellungskraft, das Gedächtnis und die sinnliche Wahrnehmung im Traum eine Ausweitung gegenüber dem Wachleben (vgl. RMD 1867, S. 475). Somit vermag der Träumer zwar kein rationales Meisterwerk im Traum zu erschaffen, aber der Traum eröffnet ihm neue, derart nicht gekannte Inspirationshorizonte (vgl. ebd.). Das inspiratorische Potenzial des Traums ist dabei unter anderem, hierin stimmt Hervey mit Lemoine überein, in der außergewöhnlichen Sensibilität jeglicher sinnlicher Wahrnehmung und insbesondere des ästhetischen Sinns begründet (vgl. RMD 1867, S. 202 f.).
 
Während die Konzentrationsfähigkeit, die Willensausübung und die Urteilskraft des Menschen im Traum zuweilen geschwächt sind, entfalten die Vorstellungskraft, das Gedächtnis und die sinnliche Wahrnehmung im Traum eine Ausweitung gegenüber dem Wachleben (vgl. RMD 1867, S. 475). Somit vermag der Träumer zwar kein rationales Meisterwerk im Traum zu erschaffen, aber der Traum eröffnet ihm neue, derart nicht gekannte Inspirationshorizonte (vgl. ebd.). Das inspiratorische Potenzial des Traums ist dabei unter anderem, hierin stimmt Hervey mit Lemoine überein, in der außergewöhnlichen Sensibilität jeglicher sinnlicher Wahrnehmung und insbesondere des ästhetischen Sinns begründet (vgl. RMD 1867, S. 202 f.).
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