"Heinrich von Ofterdingen" (Novalis): Unterschied zwischen den Versionen
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"Heinrich von Ofterdingen" (Novalis) (Quelltext anzeigen)
Version vom 9. Januar 2020, 17:01 Uhr
, 9. Januar 2020→Interpretation
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Auf dieser Basis lässt sich nun beantworten, welche Funktionen die Träume innerhalb des Romans übernehmen. Eine einfache Funktion, die sich aus der Anordnung der Träume ergibt, ist diejenige einer poetischen Strukturierung: I und III dienen als Zäsur im Roman, sie grenzen innerhalb des arabesken Textes zwei Sinneinheiten ab, nämlich Heinrichs äußere und seine innere Reise. I steht vor der Reise zum Großvater, III träumt Heinrich, nachdem dieser erreicht ist. Damit ist die äußere Handlung des ersten Romanteils abgeschlossen. Zugleich bildet I aber den Ausgangspunkt, die Inspiration für Heinrichs Reifen zum Dichter. Dies ergibt sich aus der unmittelbar an I anschließenden Diskussion mit den Eltern: „Gewiß ist der Traum, den ich heute Nacht träumte, kein unwirksamer Zufall in meinem Leben gewesen, denn ich fühle es, daß er in meine Seele wie ein weites Rad hineingreift, und sie in mächtigem Schwunge forttreibt“ (I, 199). Das Ende dieser Reise wird in III thematisiert: Zu Heinrichs Entwicklung gehört die Sehnsucht nach der blauen Blume, die durch Mathilde personifiziert wird. Das Zusammenkommen von Heinrich und Mathilde ist jedoch nicht das Ende der Handlung, sondern nur Teil der im Roman dargestellten unendlichen Annäherung. Daher wird in III, unmittelbar nachdem Heinrich Mathilde erreicht, deren Tod thematisiert. Mathilde ertrinkt im Traum im Fluss. Heinrich kommt bei dem Versuch, sie zu retten, ebenfalls ums Leben. Es heißt im Text lapidar: „das Herz schlug nicht mehr“ (I, 278). Der Traum endet dann allerdings nicht mit dem Tod der beiden, sondern mit ihrem Wiedererwachen an einem anderen Ort. Damit verdeutlicht III, dass nun ein Handlungsfaden abgeschlossen ist. | Auf dieser Basis lässt sich nun beantworten, welche Funktionen die Träume innerhalb des Romans übernehmen. Eine einfache Funktion, die sich aus der Anordnung der Träume ergibt, ist diejenige einer poetischen Strukturierung: I und III dienen als Zäsur im Roman, sie grenzen innerhalb des arabesken Textes zwei Sinneinheiten ab, nämlich Heinrichs äußere und seine innere Reise. I steht vor der Reise zum Großvater, III träumt Heinrich, nachdem dieser erreicht ist. Damit ist die äußere Handlung des ersten Romanteils abgeschlossen. Zugleich bildet I aber den Ausgangspunkt, die Inspiration für Heinrichs Reifen zum Dichter. Dies ergibt sich aus der unmittelbar an I anschließenden Diskussion mit den Eltern: „Gewiß ist der Traum, den ich heute Nacht träumte, kein unwirksamer Zufall in meinem Leben gewesen, denn ich fühle es, daß er in meine Seele wie ein weites Rad hineingreift, und sie in mächtigem Schwunge forttreibt“ (I, 199). Das Ende dieser Reise wird in III thematisiert: Zu Heinrichs Entwicklung gehört die Sehnsucht nach der blauen Blume, die durch Mathilde personifiziert wird. Das Zusammenkommen von Heinrich und Mathilde ist jedoch nicht das Ende der Handlung, sondern nur Teil der im Roman dargestellten unendlichen Annäherung. Daher wird in III, unmittelbar nachdem Heinrich Mathilde erreicht, deren Tod thematisiert. Mathilde ertrinkt im Traum im Fluss. Heinrich kommt bei dem Versuch, sie zu retten, ebenfalls ums Leben. Es heißt im Text lapidar: „das Herz schlug nicht mehr“ (I, 278). Der Traum endet dann allerdings nicht mit dem Tod der beiden, sondern mit ihrem Wiedererwachen an einem anderen Ort. Damit verdeutlicht III, dass nun ein Handlungsfaden abgeschlossen ist. | ||
I und III begrenzen aber nicht nur, sie verbinden auch. I verweist auf den vor der Erzählzeit liegenden Besuch des Fremden, der die Handlung durch seine Erzählungen von der blauen Blume in Gang setzt; III verbindet den ersten mit dem zweiten Romanteil. Der Tod Mathildes wird im ersten Romanteil nämlich nicht geschildert, er ergibt sich aber aus III und den Ereignissen zu Beginn des zweiten Romanteils. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Funktion, die nur die Träume übernehmen können. Klingsohrs Märchen steht am Ende des ersten Romanteils und erfüllt damit eine ähnliche Funktion, denn es deutet die Rückkehr der Poesie voraus. | I und III begrenzen aber nicht nur, sie verbinden auch. I verweist auf den vor der Erzählzeit liegenden Besuch des Fremden, der die Handlung durch seine Erzählungen von der blauen Blume in Gang setzt; III verbindet den ersten mit dem zweiten Romanteil. Der Tod Mathildes wird im ersten Romanteil nämlich nicht geschildert, er ergibt sich aber aus III und den Ereignissen zu Beginn des zweiten Romanteils. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Funktion, die nur die Träume übernehmen können. Klingsohrs Märchen steht am Ende des ersten Romanteils und erfüllt damit eine ähnliche Funktion, denn es deutet die Rückkehr der Poesie voraus. | ||
Eine weitere Funktion der Träume ist der Transport eines Subtextes, den der Leser entschlüsseln kann. Dessen Aussagekraft ist dabei sehr unterschiedlich. Ich erläutere dies an zwei Beispielen: Ein einfach aufzulösendes Symbol ist die Barke, in der sich Mathilde im dritten Traum befindet. Es handelt sich um eine Analogie zu Charons Totenbarke. Bestätigt wird dies durch die Tatsache, dass Mathilde sowohl im Traum, als auch – etwas später – in der Wachwelt stirbt. Dieses Symbol kann jeder Leser auflösen, der mit der antiken Mythologie vertraut ist. | Eine weitere Funktion der Träume ist der Transport eines Subtextes, den der Leser entschlüsseln kann. Dessen Aussagekraft ist dabei sehr unterschiedlich. Ich erläutere dies an zwei Beispielen: Ein einfach aufzulösendes Symbol ist die Barke, in der sich Mathilde im dritten Traum befindet. Es handelt sich um eine Analogie zu Charons Totenbarke. Bestätigt wird dies durch die Tatsache, dass Mathilde sowohl im Traum, als auch – etwas später – in der Wachwelt stirbt. Dieses Symbol kann jeder Leser auflösen, der mit der antiken Mythologie vertraut ist. | ||
Problematischer zu deuten ist das bekannte Symbol der blauen Blume. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass die Symbole auch auf die idealistische Naturphilosophie referieren. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) ging in seiner ''Wissenschaftslehre'' (1794/95) von einem grundlegenden Gegensatz zwischen einem absoluten Ich und einem Nicht-Ich aus. Novalis setzte sich in seinen Fichte-Studien intensiv mit dieser Konzeption des ‚Absoluten‘ auseinander und entwickelte einen eigenen Ansatz: „Gegen Fichtes absolutes Ich, das Subjekt, dem alles andere zum bloßen Nicht-Ich wird, setzt Novalis: ‚Statt N[icht] I[ch] – Du‘ (HKA III, 430: 820). Ein solches Subjekt-Objekt-Verhältnis aber kann als Liebe gedacht werden, und damit öffnet sich der Weg für eine Rezeption und Integration vorkantischer Philosophien und religiöser Überzeugungen“. (Uerlings 1998, 63) So Herbert Uerlings zu Novalis’ Weiterentwicklung von Fichtes Philosophie. Eben diesen Gedanken hat Novalis in der Transformation der Blume zur Frau versteckt: „Die blaue Blume, die als Pflanze in der Symbolsprache der Naturphilosophie auf einen Zustand bewußtloser Natureinheit verweist, ist also Inbegriff des Nicht-Ich, das sich in seiner Metamorphose zur Frau vom entfremdeten Objekt zum liebenden und geliebten Du zu verwandeln beginnt“ (Engel 2002, 122). Diese Entschlüsselung kann allerdings nur jemand vollziehen, der sowohl mit Novalis’ Werk als auch mit den zeitgenössischen Diskursen vertraut ist. Damit verdeutlicht Novalis, was der literarische Traum leisten kann. Er enthält nicht nur, symbolisch verdichtet, die gesamte Romanhandlung ''in nuce'' – er kann auch Aussagen über den literarischen Text hinaus treffen. Auch hier muss jedoch einschränkend darauf verwiesen werden, dass es sich nicht um ein Alleinstellungsmerkmal des Traums handelt. Klingsohrs Märchen enthält ebenfalls einen komplexen Subtext, der grundlegende Aussagen transportiert. | Problematischer zu deuten ist das bekannte Symbol der blauen Blume. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass die Symbole auch auf die idealistische Naturphilosophie referieren. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) ging in seiner ''Wissenschaftslehre'' (1794/95) von einem grundlegenden Gegensatz zwischen einem absoluten Ich und einem Nicht-Ich aus. Novalis setzte sich in seinen Fichte-Studien intensiv mit dieser Konzeption des ‚Absoluten‘ auseinander und entwickelte einen eigenen Ansatz: „Gegen Fichtes absolutes Ich, das Subjekt, dem alles andere zum bloßen Nicht-Ich wird, setzt Novalis: ‚Statt N[icht] I[ch] – Du‘ (HKA III, 430: 820). Ein solches Subjekt-Objekt-Verhältnis aber kann als Liebe gedacht werden, und damit öffnet sich der Weg für eine Rezeption und Integration vorkantischer Philosophien und religiöser Überzeugungen“. (Uerlings 1998, 63) So Herbert Uerlings zu Novalis’ Weiterentwicklung von Fichtes Philosophie. Eben diesen Gedanken hat Novalis in der Transformation der Blume zur Frau versteckt: „Die blaue Blume, die als Pflanze in der Symbolsprache der Naturphilosophie auf einen Zustand bewußtloser Natureinheit verweist, ist also Inbegriff des Nicht-Ich, das sich in seiner Metamorphose zur Frau vom entfremdeten Objekt zum liebenden und geliebten Du zu verwandeln beginnt“ (Engel 2002, 122). Diese Entschlüsselung kann allerdings nur jemand vollziehen, der sowohl mit Novalis’ Werk als auch mit den zeitgenössischen Diskursen vertraut ist. Damit verdeutlicht Novalis, was der literarische Traum leisten kann. Er enthält nicht nur, symbolisch verdichtet, die gesamte Romanhandlung ''in nuce'' – er kann auch Aussagen über den literarischen Text hinaus treffen. Auch hier muss jedoch einschränkend darauf verwiesen werden, dass es sich nicht um ein Alleinstellungsmerkmal des Traums handelt. Klingsohrs Märchen enthält ebenfalls einen komplexen Subtext, der grundlegende Aussagen transportiert. | ||
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Dass der Traum so wenig individuelle Eigenheiten aufweist, ist Novalis’ Märchenkonzept geschuldet. Was den Traum noch am ehesten als poetisches Verfahren im Text notwendig macht, ist die Verknüpfung mit der Figur Heinrich. Die Märchen, Sagen und Lieder im Text sind entindividualisiert. So lässt Novalis etwa im zweiten Kapitel die Kaufleute die Sage des Arion von Lesbos erzählen. Dessen Name wird jedoch nicht explizit genannt. Arion wird ganz allgemein als „Dichter“ bezeichnet, weil seine Geschichte auf die Allgemeingültigkeit der Poesie verweisen soll. Wie sich durch die Gegenüberstellung von Heinrichs Traum und dem Traum seines Vaters zeigt, bleiben die Träume aber, auch wenn sich die Inhalte ähneln mögen, etwas Individuelles. Dabei geht es allerdings nicht darum, Figuren psychologisch zu vertiefen, sondern darum, ihren Typus zu bestimmen. So ergibt sich aus Traum II, dass Heinrichs Vater Vertreter einer empiristisch-philiströsen Welthaltung ist und deswegen scheitert, obwohl auch er zum Künstler begabt gewesen wäre. Heinrich hingegen ist noch ein unbeschriebenes Blatt und zur Poesie fähig, allerdings ist auch er nur eine mögliche Figur, die ein goldenes Zeitalter wiederbringen kann. | Dass der Traum so wenig individuelle Eigenheiten aufweist, ist Novalis’ Märchenkonzept geschuldet. Was den Traum noch am ehesten als poetisches Verfahren im Text notwendig macht, ist die Verknüpfung mit der Figur Heinrich. Die Märchen, Sagen und Lieder im Text sind entindividualisiert. So lässt Novalis etwa im zweiten Kapitel die Kaufleute die Sage des Arion von Lesbos erzählen. Dessen Name wird jedoch nicht explizit genannt. Arion wird ganz allgemein als „Dichter“ bezeichnet, weil seine Geschichte auf die Allgemeingültigkeit der Poesie verweisen soll. Wie sich durch die Gegenüberstellung von Heinrichs Traum und dem Traum seines Vaters zeigt, bleiben die Träume aber, auch wenn sich die Inhalte ähneln mögen, etwas Individuelles. Dabei geht es allerdings nicht darum, Figuren psychologisch zu vertiefen, sondern darum, ihren Typus zu bestimmen. So ergibt sich aus Traum II, dass Heinrichs Vater Vertreter einer empiristisch-philiströsen Welthaltung ist und deswegen scheitert, obwohl auch er zum Künstler begabt gewesen wäre. Heinrich hingegen ist noch ein unbeschriebenes Blatt und zur Poesie fähig, allerdings ist auch er nur eine mögliche Figur, die ein goldenes Zeitalter wiederbringen kann. | ||
===Übergreifende Funktion der Träume – der Prototyp des triadischen Traumes=== | |||
In der Forschung wurde vor allem Traum I, der mit der blauen Blume scheinbar das zentrale Symbol des Romans enthält, Beachtung geschenkt. Traum II wurde weitaus weniger berücksichtigt, Traum III kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei liegt die besondere Leistung Novalis’ darin eine Konstruktion erfunden zu haben, die in der gesamten literarischen Romantik als vorbildhaft empfunden wurde und die sich als triadischer Traum bezeichnen lässt. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von Traumdarstellungen, deren Prototyp die beiden Träume Heinrichs sind und deren verbindendes Element vor allem das ihnen zugrundeliegende Konstruktionsprinzip ist. Diese Darstellung des Traumes orientiert sich nämlich an (1) dem triadischen Geschichtsmodell und (2) dem Prinzip der Mise en abyme. Das Modell des goldenen Zeitalters soll hier zur Erinnerung nochmals dargestellt werden: (I) Vergangenes goldenes Zeitalter, (II) (negativ konnotierte) Gegenwart, zugleich Übergangsphase zu einem neuen goldenen Zeitalter, (III) Wiederkehr eines neuen, höheren goldenen Zeitalters. Das Modell ist eigentlich progressiv gedacht: Immer wieder enden goldene Zeitalter, immer wieder kommen nach einer Übergangsphase neue goldene Zeitalter. | |||
Die beiden Träume Heinrichs bilden gemeinsam eine Triade. Der Traum von der blauen Blume, Traum I, steht am Anfang von Heinrichs äußerer Reise, Heinrichs zweiter Traum, Traum III, an deren Ende. Beide Träume, insbesondere der erste, lassen sich, wie bereits gezeigt wurde, nochmals weiter unterteilen, nur zusammen ergeben sie aber die Triade. Der erzähltechnische Clou liegt darin, dass der erste Traum den Anfang der Triade erzählt, vergangenes goldenes Zeitalter, der zweite Traum auf die Zukunft verweist, künftiges goldenes Zeitalter, und die Handlung dazwischen, welche in der Wachwelt angesiedelt ist, die Gegenwart zwischen den goldenen Zeitaltern abbildet. Wie aber kann man ein goldenes Zeitalter, in dem das Konzept ‚Zeit‘ keine Rolle mehr spielt, literarisch umsetzen? Wie gestaltet sich der Weg in das neue goldene Zeitalter? | |||
Der Raum, in den Heinrich sich zu Beginn seiner Reise in Traum I begibt, ist ein Spiegel der idealistischen Philosophie: Er macht eine Reise zurück zum Ursprung des Seins, nämlich unmittelbar an den Punkt, an dem sich Betrachtung und Reflexion getrennt haben. Diese Reise spiegelt sich auch in der ihn umgebenden Landschaft wider, die die Entwicklung der Natur abbildet. Am Beginn von Heinrichs Entwicklung steht also der Ausblick auf die erste Stufe der Triade. Heinrichs Reise, die nach dem Erwachen (und dem Gespräch mit den Eltern) beginnt, orientiert sich an der Symbolik des Traumes; aus der Quelle ist im zweiten Traum ein Strom geworden. Nach dem missglückten Versuch, Mathilde zu retten, findet Heinrich sich mit dieser unter dem Strom wieder und trinkt dort aus einer Quelle. Der zweite Teil der Triade beinhaltet also einen Wechsel von einem real existierenden Raum (über den Fluss), in einen mythischen Raum (unter dem Fluss). Die Raumdarstellung trägt damit zur Verdeutlichung der grundlegenden Aussage des Traumes bei, sie verweist auf die bevorstehende Rückkehr des goldenen Zeitalters und die anstehende Poetisierung der Welt. | |||
Diese Interpretation stützt auch die Symbolik der Traumdarstellungen. Ich erläutere dies anhand der beiden Symbole Strom und Barke: Ersterer hat Innerhalb des Romans in beiden Träumen Heinrichs eine zentrale Funktion inne. Für Schelling war Wasser das Element, „von dem alle Produktivität ausgeht, und in das sie zurückläuft“, es ist also quasi ein Spiegel des Verhältnisses von reeller und ideeller Tätigkeit. Dieses Bild des Wassers hatte Novalis in den Lehrlingen und im Ofterdingen aufgegriffen; es ist der Schlüssel zum Verständnis der beiden Traumdarstellungen. Der Weg Heinrichs von der Quelle aus dem ersten Traum hin zum fertigen Strom, dann unter den Strom, wo eine neue Quelle entspringt und darüber hinaus, spiegelt die zentrale Vorstellung des idealistischen Denkens wider. Alles geht von der (absoluten) Quelle aus, alles geht wieder dorthin zurück, in einem unendlichen Prozess, der im Ofterdingen am Beispiel Heinrichs abgebildet wird. Die Barke wiederum ist eigentlich das Attribut Charons, des Fährmanns, der die Toten über den Fluss Acheron bringt. Diesen symbolischen Übergang von einer Welt in die nächste hat Novalis im Ofterdingen im Sinne einer Neuen Mythologie auf Heinrich übertragen. Das Durchqueren des Flusses – Heinrich gelangt unter den Fluss – ist der Übergang in die nächste Welt. Damit vermitteln die beiden Träume Heinrichs in ihrer Gesamtheit als triadischer Traum ein Wissen, das über die Figur Heinrichs hinausgeht und sich direkt an den Leser richtet, sie sind metareflexiv. | |||
<div style="text-align: right;">[[Autoren|Christian Quintes]]</div> | |||
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