"Die Brüder Löwenherz" (Lindgren, Astrid): Unterschied zwischen den Versionen

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==Astrid Lindgren==
==Astrid Lindgren==
<br />Schon ihr erster, und bekanntester, Roman – ''Pippi Langstrumpf'' – weist, nach der maximalistischen Definition<ref>Uwe Durst: Theorie der phantastischen Literatur. Aktualis, Berlin 2007.</ref>, fantastische Merkmale auf. Gleichzeitig ist Astrid Lindgren vor allem für ihren bestechenden und oft kritischen Realismus bekannt, der auch in ihren fantastischen Erzählungen nicht fehlt. Eine aufmerksame Beobachtung der kindlichen Psyche, sowie ein „kritischer“ Blick auf gesellschaftliche Fragestellungen zeichnen alle ihre Texte aus. Sieglinde Geisel spricht in einem Artikel für die NZZ von einem „magischen Realismus der Kindheit“<ref>https://www.nzz.ch/kinderwunschtraeume_und_kinderwirklichkeiten-1.582172.</ref>. In diesem Zusammenhangt hat Astrid Lindgren auch wiederholt die Bedeutung der Fantasie für die Weltwahrnehmung und Weltgestaltung betont:<br />„''Alles, was an Großem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Phantasie des Menschen''<ref>Aus Darum brauchen Kinder Bücher, Dankesrede anlässlich der Verleihung des Hans-Christian-Andersen-Preises 1958. https://www.astridlindgren.com/de/zitate.</ref>“.<br />Der Traum, gleichzeitig perfekter Zufluchtsort der kindlichen Fantasie und Konfrontationsraum des Selbst mit dem Unbewussten, spielt in ihren Texten wiederholt eine Rolle. Neben'' Die Brüder Löwenherz'' weist auch Mios Reise ins Land der Ferne traumhafte Elemente auf. Zudem erwähnt Mio die tatsächlichen Alpträume, die ihn in seinem früheren Leben geprägt haben:<br />''Im Traum bin ich manchmal durch dunkle Häuser gegangen, die ich nicht kannte. Unbekannte, entsetzliche Häuser mit schwarzen Zimmern, die mich umschlossen, bis ich nicht mehr atmen konnte, mit Fußböden, die sich gerade dort, wo ich gehen wollte, zu jähen Tiefen öffneten, mit Treppen, die zusammenstürzten und mich mitrissen. Aber kein Haus im Traum war so entsetzlich, so furchtbar wie Ritter Katos Burg.''<ref>Lindgren: Mio, mein Mio, S. 142.</ref> <br />Der Traum wird somit zu einer Art Parabel des Lebens. Auch in Ferien auf Saltkrokan wird der Traum zum Denkanstoß über das menschliche Leben: <br />„''Im Traum läuft man manchmal und sucht. Man muss unbedingt jemanden finden. Und man hat es so eilig. Es gilt das Leben. Man läuft voller Angst dahin, sucht immer angstvoller, man findet aber nie, den man sucht. Alles ist vergeblich''.<ref>Astrid Lindgren: Ferien aus Saltkrokan, Oetinger Verlag, Hamburg, 2007, S. 320. Übersetzer: Thyra Dohrenburg..</ref>“<br />So wird der Traum bei Astrid Lindgren nicht nur zu einem Ort, an dem die kindliche Fantasie auf besonders produktive Weise operiert, er ermöglicht es der Autorin auch Probleme und Krisensituationen des menschlichen Lebens kindgerecht aufzuarbeiten. Wie auch in den beiden oben zitierten Ausschnitten, spielt in ''Die Brüder Löwenherz'' der Umgang mit der inneren Angst dabei eine besonders wichtige Rolle.<br /><br />
<br />Schon ihr erster, und bekanntester, Roman – ''Pippi Langstrumpf'' – weist, nach der maximalistischen Definition<ref>Uwe Durst: Theorie der phantastischen Literatur. Aktualis, Berlin 2007.</ref>, fantastische Merkmale auf. Gleichzeitig ist Astrid Lindgren vor allem für ihren bestechenden und oft kritischen Realismus bekannt, der auch in ihren fantastischen Erzählungen nicht fehlt. Eine aufmerksame Beobachtung der kindlichen Psyche, sowie ein „kritischer“ Blick auf gesellschaftliche Fragestellungen zeichnen alle ihre Texte aus. Sieglinde Geisel spricht in einem Artikel für die NZZ von einem „magischen Realismus der Kindheit“<ref>https://www.nzz.ch/kinderwunschtraeume_und_kinderwirklichkeiten-1.582172.</ref>. In diesem Zusammenhangt hat Astrid Lindgren auch wiederholt die Bedeutung der Fantasie für die Weltwahrnehmung und Weltgestaltung betont:<br />
: „''Alles, was an Großem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Phantasie des Menschen''<ref>Aus Darum brauchen Kinder Bücher, Dankesrede anlässlich der Verleihung des Hans-Christian-Andersen-Preises 1958. https://www.astridlindgren.com/de/zitate.</ref>“.<br />Der Traum, gleichzeitig perfekter Zufluchtsort der kindlichen Fantasie und Konfrontationsraum des Selbst mit dem Unbewussten, spielt in ihren Texten wiederholt eine Rolle. Neben'' Die Brüder Löwenherz'' weist auch Mios Reise ins Land der Ferne traumhafte Elemente auf. Zudem erwähnt Mio die tatsächlichen Alpträume, die ihn in seinem früheren Leben geprägt haben:<br />
: ''Im Traum bin ich manchmal durch dunkle Häuser gegangen, die ich nicht kannte. Unbekannte, entsetzliche Häuser mit schwarzen Zimmern, die mich umschlossen, bis ich nicht mehr atmen konnte, mit Fußböden, die sich gerade dort, wo ich gehen wollte, zu jähen Tiefen öffneten, mit Treppen, die zusammenstürzten und mich mitrissen. Aber kein Haus im Traum war so entsetzlich, so furchtbar wie Ritter Katos Burg.''<ref>Lindgren: Mio, mein Mio, S. 142.</ref> <br />Der Traum wird somit zu einer Art Parabel des Lebens. Auch in Ferien auf Saltkrokan wird der Traum zum Denkanstoß über das menschliche Leben: <br />
: „''Im Traum läuft man manchmal und sucht. Man muss unbedingt jemanden finden. Und man hat es so eilig. Es gilt das Leben. Man läuft voller Angst dahin, sucht immer angstvoller, man findet aber nie, den man sucht. Alles ist vergeblich''.<ref>Astrid Lindgren: Ferien aus Saltkrokan, Oetinger Verlag, Hamburg, 2007, S. 320. Übersetzer: Thyra Dohrenburg..</ref>“<br />So wird der Traum bei Astrid Lindgren nicht nur zu einem Ort, an dem die kindliche Fantasie auf besonders produktive Weise operiert, er ermöglicht es der Autorin auch Probleme und Krisensituationen des menschlichen Lebens kindgerecht aufzuarbeiten. Wie auch in den beiden oben zitierten Ausschnitten, spielt in ''Die Brüder Löwenherz'' der Umgang mit der inneren Angst dabei eine besonders wichtige Rolle.<br /><br />


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