"Reisende auf einem Bein" (Herta Müller): Unterschied zwischen den Versionen

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===Irenes Traum vom Sachbearbeiter===
===Irenes Traum vom Sachbearbeiter===
====Beschreibung====
====Beschreibung====
Irene träumt zwei Traumsequenzen in derselben Nacht, was durch den Satz „Es war ein anderer Traum in der gleichen Nacht“ (RB 104) zwischen den beiden Traumteilen dezidiert markiert wird. In der ersten Traumsequenz sitzt Irene im Warteraum des Übergangslagers (ebd., 102). Diese Szenerie wird von einer Befragung Irenes durch einen deutschen Sachbearbeiter abgelöst, wobei der Trialog zwischen dem Sachbearbeiter, seiner Sekretärin und Irene die Sequenz dominiert (ebd., 102f.). Der Sachbearbeiter identifiziert einen Lastwagenfahrer, den er zufällig aus dem Fenster erblickt, als einen Polen, und unterstellt ihm einige Charakteristika wie „keine Aufenthaltsgenehmigung, keine Arbeitsgenehmigung. Nichts.“ (ebd., 103). Als Irene ihn auf eine mögliche Verwechslung hinweist, entgegnet der Sachbearbeiter „Zum Verwechseln braucht es zwei […] Sie können sicher sein, ich werde in Rente gehen, und ich werde sie alle noch kennen. Verwechseln mit wem?“ (ebd.). Irene versucht ihm mit der Umkehrung seiner Ressentiments zu begegnen und merkt an, der Sachbearbeiter hätte ihn auch mit einem Deutschen verwechseln können, woraufhin der Sachbearbieter antwortet: „Ich bitte Sie, Sie haben doch dieses Gesicht gesehen. Politisch verfolgt. Ja, wissen Sie, wenn jemand die Regierung stürzen will, wo kämen wir da hin“ (ebd.). Der Traum endet mit dem Blättern der Sekretärin in Irenes Akte und dem Widerspruch zwischen ihrer Replik „Daß ich nicht lache“ (ebd.) und ihrer Mimik „Sie lachte nicht.“ (ebd.). Die Sequenz erweist sich erst im letzten Satz als Traum: „Irene erwachte verschwitzt, als wäre sie aus diesem Traum hinausgerannt.“ (ebd.). In der zweiten Traumsequenz wechseln das Traumgeschehen sowie die Reflexion im Traum und über das Geträumte einander ab. Irene trifft den Sachbearbeiter in der U-Bahn, der sie verfolgt und observiert. Er wendet sich an Irene mit einer Frage auf Deutsch, auf die Irene jedoch nur auf Rumänisch entgegnen kann (ebd., 104). Der Sachbearbeiter fasst Irene am Ellenbogen und kommentiert diese körperliche Grenzüberschreitung mit dem Satz: „[…] Deutsch sprechen Sie nur, wenn Sie zu mir ins Büro kommen“ (ebd.). Auf diese Replik verstummt Irene: „Irene hatte das Deutsche vergessen“ (ebd.) und nur noch ein einziger deutscher Satz fällt ihr ein, den in Irenes Wachleben Thomas zur ihr gesagt hatte: „Weshalb vergleichst Du immer, es ist doch nicht Deine Muttersprache“ (ebd.). Anschließend folgt eine paradoxe Reflexion Irenes: „Es wäre ein langer Satz gewesen. Er hätte bewiesen, daß Irene Deutsch sprach. Doch er hätte mehr geschadet, als genützt. Das wusste Irene sogar im Traum“ (ebd.).
Irene träumt zwei Traumsequenzen in derselben Nacht, was durch den Satz „Es war ein anderer Traum in der gleichen Nacht“ (RB 104) zwischen den beiden Traumteilen dezidiert markiert wird. In der ersten Traumsequenz sitzt Irene im Warteraum des Übergangslagers (TB 102). Diese Szenerie wird von einer Befragung Irenes durch einen deutschen Sachbearbeiter abgelöst, wobei der Trialog zwischen dem Sachbearbeiter, seiner Sekretärin und Irene die Sequenz dominiert (RB 102 f.). Der Sachbearbeiter identifiziert einen Lastwagenfahrer, den er zufällig aus dem Fenster erblickt, als einen Polen, und unterstellt ihm einige Charakteristika wie „keine Aufenthaltsgenehmigung, keine Arbeitsgenehmigung. Nichts“ (RB 103). Als Irene ihn auf eine mögliche Verwechslung hinweist, entgegnet der Sachbearbeiter „Zum Verwechseln braucht es zwei […] Sie können sicher sein, ich werde in Rente gehen, und ich werde sie alle noch kennen. Verwechseln mit wem?“ (ebd.). Irene versucht ihm mit der Umkehrung seiner Ressentiments zu begegnen und merkt an, der Sachbearbeiter hätte ihn auch mit einem Deutschen verwechseln können, woraufhin der Sachbearbieter antwortet: „Ich bitte Sie, Sie haben doch dieses Gesicht gesehen. Politisch verfolgt. Ja, wissen Sie, wenn jemand die Regierung stürzen will, wo kämen wir da hin“ (ebd.). Der Traum endet mit dem Blättern der Sekretärin in Irenes Akte und dem Widerspruch zwischen ihrer Replik „Daß ich nicht lache“ (ebd.) und ihrer Mimik „Sie lachte nicht“ (ebd.). Die Sequenz erweist sich erst im letzten Satz als Traum: „Irene erwachte verschwitzt, als wäre sie aus diesem Traum hinausgerannt“ (ebd.).  
 
In der zweiten Traumsequenz wechseln das Traumgeschehen sowie die Reflexion im Traum und über das Geträumte einander ab. Irene trifft den Sachbearbeiter in der U-Bahn, der sie verfolgt und observiert. Er wendet sich an Irene mit einer Frage auf Deutsch, auf die Irene jedoch nur auf Rumänisch entgegnen kann (RB 104). Der Sachbearbeiter fasst Irene am Ellenbogen und kommentiert diese körperliche Grenzüberschreitung mit dem Satz: „Deutsch sprechen Sie nur, wenn Sie zu mir ins Büro kommen“ (ebd.). Auf diese Replik verstummt Irene: „Irene hatte das Deutsche vergessen“ (ebd.) und nur noch ein einziger deutscher Satz fällt ihr ein, den in Irenes Wachleben Thomas zur ihr gesagt hatte: „Weshalb vergleichst Du immer, es ist doch nicht Deine Muttersprache“ (ebd.). Anschließend folgt eine paradoxe Reflexion Irenes: „Es wäre ein langer Satz gewesen. Er hätte bewiesen, daß Irene Deutsch sprach. Doch er hätte mehr geschadet, als genützt. Das wusste Irene sogar im Traum“ (ebd.).


====Analyse und Interpretation====
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