"Reisende auf einem Bein" (Herta Müller): Unterschied zwischen den Versionen
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"Reisende auf einem Bein" (Herta Müller) (Quelltext anzeigen)
Version vom 19. November 2020, 12:28 Uhr
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''Reisende auf einem Bein'' ist der erste längere Erzähltext der rumänisch-deutschen Autorin Herta Müller (*1953), der nach ihrer Ausreise aus Rumänien in der Bundesrepublik 1987 beim Rotbuch-Verlag erschien (McGowan 2017, 25). Der Text enthält vier Traumdarstellungen: drei Träume der Protagonistin Irene (RB 19, 102-104, 163-166) und einen Traum von Thomas, einem ihrer Freunde, der sich direkt an Irenes zweiten Traum anschließt (RB 104 f.). | ''Reisende auf einem Bein'' ist der erste längere Erzähltext der rumänisch-deutschen Autorin Herta Müller (*1953), der nach ihrer Ausreise aus Rumänien in der Bundesrepublik 1987 beim Rotbuch-Verlag erschien (McGowan 2017, 25). Der Text enthält vier Traumdarstellungen: drei Träume der Protagonistin Irene (RB 19, 102-104, 163-166) und einen Traum von Thomas, einem ihrer Freunde, der sich direkt an Irenes zweiten Traum anschließt (RB 104 f.). | ||
==Autorin== | ==Autorin== | ||
Herta Müller, 1953 im rumänischen Niţchidorf geboren, immigrierte 1987 unter dem Ceauşescu-Regime wegen ihrer Verfolgung durch die rumänische Securitate in die Bundesrepublik. In ihren Werken thematisiert sie die Beschädigungen des Subjekts unter einer totalitären Herrschaft. Ohne sich auf den kommunistischen Terror zu begrenzen, schildert die Autorin auch das triste, auf die Vernichtung des Individuellen ausgerichtete Dorfmilieu der banatdeutschen Minderheit in Rumänien, dessen abgeschottete, „zugeschnürte“ Atmosphäre von Normierungen und Verhaltenscodes eine an die Majorität angepasste Wahrnehmung erzeugt und jeden Ausdruck von Subjektivität verhindert. | Herta Müller, 1953 im rumänischen Niţchidorf geboren, immigrierte 1987 unter dem Ceauşescu-Regime wegen ihrer Verfolgung durch die rumänische Securitate in die Bundesrepublik. In ihren Werken thematisiert sie die Beschädigungen des Subjekts unter einer totalitären Herrschaft. Ohne sich auf den kommunistischen Terror zu begrenzen, schildert die Autorin auch das triste, auf die Vernichtung des Individuellen ausgerichtete Dorfmilieu der banatdeutschen Minderheit in Rumänien, dessen abgeschottete, „zugeschnürte“ Atmosphäre von Normierungen und Verhaltenscodes eine an die Majorität angepasste Wahrnehmung erzeugt und jeden Ausdruck von Subjektivität verhindert. | ||
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Die Mitt-Dreißigerin Irene reist aus dem ‚anderen Land‘ in eine bundesrepublikanische Großstadt. Auch wenn genaue Ortsangaben fehlen, können das Ceauşescu-Rumänien und das Berlin der 1980er Jahre leicht als Orte der Handlung ausgemacht werden. Der Plot konzentriert sich auf die ziellosen Bewegungen Irenes durch die tristen urbanen Vororte mit ihren Discountern, Notunterkünften für Asylsuchende, den Baustellen und dem Kinderstrich. Irenes Versuch, die deutsche Staatsangehörigkeit zu beantragen, wird von bürokratischer Routine begleitet. Sie beginnt einige unverbindliche Beziehungen mit Männern, die einerseits von ihrer Sehnsucht nach Nähe und Zugehörigkeit und andererseits von ihrer emotionalen Entfremdung und Bindungsangst geprägt sind (McGowan 2017, 25-30). | Die Mitt-Dreißigerin Irene reist aus dem ‚anderen Land‘ in eine bundesrepublikanische Großstadt. Auch wenn genaue Ortsangaben fehlen, können das Ceauşescu-Rumänien und das Berlin der 1980er Jahre leicht als Orte der Handlung ausgemacht werden. Der Plot konzentriert sich auf die ziellosen Bewegungen Irenes durch die tristen urbanen Vororte mit ihren Discountern, Notunterkünften für Asylsuchende, den Baustellen und dem Kinderstrich. Irenes Versuch, die deutsche Staatsangehörigkeit zu beantragen, wird von bürokratischer Routine begleitet. Sie beginnt einige unverbindliche Beziehungen mit Männern, die einerseits von ihrer Sehnsucht nach Nähe und Zugehörigkeit und andererseits von ihrer emotionalen Entfremdung und Bindungsangst geprägt sind (McGowan 2017, 25-30). | ||
==Die Träume== | ==Die Träume== | ||
===Irenes Diktator-Traum=== | ===Irenes Diktator-Traum=== | ||
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In einem ihrer Essays verweist Herta Müller auf die im Deutschen - anders als im Rumänischen - existierende Doppelbedeutung des Wortes 'Blatt', das sowohl das Laub der Bäume als auch Papierblätter bezeichnen kann. Der Vergleich mit den Laubblättern ließe sich so mit dem Schreibprozess verbinden. Das Motiv des Zertretens der Kleider „als wären es Laubblätter“ (RB 19) impliziert also auch die Vernichtung von Irenes Identität als Künstlerin. | In einem ihrer Essays verweist Herta Müller auf die im Deutschen - anders als im Rumänischen - existierende Doppelbedeutung des Wortes 'Blatt', das sowohl das Laub der Bäume als auch Papierblätter bezeichnen kann. Der Vergleich mit den Laubblättern ließe sich so mit dem Schreibprozess verbinden. Das Motiv des Zertretens der Kleider „als wären es Laubblätter“ (RB 19) impliziert also auch die Vernichtung von Irenes Identität als Künstlerin. | ||
===Irenes Traum vom Sachbearbeiter=== | ===Irenes Traum vom Sachbearbeiter=== | ||
====Beschreibung==== | ====Beschreibung==== | ||
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Die Observation durch den Sachbearbeiter hat bei Irene den Verlust der rumänischen Sprache zur Folge. Auch Thomas‘ Satz aus Irenes Wachleben bezieht sich auf das Rumänische, das er ihr gegenüber insofern abwertet als er Irene die Vergleichbarkeit des Deutschen mit dem Rumänischen abspricht und es damit begründet, Rumänisch sei nicht ihre Muttersprache (RB 104). Irenes doppelte Identität und ihre Zweisprachigkeit erweisen sich für sie als eine doppelte Erfahrung von Fremdheit und bergen in sich eine potentielle Gefährdung durch die Verwendung einer falschen Sprache, ihre Fremdheit zu offenbaren. Selbst in ihrem Traum formiert sich in Irene ein Mechanismus der Selbstbeobachtung und -kontrolle, der in der Angst vor der totalen Überwachung seinen Urgrund hat. | Die Observation durch den Sachbearbeiter hat bei Irene den Verlust der rumänischen Sprache zur Folge. Auch Thomas‘ Satz aus Irenes Wachleben bezieht sich auf das Rumänische, das er ihr gegenüber insofern abwertet als er Irene die Vergleichbarkeit des Deutschen mit dem Rumänischen abspricht und es damit begründet, Rumänisch sei nicht ihre Muttersprache (RB 104). Irenes doppelte Identität und ihre Zweisprachigkeit erweisen sich für sie als eine doppelte Erfahrung von Fremdheit und bergen in sich eine potentielle Gefährdung durch die Verwendung einer falschen Sprache, ihre Fremdheit zu offenbaren. Selbst in ihrem Traum formiert sich in Irene ein Mechanismus der Selbstbeobachtung und -kontrolle, der in der Angst vor der totalen Überwachung seinen Urgrund hat. | ||
===Thomas' Lakritztraum=== | ===Thomas' Lakritztraum=== | ||
====Beschreibung==== | ====Beschreibung==== | ||
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Thomas‘ Traum kann unter dem Blickwinkel seiner Homosexualität interpretiert werden. Er geht keine Beziehungen mit Männern ein. Wegen seiner Bindungsphobie und der Furcht vor der Aufdeckung kann er seine homoerotische Neigung nur auf dem Strich ausleben. Zwei Interpretationsansätze bieten sich an: Im Traum manifestiert sich seine Angst und Ekel vor der weiblichen Vereinnahmung sowie dem Verlust seiner sowohl männlichen als auch homosexuellen Identität. Die aufgerollten Lakritzschnecken, verknüpft mit dem Eisenbahnspiel ließen sich im Sinne einer freudianischen Umkehrung interpretieren. Das Zugmotiv stellt ein klassisches Phallussymbol dar wie beispielsweise am Ende von Alfred Hitchcocks Film ''Der unsichtbare Dritte'' (''North by Northwest''; USA 1959). Im Traum formen die Mädchen aus den Lakritzschnecken - aus einer klebrigen, süß-bitteren, schneckenförmigen Masse, die sich eine Vagina assoziieren lässt - die Eisenbahnschienen. In dieser Metamorphose vom weiblichen zum männlichen Genital tritt einerseits ein Transgenderaspekt zu Tage - auch Thomas Sohn wechselt sein Geschlecht - andererseits repräsentieren die ausschließlich weiblichen Protagonistinnen die Omnipräsenz und Dominanz des Weiblichen. Thomas erlebt den Geschlechterwechsel nicht als ein lustvolles Spiel, er gerinnt für ihn zum Alptraum, in dem das Weibliche aus der Verdrängung auftaucht und die weibliche Lust seine männliche und homosexuelle Identität gleich in doppelter Weise bedroht: zum einen durch die völlige Absenz männlicher Subjekte, zum anderen weil das Männliche auf die Genitalien reduziert und objektiviert wird und lediglich als verformbares Sexualobjekt für den weiblichen Blick fungiert. Thomas' Traum ließe sich aber, entgegen seiner eigener emotionalen Abwehr, auch als ein Wunschtraum interpretieren. Trotz des artikulierten Ekels gegenüber Irene („jetzt wirst Du welken, zuerst dein Magen, dann dein Hals, dann dein Gesicht“, RB 110) geht Thomas eine sexuelle Beziehung mit ihr ein: „Ich musste Dich doch rasch noch lieben, bevor du welkst“ (RB 111). Thomas stößt ab, was er begehrt. Dieser Verdrängung und Absenz des Weiblichen in Thomas‘ Wachleben steht die Omnipräsenz des Weiblichen in seinem Traum gegenüber. | Thomas‘ Traum kann unter dem Blickwinkel seiner Homosexualität interpretiert werden. Er geht keine Beziehungen mit Männern ein. Wegen seiner Bindungsphobie und der Furcht vor der Aufdeckung kann er seine homoerotische Neigung nur auf dem Strich ausleben. Zwei Interpretationsansätze bieten sich an: Im Traum manifestiert sich seine Angst und Ekel vor der weiblichen Vereinnahmung sowie dem Verlust seiner sowohl männlichen als auch homosexuellen Identität. Die aufgerollten Lakritzschnecken, verknüpft mit dem Eisenbahnspiel ließen sich im Sinne einer freudianischen Umkehrung interpretieren. Das Zugmotiv stellt ein klassisches Phallussymbol dar wie beispielsweise am Ende von Alfred Hitchcocks Film ''Der unsichtbare Dritte'' (''North by Northwest''; USA 1959). Im Traum formen die Mädchen aus den Lakritzschnecken - aus einer klebrigen, süß-bitteren, schneckenförmigen Masse, die sich eine Vagina assoziieren lässt - die Eisenbahnschienen. In dieser Metamorphose vom weiblichen zum männlichen Genital tritt einerseits ein Transgenderaspekt zu Tage - auch Thomas Sohn wechselt sein Geschlecht - andererseits repräsentieren die ausschließlich weiblichen Protagonistinnen die Omnipräsenz und Dominanz des Weiblichen. Thomas erlebt den Geschlechterwechsel nicht als ein lustvolles Spiel, er gerinnt für ihn zum Alptraum, in dem das Weibliche aus der Verdrängung auftaucht und die weibliche Lust seine männliche und homosexuelle Identität gleich in doppelter Weise bedroht: zum einen durch die völlige Absenz männlicher Subjekte, zum anderen weil das Männliche auf die Genitalien reduziert und objektiviert wird und lediglich als verformbares Sexualobjekt für den weiblichen Blick fungiert. Thomas' Traum ließe sich aber, entgegen seiner eigener emotionalen Abwehr, auch als ein Wunschtraum interpretieren. Trotz des artikulierten Ekels gegenüber Irene („jetzt wirst Du welken, zuerst dein Magen, dann dein Hals, dann dein Gesicht“, RB 110) geht Thomas eine sexuelle Beziehung mit ihr ein: „Ich musste Dich doch rasch noch lieben, bevor du welkst“ (RB 111). Thomas stößt ab, was er begehrt. Dieser Verdrängung und Absenz des Weiblichen in Thomas‘ Wachleben steht die Omnipräsenz des Weiblichen in seinem Traum gegenüber. | ||
===Irenes Metamorphosentraum=== | ===Irenes Metamorphosentraum=== | ||
====Beschreibung==== | ====Beschreibung==== | ||
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Ähnlich wie Calvino verknüpft Herta Müller das Stadtmotiv mit der exponierten weiblichen Körperlichkeit, gleichzeitig wird der Text aber als Fiktion entlarvt: „Ich weiß, es ist nur Einbildung, nur Schwindel […]. Ja, alles nur Schwindel, sagte Steffen zur Irene. Weshalb glaubst Du daran. Das ist erfunden, und Du glaubst daran“ (RB 164). Im Gegensatz zur Alptraumhaftigkeit der ersten beiden Träume bietet hier die Fiktion jedoch ein erlösendes poetisches Potential. Der Traum wird zu einem Ort der Imagination, der die gleichzeitige Anwesenheit von Männern aus Irenes Leben ermöglicht. Auffallend sind die narrativ-reflexiven Passagen und der lustbesetzte humoreske Stil, der mit dem beklemmenden Grundton des übrigen Textes kontrastiert: „Wer von euch beiden ist denn die Attrappe“ (RB 165). Wer als Subjekt und wer als Objekt des Begehrens fungiert, verbleibt ebenfalls in der Uneindeutigkeit: „Zwischen Mond und Schatten hatte das Gesicht, das Irene küßte eine bläuliche Farbe“ (ebd.). In dieser ambigen Konstruktion kann Irene grammatikalisch sowohl eine Subjekt- als auch eine Akkusativposition besetzen. Die Farbe ‚bläulich‘ repräsentiert im Gesamtgefüge des Traumes die Treue. Irene reagiert auf das männliche Treueverlangen „Du sollst Augen haben nur für mich“ (RB 165) mit Verdruss: „Das macht müde“ (ebd.). Während Calvino den weiblichen Körper in die Stadtarchitektonik projiziert und damit vergegenständlicht, erlangt das Weibliche bei Herta Müller Subjekthaftigkeit und Körperlichkeit. Irenes letzter Traum wird vom weiblichen Begehren dominiert, auch wenn sich diese Demaskierung der männlich konstruierten Weiblichkeit nur im imaginierten Raum des Traumes ereignet und daher eine weibliche Wunschprojektion bleibt. | Ähnlich wie Calvino verknüpft Herta Müller das Stadtmotiv mit der exponierten weiblichen Körperlichkeit, gleichzeitig wird der Text aber als Fiktion entlarvt: „Ich weiß, es ist nur Einbildung, nur Schwindel […]. Ja, alles nur Schwindel, sagte Steffen zur Irene. Weshalb glaubst Du daran. Das ist erfunden, und Du glaubst daran“ (RB 164). Im Gegensatz zur Alptraumhaftigkeit der ersten beiden Träume bietet hier die Fiktion jedoch ein erlösendes poetisches Potential. Der Traum wird zu einem Ort der Imagination, der die gleichzeitige Anwesenheit von Männern aus Irenes Leben ermöglicht. Auffallend sind die narrativ-reflexiven Passagen und der lustbesetzte humoreske Stil, der mit dem beklemmenden Grundton des übrigen Textes kontrastiert: „Wer von euch beiden ist denn die Attrappe“ (RB 165). Wer als Subjekt und wer als Objekt des Begehrens fungiert, verbleibt ebenfalls in der Uneindeutigkeit: „Zwischen Mond und Schatten hatte das Gesicht, das Irene küßte eine bläuliche Farbe“ (ebd.). In dieser ambigen Konstruktion kann Irene grammatikalisch sowohl eine Subjekt- als auch eine Akkusativposition besetzen. Die Farbe ‚bläulich‘ repräsentiert im Gesamtgefüge des Traumes die Treue. Irene reagiert auf das männliche Treueverlangen „Du sollst Augen haben nur für mich“ (RB 165) mit Verdruss: „Das macht müde“ (ebd.). Während Calvino den weiblichen Körper in die Stadtarchitektonik projiziert und damit vergegenständlicht, erlangt das Weibliche bei Herta Müller Subjekthaftigkeit und Körperlichkeit. Irenes letzter Traum wird vom weiblichen Begehren dominiert, auch wenn sich diese Demaskierung der männlich konstruierten Weiblichkeit nur im imaginierten Raum des Traumes ereignet und daher eine weibliche Wunschprojektion bleibt. | ||
==Einordnung== | ==Einordnung== | ||
Die ganze Erzählung ''Reisende auf einem Bein'' weist eine Traumlogik auf, die aus der traumatischen Wahrnehmung Irenes resultiert und in der sich die Grenzen zwischen Irenes halluzinatorischem Blick und der Realität verflüssigen. Dennoch greift der Text auf die deutlich markierten nächtlichen Träume zurück. Während die ersten beiden Träume für Irene zu Alpträumen gerinnen, in denen sie das Trauma und die sie ständig begleitende Angst vor der totalitären Kontrolle reinszeniert, bietet der letzte Traum ein erlösendes Potenzial, das aus der Fähigkeit zur Imagination resultiert. Die Metamorphosen der männlichen Protagonisten und die Doppelung der Irenefigur werden zu einem Spiel mit Masken und verschiedenen Identitäten (Zur Selbstverdoppelung im Traum vgl. Solte-Gresser 2011, 255f.). | Die ganze Erzählung ''Reisende auf einem Bein'' weist eine Traumlogik auf, die aus der traumatischen Wahrnehmung Irenes resultiert und in der sich die Grenzen zwischen Irenes halluzinatorischem Blick und der Realität verflüssigen. Dennoch greift der Text auf die deutlich markierten nächtlichen Träume zurück. Während die ersten beiden Träume für Irene zu Alpträumen gerinnen, in denen sie das Trauma und die sie ständig begleitende Angst vor der totalitären Kontrolle reinszeniert, bietet der letzte Traum ein erlösendes Potenzial, das aus der Fähigkeit zur Imagination resultiert. Die Metamorphosen der männlichen Protagonisten und die Doppelung der Irenefigur werden zu einem Spiel mit Masken und verschiedenen Identitäten (Zur Selbstverdoppelung im Traum vgl. Solte-Gresser 2011, 255f.). |