"Ministerium der Träume" (Hengameh Yaghoobifarah): Unterschied zwischen den Versionen

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===Telefon===
===Telefon===
Etwa hundert Seiten später wird ein weiterer Traum (MdT 202–203) erzählt. Im Kapitel zuvor hat Nasrin sich mit ihrer Nichte gestritten, die daraufhin aus der gemeinsamen Wohnung verschwunden ist. Die Erzählerin beunruhigt außerdem, dass Parvin im Streit den Namen Gerhard Walters genannt hat, obwohl sie eigentlich nichts von der sexuellen Gewalt wissen kann, die ihrer Tante als Kind angetan wurde. Der Traum, mit dem nun ein neuer Abschnitt beginnt, ist daher auch zunächst nicht als solcher zu erkennen, denn es scheint, als würde Parvin auf der Wachebene versuchen, ihre Tante in der Wohnung zu erreichen: „Das Telefon klingelt. Ich reiße den Hörer an mich. Die Nummer ist unbekannt. ‚Parvin, bist du es?‘, frage ich trotzdem.“ Merkwürdig scheint, dass Parvin Nasrin zweimal befiehlt, sie nicht mehr bei ihrem Namen zu nennen. Eindeutig wird der Traum aber erst als solcher ausgewiesen, als Nasrin die Stimme von Gerhard Walters durch das Telefon vernimmt:  
Etwa hundert Seiten später wird ein weiterer Traum (MdT 202–203) erzählt. Im Kapitel zuvor hat Nasrin sich mit ihrer Nichte gestritten, die daraufhin aus der gemeinsamen Wohnung verschwunden ist. Die Erzählerin beunruhigt außerdem, dass Parvin im Streit den Namen Gerhard Walters genannt hat, obwohl sie eigentlich nichts von der sexuellen Gewalt wissen kann, die ihrer Tante als Kind angetan wurde. Der Traum, mit dem nun ein neuer Abschnitt beginnt, ist daher auch zunächst nicht als solcher zu erkennen, denn es scheint, als würde Parvin auf der Wachebene versuchen, ihre Tante in der Wohnung zu erreichen: „Das Telefon klingelt. Ich reiße den Hörer an mich. Die Nummer ist unbekannt. ‚Parvin, bist du es?‘, frage ich trotzdem.“ Merkwürdig scheint, dass Parvin Nasrin zweimal befiehlt, sie nicht mehr bei ihrem Namen zu nennen. Eindeutig wird der Traum aber erst als solcher ausgewiesen, als Nasrin die Stimme von Gerhard Walters durch das Telefon vernimmt:  
{| style="border: 0px; background-color: #ffffff; border-left: 2px solid #7b879e; margin-bottom: 0.4em; margin-left:0.1em; margin-right: auto; width: auto;" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"
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: <span style="color: #7b879e;">Gerhards Lachen ist so laut, dass es in den Ohren wehtut. ‚Ich muss sie nicht gehen lassen. Sie ist zu mir gekommen. Sie bleibt, so lange ''sie'' will.‘
Ich will fragen, wo die beiden sind, doch mit einem Knallen haben sie aufgelegt. Ich versuche zurückzurufen, doch das Gerät ist zu alt, um sich den Anrufer zu merken. Ich werfe trotzdem Geld rein. Das beschissene Teil schluckt meine letzte Münze.
‚Scheiße‘, brülle ich und werfe den Hörer auf die Gabel. In der engen Zelle bekomme ich kaum Luft. Ich versuche, die Tür aufzustoßen, doch sie ist versperrt. Irgendwer muss sie von der Gegenseite zudrücken. Als ich durch das Glas schiele, stelle ich fest, dass dort niemand ist. (MdT 203)
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<div style="text-align: right;">[[Autoren|Jasna Pape]]</div>
<div style="text-align: right;">[[Autoren|Jasna Pape]]</div>
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