"Mao" (Friedrich Huch): Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Träume ==  
== Die Träume ==  
Der Roman kreist durchweg um die Beschreibung der träumerischen Wahrnehmung der Hauptfigur. Seine Tagträume sind häufig narzisstisch und lustvoll gefärbt, mitunter weisen sie auch eskapistische und angsttraumhafte Züge auf. Nächtliches Träumen wird mehrfach erwähnt, etwa wenn davon die Rede ist, dass er aus seinen Träumen aufschreckt und in „nächtlichen Visionen“ von ''Mao'' oder einem ihn erpressenden Klassenkameraden heimgesucht wird. Explizit beschrieben wird lediglich an zwei Stellen ein Traumgeschehen. Als Thomas von einem Mitschüler erpresst wird und dieser ihm androht, ihn in seinem geliebten Elternhaus aufzusuchen, erleidet er Angstzustände und wird im Schlaf, aber auch im Halbschlaf von Fieberträumen heimgesucht, die wie folgt beschrieben werden:
Der Roman kreist durchweg um die Beschreibung der träumerischen Wahrnehmung der Hauptfigur. Seine Tagträume sind häufig narzisstisch und lustvoll gefärbt, mitunter weisen sie auch eskapistische und angsttraumhafte Züge auf. Nächtliches Träumen wird mehrfach erwähnt, etwa wenn davon die Rede ist, dass er aus seinen Träumen aufschreckt und in „nächtlichen Visionen“ von Mao oder einem ihn erpressenden Klassenkameraden heimgesucht wird. Explizit beschrieben wird lediglich an zwei Stellen ein Traumgeschehen. Als Thomas von einem Mitschüler erpresst wird und dieser ihm androht, ihn in seinem geliebten Elternhaus aufzusuchen, erleidet er Angstzustände und wird im Schlaf, aber auch im Halbschlaf von Fieberträumen heimgesucht, die wie folgt beschrieben werden:


=== Beschreibung ===
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An späterer Stelle wird ein kürzerer Angsttraum geschildert, der wiederum als „nächtliche Vision“ beschrieben wird:
An späterer Stelle wird ein kürzerer Angsttraum geschildert, der als „nächtliche Vision“ beschrieben wird:
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=== Formale Besonderheiten und Traumhaftigkeit ===
=== Formale Besonderheiten und Traumhaftigkeit ===
Die Einleitung des ersten Traumes schürt eine gewisse Ungewissheit darüber, ob wir es mit nur einem Traum, oder mit einer Collage aus mehreren Fiebertraumfragmenten zu tun haben. Während der Autor in seinen publizierten Traumnotaten ausschließlich das Traumgeschehen schildert, wird in diesem Erzähltext viel eher eine traumgleiche (wache) Wahrnehmung fokussiert. Die zitierten Passagen bilden die einzigen Ausnahmen, wobei es bemerkenswert erscheint, dass in beiden Fällen nicht primär von Träumen, sondern von „Visionen“ die Rede ist. Diese explizite Differenzierung von Vision und Traum mag damit einhergehen, dass eine Vision aufgrund ihrer mythischen Dimension und dem prophetischen Charakter, der in beiden Szenen deutlich wird, einen höheren Stellenwert in der Wahrnehmung der Hauptfigur einnimmt als ein Traum. Traumhaft muten seine Wahrnehmung und seine Stimmungen ohnehin durchweg an. Etwa wenn es heißt: „So lebte er träumerisch dahin und wuchs aus einer Jahreszeit in die andere“ (M 22), oder: „So lebte er in Träumerei und Sehnsucht, immer allein und niemals einsam“ (M 31).  
Die Einleitung des ersten Traumes schürt eine gewisse Ungewissheit darüber, ob wir es mit nur einem Traum, oder mit einer Collage aus mehreren Fiebertraumfragmenten zu tun haben. Während der Autor in seinen publizierten Traumnotaten ausschließlich das Traumgeschehen schildert, wird in diesem Erzähltext viel eher eine traumgleiche (wache) Wahrnehmung fokussiert. Die zitierten Passagen bilden die einzigen Ausnahmen, wobei es bemerkenswert erscheint, dass in beiden Fällen nicht primär von Träumen, sondern von „Visionen“ die Rede ist. Diese explizite Differenzierung von Vision und Traum mag damit einhergehen, dass eine Vision aufgrund ihrer mythischen Dimension und dem prophetischen Charakter, der in beiden Szenen deutlich wird, einen höheren Stellenwert in der Wahrnehmung der Hauptfigur einnimmt als ein Traum. Traumhaft muten Thomas' Wahrnehmung und seine Stimmungen ohnehin durchweg an. Etwa wenn es heißt: „So lebte er träumerisch dahin und wuchs aus einer Jahreszeit in die andere“ (M 22), oder: „So lebte er in Träumerei und Sehnsucht, immer allein und niemals einsam“ (M 31).  


Auch von bösen Träumen, die seine Wahrnehmung und wechselnden Stimmungen zur Darstellung bringen, ist mehrfach die Rede: „Nun sah er sie in Wirklichkeit, seine Kameraden, die Schüler der Volksschule mit ihren blassen Gesichtern und dem von Pomade glänzenden Haar, und er stand da in einem bösen Traum (M 26). oder: „Thomas ging wie in einem bösen Traum umher“ (M 36). Träumerische und wache Wahrnehmungen überlagern sich immer wieder, woraus die bereits erwähnten Identitätsunsicherheiten resultieren. Eine gegenläufige Bewegung ist es auch, die in den beiden erwähnten „nächtlichen Visionen“ deutlich wird. Zunächst Tagesreste, wie etwa Erinnerungen an Stürme, deren Auswirkung im ersten Traum auf die zunächst irrational anmutende Angst vor einer Gefährdung und möglichen Zerstörung des geliebten Elternhausees bezogen werden. Andererseits erweisen sich ausgewählte Aspekte dieser nächtlichen Visionen als einflussreich auf Thomas' wache oder halbwache Wahrnehmung, was in folgender Passage deutlich wird: „Bruchstücke aus seinen lichten Traumvisionen blieben in seiner Seele und verbanden sich mit anderen, flossen zusammen zu einem nebeligen, ahnungsvollen Grunde, und aus diesen Tiefen winkte ein Gesicht herauf, quälend, rätselvoll, beglückend; er wähnte, es sei Alexander“ (M 44). In der Engführung diametraler Empfindungen (wie „quälend“ und „beglückend“) kommt die Ambivalenz zum Ausdruck, die sich auch in der diffusen Melange aus Tag- und Nachtträumen bzw. Visionen zeigt.
Auch von bösen Träumen, die seine Wahrnehmung und wechselnden Stimmungen zur Darstellung bringen, ist mehrfach die Rede: „Nun sah er sie in Wirklichkeit, seine Kameraden, die Schüler der Volksschule mit ihren blassen Gesichtern und dem von Pomade glänzenden Haar, und er stand da in einem bösen Traum (M 26). oder: „Thomas ging wie in einem bösen Traum umher“ (M 36). Träumerische und wache Wahrnehmungen überlagern sich immer wieder, woraus die bereits erwähnten Identitätsunsicherheiten resultieren. Eine gegenläufige Bewegung ist es auch, die in den beiden erwähnten „nächtlichen Visionen“ deutlich wird. Zunächst Tagesreste, wie etwa Erinnerungen an Stürme, deren Auswirkung im ersten Traum auf die zunächst irrational anmutende Angst vor einer Gefährdung und möglichen Zerstörung des geliebten Elternhausees bezogen werden. Andererseits erweisen sich ausgewählte Aspekte dieser nächtlichen Visionen als einflussreich auf Thomas' wache oder halbwache Wahrnehmung, was in folgender Passage deutlich wird: „Bruchstücke aus seinen lichten Traumvisionen blieben in seiner Seele und verbanden sich mit anderen, flossen zusammen zu einem nebeligen, ahnungsvollen Grunde, und aus diesen Tiefen winkte ein Gesicht herauf, quälend, rätselvoll, beglückend; er wähnte, es sei Alexander“ (M 44). In der Engführung diametraler Empfindungen (wie „quälend“ und „beglückend“) kommt die Ambivalenz zum Ausdruck, die sich auch in der diffusen Melange aus Tag- und Nachtträumen bzw. Visionen zeigt.


=== Interpretation ===  
=== Interpretation ===  
Die miteinander verbundenen und sich mitunter überlagernden halbwachen und nächtlichen Visionen des Protagonisten bringen die Ambivalenz der Zustände von Wachen und Träumen zum Ausdruck, sodass die Lesenden durch diesen Fokus zur Diskursivierung der Realität angeregt werden. Obwohl sich der Roman hinsichtlich der Symbolik und ausgewählter Motive an der Literatur der Romantik orientiert, nimmt er surrealistische Darstellungskonventionen vorweg und erweist sich zudem als eingebunden in zeitgenössische wissenschaftliche Diskurse, beispielsweise aus dem Bereich der Psychoanalyse. So wird der Fiebertraum als Folge der mit einer Erpressung durch den Klassenkammeraden empfundenen psychischen Belastung markiert. Diese erste explizite Schilderung eines nächtlichen Träumens markiert einen Wendepunkt in der Erzählung. Einerseits, weil Thomas einen anderen Klassenkameraden, Alexander, hier als Schutzpatron des Hauses imaginiert und andererseits, da die befürchtete Bedrohung seiner selbst mit der Zerstörung des geliebten Elternhauses enggeführt wird, womit das tragische Ende vorweggenommen wird. Als überaus bedeutsam erweist sich dieser Traum auch, da er in die plötzliche Wahrnehmung des zuvor kaum beachteten Bildes (Mao) mündet.
Die miteinander verbundenen und sich mitunter überlagernden halbwachen und nächtlichen Visionen des Protagonisten bringen die Ambivalenz der Zustände von Wachen und Träumen zum Ausdruck, sodass die Lesenden durch diesen Fokus zur Diskursivierung der Realität angeregt werden. Obwohl sich der Roman hinsichtlich der Symbolik und ausgewählter Motive an der Literatur der Romantik orientiert, nimmt er surrealistische Darstellungskonventionen vorweg und erweist sich zudem als eingebunden in zeitgenössische wissenschaftliche Diskurse, beispielsweise aus dem Bereich der Psychoanalyse. So wird der Fiebertraum als Folge der mit einer Erpressung durch den Klassenkammeraden empfundenen psychischen Belastung markiert. Diese erste explizite Schilderung eines nächtlichen Träumens markiert einen Wendepunkt in der Erzählung: einerseits, weil Thomas einen anderen Klassenkameraden, Alexander, hier als Schutzpatron des Hauses imaginiert, und andererseits, da die befürchtete Bedrohung seiner selbst mit der Zerstörung des geliebten Elternhauses enggeführt wird, was das tragische Ende vorweggenimmt. Als überaus bedeutsam erweist sich dieser Traum auch, da er in die plötzliche Wahrnehmung des zuvor kaum beachteten Bildes (Mao) mündet.


Dieser Fiebertraum übt eine nachhaltige Wirkung auf die Figur aus, da Thomas die Erinnerung an dieses nächtliche Ereignis etwa dafür verwendet, um sich von den Idealvorstellungen zu lösen, die er in der Folge dieses Traumes mit Alexander verbindet. Nachdem dieser kein besonderes Interesse an seinem Haus bekundet, versucht er ihn zu vergessen und nur noch die Idealvorstellung dieses Jungen, gewissermaßen als angenehme Vision beizubehalten, denn: „So wollte er ihn sehen, und so sah er ihn, wie er ihm einst im Traum erschienen war, in jenem rätselhaften Traum am Morgen seiner Genesung, als er mit schon wachen Augen ihn noch immer sah, wie er ferner und ferner schwand, durch jenes Bild hindurch, das hoch über seinem Bette hing“ (M 67). Folgerichtig wird die Essenz der auf Alexander projizierten Idealvorstellungen mit dem Bild verbunden, das fortan zum Inbegriff seines narzisstischen Liebessehens und eines mystischen Opferkultes wird. „Das Haus, das Bild, er selbst – alles verklang zu einem Einzigen. Eine große, wundervolle Stille breitete sich über ihn; wie ein unbeweglicher stiller, nächtlicher See, in dem der Himmel mit dem Mond sich spiegelt, ruhte seine Seele“ (M 69). In Folge dieser glückseligen Einheit erfährt er eine Veränderung: „Thomas war wie umgewandelt; alles Suchen und Tasten hatte nun ein Ende; alle Unsicherheit war geschwunden, alles Nebelige, Zwielichthafte zerstört, er lebte wieder voll in der Wirklichkeit – freilich in einer ganz anderen Wirklichkeit, als die der anderen war“ (M 70). Da er seine Sehnsucht nach einem Ideal an einen leblosen Gegenstand bindet, gibt er sich voller Inbrunst tagträumerischen Visionen hin, in denen sowohl das Haus als auch das Bild beseelt und mit seinem Empfinden untrennbar verbunden sind:
Dieser Fiebertraum übt eine nachhaltige Wirkung auf die Figur aus, da Thomas die Erinnerung an dieses nächtliche Ereignis etwa dafür verwendet, um sich von den Idealvorstellungen zu lösen, die er in der Folge dieses Traumes mit Alexander verbindet. Nachdem dieser kein besonderes Interesse an seinem Haus bekundet, versucht er ihn zu vergessen und nur noch die Idealvorstellung dieses Jungen gewissermaßen als angenehme Vision beizubehalten, denn: „So wollte er ihn sehen, und so sah er ihn, wie er ihm einst im Traum erschienen war, in jenem rätselhaften Traum am Morgen seiner Genesung, als er mit schon wachen Augen ihn noch immer sah, wie er ferner und ferner schwand, durch jenes Bild hindurch, das hoch über seinem Bette hing“ (M 67). Folgerichtig wird die Essenz der auf Alexander projizierten Idealvorstellungen mit dem Bild verbunden, das fortan zum Inbegriff seines narzisstischen Liebessehens und eines mystischen Opferkultes wird. „Das Haus, das Bild, er selbst – alles verklang zu einem Einzigen. Eine große, wundervolle Stille breitete sich über ihn; wie ein unbeweglicher stiller, nächtlicher See, in dem der Himmel mit dem Mond sich spiegelt, ruhte seine Seele“ (M 69). In Folge dieser glückseligen Einheit erfährt er eine Veränderung: „Thomas war wie umgewandelt; alles Suchen und Tasten hatte nun ein Ende; alle Unsicherheit war geschwunden, alles Nebelige, Zwielichthafte zerstört, er lebte wieder voll in der Wirklichkeit – freilich in einer ganz anderen Wirklichkeit, als die der anderen war“ (M 70). Da er seine Sehnsucht nach einem Ideal an einen leblosen Gegenstand bindet, gibt er sich voller Inbrunst tagträumerischen Visionen hin, in denen sowohl das Haus als auch das Bild beseelt und mit seinem Empfinden untrennbar verbunden sind:
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Das Gemälde bzw. der auf dem Gemälde nur noch schemenhaft wahrnehmbare Knabe, erhält den Namen Mao und wird zu einem geliebten Spiegel, aber auch Schutzgeist. Als die ungewöhnliche Faszination an dem Gemälde bemerkt wird, wirft ihm sein Vater sein „Umherträumen und Herumdämmern“ (M 76) vor, ermahnt ihn: „Reiß dich los aus deiner Weichlichkeit. Wir sind nicht auf der Welt, um zu träumen, sondern um zu arbeiten“ (M 77) und entfernt das Bild. Nach einiger Zeit erkennt Thomas, dass er den Gegenstand nicht benötigt, um das mit ihm verbundene Ideal zu vergegenwärtigen: „Das Bild war fort, aber Mao selbst war nun allgegenwärtig. Und das Haus stand um ihn, fest und ruhig und wie immer“ (M 78). Diese innere Ausgeglichenheit und Einheit mit der ihn umgebenden steinernen Hülle, im Sinne einer Dritten Haus (Funke 2006), erfährt eine Erschütterung durch den Entschluss des Vaters, das marode alte Haus zu verkaufen und umzuziehen. Obwohl seine Mutter einige alte Möbel in das neue Haus mitnimmt, um ihrem Sohn eine Freude zu machen, bleibt das Bild verschollen.
Das Gemälde bzw. der auf dem Gemälde nur noch schemenhaft wahrnehmbare Knabe, erhält den Namen Mao und wird zu einem geliebten Spiegel, aber auch Schutzgeist. Als die ungewöhnliche Faszination an dem Gemälde bemerkt wird, wirft ihm sein Vater sein „Umherträumen und Herumdämmern“ (M 76) vor, ermahnt ihn: „Reiß dich los aus deiner Weichlichkeit. Wir sind nicht auf der Welt, um zu träumen, sondern um zu arbeiten“ (M 77) und entfernt das Bild. Nach einiger Zeit erkennt Thomas, dass er den Gegenstand nicht benötigt, um das mit ihm verbundene Ideal zu vergegenwärtigen: „Das Bild war fort, aber Mao selbst war nun allgegenwärtig. Und das Haus stand um ihn, fest und ruhig und wie immer“ (M 78). Diese innere Ausgeglichenheit und Einheit mit der ihn umgebenden steinernen Hülle, im Sinne einer Dritten Haus (Funke 2006), erfährt eine Erschütterung durch den Entschluss des Vaters, das marode alte Haus zu verkaufen und umzuziehen. Obwohl seine Mutter einige alte Möbel in das neue Haus mitnimmt, um ihrem Sohn eine Freude zu machen, bleibt das Bild verschollen.


Als überaus bemerkenswert erweist sich die Schilderung dieses psychologischen Sonderfalls durch eine existenzial-philosophische Dimension, die auf das Wesen des Traumes bezogen werden kann. Denn der Protagonist scheint sich stets in einer diffusen Grenzregion von Wachen und Schlafen zu befinden. Diese ewig tagträumende Figur kann daher als „Dämmerungsmensch“ im Sinne der Romantik (Beese 2001, 122) gelesen werden, wobei der Variantenreichtum literarischer Träume deutlich wird. Thomas gleitet von Visionen zu Halluzinationen, Phantasmen, Wachträumen und Fieberträumen (Kreuzer 2014, 12).
Als überaus bemerkenswert erweist sich die Schilderung dieses psychologischen Sonderfalls durch eine existenzialphilosophische Dimension, die auf das Wesen des Traumes bezogen werden kann. Denn der Protagonist scheint sich stets in einer diffusen Grenzregion von Wachen und Schlafen zu befinden. Diese ewig tagträumende Figur kann daher als „Dämmerungsmensch“ im Sinne der Romantik (Beese 2001, 122) gelesen werden, wobei der Variantenreichtum literarischer Träume deutlich wird. Thomas gleitet von Visionen zu Halluzinationen, Phantasmen, Wachträumen und Fieberträumen (Kreuzer 2014, 12).


Die Mehrdeutigkeit als besondere „Spielart der Kommunikation über den Traum, die hier ihren eigenen Ort für die Aussprache über das begrifflich nicht Zugängliche einer dunkel geltenden Seelenlandschaft findet“ (Alt 2005, 26), ist das zentrale Motiv dieses Romans. Insbesondere in der Beschreibung der Gefühlswelt des Protagonisten gelangt die Ambivalenz des Zwischenraumes von Wachen und Schlafen zur Darstellung. Beispielsweise in folgender Passage:  
Die Mehrdeutigkeit als besondere „Spielart der Kommunikation über den Traum, die hier ihren eigenen Ort für die Aussprache über das begrifflich nicht Zugängliche einer dunkel geltenden Seelenlandschaft findet“ (Alt 2005, 26), ist das zentrale Motiv dieses Romans. Insbesondere in der Beschreibung der Gefühlswelt des Protagonisten gelangt die Ambivalenz des Zwischenraumes von Wachen und Schlafen zur Darstellung. Beispielsweise in folgender Passage:  
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Als er nach nächtlichen Suchen im alten Haus das durch den Vater versteckte Bild Maos findet, heißt es:  
Als er nach nächtlichen Suchen im alten Haus das durch den Vater versteckte Bild Maos findet, heißt es:  
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: <span style="color: #7b879e;">„Alle Furcht, alle Angst war zergangen, er war geborgen und geschützt, heimisch und heimlich war das Unheimliche, die Nacht, die ihn mit Schrecken füllte, mütterlich und gnadenvoll. Maos Bild begann im Wappenschilde unter dem höchsten Giebel zu erglimmen, Traumklänge strahlten von ihm aus… (M 85).</span>
: <span style="color: #7b879e;">Alle Furcht, alle Angst war zergangen, er war geborgen und geschützt, heimisch und heimlich war das Unheimliche, die Nacht, die ihn mit Schrecken füllte, mütterlich und gnadenvoll. Maos Bild begann im Wappenschilde unter dem höchsten Giebel zu erglimmen, Traumklänge strahlten von ihm aus… (M 85).</span>
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Die Nacht wird als mütterlich, schrecklich aber auch gnadenvoll beschrieben. Die plötzlich wahrnehmbaren Traumklänge verweisen nicht auf das Einsetzen eines Traumes, sondern auf eine sehnsuchtsvolle Vision, die Thomas mit dem Bild und allem, das es in seiner Wahrnehmung verkörpert, verbindet.


Die Nacht wird als mütterlich, schrecklich aber auch gnadenvoll beschrieben. Die plötzlich wahrnehmbaren Traumklänge verweisen nicht auf das Einsetzen eines Traumes, sondern auf eine sehnsuchtsvolle Vision, die Thomas mit dem Bild und allem das es in seiner Wahrnehmung verkörpert, verbindet.
Zum Ende des Romans nimmt die akustische Untermalung der spezifischen Wahrnehmung dieser Figur stetig zu. Als Thomas eines Nachts in den Ruinen des halb abgerissenen Hauses umhergeht, heißt es:  
 
Zum Ende des Romans nimmt die akustische Untermalung der spezifischen Wahrnehmung dieser Figur stetig zu. Als Thomas eines nachts in den Ruinen des halb abgerissenen Hauses umhergeht, heißt es:  


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