"Kinder – Träume – Zukunft" (Erhard Großmann): Unterschied zwischen den Versionen

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===Werkprozess===
===Werkprozess===
Im Jahr 1973 erschien in der Zeitschrift ''Bildende Kunst'' (1953–1990)<ref> Für weiterführende Informationen zur Zeitschrift (Vierneisel, 276–288).</ref> ein Beitrag von Christine Oswald, in dem fünf Kompositionsentwürfe von ''Kinder – Träume – Zukunft'' abgebildet sind (Oswald 1973, 591). Anhand dessen lässt sich der Werkprozess partiell nachvollziehen. Nach Oswalds Schilderungen (und auch Dietmar Eisolds Lexikoneintrag zum Künstler) zu schließen, dürften die Vorarbeiten etwas umfangreicher gewesen sein, als es die getroffene Bildauswahl in der Zeitschrift aufzeigt (Oswald 1973, 593; Eisold 2010, 283)<ref>Der Standort der Entwürfe konnte nicht ermittelt und für die Untersuchung berücksichtigt werden. Die Datierungen der Entwurfsskizzen bei Oswald stimmen nicht mit den Angaben im Lexikoneintrag des Kunsthistorikers und Publizisten Dietmar Eisold (*1947–2017) überein. Bei Eisold findet sich sowohl der Vermerk zu einer Skizze von 1969 als auch zu farbigen Entwürfen von 1972. In Oswalds Beitrag hingegen werden die abgebildeten fünf Kompositionsentwürfe auf 1969/71 datiert (Oswald 1973, 591; Eisold, 283).</ref>. Dennoch ermöglichen die Abbildungen in der ''Bildende Kunst'' erste Einblicke in die künstlerischen Entwicklungsabschnitte. Für den Traumkontext besonders interessant ist, dass sich durch die Veränderung eines Motivs die im Bild eröffnete Traumerzählung gewandelt hat. Ursprünglich war auf der linken Seite in einer Baumkrone ein kleines, liegendes Paar geplant. In der dritten abgedruckten Abbildung wird dabei ersichtlich, dass die den Betrachtenden zugewendete Frauenfigur ihren Kopf in die linke Hand stützt, während sich der Mann hinter ihr in Rückenlage befindet und das Haupt in seine hinter dem Kopf verschränkten Händen bettet. Beide scheinen geschlossene Lider zu haben und greifen somit Schlafgesten auf. Zwar sind die Kinder bereits zentral positioniert, von größerem Format und daher bedeutungsperspektivisch schwerer gewichtet, allerdings rücken durch die Schlafenden weitere mögliche Träumende ins Bild, auf die die einzelnen umliegenden Szenen hätten bezogen werden können. Ferner thematisiert das schlafende Paar den Nachttraum, sodass sich eine Deutung des Bildes als Traum-im-Traum-Darstellung eröffnet. Der dargestellte Traum findet demnach über einen längeren Zeitraum hinweg statt. Die dritte Abbildung in der ''Bildende Kunst'' war nämlich kompositorisch in die drei Teilbereiche Nachttraum, Tagtraum/Gegenwart, Traum- bzw. Zukunftsvision unterteilt.  
Im Jahr 1973 erschien in der Zeitschrift ''Bildende Kunst'' (1953–1990)<ref> Für weiterführende Informationen zur Zeitschrift (Vierneisel, 276–288).</ref> ein Beitrag von Christine Oswald, in dem fünf Kompositionsentwürfe von ''Kinder – Träume – Zukunft'' abgebildet sind (Oswald 1973, 591). Damit lässt sich der Werkprozess partiell nachvollziehen. Nach Oswalds Schilderungen (und auch Dietmar Eisolds Lexikoneintrag zum Künstler) dürften die Vorarbeiten etwas umfangreicher gewesen sein, als es die getroffene Bildauswahl in der Zeitschrift aufzeigt (Oswald 1973, 593; Eisold 2010, 283)<ref>Der Standort der Entwürfe konnte nicht ermittelt und für die Untersuchung berücksichtigt werden. Die Datierungen der Entwurfsskizzen bei Oswald stimmen nicht mit den Angaben im Lexikoneintrag des Kunsthistorikers und Publizisten Dietmar Eisold (*1947–2017) überein. Bei Eisold findet sich sowohl der Vermerk zu einer Skizze von 1969 als auch zu farbigen Entwürfen von 1972. In Oswalds Beitrag hingegen werden die abgebildeten fünf Kompositionsentwürfe auf 1969/71 datiert (Oswald 1973, 591; Eisold, 283).</ref>. Dennoch ermöglichen die Abbildungen in ''Bildende Kunst'' erste Einblicke in die künstlerischen Entwicklungsabschnitte. Für den Traumkontext besonders interessant ist, dass sich durch die Veränderung eines Motivs die im Bild eröffnete Traumerzählung gewandelt hat. Ursprünglich war auf der linken Seite in einer Baumkrone ein kleines, liegendes Paar geplant. In der dritten abgedruckten Abbildung wird ersichtlich, dass die den Betrachtenden zugewendete Frauenfigur ihren Kopf in die linke Hand stützt, während sich der Mann hinter ihr in Rückenlage befindet und das Haupt in seine hinter dem Kopf verschränkte Händen bettet. Beide scheinen geschlossene Lider zu haben und greifen somit Schlafgesten auf. Zwar sind die Kinder bereits zentral positioniert, von größerem Format und daher bedeutungsperspektivisch schwerer gewichtet, allerdings rücken durch die Schlafenden weitere mögliche Träumende ins Bild, auf die umliegenden Szenen hätten bezogen werden können. Ferner thematisiert das schlafende Paar den Nachttraum, sodass sich eine Deutung des Bildes als Traum-im-Traum-Darstellung eröffnet. Der dargestellte Traum findet demnach über einen längeren Zeitraum hinweg statt. Die dritte Abbildung in der ''Bildende Kunst'' war nämlich kompositorisch in die drei Teilbereiche Nachttraum, Tagtraum/Gegenwart, Traum- bzw. Zukunftsvision unterteilt.  


Mit der zusehenden Reduzierung von Details und Figurationen im Werkprozess tritt die Dreiergruppe der Kinderfiguren deutlicher hervor. Demnach beziehen sich im Endprodukt die umliegenden Traumsequenzen ausschließlich auf die kindliche Gruppe. Auch wenn im Bildtitel der generalisierende Traumbegriff noch auftaucht und die Komposition des Simultanbildes Anwendung findet, so umfasst das letztendliche Kunstwerk die Imaginationen, das Tagträumen, die Gegenwart und Zukunftsvisionen. Bei Letzteren handelt es sich aber nicht um realitätsferne bzw. prophetische Vorstellungen, sondern um Geschehnisse, die planbar, kontrollierbar und tatsächlich erreichbar sein sollen (Hofer 2012, 209). Davon zeugt auch folgende Aussage Oswalds:
Mit der zusehenden Reduzierung von Details und Figurationen im Werkprozess tritt die Dreiergruppe der Kinderfiguren deutlicher hervor. Demnach beziehen sich im Endprodukt die umliegenden Traumsequenzen ausschließlich auf die kindliche Gruppe. Auch wenn im Bildtitel der generalisierende Traumbegriff noch auftaucht und die Komposition des Simultanbildes Anwendung findet, so umfasst die Endfassung die Imaginationen, das Tagträumen, die Gegenwart und Zukunftsvisionen. Bei Letzteren handelt es sich aber nicht um realitätsferne bzw. prophetische Vorstellungen, sondern um Geschehnisse, die planbar, kontrollierbar und tatsächlich erreichbar sein sollen (Hofer 2012, 209). Davon zeugt auch folgende Aussage Oswalds:


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