"La tregua" (Primo Levi): Unterschied zwischen den Versionen

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====Analyse und Interpretation====
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Das Gedicht besteht aus zwei parallel konstruierten, jedoch unterschiedlich langen Strophen: Die erste, längere bezieht sich auf die Träume im Lager, die zweite, kürzere auf deren Fortsetzung nach der Rückkehr. Geht man davon aus, dass beiden Strophen jeweils durch den Befehl „Wstawać“ mit einer Art Refrain beendet werden, entsteht ein zusätzlicher Vers in der Mitte, der beide Teile des Gedichts voneinander trennt und zugleich miteinander verbindet (vgl. Kasper 2016, 112). Dieser achte Vers handelt davon, dass der Befehl das Herz der Träumenden allmorgendlich in Stücke zerreißt (die Übersetzung von Barbara und Robert Picht gibt dieses Bild nur unzureichend wieder). Das kollektive Wir verweist damit auf die Lagererfahrung als Ganze, welche die individuelle Existenz unwiederbringlich in ein früheres Leben und ein späteres Über-Leben spaltet. Damit reißt der Vers gewissermaßen auch das Gedicht selbst in zwei Teile. Er schließt aber zugleich die Vergangenheit des Lagers mit der traumatischen Erinnerung in der Gegenwart kurz: In der erste Strophe fassen die Sprecher in mehreren, zu einer etymologischen Figur angeordneten Versen („sognavamo... sogni... sognati...“ / „wir träumten... Träume, die ... geträumt wurden“) die Alpträume der KZ-Häftlinge als kollektive Traumerfahrungen zusammen. Dass diese Träume im Lager unablässig wiederkehren, also unabgeschlossen sind, wird durch die verwendete Zeitform des imperfetto hervorgehoben. Wie die Träume selbst, welche Leib und Seele gleichermaßen erfassen, als „dicht“ („densi“) und „grausam“ („feroci“) charakterisiert werden, so finden sie sich auch auf der stilistischen Ebene verdichtet und syntaktisch zertrümmert: In der Aufzählung „zurückkehren, essen, erzählen“ ist kondensiert, was das fünfte Kapitel aus ''Se questo è un uomo'' in detaillierter, komplexer Weise erzählt hatte: die Lagererfahrung als Ganze, die in nächtlichen Visionen, Ängsten, Träumen und Halluzinationen ihren Ausdruck findet. Die zweite Strophe wechselt nun in die Gegenwart der Überlebenden („ora“/ das “jetzt“ fehlt in der deutschen Übersetzung). Sie wiederholt alle drei Träume aus dem Lager, indem sie sie in je einzelnen Versen in die Wachwirklichkeit überträgt: Die Sehnsucht nach Rückkehr ist erfüllt („abbiamo ritrovato la casa“), der Hunger gestillt („nostro ventre è sazio“) und das Erlebte „zu Ende erzählt“ („abbiamo finito di raccontare“). Anstatt jedoch mit dieser Situation zu schließen, nimmt das Gedicht eine Wendung, welche Gegenwart („è tempo“ / „es ist Zeit“) und bevorstehende Bedrohung („presto udremo“ / „gleich hören wir“) direkt mit der vergangenen Lagererfahrung verknüpft (Sossi 2000, 241-242). Eine solche Verknüpfung wird bereits klanglich vorbereitet: Die lautliche Nähe zwischen „sognare“, das sich auf die Träume, und „suonare“, das sich auf das Erklingen des Befehles bezieht, versetzt schon in der Mitte der ersten Strophe die nächtlichen Träume nicht nur thematisch, sondern auch phonetisch an die unmittelbare Grenze zum Erwachen. Im Schlussvers, dem abschließenden Imperativ, lassen sich die einzelnen Zeitebenen schließlich nicht mehr unterscheiden (Kasper 2016, 105 und 116). Durch das letzte Wort werden somit rückwirkend auch die positiven Erfahrungen des Heimkehrens als mögliche Träume bzw. als trügerische Einbildung präsentiert und in ihrem Realitätsstatus in Frage gestellt.Einer vergleichbaren Struktur folgt auch der Traum im Schlusskapitel des Berichtes ''Il risveglio''/ „Erwachen“.
Das Gedicht besteht aus zwei parallel konstruierten, jedoch unterschiedlich langen Strophen: Die erste, längere bezieht sich auf die Träume im Lager, die zweite, kürzere auf deren Fortsetzung nach der Rückkehr. Geht man davon aus, dass beiden Strophen jeweils durch den Befehl „Wstawać“ mit einer Art Refrain beendet werden, entsteht ein zusätzlicher Vers in der Mitte, der beide Teile des Gedichts voneinander trennt und zugleich miteinander verbindet (vgl. Kasper 2016, 112). Dieser achte Vers handelt davon, dass der Befehl das Herz der Träumenden allmorgendlich in Stücke zerreißt (die Übersetzung von Barbara und Robert Picht gibt dieses Bild nur unzureichend wieder). Das kollektive Wir verweist damit auf die Lagererfahrung als Ganze, welche die individuelle Existenz unwiederbringlich in ein früheres Leben und ein späteres Über-Leben spaltet. Damit reißt der Vers gewissermaßen auch das Gedicht selbst in zwei Teile. Er schließt aber zugleich die Vergangenheit des Lagers mit der traumatischen Erinnerung in der Gegenwart kurz: In der erste Strophe fassen die Sprecher in mehreren, zu einer etymologischen Figur angeordneten Versen („sognavamo... sogni... sognati...“ / „wir träumten... Träume, die ... geträumt wurden“) die Alpträume der KZ-Häftlinge als kollektive Traumerfahrungen zusammen. Dass diese Träume im Lager unablässig wiederkehren, also unabgeschlossen sind, wird durch die verwendete Zeitform des imperfetto hervorgehoben. Wie die Träume selbst, welche Leib und Seele gleichermaßen erfassen, als „dicht“ („densi“) und „grausam“ („feroci“) charakterisiert werden, so finden sie sich auch auf der stilistischen Ebene verdichtet und syntaktisch zertrümmert: In der Aufzählung „zurückkehren, essen, erzählen“ ist kondensiert, was das fünfte Kapitel aus ''Se questo è un uomo'' in detaillierter, komplexer Weise erzählt hatte: die Lagererfahrung als Ganze, die in nächtlichen Visionen, Ängsten, Träumen und Halluzinationen ihren Ausdruck findet. Die zweite Strophe wechselt nun in die Gegenwart der Überlebenden („ora“/ das “jetzt“ fehlt in der deutschen Übersetzung). Sie wiederholt alle drei Träume aus dem Lager, indem sie sie in je einzelnen Versen in die Wachwirklichkeit überträgt: Die Sehnsucht nach Rückkehr ist erfüllt („abbiamo ritrovato la casa“), der Hunger gestillt („nostro ventre è sazio“) und das Erlebte „zu Ende erzählt“ („abbiamo finito di raccontare“). Anstatt jedoch mit dieser Situation zu schließen, nimmt das Gedicht eine Wendung, welche Gegenwart („è tempo“ / „es ist Zeit“) und bevorstehende Bedrohung („presto udremo“ / „gleich hören wir“) direkt mit der vergangenen Lagererfahrung verknüpft (Sossi 2000, 241-242). Eine solche Verknüpfung wird bereits klanglich vorbereitet: Die lautliche Nähe zwischen „sognare“, das sich auf die Träume, und „suonare“, das sich auf das Erklingen des Befehles bezieht, versetzt schon in der Mitte der ersten Strophe die nächtlichen Träume nicht nur thematisch, sondern auch phonetisch an die unmittelbare Grenze zum Erwachen. Im Schlussvers, dem abschließenden Imperativ, lassen sich die einzelnen Zeitebenen schließlich nicht mehr unterscheiden (Kasper 2016, 105 und 116). Durch das letzte Wort werden somit rückwirkend auch die positiven Erfahrungen des Heimkehrens als mögliche Träume bzw. als trügerische Einbildung präsentiert und in ihrem Realitätsstatus in Frage gestellt.Einer vergleichbaren Struktur folgt auch der Traum im Schlusskapitel des Berichtes ''Il risveglio''(Erwachen).






===Der Alptraum im Schlusskapitel „Il risveglio“===
===Der Alptraum im Schlusskapitel ''Il risveglio''===


====Situierung====
====Situierung====
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