"Malina" (Ingeborg Bachmann): Unterschied zwischen den Versionen
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War Bachmanns zuvor skizzierte und im Brief an ihren Verleger Unseld dokumentierte Arbeit am Traumkapitel bereits den Biograph*innen und den Herausgeber*innen der Kritischen Ausgabe bekannt, warf das Erscheinen von insgesamt 19 Traumprotokollen im Rahmen einer neuen, gemeinsam von den Verlagen Piper und Suhrkamp herausgegebenen Salzburger Werkausgabe im Jahre 2017 ein neues Licht auf diesen zumindest teilweise auf authentische Träume zurückgehenden Schreibprozess (vgl. Schiffermüller/Pelloni 2017, 145 f.). | War Bachmanns zuvor skizzierte und im Brief an ihren Verleger Unseld dokumentierte Arbeit am Traumkapitel bereits den Biograph*innen und den Herausgeber*innen der Kritischen Ausgabe bekannt, warf das Erscheinen von insgesamt 19 Traumprotokollen im Rahmen einer neuen, gemeinsam von den Verlagen Piper und Suhrkamp herausgegebenen Salzburger Werkausgabe im Jahre 2017 ein neues Licht auf diesen zumindest teilweise auf authentische Träume zurückgehenden Schreibprozess (vgl. Schiffermüller/Pelloni 2017, 145 f.). | ||
In der Zeit nach der Trennung von Max Frisch, der ihre Beziehung im Roman ''Mein Name sei Gantenbein'' (1964) in der Figur der Schauspielerin Lila literarisch verarbeitet, befindet sich Bachmann mehrfach in psychologischer Behandlung – 1963 etwa in Zürich und Berlin, dann 1964, nach einer Prag- und einer Ägypten-Reise mit dem Schriftsteller Adolf Opel, in Sankt Moritz. Bei einem Aufenthalt im Frühjahr 1965 in Baden-Baden scheint die Traumdeutung ein Bestandteil der Therapie gewesen zu sein (vgl. Schiffermüller/Pelloni 2017, 125) | In der Zeit nach der Trennung von Max Frisch, der ihre Beziehung im Roman ''Mein Name sei Gantenbein'' (1964) in der Figur der Schauspielerin Lila literarisch verarbeitet, befindet sich Bachmann mehrfach in psychologischer Behandlung – 1963 etwa in Zürich und Berlin, dann 1964, nach einer Prag- und einer Ägypten-Reise mit dem Schriftsteller Adolf Opel, in Sankt Moritz. Bei einem Aufenthalt im Frühjahr 1965 in Baden-Baden scheint die Traumdeutung ein Bestandteil der Therapie gewesen zu sein (vgl. Schiffermüller/Pelloni 2017, 125); einige der Traumnotate lassen sich auf diese Zeit datieren. | ||
Natürlich ist bei solch biographischen Verflechtungen in ein literarisches Werk große Vorsicht geboten und ein positivistischer Ansatz, das Werk nur aus dem Leben | Natürlich ist bei solch biographischen Verflechtungen in ein literarisches Werk große Vorsicht geboten und ein positivistischer Ansatz, der das Werk nur aus dem Leben erklärt, erscheint als wenig hilfreich. Doch die Traumnotate "kommentieren auch einen Schreibprozess, der aus der Artikulation der Krankheit hervorgeht und sich als ein Kampf um das psychische und physische Überleben darstellt" (Schiffermüller/Pelloni 2017, 146). Die tatsächliche werkgenetische Bedeutung zeigt sich sowohl auf zeitlicher Ebene, wenn Bachmann offensichtlich im Winter 1967 das Traumkapitel als 'Lösung' für den Mittelteil des Romans wählt, als auch in Bezug auf den Inhalt, sind die Traumprotokolle doch teilweise als direkte Grundlage für ''Malina'' erkennbar. | ||
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