"Ein Jahr aus der Nacht gesprochen" (Peter Handke): Unterschied zwischen den Versionen

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Einige dieser Notate können unmittelbar mit Handkes literarischen Werken in Verbindung gebracht werden. So finden sich beispielweise die Sätze „Die Menschen verschwinden, und die T-Shirts bleichen aus“ (Handke 2014, 44) oder auch „Und wie geht’s mit uns beiden weiter, Liebe? – Gar nicht. Wie von Anfang an, Lieber“ (Handke 2014, 93) in Handkes Traumspiel ''[["Immer noch Sturm" (Peter Handke)|Immer noch Sturm]] ''(2010) wieder (vgl. Hannesschläger). Die nächtlichen Fundstücke, die unkommentiert und für sich allein stehend rätselhaft erscheinen, werden so in einen größeren Sinnzusammenhang hineinmontiert und einzelnen Figuren im Stück in den Mund gelegt.
Einige dieser Notate können unmittelbar mit Handkes literarischen Werken in Verbindung gebracht werden. So finden sich beispielweise die Sätze „Die Menschen verschwinden, und die T-Shirts bleichen aus“ (Handke 2014, 44) oder auch „Und wie geht’s mit uns beiden weiter, Liebe? – Gar nicht. Wie von Anfang an, Lieber“ (Handke 2014, 93) in Handkes Traumspiel ''[["Immer noch Sturm" (Peter Handke)|Immer noch Sturm]] ''(2010) wieder (vgl. Hannesschläger). Die nächtlichen Fundstücke, die unkommentiert und für sich allein stehend rätselhaft erscheinen, werden so in einen größeren Sinnzusammenhang hineinmontiert und einzelnen Figuren im Stück in den Mund gelegt.


Die Traumnotiz „Eine Landschaft fällt mir ein, in der aus Ich Wir wird. Schöne Historie. Servus, Schatz!“ (Handke 2014, 180) kann in Zusammenhang mit Handkes Traumspiel ''Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten'' aus dem Jahr 2015 gebracht werden, in dem sich ein träumendes ‚Ich‘ und ein ‚Ich im Traum‘ am Rand einer Landstraße zu einem ‚Wir‘ zusammenschließen. In diesem knappen Notat steckt somit ein zentrales Moment des gesamten späteren Stücks. Das geträumte Bild von der Landstraße stelle eine Art Ausgangspunkt dar: Indem es in Literatur verwandelt wurde, lässt es den Traum als Inspirationsquelle erscheinen.
Die Traumnotiz „Eine Landschaft fällt mir ein, in der aus Ich Wir wird. Schöne Historie. Servus, Schatz!“ (Handke 2014, 180) kann in Zusammenhang mit Handkes Traumspiel ''Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten'' aus dem Jahr 2015 gebracht werden, in dem sich ein träumendes ‚Ich‘ und ein ‚Ich im Traum‘ am Rand einer Landstraße zu einem ‚Wir‘ zusammenschließen. In diesem knappen Notat steckt somit ein zentrales Moment des gesamten späteren Stücks. Das geträumte (Landschafts-)Bild stellt eine Art Ausgangspunkt dar: Indem es in Literatur verwandelt wurde, lässt es den Traum als Inspirationsquelle erscheinen.


Die Notizen sind jedoch nicht nur Ausgangspunkt für das Schreiben und Schaffen von Literatur. Sie verfügen vielmehr auch selbst über einen poetischen Gehalt, der dem Traum selbst zugeschrieben werden muss. Inszeniert wird dies, indem sämtliche Traumnotate in Anführungszeichen gesetzt und so als Zitate gekennzeichnet sind. Der Titel ''Ein Jahr aus der Nacht gesprochen ''ist also durchaus programmatisch zu verstehen: Der Traum selbst kommt zu Wort und ist derjenige, der aus der Nacht spricht.
Die Notizen sind jedoch nicht nur Ausgangspunkt für das Schreiben und Schaffen von Literatur. Sie verfügen vielmehr auch selbst über einen poetischen Gehalt, der dem Traum selbst zugeschrieben werden muss. Inszeniert wird dies, indem sämtliche Traumnotate in Anführungszeichen gesetzt und so als Zitate gekennzeichnet sind. Der Titel ''Ein Jahr aus der Nacht gesprochen ''ist also durchaus programmatisch zu verstehen: Der Traum selbst kommt zu Wort und ist derjenige, der aus der Nacht spricht.