"Ein Geschäft mit Träumen" (Ingeborg Bachmann): Unterschied zwischen den Versionen
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Im Gegensatz zur Erzählung scheinen hier Traum und Realität deutlich stärker voneinander abgegrenzt zu sein – einerseits inhaltlich durch die verhältnismäßig ausführliche Exposition (Büroalltag in der Firma, Figur der Anna), die dann den Rahmen bildet, andererseits akustisch durch das musikalische Thema, das den Gegensatz zu den sonstigen Straßengeräuschen darstellt. Diese "leise irritierende Musik" setzt erstmals als 'verlockender' Klang ein, als sich Laurenz dem Traumladen nähert (191) und wird dann beim ersten Verlassen kurzzeitig etwas leiser (vgl. 193); ebenso werden auch die drei Träume durch verschiedene Musikstücke eingeleitet und illustriert (195, 197, 200, 205, 207, 211). | Im Gegensatz zur Erzählung scheinen hier Traum und Realität deutlich stärker voneinander abgegrenzt zu sein – einerseits inhaltlich durch die verhältnismäßig ausführliche Exposition (Büroalltag in der Firma, Figur der Anna), die dann den Rahmen bildet, andererseits akustisch durch das musikalische Thema, das den Gegensatz zu den sonstigen Straßengeräuschen darstellt. Diese "leise irritierende Musik" setzt erstmals als 'verlockender' Klang ein, als sich Laurenz dem Traumladen nähert (191) und wird dann beim ersten Verlassen kurzzeitig etwas leiser (vgl. 193); ebenso werden auch die drei Träume durch verschiedene Musikstücke eingeleitet und illustriert (195, 197, 200, 205, 207, 211). | ||
===Beschreibung und Analyse der Träume im Hörspiel=== | ===Beschreibung und Analyse der Träume im Hörspiel=== | ||
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====Zweiter Traum==== | ====Zweiter Traum==== | ||
In der zweiten 'Vorführung' wird Laurenz nun selbst zum Generaldirektor: Der Traum beginnt mit mehreren Telefonistinnen, die Anrufe in das Chefbüro weiterleiten; doch nun hat Laurenz die Macht, die anderen warten zu lassen, sogar den Minister ( | In der zweiten 'Vorführung' wird Laurenz nun selbst zum Generaldirektor: Der Traum beginnt mit mehreren Telefonistinnen, die Anrufe in das Chefbüro weiterleiten; doch nun hat Laurenz die Macht, die anderen warten zu lassen, sogar den Minister (GMT 198). Inzwischen ist Anna seine Sekretärin geworden, allerdings ist er mit ihrer Arbeit nicht zufrieden und lässt sie – nachdem er den Mond 'in Besitz genommen' hat, auf den Erdtrabanten verbannen (203): | ||
: ANNA: Ich liebe Sie und Sie verstoßen mich. Ich will nichts, ich will nur zu Ihren Füßen sitzen dürfen, Ihre Sklavin sein, Ihre Befehle erfüllen dürfen. […] Machen Sie zu meiner Nachfolgerin, wen Sie wollen, lassen Sie mich ihr und Ihnen dienen… ach, Laurenz. | : ANNA: Ich liebe Sie und Sie verstoßen mich. Ich will nichts, ich will nur zu Ihren Füßen sitzen dürfen, Ihre Sklavin sein, Ihre Befehle erfüllen dürfen. […] Machen Sie zu meiner Nachfolgerin, wen Sie wollen, lassen Sie mich ihr und Ihnen dienen… ach, Laurenz. | ||
Laurenz wird in der Folge – "ja, sie konnte mir nichts bedeuten" – von einer " | Laurenz wird in der Folge – "ja, sie konnte mir nichts bedeuten" – von einer "traurigen Langeweile" (204) befallen und beschließt, einfach den Krieg zu erklären. Unmittelbar bevor der Traum endet, kündigt eine Durchsage an: | ||
: LAUTSPRECHER: Wie wir soeben vom Laurenz & Laurenz Transglobe Konzern erfahren, hat seine Hoheit, Generaldirektor Minister Doktor Laurenz, den Krieg erklärt. | : LAUTSPRECHER: Wie wir soeben vom Laurenz & Laurenz Transglobe Konzern erfahren, hat seine Hoheit, Generaldirektor Minister Doktor Laurenz, den Krieg erklärt. | ||
Aus dem vorherigen Angsttraum ist nun also eine Allmachtsfantasie geworden. Zwar kann hier der 'kleine' Angestellte im Gegensatz zur alltäglichen Wirklichkeit eine offenbar uneingeschränkte Macht über Menschen und gar den Weltraum übernehmen, allerdings bedeutet dies weder eine Veränderung des Systems (Laurenz übernimmt die patriarchale 'Herrschaft' und führt diese gnadenlos fort), noch kann er seine Liebe zu Anna verwirklichen. Vielmehr scheint es für ihn lediglich die Option zwischen Macht ''oder'' Liebe zu geben | Aus dem vorherigen Angsttraum ist nun also eine Allmachtsfantasie geworden. Zwar kann hier der 'kleine' Angestellte im Gegensatz zur alltäglichen Wirklichkeit eine offenbar uneingeschränkte Macht über Menschen und gar den Weltraum übernehmen, allerdings bedeutet dies weder eine Veränderung des Systems (Laurenz übernimmt die patriarchale 'Herrschaft' und führt diese gnadenlos fort), noch kann er seine Liebe zu Anna verwirklichen. Vielmehr scheint es für ihn lediglich die Option zwischen Macht ''oder'' Liebe zu geben - und seine Wahl fällt eindeutig aus. | ||
In der literaturwissenschaftlichen Forschung wurde dieser zweite Traum des Hörspiels daher auch beispielsweise als eine unverhüllte "Kritik gegen eine noch im Standesdenken befangene Gesellschaft, die eine aus feudalen Zeiten herstammende Titelsucht als Statusdenken in einer äußerlich modernisierten Wirtschaftswelt beibehält" (Beicken 1992, 76) | In der literaturwissenschaftlichen Forschung wurde dieser zweite Traum des Hörspiels daher auch beispielsweise als eine unverhüllte "Kritik gegen eine noch im Standesdenken befangene Gesellschaft" gelesen, "die eine aus feudalen Zeiten herstammende Titelsucht als Statusdenken in einer äußerlich modernisierten Wirtschaftswelt beibehält" (Beicken 1992, 76). | ||
Wenn Anna in diesem Traum als dienende und unterwürfige Marionette – "Lachen sie, sofort, verstanden?" ( | Wenn Anna in diesem Traum als dienende und unterwürfige Marionette – "Lachen sie, sofort, verstanden?" (GmT 200) – erscheint, potenziert dies ihr tatsächliches Verhalten gegenüber Mandl und dem Generaldirektor im Büro. Denn die 'reale' Anna zu Beginn des Hörspiels ist deutlich zurückhaltender (etwa in ihrem Lachen; vgl. 183) und 'professioneller' in ihrem Umgang mit dem launischen Vorgesetzten. Im weiteren Vergleich sticht allerdings die Verwendung des Wortes "originell" im Gespräch mit dem Generaldirektor (184) wie auch im Traum (201) hervor – da Laurenz zuvor anwesend war, hat Annas Formulierung offenbar als 'Tagesrest' (Freud 2009, 542 f.) Eingang in seinen Traum gefunden hat. | ||
====Dritter Traum==== | ====Dritter Traum==== | ||
Zu Beginn der dritten Vorführung befindet Anna sich nun auf dem Schiff "Securitas". Verzweifelt versucht der beobachtende, aber offenbar nicht physisch vor Ort präsente Laurenz in Kontakt mit Anna zu treten, sie zu warnen: | |||
: LAURENZ: Anna, du hast keinen Paß bei dir. […] Hörst du mich? Anna, du kannst nicht einfach auf das Schiff laufen. Du hast eine Menge von Formalitäten zu erledigen. Anna! Das Schiff legt schließlich ab, gerät aber sogleich in einen schweren Sturm. | : LAURENZ: Anna, du hast keinen Paß bei dir. […] Hörst du mich? Anna, du kannst nicht einfach auf das Schiff laufen. Du hast eine Menge von Formalitäten zu erledigen. Anna! Das Schiff legt schließlich ab, gerät aber sogleich in einen schweren Sturm (GmT 206). | ||
Nun erst kann Anna den besorgten Laurenz hören, verlacht ihn aber | Nun erst kann Anna den besorgten Laurenz hören, verlacht ihn aber: | ||
: ANNA: Du bist es, Laurenz, du rufst mich! Matrosen, seht ihr den kleinen dicken Punkt am Ufer, diesen kleinen grauen Punkt, der wie eine Träne im Sand zittert? Die Träne will, daß ich abspringe und zurückkomme. | : ANNA: Du bist es, Laurenz, du rufst mich! Matrosen, seht ihr den kleinen dicken Punkt am Ufer, diesen kleinen grauen Punkt, der wie eine Träne im Sand zittert? Die Träne will, daß ich abspringe und zurückkomme (208). | ||
Laurenz erkennt bereits die Gefahr des Sturms, doch wird er von Anna nicht beachtet – ähnlich wie im Büroalltag zuvor. Die "Securitas" droht unterzugehen, als der Verkäufer die Vorführung unterbricht; Laurenz fordert jedoch die Fortsetzung des Traums. Inzwischen ist Anna auf den Meeresgrund gesunken, ihre Haut "ist noch weißer", ihr Haar "schimmert unter einer Krone von Korallen" ( | Laurenz erkennt bereits die Gefahr des Sturms, doch wird er von Anna nicht beachtet – ähnlich wie im Büroalltag zuvor. Die "Securitas" droht unterzugehen, als der Verkäufer die Vorführung unterbricht; Laurenz fordert jedoch die Fortsetzung des Traums. Inzwischen ist Anna auf den Meeresgrund gesunken, ihre Haut "ist noch weißer", ihr Haar "schimmert unter einer Krone von Korallen" (211). Nun erkennt sie Laurenz' bedingungslose Liebe: | ||
: ANNA: Ich werde dich lieben um deiner Treue willen, und ich werde dir treu sein um deiner Liebe willen. | : ANNA: Ich werde dich lieben um deiner Treue willen, und ich werde dir treu sein um deiner Liebe willen (212). | ||
Nachdem die Liebesbeziehung zu Anna in den ersten beiden Träumen nicht verwirklicht werden konnte, ermöglicht nun der dritte Traum "die Erfüllung in der totalen mystischen Vereinigung mit der geliebten Frau" (Bartsch 1997, 79) – damit allerdings eben erst in einem unwirklichen Stadium und quasi im Angesicht des absoluten Verlusts, | Nachdem die Liebesbeziehung zu Anna in den ersten beiden Träumen nicht verwirklicht werden konnte, ermöglicht nun der dritte Traum "die Erfüllung in der totalen mystischen Vereinigung mit der geliebten Frau" (Bartsch 1997, 79) – damit allerdings eben erst in einem unwirklichen Stadium und quasi im Angesicht des absoluten Verlusts. | ||
Ironischerweise gilt Laurenz' größte Sorge zunächst ausgerechnet dem vergessenen Reisepass und den fehlenden Formalitäten. Dies unterstreicht einerseits die pedantische Korrektheit des Angestellten und sein penibles Denken in Vorschriften (Freud würde hier sicherlich eine anale Fixierung ausmachen), gleichzeitig ist diese Episode ebenso eine (natürlich absolut zufällige) Vorausdeutung auf den Sommer 1955: Als Bachmann gut drei Jahre nach der Erstsendung des Hörspiels von Henry Kissinger zu einer Summer School an die Harvard University eingeladen wird, verliert sie offenbar auf dem Schiff ihren Pass (und damit das Visum für die USA), kann aber nach "Telefonaten mit wichtigen Herren" (Hartwig 2017, 106; vgl. auch 184f.) schließlich doch in New York von Bord gehen und einreisen. | |||
Der hoch symbolische Schiffbruch wiederum ist eines der wiederkehrenden, ja "vorherrschenden Themen in Ingeborg Bachmanns Hörspielen" (Tunner 1989, 417) und kann als durchaus traumtypisches Motiv verstanden werden. Denn das Untergehen im Wasser steht einerseits für die "Lockung des Todes" und erinnert ebenso an ein metaphorisches "Untertauchen im Unterbewußten" (ebd., 422). Gleichzeitig setzt sich die Figureninszenierung der beiden vorangehenden Träume fort, in denen Anna bereits (durchaus traumaffin) als "Projektion des (männlichen) Imaginären" (Šlibar 1995, 117) erschien. Denn nun ist Anna – ähnlich wie bereits durch ihren Namen – erneut zu einem Bachmannschen 'Archetypus' geworden: Das "Schuppenkleid" hat sie zu einer Wasserfrau, einer Udine gemacht – eine Figur, die sich bei Bachmann etwa auch in ihrer späteren Erzählung ''Undine geht'' (1961) finden lässt. | |||
Zwar scheint in diesem dritten, von Bachmann auch 1953 textabweichend als "Laurenz träumt von der Liebe" veröffentlichten Traum eine Liebesbeziehung zwischen Anna und Laurenz jetzt möglich, allerdings nur unter einer gleich zweifachen Prämisse, werden hier doch die Ebenen des 'Eskapismus' verdoppelt: Es braucht nun nicht nur den Traum, sondern innerhalb dessen gar die "unwirtliche Welt des Meeresbodens" (Golisch 1997, 73) und die existentialistische, absolute "Daseinsgefährdung" (Tunner 1989, 421), damit Anna und Laurenz zueinander finden können. Und am Ende des Hörspiels zeigt sich, dass die Liebe im Alltag keinen Fortbestand haben wird: Der "fast elf Minuten zu spät" (Bachmann 2010a, 215) ins Büro kommende Laurenz wird sogleich zum Generaldirektor gerufen, während Anna die von Manz als Geschenk für seine Frau gekauften Seidentücher als "traumhaft" (ebd., 216) beschreibt. | |||
===Interpretation: Traum und Hörspiel=== | ===Interpretation: Traum und Hörspiel=== | ||
Wenn Ingeborg Bachmann in der Forschung inzwischen als "Medienprofi" (Hartwig 2017, 264) oder gar als "Medientheoretikerin" (Weigel 1999, 27) beschrieben wird, unterstreicht dies ihre mediale Flexibilität und eine stete Suche nach der jeweils geeigneten medialen Form. Dementsprechend spürt sie in und mit Hörspielen, Drehbüchern und Libretti | Wenn Ingeborg Bachmann in der Forschung inzwischen als "Medienprofi" (Hartwig 2017, 264) oder gar als "Medientheoretikerin" (Weigel 1999, 27) beschrieben wird, unterstreicht dies ihre mediale Flexibilität und eine stete Suche nach der jeweils geeigneten medialen Form. Dementsprechend spürt sie in und mit Hörspielen, Drehbüchern und Libretti eben jenen Darstellungsmöglichkeiten nach, die (so Bachmann in Bezug auf Musik) "ich nicht erreicht sehe in der Sprache" (Bachmann 1983, 85). Denn gerade eine intermediale Gattung wie das Hörspiel als Verbindung von mindestens zwei konventionell als distinkt wahrgenommenen Medien (Rajewsky 2002, 13) kann sich sowohl auf der Handlungsebene (eine von der Realität abweichende 'Traumlogik') wie auch durch die Struktur (Sprache, Geräusche, Musik) dem nächtlichen Phänomen des Traums annähern. | ||
Dazu gehören auch geradezu 'märchenhaft' erscheinende Erzählelemente wie die auffällige Zahlensymbolik – im zweiten Anlauf betritt Laurenz das Geschäft; er wählt schließlich den dritten Traum aus usw. –, die auch beispielsweise aus der formalisierten Struktur von Märchen bekannt ist (vgl. Lüthi 2004, 30). | Dazu gehören auch geradezu 'märchenhaft' erscheinende Erzählelemente wie die auffällige Zahlensymbolik – im zweiten Anlauf betritt Laurenz das Geschäft; er wählt schließlich den dritten Traum aus usw. –, die auch beispielsweise aus der formalisierten Struktur von Märchen bekannt ist (vgl. Lüthi 2004, 30). Ohnehin erinnert der parabelartige Aufbau an das mythologische Grundmuster der 'Heldenreise' ("hero's journey") nach Joseph Campbell (1904–1987): Der Protagonist bricht aus seiner gewohnten (hektischen, lauten, kontrollierten) Welt aus, erlebt die (drei) episodischen Abenteuer und kehrt mit dieser Erfahrung zurück in den Alltag. Bereits Campbell weist dabei auf die Nähe von Traum und Mythos hin (vgl. Campbell 2008, 1–18), deren Zusammenhang – durch narrativen Grundmuster, Symbolik, Bildlichkeit usw. – von der Forschung vielfach aufgegriffen wurde (vgl. etwa Hübner 1985, 125 f.; Green 1984, 85 f.; Jung 1996, 162 f.; Lüthi 2004, 106; Schneider 1983, 205 f.). | ||
Ähnlich 'fantastisch' erscheint auch das Geschäftsmodell des 'Traumladens'. Denn wenn nächtliche Träume für Sigmund Freud stets Ausdruck der Wunscherfüllung sind (vgl. Freud 2009, 136ff.), würden diese drei Geschichten dementsprechend die Sehnsüchte des Angestellten Laurenz darstellen. Und auch wenn diese Träume in einem Geschäft angeboten und von einem namenlosen Verkäufer vorgeführt werden, sind sie damit weiterhin in Zusammenhang zu Laurenz und als Manifestation seiner unbewussten Wünsche zu verstehen. Lehnt Laurenz nach den ersten beiden Vorführungen die ihm präsentierten Träume allerdings noch peinlich berührt ab, ließe sich interpretieren, dass er sich seinen (unbewussten) Wünschen und Fantasien (Angsttraum, Allmachtstraum) entweder gar nicht bewusst ist oder sich diese Sehnsüchte nicht eingestehen will, sich durch die Vorführungen also 'ertappt' fühlt. Das unscheinbare Traumgeschäft, das eben nicht durch eine Neonbeleuchtung oder eine üppige Schaufensterdekoration heraussticht und die Kunden (bzw. Laurenz als ''den'' Kunden) vielmehr auf andere 'magische' Weise anzieht, wäre dementsprechend die Manifestation des Freud'schen Primärprozesses. | Ähnlich 'fantastisch' erscheint auch das Geschäftsmodell des 'Traumladens'. Denn wenn nächtliche Träume für Sigmund Freud stets Ausdruck der Wunscherfüllung sind (vgl. Freud 2009, 136ff.), würden diese drei Geschichten dementsprechend die Sehnsüchte des Angestellten Laurenz darstellen. Und auch wenn diese Träume in einem Geschäft angeboten und von einem namenlosen Verkäufer vorgeführt werden, sind sie damit weiterhin in Zusammenhang zu Laurenz und als Manifestation seiner unbewussten Wünsche zu verstehen. Lehnt Laurenz nach den ersten beiden Vorführungen die ihm präsentierten Träume allerdings noch peinlich berührt ab, ließe sich interpretieren, dass er sich seinen (unbewussten) Wünschen und Fantasien (Angsttraum, Allmachtstraum) entweder gar nicht bewusst ist oder sich diese Sehnsüchte nicht eingestehen will, sich durch die Vorführungen also 'ertappt' fühlt. Das unscheinbare Traumgeschäft, das eben nicht durch eine Neonbeleuchtung oder eine üppige Schaufensterdekoration heraussticht und die Kunden (bzw. Laurenz als ''den'' Kunden) vielmehr auf andere 'magische' Weise anzieht, wäre dementsprechend die Manifestation des Freud'schen Primärprozesses. |