"La Reprise" (Alain Robbe-Grillet): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. Juni 2022, 22:55 Uhr
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Als einer der bedeutendsten Vertreter des Nouveau roman veröffentlicht Alain Robbe-Grillet 2001 mit ''La Reprise'' einen letzten Roman, dessen Titel programmatisch als Wiederaufnahme und Abschluss seines Gesamtwerks lesbar ist. Innerhalb der von Fragmentarisierung und Unzuverlässigkeit des Erzählens geprägten Anlage des Romans fällt dem Traum als Strategie der Destabilisierung eine entscheidende Rolle für die Ausgestaltung von Robbe-Grillets Stadtdiskurs zu. | Als einer der bedeutendsten Vertreter des Nouveau roman veröffentlicht Alain Robbe-Grillet 2001 mit ''La Reprise'' einen letzten Roman, dessen Titel programmatisch als Wiederaufnahme und Abschluss seines Gesamtwerks lesbar ist. Innerhalb der von Fragmentarisierung und Unzuverlässigkeit des Erzählens geprägten Anlage des Romans fällt dem Traum als Strategie der Destabilisierung eine entscheidende Rolle für die Ausgestaltung von Robbe-Grillets Stadtdiskurs zu. | ||
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Der Prolog von ''La Reprise'' eröffnet aus der Perspektive Henri Robins die Erzählung mit der Anreise im Zug nach Berlin. Aus dem Fenster blickt der Agent auf eine (alb-)traumartig verwandelte Landschaft: | Der Prolog von ''La Reprise'' eröffnet aus der Perspektive Henri Robins die Erzählung mit der Anreise im Zug nach Berlin. Aus dem Fenster blickt der Agent auf eine (alb-)traumartig verwandelte Landschaft: | ||
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: <span style="color: #7b879e;">Sous la bleuâtre lumière hivernale, des pans de murs hauts de plusieurs étages dressaient vers le ciel uniformément gris leurs dentelles fragiles et leur silence de cauchemar. [...] Comme s’il s’agissait là d’une représentation surréelle (une sorte de trou dans l’espace normalisé), tout le tableau exerce sur l’esprit un incompréhensible pouvoir de fascination. (R 10)</span> | |||
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: <span style="color: #7b879e;">Unter dem bläulichen Winterlicht reckten mehrere Stockwerke hohe Mauerstücke ihre zerbrechlichen Spitzengebilde und ihre Albtraumstille in den eintönig grauen Himmel. [...] Als handelte es sich um eine surreale Darstellung (eine Art Loch im normierten Raum), übt das ganze Bild eine unbegreifliche Faszination auf den Geist aus. (W 9f.)</span> | |||
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Die Eindrücke von Robins "rêveuses spéculations" (R 11) entspringen keinem markierten Traum. Stattdessen stehen die gesamte Wahrnehmung der Figur, und mit ihr das daraus hervorgehende Erzählen in seiner Unzuverlässigkeit, vom Prolog an unter den Vorzeichen eines oneirischen Erlebens. Der Prozess des Träumens tritt dabei immer wieder in Beziehung zu anderen Modi der Erfahrung | Die Eindrücke von Robins "rêveuses spéculations" (R 11) entspringen keinem markierten Traum. Stattdessen stehen die gesamte Wahrnehmung der Figur, und mit ihr das daraus hervorgehende Erzählen in seiner Unzuverlässigkeit, vom Prolog an unter den Vorzeichen eines oneirischen Erlebens. Der Prozess des Träumens tritt dabei immer wieder in Beziehung zu anderen Modi der Erfahrung |