"Kinder – Träume – Zukunft" (Erhard Großmann): Unterschied zwischen den Versionen

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Weitere mögliche Deutungsperspektiven benennt sie allerdings nicht. Im Moment des Umgreifens der Flügel-Halterung durch Ikarus mit seiner linken Hand ist die Faust-Symbolik im Wandbild erhalten geblieben. Darin kann eine politische Bedeutungsebene gesehen werden, da die Faust ein Symbol der kommunistischen Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts war (Korff/Drost, 117). Aus dieser Perspektive ist es durchaus ein kämpferischer, starker Ikarus, der den Betrachtenden begegnet. Möglicherweise kommt entgegen der kritischen Note und der aufgezeigten Ambivalenzen, die sich in Großmanns Darstellung von Ikarus verbergen, auch folgende Lesart in Frage: Trotz eines drohenden Misserfolgs müssen für den weiteren Fortschritt und Erfüllung weiterer ,Träume/Visionen‘ auch Risiken eingegangen werden (Schaber, 284).<ref>Schaber stellt nach ihrer Analyse der kritischen Ikarus-Variationen der Künstler Bernhard Heisig (*1925–2011) und Wolfgang Mattheuer (*1927–2004) diese gemeinsame Deutungsperspektive fest (Schaber, 268–284). Es lässt sich beim Werk von Großmann als weitere mögliche Deutungsperspektive nicht ausschließen.</ref> Obwohl mit dem Kosmonauten und Ikarus keine neuen Zukunftsvisionen im Bild tatsächlich generiert werden, wird mit den geschichtlichen und mythologischen Rückgriffen die Möglichkeit des Erreichens von zukunftsbezogenen Zielen aufgezeigt. Bei Zukunftsträumen ist es dabei typisch, dass sich das Neue der Zukunft erst durch Tradiertes offenbart bzw. es benötigt jene Rückgriffe, um zu definieren, was überhaupt Zukunft ist. Dieser Aspekt findet sich auch im Wandbild wieder.
Weitere mögliche Deutungsperspektiven benennt sie allerdings nicht. Im Moment des Umgreifens der Flügel-Halterung durch Ikarus mit seiner linken Hand ist die Faust-Symbolik im Wandbild erhalten geblieben. Darin kann eine politische Bedeutungsebene gesehen werden, da die Faust ein Symbol der kommunistischen Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts war (Korff/Drost, 117). Aus dieser Perspektive ist es durchaus ein kämpferischer, starker Ikarus, der den Betrachtenden begegnet. Möglicherweise kommt entgegen der kritischen Note und der aufgezeigten Ambivalenzen, die sich in Großmanns Darstellung von Ikarus verbergen, auch folgende Lesart in Frage: Trotz eines drohenden Misserfolgs müssen für den weiteren Fortschritt und Erfüllung weiterer ,Träume/Visionen‘ auch Risiken eingegangen werden (Schaber, 284).<ref>Schaber stellt nach ihrer Analyse der kritischen Ikarus-Variationen der Künstler Bernhard Heisig (*1925–2011) und Wolfgang Mattheuer (*1927–2004) diese gemeinsame Deutungsperspektive fest (Schaber, 268–284). Es lässt sich beim Werk von Großmann als weitere mögliche Deutungsperspektive nicht ausschließen.</ref> Obwohl mit dem Kosmonauten und Ikarus keine neuen Zukunftsvisionen im Bild tatsächlich generiert werden, wird mit den geschichtlichen und mythologischen Rückgriffen die Möglichkeit des Erreichens von zukunftsbezogenen Zielen aufgezeigt. Bei Zukunftsträumen ist es dabei typisch, dass sich das Neue der Zukunft erst durch Tradiertes offenbart bzw. es benötigt jene Rückgriffe, um zu definieren, was überhaupt Zukunft ist. Dieser Aspekt findet sich auch im Wandbild wieder.
===Kinderporträts===
Die unterschiedliche Handlung und die Gestik der einzelnen Kinderdarstellungen können auch als ein künstlerischer Versuch verstanden werden, mehrere Bewegungsabläufe eines Kindes im Wandbild umzusetzen. Da sich aber die Physiognomien der jeweiligen Kinderdarstellungen doch stark unterscheiden und in der rechten Bildhälfte mit dem Kosmonauten sowie Ikarus zwei Symbole vorliegen, die Fortschrittsglauben und Zukunftsoptimismus ausdrücken können, deuten die Blickrichtungen der drei Kinder auf die Zeitebenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin. Entsprechend des Bildtitels sind die Kinder also die Tagträumenden, die eine Zukunft imaginieren. D.h. aber auch, dass Kinder aktiv an der Zukunftsgestaltung und Erfüllung bzw. weiteren Bestehen der ,Träume‘ (=idyllisches, sozialistisches Paradies, technischer Fortschritt usw.) mitwirken, was den kämpferischen Ausdruck des dritten Kindes im Seitenprofil erklären kann. Nicht ohne Grund zeigt die Hand des Ikarus auch auf einen Zirkel, der von Kinderhand geführt wird. Allerdings irritiert die einseitige blaue Schattierung unterhalb des linken Auges des mittleren Kindes und ruft Assoziationen mit einer Träne hervor. Ob diese emotionale Reaktion durch positive oder negative Gefühle ausgelöst wird, verbleibt aber offen, denn die Mimik des Kindes ist bemüht neutral. Es ist folglich ein widersprüchlicher Blick, der in die Gegenwart gerichtet ist und darlegt, dass die im Wandbild dargestellten ,Träume‘ nicht immer ohne Leiden erreicht werden.
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