"La vida es sueño" (Pedro Calderón de la Barca): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. Juli 2024, 08:13 Uhr
, 10. Juli 2024→Gespielter Traum; Legitimations- und Zukunftstraum
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: <span style="color: #7b879e;">Ein frommer Fürst ist der, der Tyrannen straft: Clotaldo sterbe durch meine Hand, mein Vater küsse mir die Füße. [ | : <span style="color: #7b879e;">Ein frommer Fürst ist der, der Tyrannen straft: Clotaldo sterbe durch meine Hand, mein Vater küsse mir die Füße. […] Auf den großen Platz des Welttheaters trete [meine] Tapferkeit unverzüglich. Und meine Rache hat sich erfüllt, wenn ihr den Prinzen Segismundo über seinen Vater triumphieren seht.</span> | ||
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Auch im Schlaf erweist sich so die Schlechtigkeit der Prinzen. | Auch im Schlaf erweist sich so die Schlechtigkeit der Prinzen. | ||
Der gespielte Traum hat eine doppelte analeptische Funktion – die Somniloquie verweist zunächst auf das unmittelbar vorausgehende Wüten des Prinzen, das sich im Schlaf verlängert. Darüber hinaus deutet sie auf den lang zurückliegenden mütterlichen Traum und das väterliche Horoskop zurück, deren Zeichen sich in der Gegenwart zu bestätigen scheinen. Damit wirkt Basilios Entscheidung, den Sohn gefangen zu halten, zweifach durch Träume legitimiert, den früheren Traum der Königin und den aktuellen Hass-Traum des Prinzen. Zur analeptischen Funktion des gespielten Traums kommt eine proleptische Dimension, die in der blutigen Zukunft liegt, die Segismundo den Männern androht: „CLOTALDO. Con la muerte me amenaza./ BASILIO. A mí con rigor y afrenta./ CLOTALDO. Quitarme la vida intenta./ BASILIO. Rendirme a sus plantas traza.“ (VS 2068-2071; „CLOTALDO. Er droht mir mit dem Tod. BASILIO. Mir mit Strenge und Beleidigung. CLOTALDO. Das Leben will er mir nehmen. BASILIO. Mich will er mit Füßen treten“). Die Szene verweist auch auf die verbreitete Divinationspraxis in den Herrscherhäusern der Zeit (König und Berater deuten gemeinsam den Traum) und die Relevanz der Traumdeutung für zukunftsorientierte Handlungen: König und Berater beschließen, den Prinzen weiter im Kerker zu halten. | Der gespielte Traum hat eine doppelte analeptische Funktion – die Somniloquie verweist zunächst auf das unmittelbar vorausgehende Wüten des Prinzen, das sich im Schlaf verlängert. Darüber hinaus deutet sie auf den lang zurückliegenden mütterlichen Traum und das väterliche Horoskop zurück, deren Zeichen sich in der Gegenwart zu bestätigen scheinen. Damit wirkt Basilios Entscheidung, den Sohn gefangen zu halten, zweifach durch Träume legitimiert, den früheren Traum der Königin und den aktuellen Hass-Traum des Prinzen. Zur analeptischen Funktion des gespielten Traums kommt eine proleptische Dimension, die in der blutigen Zukunft liegt, die Segismundo den Männern androht: „CLOTALDO. Con la muerte me amenaza./ BASILIO. A mí con rigor y afrenta./ CLOTALDO. Quitarme la vida intenta./ BASILIO. Rendirme a sus plantas traza.“ (VS 2068-2071; „CLOTALDO. Er droht mir mit dem Tod. BASILIO. Mir mit Strenge und Beleidigung. CLOTALDO. Das Leben will er mir nehmen. BASILIO. Mich will er mit Füßen treten“). Die Szene verweist auch auf die verbreitete Divinationspraxis in den Herrscherhäusern der Zeit (König und Berater deuten gemeinsam den Traum) und die Relevanz der Traumdeutung für zukunftsorientierte Handlungen: König und Berater beschließen, den Prinzen weiter im Kerker zu halten. | ||
====Traumspiel im Spiel, Leben als Traum-Metapher==== | ====Traumspiel im Spiel, Leben als Traum-Metapher==== |