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<br /><br /><br />[[Datei:Portrait_Hervey_de_Saint-Denys.jpg|180px|link=|frame|right|Marie Jean Léon Lecoq d'Hervey de Saint-Denys]]Das 1867 veröffentlichte Werk ''Les rêves et les moyens de les diriger. Observations pratiques''&nbsp;[Träume und Wege, sie zu steuern. Praktische Beobachtungen] des Traumforschers Marie Jean Léon Lecoq d’Hervey de Saint-Denys läutet den Beginn einer systematischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Klartraums ein (vgl. Holzinger 1997, S. 32). Es gehört dem Genre der sogenannten „livres de rêves savants“ (Carroy 2013, S. 54) an, deren Autoren darauf abzielen, anhand von meist persönlichen Traumerfahrungen eine Physiologie beziehungsweise Psychologie des Traums zu erarbeiten (vgl. ebd.).
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<br /><br /><br />[[Datei:Portrait_Hervey_de_Saint-Denys.jpg|right|frame|link=|180px|Marie Jean Léon Lecoq d'Hervey de Saint-Denys]]Das 1867 veröffentlichte Werk ''Les rêves et les moyens de les diriger. Observations pratiques''&nbsp;[Träume und Wege, sie zu steuern. Praktische Beobachtungen] des Traumforschers Marie Jean Léon Lecoq d’Hervey de Saint-Denys läutet den Beginn einer systematischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Klartraums ein (vgl. Holzinger 1997, S. 32). Es gehört dem Genre der sogenannten „livres de rêves savants“ (Carroy 2013, S. 54) an, deren Autoren darauf abzielen, anhand von meist persönlichen Traumerfahrungen eine Physiologie beziehungsweise Psychologie des Traums zu erarbeiten (vgl. ebd.).
    
<div style="text-align: left;">Hervey de Saint-Denys gilt als Wegbereiter und Innovator der modernen Klartraumforschung (vgl. LaBerge 1988, S. 15; Carroy 2013, S. 55). In ''Les rêves et les moyens de les diriger'' belegt er erstmals, dass es möglich ist, die Fähigkeit des Klarträumens oder luziden Träumens (Hervey spricht vom sogenannten „rêve lucide“ (RMD 1867, S. 274)), die sich dadurch auszeichnet, dass der Träumer sich des Träumens bewusst ist und den eigenen Traum beeinflussen kann, zu erlernen (vgl. RMD 1867, S. 1 f., 5). Zudem zeigt er in leichtem Plauderton Methoden zur Bewahrung der „liberté d’esprit“ (vgl. RMD 1867, S. 6) im Traum sowie zur Steuerung des Traumverlaufs auf (vgl. RMD, S. 6, 475 f.). Dabei stützt er sich auf seine 32-jährige Klartraumforschung (vgl. Den Blaken u. Meijer 1991) und bezieht 120 eigene Träume und zahlreiche Träume von Freunden sowie Bekannten mit ein (vgl. Schwartz 1972, S. 132). Darüber hinaus ist Hervey de Saint-Denys bestrebt, den Traum aus phänomenologischer wie physiologischer Sicht zu beleuchten. Er untersucht unter anderem, wie Gedächtnis und Vorstellungskraft auf die Genese der Traumbilder einwirken, welche Faktoren Trauminhalte und Traumerinnerung beeinflussen, auf welche Weise die Traumbilder miteinander verknüpft werden, ob man im Schlaf beständig träumt und in welchem Maße im Traum der Wille, die perzeptiven sowie intellektuellen Fähigkeiten erhalten bleiben.&nbsp;Aufgrund des hohen Anschaffungspreises (7,50 Francs) richtete sich sein Werk in erster Linie an eine wohlhabende, gebildete, aber aufgrund des populärwissenschaftlichen Schreibstils nicht zwingend gelehrte Leserschaft (vgl. Carroy 2013, S. 56, 58). Bis heute ist ''Les rêves et les moyens de les diriger'' (1867) ein unverzichtbares Referenzwerk für Klartraumforscher.</div>
 
<div style="text-align: left;">Hervey de Saint-Denys gilt als Wegbereiter und Innovator der modernen Klartraumforschung (vgl. LaBerge 1988, S. 15; Carroy 2013, S. 55). In ''Les rêves et les moyens de les diriger'' belegt er erstmals, dass es möglich ist, die Fähigkeit des Klarträumens oder luziden Träumens (Hervey spricht vom sogenannten „rêve lucide“ (RMD 1867, S. 274)), die sich dadurch auszeichnet, dass der Träumer sich des Träumens bewusst ist und den eigenen Traum beeinflussen kann, zu erlernen (vgl. RMD 1867, S. 1 f., 5). Zudem zeigt er in leichtem Plauderton Methoden zur Bewahrung der „liberté d’esprit“ (vgl. RMD 1867, S. 6) im Traum sowie zur Steuerung des Traumverlaufs auf (vgl. RMD, S. 6, 475 f.). Dabei stützt er sich auf seine 32-jährige Klartraumforschung (vgl. Den Blaken u. Meijer 1991) und bezieht 120 eigene Träume und zahlreiche Träume von Freunden sowie Bekannten mit ein (vgl. Schwartz 1972, S. 132). Darüber hinaus ist Hervey de Saint-Denys bestrebt, den Traum aus phänomenologischer wie physiologischer Sicht zu beleuchten. Er untersucht unter anderem, wie Gedächtnis und Vorstellungskraft auf die Genese der Traumbilder einwirken, welche Faktoren Trauminhalte und Traumerinnerung beeinflussen, auf welche Weise die Traumbilder miteinander verknüpft werden, ob man im Schlaf beständig träumt und in welchem Maße im Traum der Wille, die perzeptiven sowie intellektuellen Fähigkeiten erhalten bleiben.&nbsp;Aufgrund des hohen Anschaffungspreises (7,50 Francs) richtete sich sein Werk in erster Linie an eine wohlhabende, gebildete, aber aufgrund des populärwissenschaftlichen Schreibstils nicht zwingend gelehrte Leserschaft (vgl. Carroy 2013, S. 56, 58). Bis heute ist ''Les rêves et les moyens de les diriger'' (1867) ein unverzichtbares Referenzwerk für Klartraumforscher.</div>
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==Inhalt==
 
==Inhalt==
 
===Frontispiz===
 
===Frontispiz===
Das Frontispiz von ''Les rêves et les moyens de les diriger'' (1867) spiegelt bereits dessen Thematik wider. Die sechs kleinen Abbildungen im unteren Teil des Frontispizes zeigen hypnagoge Bilder, die Hervey seinen Aufzeichnungen entnommen hat (vgl. RMD 1867, S. 421 f.). Als Vorhut des Traums leiten die hypnagogen, beim Einschlafen eintretenden Halluzinationen direkt in einen Traum über, der in der oberen Hälfte abgebildet ist (vgl. RMD 1867, S. 421). Dabei handelt es sich um einen der Träume, die Hervey de Saint-Denys durch Zuführen externer Reize (in diesem Fall zweier auf das Kopfkissen getröpfelter Parfums) in eine bestimmte Richtung gelenkt hat (vgl. RMD 1867, S. 380 f.).
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[[Datei:Frontispiz_Les_rêves_et_les_moyens_de_les_diriger.jpg|180px|link=|frame|center|Frontispiz Les rêves et les moyens de les diriger (1867)]]Das Frontispiz von ''Les rêves et les moyens de les diriger'' (1867) spiegelt bereits dessen Thematik wider. Die sechs kleinen Abbildungen im unteren Teil des Frontispizes zeigen hypnagoge Bilder, die Hervey seinen Aufzeichnungen entnommen hat (vgl. RMD 1867, S. 421 f.). Als Vorhut des Traums leiten die hypnagogen, beim Einschlafen eintretenden Halluzinationen direkt in einen Traum über, der in der oberen Hälfte abgebildet ist (vgl. RMD 1867, S. 421). Dabei handelt es sich um einen der Träume, die Hervey de Saint-Denys durch Zuführen externer Reize (in diesem Fall zweier auf das Kopfkissen getröpfelter Parfums) in eine bestimmte Richtung gelenkt hat (vgl. RMD 1867, S. 380 f.).
    
Mithilfe seiner Traumstudie&nbsp;beabsichtigt Hervey de Saint-Denys, die von ihm entwickelte Kunst des guten Träumens an seine Leser weiterzugeben (vgl. Carroy 2013, S. 56). Bereits der Untertitel ''Observations pratiques'' lässt auf diese anwendungsorientierte Ausrichtung des Werkes schließen (vgl. ebd.). Die Leserschaft soll jedoch nicht nur weitergebildet, sondern auch unterhalten werden und bei der Lektüre des stilistisch anspruchsvollen Werkes einen ästhetischen Genuss verspüren (vgl. Carroy 2013, S. 59). Herveys anekdotenhafte, in populärwissenschaftlichem Stil verfasste Traumstudie erhebt demnach durchaus einen künstlerischen Anspruch und besitzt eine innere Logik, ohne jedoch einer strengen Struktur unterworfen zu sein (vgl. RMD 1867, S. 3, 12) und dadurch den Eindruck eines wissenschaftlichen Lehrbuchs zu vermitteln (vgl. Carroy 2013, S. 59). Der Autor von ''Les rêves et les moyens de les diriger'' ist vielmehr bestrebt, einen Mittelweg zwischen einer literarischen Neuerfindung seiner Träume und einer detailgenauen wissenschaftlichen Transkription derselben zu finden und riskiert dabei, nach Carroy, ebenso wie im Falle seiner Übersetzungen der mangelnden Präzision und Authentizität beschuldigt zu werden (vgl. dies. 2013, S. 61 f.).
 
Mithilfe seiner Traumstudie&nbsp;beabsichtigt Hervey de Saint-Denys, die von ihm entwickelte Kunst des guten Träumens an seine Leser weiterzugeben (vgl. Carroy 2013, S. 56). Bereits der Untertitel ''Observations pratiques'' lässt auf diese anwendungsorientierte Ausrichtung des Werkes schließen (vgl. ebd.). Die Leserschaft soll jedoch nicht nur weitergebildet, sondern auch unterhalten werden und bei der Lektüre des stilistisch anspruchsvollen Werkes einen ästhetischen Genuss verspüren (vgl. Carroy 2013, S. 59). Herveys anekdotenhafte, in populärwissenschaftlichem Stil verfasste Traumstudie erhebt demnach durchaus einen künstlerischen Anspruch und besitzt eine innere Logik, ohne jedoch einer strengen Struktur unterworfen zu sein (vgl. RMD 1867, S. 3, 12) und dadurch den Eindruck eines wissenschaftlichen Lehrbuchs zu vermitteln (vgl. Carroy 2013, S. 59). Der Autor von ''Les rêves et les moyens de les diriger'' ist vielmehr bestrebt, einen Mittelweg zwischen einer literarischen Neuerfindung seiner Träume und einer detailgenauen wissenschaftlichen Transkription derselben zu finden und riskiert dabei, nach Carroy, ebenso wie im Falle seiner Übersetzungen der mangelnden Präzision und Authentizität beschuldigt zu werden (vgl. dies. 2013, S. 61 f.).
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