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Während die Hauptfiguren der übrigen Novellen des Zyklus‘ im Zwischenland der Adoleszenz verharren, wird in ''Wolga'' ein Übergang zur Erwachsenenwelt vollzogen, der von einem gravierenden Gemütswandel begleitet ist. So bildet die Schifffahrt den Rahmen für eine weibliche Initiationsreise, die dem Dornröschen-Prinzip entspricht, da ein männlicher Initiator maßgeblich an der beschriebenen Entwicklung beteiligt ist.
 
Während die Hauptfiguren der übrigen Novellen des Zyklus‘ im Zwischenland der Adoleszenz verharren, wird in ''Wolga'' ein Übergang zur Erwachsenenwelt vollzogen, der von einem gravierenden Gemütswandel begleitet ist. So bildet die Schifffahrt den Rahmen für eine weibliche Initiationsreise, die dem Dornröschen-Prinzip entspricht, da ein männlicher Initiator maßgeblich an der beschriebenen Entwicklung beteiligt ist.
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Das Schiff mit seinen unterschiedlichen Klassen kann als Heterotopie im Foucault’schen Sinn verstanden werden (Foucault 1993), wobei eine Besonderheit darin besteht, dass Ljubow sich frei zwischen den drei Klassen bewegen kann (wenngleich dies von Seiten des Kapitäns nicht gerne gesehen wird). Außerhalb dieser Heterotopie kennt sie nur den Mikrokosmos ihres Petersburger Pensionats sowie das Landhäuschens ihrer Tante in Pterhof (W 280). Die gesellschaftlichen Zwänge sind in diesem von Zeit und Ort losgelösten Raum weniger strikt als im heimischen Umfeld. Tatsächlich langweilt sie der Aufenthalt im Salon der 1. Klasse, wo ihr der etwa gleichaltrige Aristokratensohn Alescha Murawiew Avancen macht. Fasziniert ist sie viel eher von dem Fremden und Unbekannten, insbesondere dem erfahrenen Arzt Valdevenen, der während der Fahrt von einem Boot aus zusteigt und sich von dem jungen Mädchen angezogen fühlt. So wie sie sich an der Landschaft weidet, „erholen“ sich die Augen des Arztes, der eben noch Typhus und Skorbut behandelt hat, durch die Betrachtung der 16jährigen: „Eine Erholung, so etwas anzuschauen. Wie selten sind Jugend, Schönheit, Gesundheit so harmonisch beisammen“ (W295) Die Novelle endet mit seiner Abreise, einem bedeutsamen Abschiedskuss und dem Versprechen, sie auf der Heimreise wiederzusehen und beisammenzubleiben.
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Das Schiff mit seinen unterschiedlichen Klassen kann als Heterotopie im Foucault’schen Sinn verstanden werden (Foucault 1993), wobei eine Besonderheit darin besteht, dass Ljubow sich frei zwischen den drei Klassen bewegen kann (wenngleich dies von Seiten des Kapitäns nicht gerne gesehen wird). Außerhalb dieser Heterotopie kennt sie nur den Mikrokosmos ihres Petersburger Pensionats sowie das Landhäuschens ihrer Tante in Peterhof (W 280). Die gesellschaftlichen Zwänge sind in diesem von Zeit und Ort losgelösten Raum weniger strikt als im heimischen Umfeld. Tatsächlich langweilt sie der Aufenthalt im Salon der 1. Klasse, wo ihr der etwa gleichaltrige Aristokratensohn Alescha Murawiew Avancen macht. Fasziniert ist sie viel eher von dem Fremden und Unbekannten, insbesondere dem erfahrenen Arzt Valdevenen, der während der Fahrt von einem Boot aus zusteigt und sich von dem jungen Mädchen angezogen fühlt. So wie sie sich an der Landschaft weidet, „erholen“ sich die Augen des Arztes, der eben noch Typhus und Skorbut behandelt hat, durch die Betrachtung der 16jährigen: „Eine Erholung, so etwas anzuschauen. Wie selten sind Jugend, Schönheit, Gesundheit so harmonisch beisammen“ (W295) Die Novelle endet mit seiner Abreise, einem bedeutsamen Abschiedskuss und dem Versprechen, sie auf der Heimreise wiederzusehen und beisammenzubleiben.
    
== Die Träume ==
 
== Die Träume ==

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