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Geschildert wird die Reise der 16jährigen mutterlosen Deutschrussin Ljubow (dt. „Liebe“) Wassiliewna auf der Wolga von Nižnij Novgorod nach Astrachann, dem Vater entgegen. Wichtige Motive entstammen der Wolgareise der Autorin, die jedoch stromaufwärts, nicht wie in der Novelle stromabwärts verlief (W 393). Auf dem Mikrokosmos des Schiffes befindet sich Ljubow in der Obhut des Kapitäns und seiner Schwester. Der Name des Dampfschiffs „Zcar Saltan“ rekurriert auf das gleichnamige Märchen des russischen Romantikers Alexander Puschkin (1799-1837). Intertextuelle Verweise prägen auch weitere Partien der Novelle, insbesondere den ersten der beiden Träume Ljubows.
 
Geschildert wird die Reise der 16jährigen mutterlosen Deutschrussin Ljubow (dt. „Liebe“) Wassiliewna auf der Wolga von Nižnij Novgorod nach Astrachann, dem Vater entgegen. Wichtige Motive entstammen der Wolgareise der Autorin, die jedoch stromaufwärts, nicht wie in der Novelle stromabwärts verlief (W 393). Auf dem Mikrokosmos des Schiffes befindet sich Ljubow in der Obhut des Kapitäns und seiner Schwester. Der Name des Dampfschiffs „Zcar Saltan“ rekurriert auf das gleichnamige Märchen des russischen Romantikers Alexander Puschkin (1799-1837). Intertextuelle Verweise prägen auch weitere Partien der Novelle, insbesondere den ersten der beiden Träume Ljubows.
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Eingangs schildert die Erzählerin das Zusammenspiel von Fluss und Natur, um von diesen poetisch anmutenden Eindrücken den Blick auf die junge Reisende zu richten. Transparent werden in dieser Naturwahrnehmung eine romantisch-verklärte Weltsicht, aber auch sexuelle Sehnsüchte, die etwa an der Beschreibung der Birken, die in der Russischen Kultur sinnbildlich für junge Frauen steht (Schäfer/Leingang 2022): „Urwaldbirken, heben ihre weißlichen Stämme in leuchtender Nacktheit aus dem Bade im Strom“ (W 278). Diese sinnliche Wahrnehmung wird kontrastiert von einem nüchternen Zitat aus einem Reiseführer, mit dem sich die Protagonistin erstmals zu Wort meldet. Die Polarität von sinnlicher Wahrnehmung und nüchterner Verlesung von Fakten über die Stadt Nischni Nowgorod wird sodann auf den Körper der Figur übertragen, die aus der Erzählperspektive wie folgt beschrieben wird: „Die große, schöne, weiche Gestalt verkündete: ,ich bin eine ausgewachsene Person, eine Dame bin ich!' jedoch das runde Kindergesicht widersprach lebhaft“ (W 280).
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Eingangs schildert die Erzählerin das Zusammenspiel von Fluss und Natur, um von diesen poetisch anmutenden Eindrücken den Blick auf die junge Reisende zu richten. Transparent werden in dieser Naturwahrnehmung eine romantisch-verklärte Weltsicht, aber auch sexuelle Sehnsüchte, die etwa an der Beschreibung der Birken, die in der russischen Kultur sinnbildlich für junge Frauen steht (Schäfer/Leingang 2022): „Urwaldbirken, heben ihre weißlichen Stämme in leuchtender Nacktheit aus dem Bade im Strom“ (W 278). Diese sinnliche Wahrnehmung wird kontrastiert von einem nüchternen Zitat aus einem Reiseführer, mit dem sich die Protagonistin erstmals zu Wort meldet. Die Polarität von sinnlicher Wahrnehmung und nüchterner Verlesung von Fakten über die Stadt Nischni Nowgorod wird sodann auf den Körper der Figur übertragen, die aus der Erzählperspektive wie folgt beschrieben wird: „Die große, schöne, weiche Gestalt verkündete: ,ich bin eine ausgewachsene Person, eine Dame bin ich!' jedoch das runde Kindergesicht widersprach lebhaft“ (W 280).
    
Während die Hauptfiguren der übrigen Novellen des Zyklus‘ im Zwischenland der Adoleszenz verharren, wird in ''Wolga'' ein Übergang zur Erwachsenenwelt vollzogen, der von einem gravierenden Gemütswandel begleitet ist. So bildet die Schifffahrt den Rahmen für eine weibliche Initiationsreise, die dem Dornröschen-Prinzip entspricht, da ein männlicher Initiator maßgeblich an der beschriebenen Entwicklung beteiligt ist.
 
Während die Hauptfiguren der übrigen Novellen des Zyklus‘ im Zwischenland der Adoleszenz verharren, wird in ''Wolga'' ein Übergang zur Erwachsenenwelt vollzogen, der von einem gravierenden Gemütswandel begleitet ist. So bildet die Schifffahrt den Rahmen für eine weibliche Initiationsreise, die dem Dornröschen-Prinzip entspricht, da ein männlicher Initiator maßgeblich an der beschriebenen Entwicklung beteiligt ist.

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