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Der biblische Text redet von Engeln, seine Ausleger manchmal von Engeln, manchmal auch von Menschen. Das hat philologische wie biblische Gründe. Das Wort "Engel" ist ein Fremdwort, das vorausliegende griechische Wort bedeutet "Bote" und kann von überirdischen Mächten wie von Menschen verwendet werden. Auch in der Bibel können Menschen als "Engel" bezeichnet werden (Maleachi 2,7; Markus 1,2).  
 
Der biblische Text redet von Engeln, seine Ausleger manchmal von Engeln, manchmal auch von Menschen. Das hat philologische wie biblische Gründe. Das Wort "Engel" ist ein Fremdwort, das vorausliegende griechische Wort bedeutet "Bote" und kann von überirdischen Mächten wie von Menschen verwendet werden. Auch in der Bibel können Menschen als "Engel" bezeichnet werden (Maleachi 2,7; Markus 1,2).  
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Wenn von Menschen die Rede ist, ist das Motiv des Aufstiegs unproblematisch. Frömmigkeit<ref>Maximus Confessor 1982, 68 = Quaestiones 88; Chromatius 1974, 5 =  Sermo 1,6</ref> und eigenes Tugendstreben können durch das Bild des Aufstiegs, der Leiter symbolisiert werden,<ref>Hieronymus 1996, 15 u. 529 = Epistulae 3,4 u. 68,2</ref> wie das dann auch in der Kunstgeschichte der Fall ist. In Martyrienberichten spielt das Motiv hingegen nur selten eine Rolle (Dörnberg 2018, 86 f. u. 208 f.). Für Chromatius von Aquileia symbolisiert die Leiter, denen Spitze bis an den Himmel reicht, den in den acht Seligpreisungen der Bergpredigt (Matthäus 5,3–10) beschriebenen unendlichen Aufstieg der Seele zu Gott.<ref>Chromatius von Aquileia 1974, 179 = Sermo 41,10)</ref> Der Abstieg kann negativ gewertet werden als "Fall", als Rückfall in Sünde o.ä.<ref>Benedikt von Nursia 1960, 40 f. = Regula 7,7; Hieronymus 1958, 248 = Tractatus de Psalmo 119</ref> Allerdings wissen viele antike Ausleger zwischen Fall und Abstieg durchaus zu unterscheiden.<ref>z.B. Augustinus 1990, Bd. 3, 1777-79 = Enarratio in Psalmos 119,2; Zeno 1971, 103 = Tractatus I 37,4/11</ref> Der Abstieg wird dann als geistige Zuwendung zu Menschen gedeutet, die solcher Zuwendung bedürfen, wofür Paulus als Vorbild gelten kann.<ref>Augustinus 1990, Bd. 3, 1778 f. = Enarratio in Psalmos 119,2</ref> Manchmal gilt auch Christus als die Leiter, als die auf- und absteigenden Boten gelten die Prediger des Evangeliums.<ref>Ps.-Beda Venerabilis 1968, 333 D<ref>.
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Wenn von Menschen die Rede ist, ist das Motiv des Aufstiegs unproblematisch. Frömmigkeit<ref>Maximus Confessor 1982, 68 = Quaestiones 88; Chromatius 1974, 5 =  Sermo 1,6</ref> und eigenes Tugendstreben können durch das Bild des Aufstiegs, der Leiter symbolisiert werden,<ref>Hieronymus 1996, 15 u. 529 = Epistulae 3,4 u. 68,2</ref> wie das dann auch in der Kunstgeschichte der Fall ist. In Martyrienberichten spielt das Motiv hingegen nur selten eine Rolle (Dörnberg 2018, 86 f. u. 208 f.). Für Chromatius von Aquileia symbolisiert die Leiter, denen Spitze bis an den Himmel reicht, den in den acht Seligpreisungen der Bergpredigt (Matthäus 5,3–10) beschriebenen unendlichen Aufstieg der Seele zu Gott.<ref>Chromatius von Aquileia 1974, 179 = Sermo 41,10)</ref> Der Abstieg kann negativ gewertet werden als "Fall", als Rückfall in Sünde o.ä.<ref>Benedikt von Nursia 1960, 40 f. = Regula 7,7; Hieronymus 1958, 248 = Tractatus de Psalmo 119</ref> Allerdings wissen viele antike Ausleger zwischen Fall und Abstieg durchaus zu unterscheiden.<ref>z.B. Augustinus 1990, Bd. 3, 1777-79 = Enarratio in Psalmos 119,2; Zeno 1971, 103 = Tractatus I 37,4/11</ref> Der Abstieg wird dann als geistige Zuwendung zu Menschen gedeutet, die solcher Zuwendung bedürfen, wofür Paulus als Vorbild gelten kann.<ref>Augustinus 1990, Bd. 3, 1778 f. = Enarratio in Psalmos 119,2</ref> Manchmal gilt auch Christus als die Leiter, als die auf- und absteigenden Boten gelten die Prediger des Evangeliums.<ref>Ps.-Beda Venerabilis 1968, 333 D</ref>.
    
Solche allegorische Auslegung wird dann auch in außerchristlicher Tradition wirksam: Die Jakobsleiter verweist dann etwa auf die Höherentwicklung des Freimaurers.<ref>#### ###, Art. Freimaurer/Freimaurerei. In: Otto Schmidt u.a. (Hg.), Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Bd. 10. München: Beck 2003, 686</ref> In seinem Oratorienfragment''Jakobsleiter'' (1916/17) zeichnet Arnold Schönberg unter Zuhilfenahme u.a. esoterischer, speziell theosophischer Traditionen den postmortalen Aufstieg des Menschen zu Gott. Von Jakob ist in der ''Jakobsleiter'' allerdings nie die Rede (Wörner 1970, 174 f.) - der Text wurde noch vor der dezidierten Rückwendung Schönbergs zum jüdischen Glauben und dem Wiedereintritt in die jüdische Gemeinde im Jahre 1933 verfasst (Strecker 1999, 121).
 
Solche allegorische Auslegung wird dann auch in außerchristlicher Tradition wirksam: Die Jakobsleiter verweist dann etwa auf die Höherentwicklung des Freimaurers.<ref>#### ###, Art. Freimaurer/Freimaurerei. In: Otto Schmidt u.a. (Hg.), Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Bd. 10. München: Beck 2003, 686</ref> In seinem Oratorienfragment''Jakobsleiter'' (1916/17) zeichnet Arnold Schönberg unter Zuhilfenahme u.a. esoterischer, speziell theosophischer Traditionen den postmortalen Aufstieg des Menschen zu Gott. Von Jakob ist in der ''Jakobsleiter'' allerdings nie die Rede (Wörner 1970, 174 f.) - der Text wurde noch vor der dezidierten Rückwendung Schönbergs zum jüdischen Glauben und dem Wiedereintritt in die jüdische Gemeinde im Jahre 1933 verfasst (Strecker 1999, 121).