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Noch kritischer gegenüber dem kulturellen Klima ihrer Zeit ist der Ansatz der Surrealisten, in dem Film und Traum untrennbar miteinander verknüpft sind. Michael Lommel beobachtet: “Die Schauspiele des Traums zählen zu den konstitutiven Merkmalen einer Ästhetik des Surrealen, die im Filmischen einen adäquaten Ort der Umsetzung findet, der jene surrealen Atmosphären und Wahrnehmungsformen am besten zu vermitteln vermag” (Lommel et al. 2008, 15). Durch den Einsatz von hyperassoziativer Montage und durch den Bruch mit der Konvention des ''continuity editing'' versuchte beispielsweise Luis Buñuels und Salvador Dalís berüchtigter Film ''Un Chien Andalou'' (1929) eine traumhafte Filmerfahrung zu evozieren, die die konventionelle Dichotomisierung in "real" und "irreal" unterläuft und zu einer Realität führt, die “über” (vgl. französisch “sur”) der regulären, von der Rationalität und den moralischen Werten der Bourgeoisie bestimmten, Realität existiert. “Der Traumzustand wurde so zu einem Modell, das die Realitätswahrnehmung bereichern, ja verändern sollte” (Brütsch 2011, 32). Auch wenn das Medium Film womöglich nicht per se traumhaft ist, hat es im Vergleich zu anderen Kunstformen ein besonderes Potential eine traumartige Erfahrung hervorzurufen: für die Surrealisten "besaß die Filmkamera eine einzigartige Fähigkeit, das Gefühl des Träumens einzufangen und zu vermitteln" (Kuhn und Westwell 2012, 415). Aus film-phänomenologischer Perspektive scheint es wichtig zu unterstreichen, dass, wie Laura Rascaroli beobachtet, die Schriften von André Breton und Réne Clair die Grundlage für den “Vergleich zwischen Zuschauerin und Träumerin [darstellten], welcher zur am häufigsten zitierten und wichtigsten Ähnlichkeit zwischen Film und Traum wurde” (Rascaroli 2002, 2). Das heißt, die Nähe von Film und Traum wurde durch die Ähnlichkeit zwischen dem Zustand des Filmzuschauers und demjenigen des Träumenden erklärt. Eher als die Phänomene selbst sind es die Bedingungen ihrer Rezeption, die viele Autoren dazu gebracht haben, deren Ähnlichkeit zu behaupten.
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Noch kritischer gegenüber dem kulturellen Klima ihrer Zeit ist der Ansatz der Surrealisten, in dem Film und Traum untrennbar miteinander verknüpft sind. Michael Lommel beobachtet: “Die Schauspiele des Traums zählen zu den konstitutiven Merkmalen einer Ästhetik des Surrealen, die im Filmischen einen adäquaten Ort der Umsetzung findet, der jene surrealen Atmosphären und Wahrnehmungsformen am besten zu vermitteln vermag” (Lommel et al. 2008, 15). Durch den Einsatz von hyperassoziativer Montage und durch den Bruch mit der Konvention des ''continuity editing'' versuchte beispielsweise Luis Buñuels und Salvador Dalís berüchtigter Film ''[[Un Chien Andalou]]'' (1929) eine traumhafte Filmerfahrung zu evozieren, die die konventionelle Dichotomisierung in "real" und "irreal" unterläuft und zu einer Realität führt, die “über” (vgl. französisch “sur”) der regulären, von der Rationalität und den moralischen Werten der Bourgeoisie bestimmten, Realität existiert. “Der Traumzustand wurde so zu einem Modell, das die Realitätswahrnehmung bereichern, ja verändern sollte” (Brütsch 2011, 32). Auch wenn das Medium Film womöglich nicht per se traumhaft ist, hat es im Vergleich zu anderen Kunstformen ein besonderes Potential eine traumartige Erfahrung hervorzurufen: für die Surrealisten "besaß die Filmkamera eine einzigartige Fähigkeit, das Gefühl des Träumens einzufangen und zu vermitteln" (Kuhn und Westwell 2012, 415). Aus film-phänomenologischer Perspektive scheint es wichtig zu unterstreichen, dass, wie Laura Rascaroli beobachtet, die Schriften von André Breton und Réne Clair die Grundlage für den “Vergleich zwischen Zuschauerin und Träumerin [darstellten], welcher zur am häufigsten zitierten und wichtigsten Ähnlichkeit zwischen Film und Traum wurde” (Rascaroli 2002, 2). Das heißt, die Nähe von Film und Traum wurde durch die Ähnlichkeit zwischen dem Zustand des Filmzuschauers und demjenigen des Träumenden erklärt. Eher als die Phänomene selbst sind es die Bedingungen ihrer Rezeption, die viele Autoren dazu gebracht haben, deren Ähnlichkeit zu behaupten.
     
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