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3. Träumen, die durch externe Reize ausgelöst werden (vgl. RMD 1867, S. 195 f.).
 
3. Träumen, die durch externe Reize ausgelöst werden (vgl. RMD 1867, S. 195 f.).
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Gleichsam nimmt er auf der Ebene der Wahrnehmung und der inhaltlichen Verknüpfung der Traumbilder eine Unterteilung in luzide im Sinne von (visuell) deutlich erkennbaren, kohärenten Träumen (vgl. RMD 1867, S. 256, 260, 272, 276, 282, 349, 464, 469) und verschwommene, zusammenhanglose Träumen vor (vgl. RMD 1867, S. 276). Die Schärfe der Traumbilder hängt, nach Hervey, von der Qualität der zugrundeliegenden Erinnerungsnegative ab (vgl. RMD 1867, S. 20), derer sich das Subjekt nicht immer entsinnt, sodass es zuweilen glaubt, im Traum Dinge und Personen zu sehen, die ihm in der Realität noch nie begegnet sind (vgl. ebd.). Generell zeichnen sich die Traumbilder nur sehr selten mit gleicher Deutlichkeit ab; der Traum erscheint vielmehr als Patchwork-Teppich bestehend aus klar erkennbaren und verschwommenen, älteren verblichenen Erinnerungsnegativen (vgl. RMD 1867, S. 172).
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Gleichsam nimmt er auf der Ebene der Wahrnehmung und der inhaltlichen Verknüpfung der Traumbilder eine Unterteilung in luzide im Sinne von (visuell) deutlich erkennbaren, kohärenten Träumen (vgl. RMD 1867, S. 256, 260, 272, 276, 282, 349, 464, 469) und verschwommene, zusammenhanglose Träumen vor (vgl. RMD 1867, S. 276). Die Schärfe der Traumbilder hängt, nach Hervey, von der Qualität der zugrunde liegenden Erinnerungsnegative ab (vgl. RMD 1867, S. 20), derer sich das Subjekt nicht immer entsinnt, sodass es zuweilen glaubt, im Traum Dinge und Personen zu sehen, die ihm in der Realität noch nie begegnet sind (vgl. ebd.). Generell zeichnen sich die Traumbilder nur sehr selten mit gleicher Deutlichkeit ab; der Traum erscheint vielmehr als Patchwork-Teppich bestehend aus klar erkennbaren und verschwommenen, älteren verblichenen Erinnerungsnegativen (vgl. RMD 1867, S. 172).
    
Unter dem Begriffs ›rêve lucide‹ fasst Hervey de Saint-Denys jedoch insbesondere solche Träume, in denen der Träumer derart luzide im Sinne von scharfsinnig ist, dass er sich des Träumens bewusst ist, die Traumumgebung klar und deutlich wahrnimmt und darüber hinaus auch den Handlungsverlauf bewusst zu steuern vermag (vgl. RMD 1867, S. 27–30, 260, 273 f., 451). Im Gegensatz zu Moreau de la Sarthe, demzufolge luzide (im Sinne von visuell deutliche) Träume nicht kohärenter sind als gewöhnliche Träume, sondern lediglich intensiv wahrgenommen und besonders gut erinnert werden, stellt die Erinnerbarkeit des Traums für Hervey kein Kriterium für Luzidität dar (vgl. RMD 1867, S. 109). Dagegen sieht er das bewusste Träumen und die sich daraus ergebende Möglichkeit der Traumsteuerung, die Moreau de la Sarthe aufgrund seiner Vorstellung der Aufhebung intellektueller Fähigkeiten im Schlaf ausschließt, als essentielle Aspekte luziden Träumens an (vgl. RMD 1867, S. 109 f.).
 
Unter dem Begriffs ›rêve lucide‹ fasst Hervey de Saint-Denys jedoch insbesondere solche Träume, in denen der Träumer derart luzide im Sinne von scharfsinnig ist, dass er sich des Träumens bewusst ist, die Traumumgebung klar und deutlich wahrnimmt und darüber hinaus auch den Handlungsverlauf bewusst zu steuern vermag (vgl. RMD 1867, S. 27–30, 260, 273 f., 451). Im Gegensatz zu Moreau de la Sarthe, demzufolge luzide (im Sinne von visuell deutliche) Träume nicht kohärenter sind als gewöhnliche Träume, sondern lediglich intensiv wahrgenommen und besonders gut erinnert werden, stellt die Erinnerbarkeit des Traums für Hervey kein Kriterium für Luzidität dar (vgl. RMD 1867, S. 109). Dagegen sieht er das bewusste Träumen und die sich daraus ergebende Möglichkeit der Traumsteuerung, die Moreau de la Sarthe aufgrund seiner Vorstellung der Aufhebung intellektueller Fähigkeiten im Schlaf ausschließt, als essentielle Aspekte luziden Träumens an (vgl. RMD 1867, S. 109 f.).
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===Der Traum und die ihm zugrundeliegenden Mechanismen===
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===Der Traum und die ihm zugrunde liegenden Mechanismen===
 
====Wie entsteht ein Traum?====
 
====Wie entsteht ein Traum?====
 
Nach Hervey de Saint-Denys spielt das Gedächtnis bei der Traumbildung eine wesentliche Rolle. Es ist vergleichbar mit einem Fotoapparat, der tagsüber permanent die Eindrücke des Lebens in Bildern festhält und diese Erinnerungsnegative („clichés-souvenirs [Hervorh. i. Orig.]“ (RMD 1867, S. 20) ähnlich einer Kollodiumplatte, meist ohne das Wissen des Subjekts, reflektiert und abspeichert (vgl. RMD 1867, S. 18 f.). Somit fungiert das Gehirn gleichsam als Aufnahmegerät, Projektionsfläche und Archiv. Unter Bezugnahme auf die Ausführungen Lemoines, Stewarts und Maurys bekräftigt Hervey de Saint-Denys, dass ein Traum durch das Zusammenwirken einer „'''''mémoire-imaginative''''' [Hervorh. i. Orig.]“ (RMD 1867, S. 301) und einer „imagination“ (ebd.) zustande kommt (vgl. RMD 1867, S. 211, 301, 304 f.). Während das Gedächtnis im Traum lediglich aus dem Archiv der Erinnerungen einen der unzähligen Eindrücke des Wachlebens erneut heraufbeschwört, ist die Vorstellungskraft mit der innovativen Anordnung und neuartigen Kombination dieses Erinnerungsmaterials betraut (vgl. RMD 1867, S. 210 f., 277, 301 f.).
 
Nach Hervey de Saint-Denys spielt das Gedächtnis bei der Traumbildung eine wesentliche Rolle. Es ist vergleichbar mit einem Fotoapparat, der tagsüber permanent die Eindrücke des Lebens in Bildern festhält und diese Erinnerungsnegative („clichés-souvenirs [Hervorh. i. Orig.]“ (RMD 1867, S. 20) ähnlich einer Kollodiumplatte, meist ohne das Wissen des Subjekts, reflektiert und abspeichert (vgl. RMD 1867, S. 18 f.). Somit fungiert das Gehirn gleichsam als Aufnahmegerät, Projektionsfläche und Archiv. Unter Bezugnahme auf die Ausführungen Lemoines, Stewarts und Maurys bekräftigt Hervey de Saint-Denys, dass ein Traum durch das Zusammenwirken einer „'''''mémoire-imaginative''''' [Hervorh. i. Orig.]“ (RMD 1867, S. 301) und einer „imagination“ (ebd.) zustande kommt (vgl. RMD 1867, S. 211, 301, 304 f.). Während das Gedächtnis im Traum lediglich aus dem Archiv der Erinnerungen einen der unzähligen Eindrücke des Wachlebens erneut heraufbeschwört, ist die Vorstellungskraft mit der innovativen Anordnung und neuartigen Kombination dieses Erinnerungsmaterials betraut (vgl. RMD 1867, S. 210 f., 277, 301 f.).
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