"Reisende auf einem Bein" (Herta Müller): Unterschied zwischen den Versionen
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"Reisende auf einem Bein" (Herta Müller) (Quelltext anzeigen)
Version vom 11. November 2020, 13:54 Uhr
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Die erste Traumsequenz erweist sich erst im letzten Satz als Traum: „Irene erwachte verschwitzt, als wäre sie aus diesem Traum hinausgerannt“ (ebd., 103). Irene nimmt sich in der ohnmächtigen Position gegenüber dem Sachbearbeiter und seiner Sekretärin wahr. Verglichen mit dem Traum verläuft die Begegnung mit dem Sachbearbeiter im Irenes Wachleben wesentlich subtiler, auch wenn seine auf den ersten Blick geäußerte Empathie „Haben Sie Heimweh“ (ebd., 55) floskelhaft klingt und sich als ein latenter Vorwurf entpuppt: „Sie sind so empfindlich […] Man könnte meinen, daß unser Land alles aufwiegen soll, was ihr Land verbrochen hat“ (ebd.). Irene reinszeniert in den beiden Traumsequenzen die Erfahrungen von Observation und Verhören, die sich ihr in verschobener Form zeigen. Spielt in der ersten Traumsequenz noch Irenes Dialog mit dem Sachbearbeiter als Tagesrest hinein, nimmt das Traumgeschehen in der zweiten Traumsequenz eine gänzlich andere, von Irenes Wachleben distinkte Qualität an, wenn der Sachbearbeiter Irene observiert. Im ihrem Essay ''Der Fremde Blick'' reflektiert die Autorin über die Projektion von totalitären Erfahrungen auf anders strukturierte Situationen. Ihre Reflexionen korrelieren dabei mit den psychologischen Erklärungsmodellen des Traumas wie Triggermechanismus oder Reinszenierung. Die Autorin spricht von ‚der gewohnten Angst‘ (Müller 2010, 142) und ‚fremdem Blick‘: „Der fremde Blick bügelt fremde Gesichter und Gesten und konstatiert schnell, wie er es jahrelang geübt hat: Kaum geschaut ist die Deutung eingebaut. Er […] zieht falsche, oft drastische Schlüsse, die nicht korrigiert werden“ (ebd.). Dieser fremde Blick bestimmt auch Irenes Trauminhalte. Irenes Unterbewusstsein projiziert die Bedingungen der totalen Überwachung des ‚anderen Landes‘ auf ihre Begegnung mit dem Sachbearbeiter, wobei die Verhörsituation und die amtliche Stellung den einzigen genuinen Rahmen für beide Erfahrungshorizonte bilden. Herta Müller betont den Inszenierungscharakter der Verhöre (Müller 2013b, 42). Um die totale Macht und Kontrolle über die Verhörsituation zu gewährleisten, versucht der Verhörende den Zufall auszublenden, während dem Verhörten eine fremdbestimmte Rolle zugewiesen wird, die ihn einer vom Befrager für ihn vorgegebenen schaurigen Regie gänzlich unterwirft. Die Fragen, mit denen der Befragte konfrontiert wird, die Marter und Drohgesten werden bis ins Detail kalkuliert und geplant. Die Vorhersehbarkeit, die aus der Vermeidung alles Zufälligen und Unberechenbaren entsteht, räumt dem Verhörenden eine absolute Kontrollposition über den Verlauf des Verhörs ein. Bei dem Verhörten schlägt sie dagegen in eine von den Intentionen des Verhörenden gänzlich abhängige und ohnmächtige Stellung um. Dieser Verlust von Kontrolle geht bis in die Körpergrenzen hinein und bedingt eine traumatische, entgrenzte oder mit Worten Herta Müllers | Die erste Traumsequenz erweist sich erst im letzten Satz als Traum: „Irene erwachte verschwitzt, als wäre sie aus diesem Traum hinausgerannt“ (ebd., 103). Irene nimmt sich in der ohnmächtigen Position gegenüber dem Sachbearbeiter und seiner Sekretärin wahr. Verglichen mit dem Traum verläuft die Begegnung mit dem Sachbearbeiter im Irenes Wachleben wesentlich subtiler, auch wenn seine auf den ersten Blick geäußerte Empathie „Haben Sie Heimweh“ (ebd., 55) floskelhaft klingt und sich als ein latenter Vorwurf entpuppt: „Sie sind so empfindlich […] Man könnte meinen, daß unser Land alles aufwiegen soll, was ihr Land verbrochen hat“ (ebd.). Irene reinszeniert in den beiden Traumsequenzen die Erfahrungen von Observation und Verhören, die sich ihr in verschobener Form zeigen. Spielt in der ersten Traumsequenz noch Irenes Dialog mit dem Sachbearbeiter als Tagesrest hinein, nimmt das Traumgeschehen in der zweiten Traumsequenz eine gänzlich andere, von Irenes Wachleben distinkte Qualität an, wenn der Sachbearbeiter Irene observiert. Im ihrem Essay ''Der Fremde Blick'' reflektiert die Autorin über die Projektion von totalitären Erfahrungen auf anders strukturierte Situationen. Ihre Reflexionen korrelieren dabei mit den psychologischen Erklärungsmodellen des Traumas wie Triggermechanismus oder Reinszenierung. Die Autorin spricht von ‚der gewohnten Angst‘ (Müller 2010, 142) und ‚fremdem Blick‘: „Der fremde Blick bügelt fremde Gesichter und Gesten und konstatiert schnell, wie er es jahrelang geübt hat: Kaum geschaut ist die Deutung eingebaut. Er […] zieht falsche, oft drastische Schlüsse, die nicht korrigiert werden“ (ebd.). Dieser fremde Blick bestimmt auch Irenes Trauminhalte. Irenes Unterbewusstsein projiziert die Bedingungen der totalen Überwachung des ‚anderen Landes‘ auf ihre Begegnung mit dem Sachbearbeiter, wobei die Verhörsituation und die amtliche Stellung den einzigen genuinen Rahmen für beide Erfahrungshorizonte bilden. Herta Müller betont den Inszenierungscharakter der Verhöre (Müller 2013b, 42). Um die totale Macht und Kontrolle über die Verhörsituation zu gewährleisten, versucht der Verhörende den Zufall auszublenden, während dem Verhörten eine fremdbestimmte Rolle zugewiesen wird, die ihn einer vom Befrager für ihn vorgegebenen schaurigen Regie gänzlich unterwirft. Die Fragen, mit denen der Befragte konfrontiert wird, die Marter und Drohgesten werden bis ins Detail kalkuliert und geplant. Die Vorhersehbarkeit, die aus der Vermeidung alles Zufälligen und Unberechenbaren entsteht, räumt dem Verhörenden eine absolute Kontrollposition über den Verlauf des Verhörs ein. Bei dem Verhörten schlägt sie dagegen in eine von den Intentionen des Verhörenden gänzlich abhängige und ohnmächtige Stellung um. Dieser Verlust von Kontrolle geht bis in die Körpergrenzen hinein und bedingt eine traumatische, entgrenzte oder mit Worten Herta Müllers 'vom Zufall geschaukelte Wahrnehmung‘ (Müller 1991, 19) auf Seiten des Verhörten. Gerade weil seine Wahrnehmung gänzlich vom Willen des Verhörenden abhängt, entgleitet sie ihm. Auch die Gesten und Worte des Sachbearbeiters sowie seiner Sekretärin, die als seine Komplizin auftritt, selbst die Anordnung der Gegenstände auf dem Tisch, erscheinen im Traum kalkuliert und demonstrieren eine Machtposition: „Der Sachbearbeiter trank im Stehen“ (Müller 2013a, 103); „Erst als er wieder saß, stellte er die Kaffeetasse auf den Schreibtisch (ebd.). Der Satz „Sie [die Sekretärin] behielt die Türklinke in der Hand“ (ebd., 102) verweist auf seinen semantischen Kern ‚die Verfügungsgewalt über etwas besitzen‘. Das Motiv des Tretens taucht auch hier auf, als der Sachbearbeiter über Irenes Schuhe tritt: „Er [der Sachbearbeiter] machte einen Schritt über Irenes Schuhe. Irene schob die Schuhe unter den Stuhl“ (ebd., 103). Der Text spricht von Schuhen und nicht von Füßen, die Gegenstände ersetzen die Körperteile. Eine derartige Vergegenständlichung des Subjekts ist ebenfalls charakteristisch für das Trauma (Lægreid 2013, 79). Die Observation durch den Sachbearbeiter hat bei Irene den Verlust der rumänischen Sprache zur Folge. Auch Thomas‘ Satz aus Irenes Wachleben bezieht sich auf das Rumänische, das er ihr gegenüber insofern abwertet als er Irene die Vergleichbarkeit des Deutschen mit dem Rumänischen abspricht und es damit begründet, Rumänisch sei nicht ihre Muttersprache (Müller 2013a, 104). Irenes doppelte Identität und ihre Zweisprachigkeit erweisen sich für sie als eine doppelte Erfahrung von Fremdheit und bergen in sich eine potentielle Gefährdung durch die Verwendung einer falschen Sprache, ihre Fremdheit zu offenbaren. Selbst in ihrem Traum formiert sich in Irene ein Mechanismus der Selbstbeobachtung und -kontrolle, der in der Angst vor der totalen Überwachung seinen Urgrund hat. | ||
===Thomas' Lakritztraum=== | ===Thomas' Lakritztraum=== | ||
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===Irenes Metamorphosentraum=== | ===Irenes Metamorphosentraum=== | ||
====Beschreibung==== | ====Beschreibung==== | ||
Ihren letzten Traum träumt Irene im vorletzten Kapitel. Sie sitzt in einem Fischrestaurant an einem Tisch mit den drei männlichen | Ihren letzten Traum träumt Irene im vorletzten Kapitel. Sie sitzt in einem Fischrestaurant an einem Tisch mit den drei männlichen Nebenfiguren Steffen, Thomas und Franz sowie einem Bauarbeiter, den sie in ihrem Wachleben als ein Beobachtungsobjekt ausgesucht hatte. Als Irene sich an den Tisch setzt, sieht sie am Tisch eine andere Frau, die eine getreue Kopie von ihr selbst repräsentiert und ‚die andere Irene‘ genannt wird. Die Figuren reden miteinander, wobei ihre Interaktion von der Metamorphose einer Figur in die andere und einem Verwechslungsspiel zwischen Irene und ‚der anderen Irene‘ begleitet wird: „Irene schaute Thomas an. Dann Franz. Einer hatte das Gesicht des anderen angenommen“ (Müller 2013a, 165), „Thomas oder Franz begleitete Irene nach Hause“ (ebd.), „Auch nach dem langen Zungenkuss wusste Irene nicht, ob Franz oder Thomas sie küsste“ (ebd.), „Der Arbeiter sah Irene an. Dann die andere Irene: Wer von euch beiden ist denn die Attrappe?“ (ebd.). Zwischen Irene und allen männlichen Figuren entsteht eine von heiterer Lust begleitete körperliche Nähe. Der Traum endet mit der Forderung Irenes an Franz und Thomas: „Ihr sollt mich beide nicht verlassen“ (ebd.), wobei „einer von den beiden“ (ebd., 166) darauf erwidert: „Dich nicht. Wenn es sein muß, dann die andere Irene“ (ebd., 166). | ||
====Analyse und Interpretation==== | ====Analyse und Interpretation==== | ||
Verglichen mit den anderen Träumen ist diese Textsequenz weniger deutlich als Traum markiert und ließe sich auch als ein postmodernes Spiel mit Fiktion und Intertextualität interpretieren. Jedoch weist der Satz, der den Traum einleitet „In dieser Nacht trug Irene in der Spanne zwischen Stirn und Mund, auf dem Kissen, Leute zusammen, die sich nicht kannten“ (ebd., 163) auf ein nächtliches Geschehen hin. Die Passage referiert auf Calvinos Roman ''Die unsichtbaren Städte'', in dem eine der Städte den Namen Irene trägt. Bei Calvino ist Irene die einzige Stadt, die für Kublai Khan unerreichbar bleibt und die gleichzeitig über keine konstanten Eigenschaften verfügt, sondern sich stetig wandelt: „Irene ist der Name einer Stadt in der Ferne, die sich ändert, wenn man ihr näher kommt“ (Calvino 2007, 134). Diese Unschärfe der Stadt äußert sich im „Rosa der Häuser […], das sich verdünnt“ und in den diversen Deutungen der Geräusche, die von der Stadt ausgehen: „Die Hinunterblickenden ergehen sich in Mutmaßungen über das, was in der Stadt vorgehen mag“ (Calvino 2007, 133), „Manchmal trägt der Wind Musik von Pauken und Trompeten“ (ebd.), „manchmal das Rattern von Maschinengewehren“ (ebd.). Auch Herta Müller greift diese flüssige, sich wandelnde Form auf: „Kaum hab ich den Bahnhof verlassen, merk ich, wie mir Asphalt durch die Zehen rinnt. All die Schuhe mit ledernen Rosen. Die nackten Armhöhlen der Frauen, in denen sich die Stadt zusammenzieht“ (Müller 2013a, 164). Bereits bei Calvino wird die Stadt Irene als Projektionsfläche demaskiert, sie bietet eine Leerstelle für männliche Imagination und erscheint austauschbar: „vielleicht habe ich von Irene schon unter anderen Namen gesprochen; vielleicht habe ich von nichts anderem als von Irene gesprochen“ (Calvino 2007, 134). In Kublai Kahns Träumen repräsentiert die symbolisch-allegorische Archetypik der Städte den weiblichen Körper. Verglichen mit Calvino verknüpft Herta Müller das Stadtmotiv mit der exponierten weiblichen Körperlichkeit, gleichzeitig wird der Text als Fiktion entlarvt: „Ich weiß, es ist nur Einbildung, nur Schwindel […] Ja, alles nur Schwindel, sagte Steffen zur Irene. Weshalb glaubst Du daran. Das ist erfunden, und Du glaubst daran“ (Müller 2013a, 164). Im Gegensatz zur Alptraumhaftigkeit der ersten beiden Träume, bietet hier die Fiktion jedoch | Verglichen mit den anderen Träumen ist diese Textsequenz weniger deutlich als Traum markiert und ließe sich auch als ein postmodernes Spiel mit Fiktion und Intertextualität interpretieren. Jedoch weist der Satz, der den Traum einleitet „In dieser Nacht trug Irene in der Spanne zwischen Stirn und Mund, auf dem Kissen, Leute zusammen, die sich nicht kannten“ (ebd., 163) auf ein nächtliches Geschehen hin. Die Passage referiert auf Calvinos Roman ''Die unsichtbaren Städte'', in dem eine der Städte den Namen Irene trägt. Bei Calvino ist Irene die einzige Stadt, die für Kublai Khan unerreichbar bleibt und die gleichzeitig über keine konstanten Eigenschaften verfügt, sondern sich stetig wandelt: „Irene ist der Name einer Stadt in der Ferne, die sich ändert, wenn man ihr näher kommt“ (Calvino 2007, 134). Diese Unschärfe der Stadt äußert sich im „Rosa der Häuser […], das sich verdünnt“ und in den diversen Deutungen der Geräusche, die von der Stadt ausgehen: „Die Hinunterblickenden ergehen sich in Mutmaßungen über das, was in der Stadt vorgehen mag“ (Calvino 2007, 133), „Manchmal trägt der Wind Musik von Pauken und Trompeten“ (ebd.), „manchmal das Rattern von Maschinengewehren“ (ebd.). Auch Herta Müller greift diese flüssige, sich wandelnde Form auf: „Kaum hab ich den Bahnhof verlassen, merk ich, wie mir Asphalt durch die Zehen rinnt. All die Schuhe mit ledernen Rosen. Die nackten Armhöhlen der Frauen, in denen sich die Stadt zusammenzieht“ (Müller 2013a, 164). Bereits bei Calvino wird die Stadt Irene als Projektionsfläche demaskiert, sie bietet eine Leerstelle für männliche Imagination und erscheint austauschbar: „vielleicht habe ich von Irene schon unter anderen Namen gesprochen; vielleicht habe ich von nichts anderem als von Irene gesprochen“ (Calvino 2007, 134). In Kublai Kahns Träumen repräsentiert die symbolisch-allegorische Archetypik der Städte den weiblichen Körper. Verglichen mit Calvino verknüpft Herta Müller das Stadtmotiv mit der exponierten weiblichen Körperlichkeit, gleichzeitig wird der Text als Fiktion entlarvt: „Ich weiß, es ist nur Einbildung, nur Schwindel […] Ja, alles nur Schwindel, sagte Steffen zur Irene. Weshalb glaubst Du daran. Das ist erfunden, und Du glaubst daran“ (Müller 2013a, 164). Im Gegensatz zur Alptraumhaftigkeit der ersten beiden Träume, bietet hier die Fiktion jedoch ein erlösendes poetisches Potential. Der Traum wird zu einem Ort der Imagination, der die gleichzeitige Anwesenheit von Männern aus Irenes Leben ermöglicht. Auffallend an diesem letzten Traum sind die narrativreflexiven Passagen und der lustbesetzte humoreske Stil, der mit dem beklemmenden Grundton des übrigen Textes kontrastiert: „Wer von euch beiden ist denn die Attrappe“ (ebd., 165). Wer als Subjekt und wer als Objekt des Begehrens fungiert, verbleibt ebenfalls in der Uneindeutigkeit: „Zwischen Mond und Schatten hatte das Gesicht, das Irene küßte eine bläuliche Farbe“ (ebd.). In dieser ambigen Konstruktion kann Irene grammatikalisch sowohl eine Subjekt- als auch eine Akkusativposition besetzen. Der Satz ließe sich in ‚von Irene geküsstes Gesicht‘ sowie in ‚Irenes Gesicht, das geküsst wird‘, auflösen. Die Farbe ‚bläulich‘ repräsentiert im Gesamtgefüge des Traumes die Treue. Gleichzeitig reagiert Irene auf das männliche Treueverlangen „Du sollst Augen haben nur für mich“ (ebd., 165) mit Verdruss: „Das macht müde“ (ebd.). Projiziert Calvino die weiblichen Körper in die Stadtarchitektonik, die auf diese Weise vergegenständlicht werden, erlangt das Weibliche bei Herta Müller eine Subjekthaftigkeit und Körperlichkeit. Der Traum wird vom weiblichen Begehren dominiert, auch wenn diese Demaskierung der männlich konstruierten Weiblichkeit im imaginierten Raum des Traumes sich ereignet und sich daher ihrerseits als eine weibliche Wunschprojektion entpuppt. | ||
==Einordnung== | ==Einordnung== | ||
Die ganze Erzählung Reisende auf einem Bein weist eine Traumlogik auf, die aus der traumatischen Wahrnehmung Irenes resultiert und in der sich die Grenzen zwischen Irenes halluzinatorischem Blick und der Realität verflüssigen. Dennoch greift der Text auf die deutlich markierten nächtlichen Träume zurück. Während die ersten beiden Träume für Irene zu Alpträumen gerinnen, in denen Irene das Trauma und sie ständig begleitende Angst vor der totalitären Kontrolle reinszeniert, bietet der letzte Traum ein erlösendes Potenzial, das aus der Fähigkeit zur Imagination resultiert. Die Metamorphosen der männlichen Protagonisten und die Doppelung der Irenefigur werden zu einem Spiel mit Masken und verschiedenen Identitäten (Vgl. beispielsweise zur Selbstverdoppelung im Traum Solte-Gresser 2011, 255f.). | Die ganze Erzählung ''Reisende auf einem Bein'' weist eine Traumlogik auf, die aus der traumatischen Wahrnehmung Irenes resultiert und in der sich die Grenzen zwischen Irenes halluzinatorischem Blick und der Realität verflüssigen. Dennoch greift der Text auf die deutlich markierten nächtlichen Träume zurück. Während die ersten beiden Träume für Irene zu Alpträumen gerinnen, in denen Irene das Trauma und sie ständig begleitende Angst vor der totalitären Kontrolle reinszeniert, bietet der letzte Traum ein erlösendes Potenzial, das aus der Fähigkeit zur Imagination resultiert. Die Metamorphosen der männlichen Protagonisten und die Doppelung der Irenefigur werden zu einem Spiel mit Masken und verschiedenen Identitäten (Vgl. beispielsweise zur Selbstverdoppelung im Traum Solte-Gresser 2011, 255f.). | ||