"Kinder – Träume – Zukunft" (Erhard Großmann): Unterschied zwischen den Versionen

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Das Wandbild ''Kinder – Träume – Zukunft'' reagiert mit den Darstellungen der Kinderporträts auf die damalige unmittelbare räumliche Nähe zum Schulbildungszentrum. Dadurch sind die bereits im Bildtitel genannten Kinder nicht nur zentrale Protagonisten, sondern auch wesentliche Adressaten des Wandbildes. Ausgehend von der im Artikel von Oswald abgebildeten Aufnahme der Schülergaststätte und des Gehweges in der Zeitschrift ''Bildende Kunst'', ist jedoch zu beachten, dass prinzipiell Personen aller Altersgruppen die Straße und somit auch das Wandbild zugänglich waren (Oswald 1973, 594).
Das Wandbild ''Kinder – Träume – Zukunft'' reagiert mit den Darstellungen der Kinderporträts auf die damalige unmittelbare räumliche Nähe zum Schulbildungszentrum. Dadurch sind die bereits im Bildtitel genannten Kinder nicht nur zentrale Protagonisten, sondern auch wesentliche Adressaten des Wandbildes. Ausgehend von der im Artikel von Oswald abgebildeten Aufnahme der Schülergaststätte und des Gehweges in der Zeitschrift ''Bildende Kunst'', ist jedoch zu beachten, dass prinzipiell Personen aller Altersgruppen die Straße und somit auch das Wandbild zugänglich waren (Oswald 1973, 594).


Auf den ersten Blick wirkt das Bild idyllisch und weist eine optimistische Haltung gegenüber der Zukunft auf, was durch die fröhliche Farbpalette unterstrichen wird. Somit werden Funktionen baubezogener Kunst (Zuversicht, ideales Gesellschaftsbild durch das Paar im Paradies) vordergründig bedient; bei näherer Auseinandersetzung weist das Bild aber durchaus alternative Deutungsvarianten auf. Zwar kann Ambiguität ein medienübergreifender Aspekt traumhaften Erzählens sein (Kreuzer 2014, 159, 366, 386 f., 461 f., 494 f., 536, 637), sie tritt aber auch unabhängig von einem Traumkontext in der Kunst aus der DDR auf. Damit ist beispielsweise die Verwendung von Metaphern sowie Allegorien und deren Mehrdeutigkeit gemeint. Ein gutes Exempel stellt das bereits besprochene Motiv des Ikarus dar, der bildthematisch auch völlig unabhängig von Traumaspekten in der bildenden Kunst in der DDR auftaucht. Dabei ist die Ikarus Figur aufgrund der mythologischen Erzählung und dem Absturz der Figur von vorneherein zu ambig aufgeladen, um damit einen unerschütterlichen Fortschrittsglauben zu veranschaulichen (Arlt 2012, 76–84).
Auf den ersten Blick wirkt das Bild idyllisch und weist eine optimistische Haltung gegenüber der Zukunft auf, was durch die fröhliche Farbpalette unterstrichen wird. Somit werden einige Funktionen baubezogener Kunst (Zuversicht, ideales Gesellschaftsbild durch das Paar im Paradies) vordergründig bedient; bei näherer Auseinandersetzung weist das Bild aber durchaus alternative Deutungsvarianten auf. Zwar kann Ambiguität ein medienübergreifender Aspekt traumhaften Erzählens sein (Kreuzer 2014, 159, 366, 386 f., 461 f., 494 f., 536, 637), sie tritt aber auch unabhängig von einem Traumkontext in der Kunst aus der DDR auf. Damit ist beispielsweise die Verwendung von Metaphern sowie Allegorien und deren Mehrdeutigkeit gemeint. Ein gutes Exempel stellt das bereits besprochene Motiv des Ikarus dar, der bildthematisch auch völlig unabhängig von Traumaspekten in der bildenden Kunst in der DDR auftaucht. Dabei ist die Ikarus Figur aufgrund der mythologischen Erzählung und dem Absturz der Figur von vorneherein zu ambig aufgeladen, um damit einen unerschütterlichen Fortschrittsglauben zu veranschaulichen (Arlt 2012, 76–84).


Der Traum-Aspekt des Bildes wird nicht nur durch den Titel vorgegeben, sondern auch durch die Komposition des Komplexbildes, die Überschreitung von Raum- und Zeitgefügen sowie die Durchbrechung von Alltagswahrnehmungen (Überlappungen der Gliedmaßen und Gestaltung der Kindertrinität) unterstrichen. Die einzelnen Motive beziehen sich auf damals gängige ,Visionen‘ bzw. Vorstellungen. Ferner ist die Zukunft, die sich im Wandbild zeigt, letztlich eine Zukunft, die als solche partiell bereits eingetreten ist (Kosmonaut). Diese Rückgriffe werden jedoch genutzt, um einerseits Vergangenheit und Gegenwart zu definieren (Kinderporträts) und andererseits Optimismus für das Kommende auszudrücken.  
Der Traum-Aspekt des Bildes wird nicht nur durch den Titel vorgegeben, sondern auch durch die Komposition des Komplexbildes, die Überschreitung von Raum- und Zeitgefügen sowie die Durchbrechung von Alltagswahrnehmungen (Überlappungen der Gliedmaßen und Gestaltung der Kindertrinität) unterstrichen. Die einzelnen Motive beziehen sich auf damals gängige ,Visionen‘ bzw. Vorstellungen. Ferner ist die Zukunft, die sich im Wandbild zeigt, letztlich eine Zukunft, die als solche partiell bereits eingetreten ist (Kosmonaut). Diese Rückgriffe werden jedoch genutzt, um einerseits Vergangenheit und Gegenwart zu definieren (Kinderporträts) und andererseits Optimismus für das Kommende auszudrücken.  
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