"Die Symbolik des Traumes" (Gotthilf Heinrich Schubert): Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
"Die Symbolik des Traumes" (Gotthilf Heinrich Schubert) (Quelltext anzeigen)
Version vom 18. November 2015, 17:51 Uhr
, 18. November 2015→Keine Zusammenfassung
Zeile 30: | Zeile 30: | ||
Demgegenüber stehen die magnetische Clairvoyance, die höchste Form des Traumes, die möglich ist und einer weiteren Untersuchung würdig, sowie ein tieferer Grad des Traumes, der sich dadurch auszeichnet, dass in der erwachten Person Stimmungen oder Vorahnungen, etwa eines nahenden Todes, zurückbleiben (vgl. SdT 12). Für Schubert und seine Zeitgenossen sind Begriffe wie Magnetismus, Clairvoyance und magnetischer Schlaf noch selbstverständlich, heute bedürfen sie einer Erläuterung. Franz Anton Mesmer entwickelte eine nach ihm benannte Behandlungstechnik, den Mesmerismus. Alles, auch der Organismus, sei von einem unsichtbaren Fluidum durchdrungen. Es zirkuliert im menschlichen Körper; wird die Zirkulation unterbrochen, äußert sich dies im Organismus als Krankheit. Diese können geheilt werden, „Nervenkrankheiten unmittelbar und die übrigen mittelbar“ (Kluge 48), indem man den Fluss durch eine magnetische Behandlung wieder in Gang bringt. Mesmers Ansichten wurden in Frankreich unter anderem vom Marquis de Puységur weiterentwickelt (vgl. Kluge 64). Diesem gelang es, Patienten in künstlichen Somnambulismus zu versetzen. Der reformierte Mesermismus wurde nach seiner Rückkehr nach Deutschland als tierischer oder animalischer Magnetismus bezeichnet (vgl. Barkhoff 18-26). Dieser künstlich herbeigeführte Somnambulismus, während dessen die Patienten die Augen geschlossen haben, aber ihre Außenwelt trotzdem wahrnehmen können, also diese quasi träumen, befähigte mitunter zu außergewöhnlichen Leistungen, wie etwa der Clairvoyance, also dem Hellsehen. | Demgegenüber stehen die magnetische Clairvoyance, die höchste Form des Traumes, die möglich ist und einer weiteren Untersuchung würdig, sowie ein tieferer Grad des Traumes, der sich dadurch auszeichnet, dass in der erwachten Person Stimmungen oder Vorahnungen, etwa eines nahenden Todes, zurückbleiben (vgl. SdT 12). Für Schubert und seine Zeitgenossen sind Begriffe wie Magnetismus, Clairvoyance und magnetischer Schlaf noch selbstverständlich, heute bedürfen sie einer Erläuterung. Franz Anton Mesmer entwickelte eine nach ihm benannte Behandlungstechnik, den Mesmerismus. Alles, auch der Organismus, sei von einem unsichtbaren Fluidum durchdrungen. Es zirkuliert im menschlichen Körper; wird die Zirkulation unterbrochen, äußert sich dies im Organismus als Krankheit. Diese können geheilt werden, „Nervenkrankheiten unmittelbar und die übrigen mittelbar“ (Kluge 48), indem man den Fluss durch eine magnetische Behandlung wieder in Gang bringt. Mesmers Ansichten wurden in Frankreich unter anderem vom Marquis de Puységur weiterentwickelt (vgl. Kluge 64). Diesem gelang es, Patienten in künstlichen Somnambulismus zu versetzen. Der reformierte Mesermismus wurde nach seiner Rückkehr nach Deutschland als tierischer oder animalischer Magnetismus bezeichnet (vgl. Barkhoff 18-26). Dieser künstlich herbeigeführte Somnambulismus, während dessen die Patienten die Augen geschlossen haben, aber ihre Außenwelt trotzdem wahrnehmen können, also diese quasi träumen, befähigte mitunter zu außergewöhnlichen Leistungen, wie etwa der Clairvoyance, also dem Hellsehen. | ||
Schubert weist darauf hin, dass der Zustand des magnetischen Schlafes am leichtesten mit Hilfe des Magnetiseurs erreicht werden könne (SdT 131), jedoch „erfolgen jene Zustände, auch ohne Zuthun des Magnetiseurs, nach Gemüthsbewegungen und allen Einflüssen, wodurch die Tätigkeit des Gangliensystems sehr aufgeregt wird“ (SdT 131). Der bedeutende Unterschied zum normalen Schlaf ist die Kontrolle, die der Somnambule über sein Gehirn, sein Cerebralsystem hat: „der eigentliche, vollkommene Somnambulismus hat zugleich einen hellen Ueberblick über das Gebiet des wachen Zustandes“ (SdT 107). Schubert nennt zahlreiche Fähigkeiten, über die der Somnambule verfügen kann (SdT 104-108, 131-137); als Beispiel seien neben der bereits erläuterten Clairvoyance die Fähigkeit genannt „an allen körperlichen und geistigen Gefühlen“ (SdT 134) des Magnetiseurs zu partizipieren. Tatsächlich sind alle Fähigkeiten, die genannt werden, für Schubert nicht um ihrer selbst willen interessant, sondern weil sie ihm als Beleg für seine Theorie der Naturgeschichte dienen: „Der Traum, der Somnambulismus, die Begeisterung und alle erhöhten Zustände unserer bildenden Natur, führen uns in schöne, noch nie gesehene Gegenden, in eine neue und selbsterschaffene, reiche und erhabene Natur […]. Aber jene Gebilde sind nur ein armer Nachhall des anfänglichen Vermögens“ (SdT 155). Der höhere, der clairvoyante Traum, ist ein Beleg für die Fähigkeiten, welche der Mensch im goldenen Zeitalter besessen hat und wieder besitzen wird, wenn das Ende der Triade erreicht | Schubert weist darauf hin, dass der Zustand des magnetischen Schlafes am leichtesten mit Hilfe des Magnetiseurs erreicht werden könne (SdT 131), jedoch „erfolgen jene Zustände, auch ohne Zuthun des Magnetiseurs, nach Gemüthsbewegungen und allen Einflüssen, wodurch die Tätigkeit des Gangliensystems sehr aufgeregt wird“ (SdT 131). Der bedeutende Unterschied zum normalen Schlaf ist die Kontrolle, die der Somnambule über sein Gehirn, sein Cerebralsystem hat: „der eigentliche, vollkommene Somnambulismus hat zugleich einen hellen Ueberblick über das Gebiet des wachen Zustandes“ (SdT 107). Schubert nennt zahlreiche Fähigkeiten, über die der Somnambule verfügen kann (SdT 104-108, 131-137); als Beispiel seien neben der bereits erläuterten Clairvoyance die Fähigkeit genannt „an allen körperlichen und geistigen Gefühlen“ (SdT 134) des Magnetiseurs zu partizipieren. Tatsächlich sind alle Fähigkeiten, die genannt werden, für Schubert nicht um ihrer selbst willen interessant, sondern weil sie ihm als Beleg für seine Theorie der Naturgeschichte dienen: „Der Traum, der Somnambulismus, die Begeisterung und alle erhöhten Zustände unserer bildenden Natur, führen uns in schöne, noch nie gesehene Gegenden, in eine neue und selbsterschaffene, reiche und erhabene Natur […]. Aber jene Gebilde sind nur ein armer Nachhall des anfänglichen Vermögens“ (SdT 155). Der höhere, der clairvoyante Traum, ist ein Beleg für die Fähigkeiten, welche der Mensch im goldenen Zeitalter besessen hat und wieder besitzen wird, wenn das Ende der Triade erreicht ist. | ||
====Die Symbolik des Traumes==== | ====Die Symbolik des Traumes==== |